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Energie & Management > Bkwk-Kongress - Wie wird die KWK zukunftsfähig?
Der BKWK-Kongress wurde über Youtube ausgestrahlt, Quelle: E&M
Bkwk-Kongress

Wie wird die KWK zukunftsfähig?

Die KWK-Technik gilt als Garant für die Versorgungssicherheit. Auf dem BKWK-Kongress wurde aber auch deutlich: Die KWK braucht neue Regeln, um nicht aus dem Markt gedrängt zu werden.
Der BKWK-Kongress hat die Rolle der Kraft-Wärme-Koppelung als Sicherheitstechnik in einem künftigen klimaneutralen Energiesystem in den Fokus genommen. „Als brennstoff-unabhängige Technik kann sie künftig eine wesentliche Rolle im Energiesystem einnehmen, als flexibles und dezentrales Backup-System, wenn die Energie aus Sonne und Wind nicht ausreicht“, sagte Claus-Heinrich Stahl, Präsident des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (BKWK), auf dem diesjährigen Jahreskongress des Verbandes. Die Kraft-Wärme-Kopplung könne außerdem einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten, da sie bereits heute klimaneutral mit biogenen Brennstoffen betrieben werden kann.

Die beiden Punkte Versorgungssicherheit und CO2-Reduktion mittels KWK-Anlagen strich auf dem Jahreskongress unter anderem auch Thorsten Herdan, Leiter Energiepolitik beim Bundeswirtschaftsministerium, in seinem Vortrag hervor. In einem zukünftigen System mit weit mehr Erneuerbaren-Einspeisung sei die KWK in Kombination mit Speichern für die benötigten Flexibilitäten ein zentrales Element. „Jedoch muss die neue Bundesregierung sicherstellen“, so Herdan, dass auch künftig in solche Anlagen investiert werde und sie sich wirtschaftlich betreiben lassen.

Hintergrund der Debatte: KWK-Anlagen müssen in Zukunft flexibler und gleichzeitig weniger laufen. Das jetzige Fördersystem honoriert dies jedoch nicht. In diesem Zusammenhang werde es sicherlich auch wieder neue Debatten um Kapazitätsmechanismen geben müssen, so Herdan. Ebenso seien auf der EU-Ebene zwei Aspekte relevant: wie die beihilfe-rechtlichen Bedingungen künftig aussehen und was in der Taxonomie-Verordnung stehen wird. Beides müsse zur KWK passen. Hier warb Herdan dafür, dass die Branche gemeinsam mit der Politik die Regulatorik für die neuen Aufgaben anpasse.

Förderung der KWK muss grundlegend neu gedacht werden

Künftig müssen insbesondere also mehr Anreize für einen flexibleren Betrieb von Anlagen geschaffen werden. Achim Zerres, Abteilungsleiter Energieregulierung bei der Bundesnetzagentur, monierte deutlich, dass „kaum ein wärmegeführtes Heizkraftwerk im Sommer bei Flaute anspringt oder im Winter bei Starkwind herunterfährt“. Die fixe Marktprämie schwäche den ökonomischen Anreiz zur Flexibilität und konterkariere damit den vernünftigen Förderstunden-Ansatz. Daher unterstrich er, dass man in Deutschland die Förderung nochmals grundlegend überdenken müsse. Viele neue Regelungen, die in den vergangenen Monaten getroffen wurden, seien von einem Obergedanken getragen und werden seitens der EU auch eingefordert: „In einem Strombinnenmarkt europäischer Prägung kann es nicht sein, dass einzelne Erzeugungsarten rein national gefördert werden.“

Das Bundeswirtschaftsministerium geht allerdings in einer eigenen Analyse davon aus, dass ein KWK-Zubau von 14.000 MW bis 2030 erforderlich ist, um nach dem Kohle- und Atomausstieg die Versorgungssicherheit sicherstellen zu können. Im Monitoring der Bundesnetzagentur zeige sich zwar ein ähnliches Bild. Das heiße aber nicht, dass es auch nicht ohne die KWK ginge, zeigte sich Zerres gegenüber der KWK skeptisch. Die KWK könne aber ihre Rolle bei der Versorgungssicherheit finden, „wenn sie sich im Wettbewerb behauptet und von Denkweisen des fossilen Zeitalters verabschiedet“.

Damit die KWK perspektivisch ihren Beitrag leisten kann, braucht sie zudem dringend grüne Gase und Wasserstoff. Eine Möglichkeit ist hierbei, das bestehende Gasnetz sukzessive umzustellen. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender DVGW, sprach sich hierfür aus und betonte, dass das Gasnetz aus technischer Sicht gut auf den Wasserstoff umzustellen ist. Auch die BHWK-Hersteller seien dabei, ihre Motoren auf den neuen Brennstoff auszurichten.

Linke sieht weder das Netz noch die Anwendung beim Kunden als problematisch an, sondern den derzeitigen Ordnungsrahmen und warb für vier Punkte: Er plädierte für klare Zielvorgaben, wann wie viel klimaneutrale Gase perspektivisch in den nächsten Jahren im Netz sein sollen. Zudem bräuchte es eine gemeinsame Regulierung von Gas- und Wasserstoffnetzen. Als Drittes plädierte er für mehr Anreize zur Produktion klimaneutraler Gase. Und zuletzt bräuchte es seiner Ansicht nach einen Klimabonus sowie einen H2-Umstellbonus für Kunden. BKWK-Präsident Stahl betonte abschließend, dass die Branche auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft ist und dringend auf die passenden grünen Treibstoffe warte.

Der Kongress wurde in diesem Jahr vom 2. bis 4. November aus Halle an der Saale aus den Räumen der Energieversorgung Halle (EVH) ins Web gestreamt. Weiterer Gastgeber war die Bauverein Energie & Service GmbH. Die drei Kongresstage sind über Youtube jederzeit abrufbar.

Freitag, 5.11.2021, 10:45 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Bkwk-Kongress - Wie wird die KWK zukunftsfähig?
Der BKWK-Kongress wurde über Youtube ausgestrahlt, Quelle: E&M
Bkwk-Kongress
Wie wird die KWK zukunftsfähig?
Die KWK-Technik gilt als Garant für die Versorgungssicherheit. Auf dem BKWK-Kongress wurde aber auch deutlich: Die KWK braucht neue Regeln, um nicht aus dem Markt gedrängt zu werden.
Der BKWK-Kongress hat die Rolle der Kraft-Wärme-Koppelung als Sicherheitstechnik in einem künftigen klimaneutralen Energiesystem in den Fokus genommen. „Als brennstoff-unabhängige Technik kann sie künftig eine wesentliche Rolle im Energiesystem einnehmen, als flexibles und dezentrales Backup-System, wenn die Energie aus Sonne und Wind nicht ausreicht“, sagte Claus-Heinrich Stahl, Präsident des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (BKWK), auf dem diesjährigen Jahreskongress des Verbandes. Die Kraft-Wärme-Kopplung könne außerdem einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten, da sie bereits heute klimaneutral mit biogenen Brennstoffen betrieben werden kann.

Die beiden Punkte Versorgungssicherheit und CO2-Reduktion mittels KWK-Anlagen strich auf dem Jahreskongress unter anderem auch Thorsten Herdan, Leiter Energiepolitik beim Bundeswirtschaftsministerium, in seinem Vortrag hervor. In einem zukünftigen System mit weit mehr Erneuerbaren-Einspeisung sei die KWK in Kombination mit Speichern für die benötigten Flexibilitäten ein zentrales Element. „Jedoch muss die neue Bundesregierung sicherstellen“, so Herdan, dass auch künftig in solche Anlagen investiert werde und sie sich wirtschaftlich betreiben lassen.

Hintergrund der Debatte: KWK-Anlagen müssen in Zukunft flexibler und gleichzeitig weniger laufen. Das jetzige Fördersystem honoriert dies jedoch nicht. In diesem Zusammenhang werde es sicherlich auch wieder neue Debatten um Kapazitätsmechanismen geben müssen, so Herdan. Ebenso seien auf der EU-Ebene zwei Aspekte relevant: wie die beihilfe-rechtlichen Bedingungen künftig aussehen und was in der Taxonomie-Verordnung stehen wird. Beides müsse zur KWK passen. Hier warb Herdan dafür, dass die Branche gemeinsam mit der Politik die Regulatorik für die neuen Aufgaben anpasse.

Förderung der KWK muss grundlegend neu gedacht werden

Künftig müssen insbesondere also mehr Anreize für einen flexibleren Betrieb von Anlagen geschaffen werden. Achim Zerres, Abteilungsleiter Energieregulierung bei der Bundesnetzagentur, monierte deutlich, dass „kaum ein wärmegeführtes Heizkraftwerk im Sommer bei Flaute anspringt oder im Winter bei Starkwind herunterfährt“. Die fixe Marktprämie schwäche den ökonomischen Anreiz zur Flexibilität und konterkariere damit den vernünftigen Förderstunden-Ansatz. Daher unterstrich er, dass man in Deutschland die Förderung nochmals grundlegend überdenken müsse. Viele neue Regelungen, die in den vergangenen Monaten getroffen wurden, seien von einem Obergedanken getragen und werden seitens der EU auch eingefordert: „In einem Strombinnenmarkt europäischer Prägung kann es nicht sein, dass einzelne Erzeugungsarten rein national gefördert werden.“

Das Bundeswirtschaftsministerium geht allerdings in einer eigenen Analyse davon aus, dass ein KWK-Zubau von 14.000 MW bis 2030 erforderlich ist, um nach dem Kohle- und Atomausstieg die Versorgungssicherheit sicherstellen zu können. Im Monitoring der Bundesnetzagentur zeige sich zwar ein ähnliches Bild. Das heiße aber nicht, dass es auch nicht ohne die KWK ginge, zeigte sich Zerres gegenüber der KWK skeptisch. Die KWK könne aber ihre Rolle bei der Versorgungssicherheit finden, „wenn sie sich im Wettbewerb behauptet und von Denkweisen des fossilen Zeitalters verabschiedet“.

Damit die KWK perspektivisch ihren Beitrag leisten kann, braucht sie zudem dringend grüne Gase und Wasserstoff. Eine Möglichkeit ist hierbei, das bestehende Gasnetz sukzessive umzustellen. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender DVGW, sprach sich hierfür aus und betonte, dass das Gasnetz aus technischer Sicht gut auf den Wasserstoff umzustellen ist. Auch die BHWK-Hersteller seien dabei, ihre Motoren auf den neuen Brennstoff auszurichten.

Linke sieht weder das Netz noch die Anwendung beim Kunden als problematisch an, sondern den derzeitigen Ordnungsrahmen und warb für vier Punkte: Er plädierte für klare Zielvorgaben, wann wie viel klimaneutrale Gase perspektivisch in den nächsten Jahren im Netz sein sollen. Zudem bräuchte es eine gemeinsame Regulierung von Gas- und Wasserstoffnetzen. Als Drittes plädierte er für mehr Anreize zur Produktion klimaneutraler Gase. Und zuletzt bräuchte es seiner Ansicht nach einen Klimabonus sowie einen H2-Umstellbonus für Kunden. BKWK-Präsident Stahl betonte abschließend, dass die Branche auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft ist und dringend auf die passenden grünen Treibstoffe warte.

Der Kongress wurde in diesem Jahr vom 2. bis 4. November aus Halle an der Saale aus den Räumen der Energieversorgung Halle (EVH) ins Web gestreamt. Weiterer Gastgeber war die Bauverein Energie & Service GmbH. Die drei Kongresstage sind über Youtube jederzeit abrufbar.

Freitag, 5.11.2021, 10:45 Uhr
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