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Energie & Management > Politik - Wie Städte sich auf die Gasmisere einstellen
Quelle: Pixabay / Anders Mejlvang
Politik

Wie Städte sich auf die Gasmisere einstellen

Wegen des drohenden Gasmangels im Winter ergreifen immer mehr Städte und Gemeinden Energie-Sparmaßnahmen. Auch Kitas und Schulen sind betroffen.
Wie streng wird nach dem Extrem-Sommer der Winter? Während Meteorologen noch über ihren Wettermodellen brüten und teils sehr unterschiedliche Prognosen geben, stellen sich Städte und Gemeinden auf harte Zeiten ein. Vielerorts sind wegen des drohenden Gasmangels bereits Energie-Sparmaßnahmen verordnet worden. In zahlreichen Kommunen laufen Planungen, wo und wie der Verbrauch sich verringern lässt. Es sind immer wieder die gleichen Einschnitte, die dabei im Fokus stehen. Einschnitte, die es für Energieversorger ins Kalkül zu ziehen gilt.

Berlin, Potsdam, Hannover, Leipzig, Stuttgart, München, die Liste ließe sich noch lange fortschreiben: Zahlreiche Städte haben inzwischen die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern, Museen und Bibliotheken abgeschaltet. Das ergab kürzlich eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes. Selbst kleine Kommunen knapsen beim Licht, um Energie und Geld zu sparen. Die Harz-Stadt Wernigerode (Sachsen-Anhalt) etwa strahlt ihr Schloss nicht mehr an. Auch Kirchen bleiben zusehends im Dunkeln, und das nicht nur prominente Bauten. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland etwa berichtet, dass die meisten Kirchengemeinden der Region die Strahler abgedreht hätten.

Heizlüfter und Ölradiatoren verboten

Beim Sparen am Licht bleibt es freilich nicht. Wie Landesregierungen wollen Stadtväter bei Heizung und Warmwasser drosseln. Beispiel Zwickau: „Die Warmwasserversorgung an allen Zapfstellen der Verwaltung und der nachgeordneten Einrichtungen, an welchen kein Warmwasser durch entsprechende Vorschriften gefordert wird, wird eingestellt“, ordnete die Kommune an. Zu den betroffenen nachgeordneten Einrichtungen sollen auch Schulen und Kitas gehören. Büros mit Klimaanlage dürfen in der Regel nur noch bis auf 26 Grad gekühlt werden. Als Sollwerte für die Raumtemperaturen in der kommenden Heizperiode gelten die „Mindestvorgaben der Arbeitsstättenverordnung“. Zudem verbietet die Kommune ihren Mitarbeitern den Einsatz wärmender Helferlein wie Heizlüftern und Ölradiatoren. Und in Fluren und Treppenhäusern soll – soweit realisierbar und den Sicherheitsanforderungen entsprechend – die Beleuchtung tagsüber aus bleiben.
 

Ambitioniert zeigt sich auch Hannover. Die Stadt hat einen Sparplan erstellt, der zu 15 % weniger Energieverbrauch führen soll. „Wir haben ganz unterschiedliche Maßnahmen: die Beleuchtung von Gebäuden, die Freibäder und das Nicht-mehr-Heizen mit Gas oder auch das Kaltstellen der Duschen", sagte Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) dem Norddeutschen Rundfunk.

In der niedersächsischen Landeshauptstadt sollen auch die Brunnen nicht mehr sprudeln. Städtische Gebäude sollen von Oktober bis März auf höchstens 20 Grad geheizt werden. Alte Leuchtmittel will man gegen LED-Lampen tauschen. Kühlschränke, Heizlüfter und Drucker sollen teils entfernt werden. Wo dem Sparzwang Grenzen gesetzt sind: Man wolle sicherstellen, „dass Schulen, Kitas, Kliniken und Pflegeheime weiter betrieben werden können", so Onay.

Arbeiten bei 19 Grad Raumtemperatur

München beheizt die Räume der Stadtverwaltung nur noch bis auf 19 Grad. Überdies gibt es in städtischen Büros der Isarmetropole kein fließend warmes Wasser mehr. Die Straßenbeleuchtung wird auf LED-Technik umgerüstet, und sie ist reduziert worden. Fast die Hälfte aller Ampeln ist laut Stadt zu verkehrsschwachen Zeiten ausgeschaltet. Auch die meisten Brunnen liefen nachts nicht mehr.

Ähnliche Überlegungen gibt es etwa auch in Halle und Magdeburg. Beide Städte arbeiten an Plänen, um Strom, Wasser und Gas zu sparen. In den kommenden Tagen soll in Halle unter anderem die Effektbeleuchtung am Roten Turm, dem Händeldenkmal und der Burg Giebichenstein nach und nach abgeschaltet werden, sagte ein Sprecher der Stadt der Deutschen Presseagentur. In allen öffentlichen städtischen Gebäuden will man auf die Warmwasserbereitung verzichten. Die Innenbeleuchtung soll reduziert werden, teilweise sollen LED-Leuchten zum Einsatz kommen.

Zugespitzte Situation in Mansfeld-Südharz

In Magdeburg soll sich eine Arbeitsgruppe mit weiteren Möglichkeiten auseinandersetzen. Die Stadt sieht aber nahezu alle Potenziale der Energieeinsparung ausgeschöpft, da bereits 2005 ein Energiemanagement in allen Schulen, Sporthallen, Verwaltungs- und Kulturbauten sowie Museen und Feuerwehren eingeführt wurde, wie ein Sprecher gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärte. Die Stadtbeleuchtung sei mit Dimmanlagen und oft sogar mit dimmbaren LED-Leuchten ausgestattet. Magdeburg hat zudem vor einiger Zeit in fast allen Schwimmhallen die Wassertemperaturen um rund ein Grad abgesenkt.

In Sachsen-Anhalt hat die Energiemisere viele kleine Kommunen auf den Plan gerufen. Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat mit Blick auf die zugespitzte Situation bei der Bereitstellung bezahlbarer Energie ein umfangreiches Maßnahmenpaket angekündigt. Die Kosten stiegen in nahezu allen Bereichen, sagte Landrat André Schröder (CDU). Besonders kritisch ist die Lage in dem Landkreis, weil der Generalversorger den Angaben zufolge fristgemäß zum Jahresende gekündigt hat. Die Energieversorgung der Verwaltung müsse in der gegenwärtig schwierigen Phase nun neu vergeben werden, hieß es.

Mittwoch, 3.08.2022, 17:01 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Politik - Wie Städte sich auf die Gasmisere einstellen
Quelle: Pixabay / Anders Mejlvang
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Wie Städte sich auf die Gasmisere einstellen
Wegen des drohenden Gasmangels im Winter ergreifen immer mehr Städte und Gemeinden Energie-Sparmaßnahmen. Auch Kitas und Schulen sind betroffen.
Wie streng wird nach dem Extrem-Sommer der Winter? Während Meteorologen noch über ihren Wettermodellen brüten und teils sehr unterschiedliche Prognosen geben, stellen sich Städte und Gemeinden auf harte Zeiten ein. Vielerorts sind wegen des drohenden Gasmangels bereits Energie-Sparmaßnahmen verordnet worden. In zahlreichen Kommunen laufen Planungen, wo und wie der Verbrauch sich verringern lässt. Es sind immer wieder die gleichen Einschnitte, die dabei im Fokus stehen. Einschnitte, die es für Energieversorger ins Kalkül zu ziehen gilt.

Berlin, Potsdam, Hannover, Leipzig, Stuttgart, München, die Liste ließe sich noch lange fortschreiben: Zahlreiche Städte haben inzwischen die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern, Museen und Bibliotheken abgeschaltet. Das ergab kürzlich eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes. Selbst kleine Kommunen knapsen beim Licht, um Energie und Geld zu sparen. Die Harz-Stadt Wernigerode (Sachsen-Anhalt) etwa strahlt ihr Schloss nicht mehr an. Auch Kirchen bleiben zusehends im Dunkeln, und das nicht nur prominente Bauten. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland etwa berichtet, dass die meisten Kirchengemeinden der Region die Strahler abgedreht hätten.

Heizlüfter und Ölradiatoren verboten

Beim Sparen am Licht bleibt es freilich nicht. Wie Landesregierungen wollen Stadtväter bei Heizung und Warmwasser drosseln. Beispiel Zwickau: „Die Warmwasserversorgung an allen Zapfstellen der Verwaltung und der nachgeordneten Einrichtungen, an welchen kein Warmwasser durch entsprechende Vorschriften gefordert wird, wird eingestellt“, ordnete die Kommune an. Zu den betroffenen nachgeordneten Einrichtungen sollen auch Schulen und Kitas gehören. Büros mit Klimaanlage dürfen in der Regel nur noch bis auf 26 Grad gekühlt werden. Als Sollwerte für die Raumtemperaturen in der kommenden Heizperiode gelten die „Mindestvorgaben der Arbeitsstättenverordnung“. Zudem verbietet die Kommune ihren Mitarbeitern den Einsatz wärmender Helferlein wie Heizlüftern und Ölradiatoren. Und in Fluren und Treppenhäusern soll – soweit realisierbar und den Sicherheitsanforderungen entsprechend – die Beleuchtung tagsüber aus bleiben.
 

Ambitioniert zeigt sich auch Hannover. Die Stadt hat einen Sparplan erstellt, der zu 15 % weniger Energieverbrauch führen soll. „Wir haben ganz unterschiedliche Maßnahmen: die Beleuchtung von Gebäuden, die Freibäder und das Nicht-mehr-Heizen mit Gas oder auch das Kaltstellen der Duschen", sagte Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) dem Norddeutschen Rundfunk.

In der niedersächsischen Landeshauptstadt sollen auch die Brunnen nicht mehr sprudeln. Städtische Gebäude sollen von Oktober bis März auf höchstens 20 Grad geheizt werden. Alte Leuchtmittel will man gegen LED-Lampen tauschen. Kühlschränke, Heizlüfter und Drucker sollen teils entfernt werden. Wo dem Sparzwang Grenzen gesetzt sind: Man wolle sicherstellen, „dass Schulen, Kitas, Kliniken und Pflegeheime weiter betrieben werden können", so Onay.

Arbeiten bei 19 Grad Raumtemperatur

München beheizt die Räume der Stadtverwaltung nur noch bis auf 19 Grad. Überdies gibt es in städtischen Büros der Isarmetropole kein fließend warmes Wasser mehr. Die Straßenbeleuchtung wird auf LED-Technik umgerüstet, und sie ist reduziert worden. Fast die Hälfte aller Ampeln ist laut Stadt zu verkehrsschwachen Zeiten ausgeschaltet. Auch die meisten Brunnen liefen nachts nicht mehr.

Ähnliche Überlegungen gibt es etwa auch in Halle und Magdeburg. Beide Städte arbeiten an Plänen, um Strom, Wasser und Gas zu sparen. In den kommenden Tagen soll in Halle unter anderem die Effektbeleuchtung am Roten Turm, dem Händeldenkmal und der Burg Giebichenstein nach und nach abgeschaltet werden, sagte ein Sprecher der Stadt der Deutschen Presseagentur. In allen öffentlichen städtischen Gebäuden will man auf die Warmwasserbereitung verzichten. Die Innenbeleuchtung soll reduziert werden, teilweise sollen LED-Leuchten zum Einsatz kommen.

Zugespitzte Situation in Mansfeld-Südharz

In Magdeburg soll sich eine Arbeitsgruppe mit weiteren Möglichkeiten auseinandersetzen. Die Stadt sieht aber nahezu alle Potenziale der Energieeinsparung ausgeschöpft, da bereits 2005 ein Energiemanagement in allen Schulen, Sporthallen, Verwaltungs- und Kulturbauten sowie Museen und Feuerwehren eingeführt wurde, wie ein Sprecher gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärte. Die Stadtbeleuchtung sei mit Dimmanlagen und oft sogar mit dimmbaren LED-Leuchten ausgestattet. Magdeburg hat zudem vor einiger Zeit in fast allen Schwimmhallen die Wassertemperaturen um rund ein Grad abgesenkt.

In Sachsen-Anhalt hat die Energiemisere viele kleine Kommunen auf den Plan gerufen. Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat mit Blick auf die zugespitzte Situation bei der Bereitstellung bezahlbarer Energie ein umfangreiches Maßnahmenpaket angekündigt. Die Kosten stiegen in nahezu allen Bereichen, sagte Landrat André Schröder (CDU). Besonders kritisch ist die Lage in dem Landkreis, weil der Generalversorger den Angaben zufolge fristgemäß zum Jahresende gekündigt hat. Die Energieversorgung der Verwaltung müsse in der gegenwärtig schwierigen Phase nun neu vergeben werden, hieß es.

Mittwoch, 3.08.2022, 17:01 Uhr
Manfred Fischer

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