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Energie & Management > Wasserstoff - Westafrika soll grünes Gas für Deutschland liefern
Bild: Thyssenkrupp Steel Europe
Wasserstoff

Westafrika soll grünes Gas für Deutschland liefern

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) stellte gemeinsam mit Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern die Potenziale für eine grüne Wasserstofferzeugung in Westafrika vor.
Für einen „Wasserstoffatlas“ lässt das Bundeswirtschaftsministerium 31 afrikanische Staaten unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten untersuchen. Ziel sei es potenzielle Partner zu identifizieren, um kostengünstig klimaneutralen Wasserstoff für Deutschland zu erzeugen.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, allein in Westafrika wäre es möglich, das 300fache des deutschen Energiebedarfs zu Kosten von 1-2 Ct/kWh aus erneuerbarem Strom herzustellen. Damit hätte Westafrika ein Erzeugungs-Potenzial von bis zu 165.000 Mrd. kWh grünen Wasserstoffs pro Jahr. „Das ist etwa das 1.500-fache des für 2030 in der Nationalen Wasserstoffstrategie angenommenen Wasserstoffbedarfs Deutschlands“, sagte Karliczek. Auch wichtige Infrastrukturen für den Export seien mit großen Häfen bereits vorhanden. „Wir wollen von dort erst Energie importieren, wenn der lokale Markt gedeckt ist“, versicherte die Ministerin.

Partnerschaft mit gegenseitigem Nutzen

Eine Partnerschaft bedeute eine Win-Win-Situation: Afrika könne sich selbst mit klimafreundlicher Energie versorgen und vom Wasserstoff-Export profitieren. Deutschland decke seinen Bedarf an grünem Wasserstoff und profitiere wirtschaftlich vom Technologie-Export. Die Partnerschaft verbessere in den afrikanischen Ländern den Arbeitsmarkt, die Energieversorgung und Bildung. Da für die Wasserstoffherstellung Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut würden, könne auch die nationale Wasserversorgung profitieren.

Der Wasserstoff-Atlas soll in der 2. Jahreshälfte auch für die südafrikanischen Länder erscheinen und Investoren für Projekte gewinnen. Karliczek versprach auch finanzielle Förderung. Am 8. Juni solle ein Industrieworkshop mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und am 10. Juni ein Treffen mit Ministerpräsidenten der Ecowas Länder die Ergebnisse des „Atlas“ bekannt machen, kündigte die Ministerin an. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) ist eine Organisation von derzeit 15 Staaten in Westafrika.
 
Wasserstoff-Atlas für Westafrika des BMBF Bild: Forschungszentrum Jülich
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken

Viel Platz für grünen Strom

Der Innovationsbeauftragte für grünen Wasserstoff, Stefan Kaufmann, betonte, dass in den untersuchten Ländern große Flächen für Windkraft an Land und auf See zur Verfügung stünden. „Die dreifache Gesamtfläche Deutschlands könnte für Freiflächen-PV genutzt werden“, sagte er. „Die Klimafrage wird sich in Afrika entscheiden“, unterstrich Kaufmann. Werde die dort einsetzende Entwicklung nicht mit erneuerbaren Energien gestaltet, wären die weltweiten Klimaschutzziele nicht erreichbar.

Kaufmann betonte zudem: „Derzeit stammt jeder fünfte Elektrolyseur weltweit aus Deutschland, das sichert auch hier Arbeitsplätze“. Er kündigte ein Ausbildungsprogramm in Afrika an: „Gemeinsam mit dem westafrikanischen Klimakompetenzzentrum Wascal haben wir ein Graduiertenschulprogramm ins Leben gerufen, mit dem wir die Fachleute von morgen ausbilden.“ Das Stipendienprogramm sei auf große Resonanz gestoßen. Der erste von zunächst drei geplanten Durchgängen werde noch dieses Jahr starten.

Den Daten müssen Investitionen folgen

Solomon Nwabueze Agbo ist der Projektkoordinator des „Wasserstoffatlas“ am Forschungszentrum Jülich. Als Nigerianer wisse er aus eigener Erfahrung, „dass Afrika bereits jetzt besonders stark vom Klimawandel betroffen ist", unterstrich Agbo. Deutschland werde als verlässlicher Partner für Klimaschutz angesehen, sagte er. „Die am Projekt beteiligten afrikanischen Partner hoffen nach der Datenerhebung jetzt auf konkrete Projekte“, schloss Agbo.

„Besonders im frankophonen Westafrika ist das deutsche Engagement noch ausbaufähig“, sagte Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Er wünscht sich für deutsche Unternehmen gezielte Unterstützung der Bundesregierung bei neuen Projekten mit unkonventionellen flexiblen Förderinstrumenten.
 
Bundesforschungsministerin Karliczek und Dr. Agbo bei der Vorstellung des Wasserstoffatlas Westafrika
Bild: ZDF

Nötig seien Garantien des Bundes und der Länder für Investitionen und Bankkredite wie auch mehr Hermesbürgschaften. Kannengießer mahnte „nicht noch mehr Testprojekte“ an. Er schlug vor, eventuell eine europäisch-afrikanische Klimaallianz zu gründen, die Afrika in den ETS-Handel einbezieht. So könnten Investitionen in Afrika den europäischen Klimaschutzzielen zugerechnet werden.

Das BMBF fördert das Verbundvorhaben „H2-Atlas: Atlas der Potenziale der Grünen Wasserstofferzeugung in Afrika" von 2020 bis 2022 mit rund 5,7 Mio. Euro. Die Machbarkeitsstudie soll zunächst geeignete Standorte für die Produktion von grünem Wasserstoff finden. Anschließend sollen Produktion, Transport und Weiterverarbeitung von grünem Wasserstoff in Afrika getestet werden.

Die Ergebnisse des BMBF-Projekts „Potenzialatlas Grüner Wasserstoff" stehen im Internet bereit.

Donnerstag, 20.05.2021, 16:40 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wasserstoff - Westafrika soll grünes Gas für Deutschland liefern
Bild: Thyssenkrupp Steel Europe
Wasserstoff
Westafrika soll grünes Gas für Deutschland liefern
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) stellte gemeinsam mit Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern die Potenziale für eine grüne Wasserstofferzeugung in Westafrika vor.
Für einen „Wasserstoffatlas“ lässt das Bundeswirtschaftsministerium 31 afrikanische Staaten unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten untersuchen. Ziel sei es potenzielle Partner zu identifizieren, um kostengünstig klimaneutralen Wasserstoff für Deutschland zu erzeugen.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, allein in Westafrika wäre es möglich, das 300fache des deutschen Energiebedarfs zu Kosten von 1-2 Ct/kWh aus erneuerbarem Strom herzustellen. Damit hätte Westafrika ein Erzeugungs-Potenzial von bis zu 165.000 Mrd. kWh grünen Wasserstoffs pro Jahr. „Das ist etwa das 1.500-fache des für 2030 in der Nationalen Wasserstoffstrategie angenommenen Wasserstoffbedarfs Deutschlands“, sagte Karliczek. Auch wichtige Infrastrukturen für den Export seien mit großen Häfen bereits vorhanden. „Wir wollen von dort erst Energie importieren, wenn der lokale Markt gedeckt ist“, versicherte die Ministerin.

Partnerschaft mit gegenseitigem Nutzen

Eine Partnerschaft bedeute eine Win-Win-Situation: Afrika könne sich selbst mit klimafreundlicher Energie versorgen und vom Wasserstoff-Export profitieren. Deutschland decke seinen Bedarf an grünem Wasserstoff und profitiere wirtschaftlich vom Technologie-Export. Die Partnerschaft verbessere in den afrikanischen Ländern den Arbeitsmarkt, die Energieversorgung und Bildung. Da für die Wasserstoffherstellung Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut würden, könne auch die nationale Wasserversorgung profitieren.

Der Wasserstoff-Atlas soll in der 2. Jahreshälfte auch für die südafrikanischen Länder erscheinen und Investoren für Projekte gewinnen. Karliczek versprach auch finanzielle Förderung. Am 8. Juni solle ein Industrieworkshop mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und am 10. Juni ein Treffen mit Ministerpräsidenten der Ecowas Länder die Ergebnisse des „Atlas“ bekannt machen, kündigte die Ministerin an. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) ist eine Organisation von derzeit 15 Staaten in Westafrika.
 
Wasserstoff-Atlas für Westafrika des BMBF Bild: Forschungszentrum Jülich
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Viel Platz für grünen Strom

Der Innovationsbeauftragte für grünen Wasserstoff, Stefan Kaufmann, betonte, dass in den untersuchten Ländern große Flächen für Windkraft an Land und auf See zur Verfügung stünden. „Die dreifache Gesamtfläche Deutschlands könnte für Freiflächen-PV genutzt werden“, sagte er. „Die Klimafrage wird sich in Afrika entscheiden“, unterstrich Kaufmann. Werde die dort einsetzende Entwicklung nicht mit erneuerbaren Energien gestaltet, wären die weltweiten Klimaschutzziele nicht erreichbar.

Kaufmann betonte zudem: „Derzeit stammt jeder fünfte Elektrolyseur weltweit aus Deutschland, das sichert auch hier Arbeitsplätze“. Er kündigte ein Ausbildungsprogramm in Afrika an: „Gemeinsam mit dem westafrikanischen Klimakompetenzzentrum Wascal haben wir ein Graduiertenschulprogramm ins Leben gerufen, mit dem wir die Fachleute von morgen ausbilden.“ Das Stipendienprogramm sei auf große Resonanz gestoßen. Der erste von zunächst drei geplanten Durchgängen werde noch dieses Jahr starten.

Den Daten müssen Investitionen folgen

Solomon Nwabueze Agbo ist der Projektkoordinator des „Wasserstoffatlas“ am Forschungszentrum Jülich. Als Nigerianer wisse er aus eigener Erfahrung, „dass Afrika bereits jetzt besonders stark vom Klimawandel betroffen ist", unterstrich Agbo. Deutschland werde als verlässlicher Partner für Klimaschutz angesehen, sagte er. „Die am Projekt beteiligten afrikanischen Partner hoffen nach der Datenerhebung jetzt auf konkrete Projekte“, schloss Agbo.

„Besonders im frankophonen Westafrika ist das deutsche Engagement noch ausbaufähig“, sagte Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Er wünscht sich für deutsche Unternehmen gezielte Unterstützung der Bundesregierung bei neuen Projekten mit unkonventionellen flexiblen Förderinstrumenten.
 
Bundesforschungsministerin Karliczek und Dr. Agbo bei der Vorstellung des Wasserstoffatlas Westafrika
Bild: ZDF

Nötig seien Garantien des Bundes und der Länder für Investitionen und Bankkredite wie auch mehr Hermesbürgschaften. Kannengießer mahnte „nicht noch mehr Testprojekte“ an. Er schlug vor, eventuell eine europäisch-afrikanische Klimaallianz zu gründen, die Afrika in den ETS-Handel einbezieht. So könnten Investitionen in Afrika den europäischen Klimaschutzzielen zugerechnet werden.

Das BMBF fördert das Verbundvorhaben „H2-Atlas: Atlas der Potenziale der Grünen Wasserstofferzeugung in Afrika" von 2020 bis 2022 mit rund 5,7 Mio. Euro. Die Machbarkeitsstudie soll zunächst geeignete Standorte für die Produktion von grünem Wasserstoff finden. Anschließend sollen Produktion, Transport und Weiterverarbeitung von grünem Wasserstoff in Afrika getestet werden.

Die Ergebnisse des BMBF-Projekts „Potenzialatlas Grüner Wasserstoff" stehen im Internet bereit.

Donnerstag, 20.05.2021, 16:40 Uhr
Susanne Harmsen

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