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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Wie grün die Seele von Elektromobilisten ist
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge

Wie grün die Seele von Elektromobilisten ist

Die Klimabilanz der Elektromobilität hängt wesentlich vom verwendeten Ladestrom ab. Forschende untersuchten, wie stark Ökostrom unter Elektromobilisten verbreitet ist.
Legt man den CO2-Ausstoß des deutschen Stromnetzes für die Berechnungen des ökologischen Fußabdruckes von E-Fahrzeugen zugrunde, zeigen verschiedene Studien bereits eine hohe Einsparung an Treibhausgasemissionen. Besteht der beim Ladevorgang verwendete Strom hingegen ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen, reduziert sich der Emissionswert auf bis zu 75 % gegenüber konventionellen Fahrzeugen nochmals deutlich.

Vor diesem Hintergrund analysierte das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und der Dresdner "Energy Systems Analysis Associates" (ESA2 GmbH), inwieweit Fahrerinnen und Fahrer von Elektrofahrzeugen wirklich grün denken.

Hierzu nahmen die Forschenden dreierlei zur Grundlage: der Anteil an Ökostromverträgen für das Laden erstens an der heimischen Wallbox, zweitens auf der Arbeit und drittens an öffentlichen Ladestationen. Zudem betrachteten sie den ökologischen Anspruch der geschlossenen Ökostrom-Verträge. Darüber hinaus setzten sie die Werte für Deutschland in Bezug zum EU-Durchschnitt. Insgesamt flossen in die Umfrage die Antworten von insgesamt 867 Probanden ein. Befragt wurden sie zu ihren bevorzugten Ladeorten sowie ob sie beim Laden auf Ökostrom zurückgreifen.

Hoher Anteil an Ökostrom an allen drei Ladeorten

Das Ergebnis der Erhebung zeigt: 59 % der Befragten in Deutschland präferieren das Laden daheim. Im EU-Durchschnitt sind es 64 %. 84 % der Elektrofahrzeug-Nutzer haben einen Ökostromvertrag (EU: 63 %). Dies ist laut der Umfrage deutlich über dem Durchschnitt der deutschen Haushalte, von denen 2020 nur 30 % einen solchen Vertrag besaßen.

Als Gründe für den höheren Anteil an Ökostromkunden unter den Elektromobilisten verweist die Studie auf deren höheres Umweltbewusstsein sowie die staatliche Förderung von Wallboxen, die 2021 an den Abschluss eines Ökostromvertrags geknüpft war.

Auch das Laden am Arbeitsplatz, das auf 14 % (EU: 18 %) der Ladevorgänge zutrifft, ist der Befragung der Flottenmanagerinnen und -manager zufolge ähnlich häufig an Ökostromverträge geknüpft. Hier kommt Deutschland auf 81 % und Europa auf 60 %.

Dies gilt ebenfalls für öffentliche Ladepunkte, wie die Auswertung diverser Datenquellen zeigt: So liegt der vertraglich vereinbarte Ökostromanteil an öffentlichen Normalladestationen in Deutschland bei mindestens 85 % (EU: 62 %) und bei öffentlichen Schnellladestationen bei mindestens 75 % (EU: 57 %). Der Anteil von Ökostromverträgen fällt damit an allen drei Ladeorten (Daheim, Arbeitsplatz, öffentliche Ladestation) in Deutschland sehr hoch aus.

Ökologischer Anspruch der Verträge variiert stark

Große Unterschiede zeigten sich laut Fraunhofer allerdings im Schwarz-Weiß-Gedruckten der Ökostromverträgen: So beginne der ökologische Anspruch der Verträge bereits beim Rückgriff auf Herkunftsnachweise, wobei in der Regel Altanlagen zur Produktion erneuerbaren Stroms ohne räumlichen oder zeitlichen Bezug zur Stromabnahme dem Ökostromvertrag zugeordnet werden. Dem gegenüber stünden ambitionierte Ökostromverträge mit hohen ökologischen Ansprüchen, die sich über extern zertifizierte Ökostromlabels nachweisen lassen.

Viele der Befragten machten, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage, keine Angaben zu den Labels oder wussten nichts darüber. Fraunhofer begründet dies mit den variierenden Anforderungen und der Vielzahl unterschiedlicher Labels. Staatliche Vorgaben könnten hier für mehr Transparenz und eine größere Akzeptanz von anspruchsvollen Ökostromverträgen sorgen, heißt es seitens Fraunhofer.

Zusätzlich zum Ökostromvertrag nutzen E-Autofahrer eine eigene Photovoltaik-Anlage mit eigenem Stromspeicher bei ihrem Ladevorgang daheim. So gaben mit 48 % fast die Hälfte der Befragten an, auch eine PV-Anlage zu besitzen.

Öffentliches Laden gewinnt an ökologischer Bedeutung

Beim Blick in die Zukunft halten die Forschenden bei der Entwicklung von Ökostromverträgen beide Richtungen für möglich: Sabine Preuß, Koordinatorin der Umfrage vom Fraunhofer ISI, hält es einerseits für denkbar, dass der Anteil von Ökostrom beim Laden weiter zunimmt. Der Grund: Ökostrom werde zur sozialen Norm und präge das Umweltbewusstsein entscheidend mit.

Jedoch steige andererseits auch der Anteil der Menschen, die weniger Möglichkeiten haben, beim Laden ihres E-Autos auf selbst generierte erneuerbare Stromquellen zurückzugreifen – "etwa weil sie in Mietwohnungen wohnen und keine PV-Anlagen installieren können. Daher ist ebenso ein sinkender Anteil von Ökostromverträgen vorstellbar", folgert Preuß. In diesem Fall könne das Laden am Arbeitsplatz und an öffentlichen Schnell- und Normalladestationen zunehmen und die dortigen Ökostromtarife an Relevanz für den ökologischen Fußabdruck von Elektrofahrzeugen gewinnen.

Montag, 21.02.2022, 15:51 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Wie grün die Seele von Elektromobilisten ist
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge
Wie grün die Seele von Elektromobilisten ist
Die Klimabilanz der Elektromobilität hängt wesentlich vom verwendeten Ladestrom ab. Forschende untersuchten, wie stark Ökostrom unter Elektromobilisten verbreitet ist.
Legt man den CO2-Ausstoß des deutschen Stromnetzes für die Berechnungen des ökologischen Fußabdruckes von E-Fahrzeugen zugrunde, zeigen verschiedene Studien bereits eine hohe Einsparung an Treibhausgasemissionen. Besteht der beim Ladevorgang verwendete Strom hingegen ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen, reduziert sich der Emissionswert auf bis zu 75 % gegenüber konventionellen Fahrzeugen nochmals deutlich.

Vor diesem Hintergrund analysierte das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und der Dresdner "Energy Systems Analysis Associates" (ESA2 GmbH), inwieweit Fahrerinnen und Fahrer von Elektrofahrzeugen wirklich grün denken.

Hierzu nahmen die Forschenden dreierlei zur Grundlage: der Anteil an Ökostromverträgen für das Laden erstens an der heimischen Wallbox, zweitens auf der Arbeit und drittens an öffentlichen Ladestationen. Zudem betrachteten sie den ökologischen Anspruch der geschlossenen Ökostrom-Verträge. Darüber hinaus setzten sie die Werte für Deutschland in Bezug zum EU-Durchschnitt. Insgesamt flossen in die Umfrage die Antworten von insgesamt 867 Probanden ein. Befragt wurden sie zu ihren bevorzugten Ladeorten sowie ob sie beim Laden auf Ökostrom zurückgreifen.

Hoher Anteil an Ökostrom an allen drei Ladeorten

Das Ergebnis der Erhebung zeigt: 59 % der Befragten in Deutschland präferieren das Laden daheim. Im EU-Durchschnitt sind es 64 %. 84 % der Elektrofahrzeug-Nutzer haben einen Ökostromvertrag (EU: 63 %). Dies ist laut der Umfrage deutlich über dem Durchschnitt der deutschen Haushalte, von denen 2020 nur 30 % einen solchen Vertrag besaßen.

Als Gründe für den höheren Anteil an Ökostromkunden unter den Elektromobilisten verweist die Studie auf deren höheres Umweltbewusstsein sowie die staatliche Förderung von Wallboxen, die 2021 an den Abschluss eines Ökostromvertrags geknüpft war.

Auch das Laden am Arbeitsplatz, das auf 14 % (EU: 18 %) der Ladevorgänge zutrifft, ist der Befragung der Flottenmanagerinnen und -manager zufolge ähnlich häufig an Ökostromverträge geknüpft. Hier kommt Deutschland auf 81 % und Europa auf 60 %.

Dies gilt ebenfalls für öffentliche Ladepunkte, wie die Auswertung diverser Datenquellen zeigt: So liegt der vertraglich vereinbarte Ökostromanteil an öffentlichen Normalladestationen in Deutschland bei mindestens 85 % (EU: 62 %) und bei öffentlichen Schnellladestationen bei mindestens 75 % (EU: 57 %). Der Anteil von Ökostromverträgen fällt damit an allen drei Ladeorten (Daheim, Arbeitsplatz, öffentliche Ladestation) in Deutschland sehr hoch aus.

Ökologischer Anspruch der Verträge variiert stark

Große Unterschiede zeigten sich laut Fraunhofer allerdings im Schwarz-Weiß-Gedruckten der Ökostromverträgen: So beginne der ökologische Anspruch der Verträge bereits beim Rückgriff auf Herkunftsnachweise, wobei in der Regel Altanlagen zur Produktion erneuerbaren Stroms ohne räumlichen oder zeitlichen Bezug zur Stromabnahme dem Ökostromvertrag zugeordnet werden. Dem gegenüber stünden ambitionierte Ökostromverträge mit hohen ökologischen Ansprüchen, die sich über extern zertifizierte Ökostromlabels nachweisen lassen.

Viele der Befragten machten, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage, keine Angaben zu den Labels oder wussten nichts darüber. Fraunhofer begründet dies mit den variierenden Anforderungen und der Vielzahl unterschiedlicher Labels. Staatliche Vorgaben könnten hier für mehr Transparenz und eine größere Akzeptanz von anspruchsvollen Ökostromverträgen sorgen, heißt es seitens Fraunhofer.

Zusätzlich zum Ökostromvertrag nutzen E-Autofahrer eine eigene Photovoltaik-Anlage mit eigenem Stromspeicher bei ihrem Ladevorgang daheim. So gaben mit 48 % fast die Hälfte der Befragten an, auch eine PV-Anlage zu besitzen.

Öffentliches Laden gewinnt an ökologischer Bedeutung

Beim Blick in die Zukunft halten die Forschenden bei der Entwicklung von Ökostromverträgen beide Richtungen für möglich: Sabine Preuß, Koordinatorin der Umfrage vom Fraunhofer ISI, hält es einerseits für denkbar, dass der Anteil von Ökostrom beim Laden weiter zunimmt. Der Grund: Ökostrom werde zur sozialen Norm und präge das Umweltbewusstsein entscheidend mit.

Jedoch steige andererseits auch der Anteil der Menschen, die weniger Möglichkeiten haben, beim Laden ihres E-Autos auf selbst generierte erneuerbare Stromquellen zurückzugreifen – "etwa weil sie in Mietwohnungen wohnen und keine PV-Anlagen installieren können. Daher ist ebenso ein sinkender Anteil von Ökostromverträgen vorstellbar", folgert Preuß. In diesem Fall könne das Laden am Arbeitsplatz und an öffentlichen Schnell- und Normalladestationen zunehmen und die dortigen Ökostromtarife an Relevanz für den ökologischen Fußabdruck von Elektrofahrzeugen gewinnen.

Montag, 21.02.2022, 15:51 Uhr
Davina Spohn

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