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Energie & Management > Politik - Wie Bundesländer Energie sparen wollen
Quelle: Pixabay / OpenClipart-Vectors
Politik

Wie Bundesländer Energie sparen wollen

Nur kaltes Wasser in Waschräumen, niedrigere Raumtemperatur, keine Beleuchtung öffentlicher Gebäude – Landesregierungen planen für gasarme Zeiten.
Situation: angespannt. Verschlechterung: nicht ausgeschlossen. So stuft die Bundesnetzagentur die Gasversorgung in ihrem aktuellen Lagebericht ein. Die Speicher in Deutschland füllen sich zwar, doch die angestrebte Füllmarke von 95 % bis November ist wegen der Lieferdrosselung nach Einschätzung der Behörde in weiter Ferne. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not, diese Volksweisheit wird zusehends zur Maxime in der Energiepolitik.

Bund, Länder und Kommunen bereiten sich auf gasarme Zeiten vor. Welche Sparmaßnahmen als praktikabel gelten, zeigt die Agenda von Landesregierungen. Bei öffentlichen Gebäuden soll der Energieverbrauch deutlich verringert werden.

20 Grad Raumtemperatur bei sitzender Tätigkeit

Die hessische Regierung etwa will den Energieverbrauch ihrer Verwaltung um 15 % reduzieren. Gelingen soll das mit einem Mix aus kurz- und mittelfristigen Maßnahmen, wie Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärte. „Jede Kilowattstunde Energie, die wir einsparen, ist wichtig und hilfreich.“ Die Liegenschaften des Landes nutzen Rhein zufolge im Jahr genauso viel Wärme wie etwa 30.000 Einfamilienhäuser. Rund 45 % der Landesverwaltung werde mit umweltfreundlicher Fernwärme geheizt, 50 % noch mit Gas. Sparmaßnahme: Die Raumtemperatur in den Gebäuden soll in den kalten Monaten – bei sitzender Tätigkeit – auf 20 Grad gesenkt werden. Ein Grad weniger spart etwa sechs Prozent Energieeinsatz, schätzt man im hessischen Wirtschaftsministerium.

Neben niedrigeren Raumtemperaturen soll in den Waschräumen das Warmwasser abgestellt werden. Zudem sollen Klimaanlagen gedrosselt und die Räume nicht mehr auf unter 26 Grad gekühlt werden. Als mittelfristige Maßnahmen sieht die Landesregierung den Austausch alter Heizungen und Fenster sowie die Wärmedämmung von Gebäuden.
 

Leitfaden zum Energiesparen

In Niedersachsen hat Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) einen Vier-Punkte-Plan erstellt. „Darin sind Maßnahmen benannt, die nicht nur das Klima schützen sollen, sondern die auch geeignet sind, mittelfristig den Energieverbrauch der rund 2.800 Landesliegenschaften zu reduzieren“, sagte Ministeriumssprecher der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Dazu gehöre die energetische Sanierung von Gebäuden und eine bessere Nutzung von Flächen. Für Mitarbeiter der Landesverwaltung soll es einen Leitfaden zum Energiesparen am Arbeitsplatz geben. Auch der Landtag soll sparen – bei Kühlung, Heizung und Beleuchtung.

Über den Planungsstatus hinaus ist man in Berlin. Die Senatsumweltverwaltung hat mitgeteilt, dass in ihrer Zuständigkeit 200 Bauwerke liegen, die nachts nicht mehr beleuchtet werden. Dazu gehören etwa die Siegessäule, das Rote Rathaus und das Schloss Charlottenburg. Die Beleuchtung soll nach und nach in den kommenden drei bis vier Wochen abgeschaltet werden, hieß es. Insgesamt sollen circa 1.400 Strahler dunkel bleiben.

Weniger Leuchtreklame?

Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) fordert größere Anstrengungen von der Wirtschaft. Im Auge hat sie die Leuchtreklamen im Straßenraum. „Da könnte man sofort Strom einsparen“, sagte Kipping im Gespräch mit der Berliner Morgenpost. Und sie appellierte an Unternehmen zu überlegen, „wie man Arbeits- und Öffnungszeiten so organisiert, dass möglichst wenig Strom verbraucht wird.“

Die Frage des Energiesparens hat auch die Berliner Bezirke erreicht. Einige wollen die Heiztemperatur in den Behörden senken, das warme Wasser in Sporthallen abschalten oder die Arbeitszeit der Beschäftigten im Herbst und Winter in Zeiten mit Tageslicht verlagern. Andere Bezirke dagegen wollen für ihre Planungen noch abwarten, welches Gesamtkonzept der Senat in diesem Monat beschließt, wie eine Umfrage der Deutschen Presseagentur ergab.

Völkerschlachtdenkmal im Dunkeln

Landesweit am Licht sparen will man überdies in Sachsen. Laut Staatskanzlei soll die Beleuchtung repräsentativer Gebäude eingeschränkt werden. Geplant sei außerdem, auf LED-Beleuchtung umzustellen und die Temperatur in Büros zu senken. Über die Maßnahmen soll in diesen Tagen final abgestimmt werden.

Während Landepolitiker noch debattieren, hat Leipzig längst gehandelt. Die Stadt hat vergangene Woche die die Beleuchtung mehrerer öffentliche Gebäuden und Wahrzeichen abgeschaltet – darunter das Völkerschlachtdenkmal. Dresden will eine „Task Force“ ins Leben rufen. „Ziel ist es, Vorbereitungen für eventuell leere Gasspeicher zu treffen und durch umgehende und konsequente Energiesparmaßnahmen dazu beizutragen, dieses Szenario zu vermeiden“, so eine Sprecherin der Stadt.

Überprüfung der Betriebszeiten der Gebäudeheizung

Das bayerische Kabinett hat der Staatsverwaltung ein Fünf-Punkte-Programm auferlegt. Danach soll sie bis März kommenden Jahres 15 % weniger Energie verbrauchen. Der Freistaat besitzt nach eigenen Angaben rund 11.000 Gebäude, 9.000 davon seien „energierelevant“. Der Gas- und Stromverbrauch dafür mache jeweils etwa 1 % des Gesamtverbrauchs in Bayern aus, heißt es.

In Büros soll künftig auf maximal auf 20 Grad geheizt werden. Einstellungen technischer Anlagen will man überprüfen lassen. So zum Beispiel die Betriebszeiten von Gebäudeheizungen und deren Nacht- und Wochenendabsenkung. In Sanitärbereichen soll es nur noch kaltes Wasser geben. Nicht zwingend notwendige Verbräuche, etwa für die Außenbeleuchtung staatlicher Gebäude, sollen vermieden werden. Staatsdiener sollen auf Dienstreisen, soweit möglich, verzichten oder dafür öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Mitarbeitern soll zudem die Arbeit zu Hause ermöglicht werden.

Montag, 1.08.2022, 16:42 Uhr
Manfred Fischer mit Material von dpa
Energie & Management > Politik - Wie Bundesländer Energie sparen wollen
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Wie Bundesländer Energie sparen wollen
Nur kaltes Wasser in Waschräumen, niedrigere Raumtemperatur, keine Beleuchtung öffentlicher Gebäude – Landesregierungen planen für gasarme Zeiten.
Situation: angespannt. Verschlechterung: nicht ausgeschlossen. So stuft die Bundesnetzagentur die Gasversorgung in ihrem aktuellen Lagebericht ein. Die Speicher in Deutschland füllen sich zwar, doch die angestrebte Füllmarke von 95 % bis November ist wegen der Lieferdrosselung nach Einschätzung der Behörde in weiter Ferne. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not, diese Volksweisheit wird zusehends zur Maxime in der Energiepolitik.

Bund, Länder und Kommunen bereiten sich auf gasarme Zeiten vor. Welche Sparmaßnahmen als praktikabel gelten, zeigt die Agenda von Landesregierungen. Bei öffentlichen Gebäuden soll der Energieverbrauch deutlich verringert werden.

20 Grad Raumtemperatur bei sitzender Tätigkeit

Die hessische Regierung etwa will den Energieverbrauch ihrer Verwaltung um 15 % reduzieren. Gelingen soll das mit einem Mix aus kurz- und mittelfristigen Maßnahmen, wie Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärte. „Jede Kilowattstunde Energie, die wir einsparen, ist wichtig und hilfreich.“ Die Liegenschaften des Landes nutzen Rhein zufolge im Jahr genauso viel Wärme wie etwa 30.000 Einfamilienhäuser. Rund 45 % der Landesverwaltung werde mit umweltfreundlicher Fernwärme geheizt, 50 % noch mit Gas. Sparmaßnahme: Die Raumtemperatur in den Gebäuden soll in den kalten Monaten – bei sitzender Tätigkeit – auf 20 Grad gesenkt werden. Ein Grad weniger spart etwa sechs Prozent Energieeinsatz, schätzt man im hessischen Wirtschaftsministerium.

Neben niedrigeren Raumtemperaturen soll in den Waschräumen das Warmwasser abgestellt werden. Zudem sollen Klimaanlagen gedrosselt und die Räume nicht mehr auf unter 26 Grad gekühlt werden. Als mittelfristige Maßnahmen sieht die Landesregierung den Austausch alter Heizungen und Fenster sowie die Wärmedämmung von Gebäuden.
 

Leitfaden zum Energiesparen

In Niedersachsen hat Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) einen Vier-Punkte-Plan erstellt. „Darin sind Maßnahmen benannt, die nicht nur das Klima schützen sollen, sondern die auch geeignet sind, mittelfristig den Energieverbrauch der rund 2.800 Landesliegenschaften zu reduzieren“, sagte Ministeriumssprecher der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Dazu gehöre die energetische Sanierung von Gebäuden und eine bessere Nutzung von Flächen. Für Mitarbeiter der Landesverwaltung soll es einen Leitfaden zum Energiesparen am Arbeitsplatz geben. Auch der Landtag soll sparen – bei Kühlung, Heizung und Beleuchtung.

Über den Planungsstatus hinaus ist man in Berlin. Die Senatsumweltverwaltung hat mitgeteilt, dass in ihrer Zuständigkeit 200 Bauwerke liegen, die nachts nicht mehr beleuchtet werden. Dazu gehören etwa die Siegessäule, das Rote Rathaus und das Schloss Charlottenburg. Die Beleuchtung soll nach und nach in den kommenden drei bis vier Wochen abgeschaltet werden, hieß es. Insgesamt sollen circa 1.400 Strahler dunkel bleiben.

Weniger Leuchtreklame?

Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) fordert größere Anstrengungen von der Wirtschaft. Im Auge hat sie die Leuchtreklamen im Straßenraum. „Da könnte man sofort Strom einsparen“, sagte Kipping im Gespräch mit der Berliner Morgenpost. Und sie appellierte an Unternehmen zu überlegen, „wie man Arbeits- und Öffnungszeiten so organisiert, dass möglichst wenig Strom verbraucht wird.“

Die Frage des Energiesparens hat auch die Berliner Bezirke erreicht. Einige wollen die Heiztemperatur in den Behörden senken, das warme Wasser in Sporthallen abschalten oder die Arbeitszeit der Beschäftigten im Herbst und Winter in Zeiten mit Tageslicht verlagern. Andere Bezirke dagegen wollen für ihre Planungen noch abwarten, welches Gesamtkonzept der Senat in diesem Monat beschließt, wie eine Umfrage der Deutschen Presseagentur ergab.

Völkerschlachtdenkmal im Dunkeln

Landesweit am Licht sparen will man überdies in Sachsen. Laut Staatskanzlei soll die Beleuchtung repräsentativer Gebäude eingeschränkt werden. Geplant sei außerdem, auf LED-Beleuchtung umzustellen und die Temperatur in Büros zu senken. Über die Maßnahmen soll in diesen Tagen final abgestimmt werden.

Während Landepolitiker noch debattieren, hat Leipzig längst gehandelt. Die Stadt hat vergangene Woche die die Beleuchtung mehrerer öffentliche Gebäuden und Wahrzeichen abgeschaltet – darunter das Völkerschlachtdenkmal. Dresden will eine „Task Force“ ins Leben rufen. „Ziel ist es, Vorbereitungen für eventuell leere Gasspeicher zu treffen und durch umgehende und konsequente Energiesparmaßnahmen dazu beizutragen, dieses Szenario zu vermeiden“, so eine Sprecherin der Stadt.

Überprüfung der Betriebszeiten der Gebäudeheizung

Das bayerische Kabinett hat der Staatsverwaltung ein Fünf-Punkte-Programm auferlegt. Danach soll sie bis März kommenden Jahres 15 % weniger Energie verbrauchen. Der Freistaat besitzt nach eigenen Angaben rund 11.000 Gebäude, 9.000 davon seien „energierelevant“. Der Gas- und Stromverbrauch dafür mache jeweils etwa 1 % des Gesamtverbrauchs in Bayern aus, heißt es.

In Büros soll künftig auf maximal auf 20 Grad geheizt werden. Einstellungen technischer Anlagen will man überprüfen lassen. So zum Beispiel die Betriebszeiten von Gebäudeheizungen und deren Nacht- und Wochenendabsenkung. In Sanitärbereichen soll es nur noch kaltes Wasser geben. Nicht zwingend notwendige Verbräuche, etwa für die Außenbeleuchtung staatlicher Gebäude, sollen vermieden werden. Staatsdiener sollen auf Dienstreisen, soweit möglich, verzichten oder dafür öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Mitarbeitern soll zudem die Arbeit zu Hause ermöglicht werden.

Montag, 1.08.2022, 16:42 Uhr
Manfred Fischer mit Material von dpa

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