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Energie & Management > Bilanz - Wemag fährt unerwartet hohen Gewinn ein und investiert kräftig
Quelle: Pixabay / Photo Mix
Bilanz

Wemag fährt unerwartet hohen Gewinn ein und investiert kräftig

Mit 43,1 Millionen Euro schließt der Schweriner Versorger Wemag das Jahr 2022 überraschend gut ab. Viel Geld fließt bis 2030 in den Ausbau der Netze und der Erneuerbaren.
Ökoenergien als Faustpfand in unruhigen Zeiten. Der Schweriner Regionalversorger und Energiedienstleister Wemag AG hat im Krisenjahr 2022 von seinen langfristigen Investitionen in eigene Ökokraftwerke und den Glasfaserausbau profitiert. Den Gewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr bezifferte das Unternehmen auf der Pressekonferenz am 5. Juni mit 43,1 Millionen Euro. Das ist mehr als erhofft.

„Das gute wirtschaftliche Ergebnis ergibt sich allein aus den Erlösen für erneuerbare Energien, das heißt aus den hohen Börsenstrompreisen“, so der kaufmännische Vorstand Caspar Baumgart. Vom überraschend hohen Gewinn bleiben etwa 25 Millionen Euro im Unternehmen, weil die Anteilseigner – das sind 201 Kommunen der Region im Kommunalen Anteilseignerverband (KAV, 74,76 %), die kommunale Thüga (25,1 %) und die Stadt Grabow (0,14 %) – auf einen größeren Schluck aus der Flasche verzichten. Sie begnügen sich wie im Vorjahr mit insgesamt gut 16 Millionen Euro an Dividende.

Caspar Baumgart bringt den Verzicht der Aktionäre mit den geplanten „erheblichen“ Investitionen in Zusammenhang. Die Wemag stehe vor in ihrer Geschichte „beispiellosen“ Ausgaben. Bis 2030 steckt das Unternehmen 661 Millionen Euro in das Stromnetz, hinzu kommen 235 Millionen Euro in weitere Erneuerbaren-Anlagen. Der Anschluss dieser Kraftwerke über neu zu errichtende Netzverknüpfungspunkte verschlingt darüber hinaus mehrere Hundert Millionen Euro, teilt die Wemag mit. Aktuell sind Anträge auf den Anschluss von Öko-Kraftwerken mit einer Leistung von 16.000 MW eingereicht.

Härtefallfonds für Privatkunden und Aussicht auf Preissenkung

Ein anderer Posten, für den die Wemag Geld zurückstellt, ist ein neuer Hilfsfonds für Privatkunden, denen aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten im Zuge der Energiekrise eine Energiesperre drohen könnte. Den Härtefallfonds stattet das Unternehmen mit 1 Million Euro aus. Betroffene sollten sich frühzeitig an die Wemag wenden.
 
Im Batteriespeicher Schwerin-Lankow voller Energie:
die Wemag-Verantwortlichen (v.l.) Klaus-Otto Meyer,
Thomas Murche, Diana Kuhrau und Caspar Baumgart.
Quelle: Wemag/Stephan Rudolph-Kramer

Die Wemag betont, trotz der stark gestiegenen Preise den Kundinnen und Kunden 2022 „aufgrund unserer langfristigen Beschaffungsstrategie noch vergleichsweise günstige Preise“ angeboten zu haben. Technischer Vorstand Thomas Murche sieht das Unternehmen dabei in der „Pflicht, Klima, Kunden und Kommunen zu schützen, zu unterstützen und unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen“. Sein Geschäftsführer-Kollege Caspar Baumgart verwies auf die nach wie vor hohen Einkaufspreise für Strom und Gas, die nach wie vor weit über dem Vorkriegsniveau lägen. Er kündigte indes an, Entlastungen an die Kundschaft weiterzugeben, „sobald wir wieder Energiemengen zu günstigeren Preisen beschaffen können“.

Für den größten Anteilseigner KAV brachte Vorsitzender Klaus-Otto Meyer seine Zufriedenheit über das Geschäftsergebnis zum Ausdruck. „Die Entscheidung der Kommunen für die Rekommunalisierung der Wemag und die damit eingegangenen wirtschaftlichen Risiken waren wichtig und richtig.“ Dadurch könne der KAV seinen Einfluss für die Daseinsvorsorge in der Region wahrnehmen und die erforderlichen Netzinvestitionen vornehmen. Eine gute Zusammenarbeit verspricht Klaus-Otto Meyer sich auch bei der kommunalen Wärmeplanung. Es gebe etwa 100 Anfragen für gemeinsame Projekte mit der Wemag.

Die viel diskutierte Praxis der Netzengelt-Umlage hält Caspar Baumgart für „paradox“. Er plädiert seit geraumer Zeitung für eine gerechtere Regelung, in der nicht allein die Kundschaft über den Strompreis für den Netzausbau zahlen müsse. Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern seien zu entlasten, weil sie ohnehin einen besonders großen Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren leisteten. Die Wemag setzt sich daher für eine solidarische Verteilung der Netzengelte in der gesamten Republik ein. „Wir machen die Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen möglich. Damit unser Weg und die Energiewende auch großflächig Akzeptanz finden, muss Strom auch bezahlbar bleiben“, so Thomas Murche.

Montag, 5.06.2023, 14:16 Uhr
Volker Stephan
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Bilanz
Wemag fährt unerwartet hohen Gewinn ein und investiert kräftig
Mit 43,1 Millionen Euro schließt der Schweriner Versorger Wemag das Jahr 2022 überraschend gut ab. Viel Geld fließt bis 2030 in den Ausbau der Netze und der Erneuerbaren.
Ökoenergien als Faustpfand in unruhigen Zeiten. Der Schweriner Regionalversorger und Energiedienstleister Wemag AG hat im Krisenjahr 2022 von seinen langfristigen Investitionen in eigene Ökokraftwerke und den Glasfaserausbau profitiert. Den Gewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr bezifferte das Unternehmen auf der Pressekonferenz am 5. Juni mit 43,1 Millionen Euro. Das ist mehr als erhofft.

„Das gute wirtschaftliche Ergebnis ergibt sich allein aus den Erlösen für erneuerbare Energien, das heißt aus den hohen Börsenstrompreisen“, so der kaufmännische Vorstand Caspar Baumgart. Vom überraschend hohen Gewinn bleiben etwa 25 Millionen Euro im Unternehmen, weil die Anteilseigner – das sind 201 Kommunen der Region im Kommunalen Anteilseignerverband (KAV, 74,76 %), die kommunale Thüga (25,1 %) und die Stadt Grabow (0,14 %) – auf einen größeren Schluck aus der Flasche verzichten. Sie begnügen sich wie im Vorjahr mit insgesamt gut 16 Millionen Euro an Dividende.

Caspar Baumgart bringt den Verzicht der Aktionäre mit den geplanten „erheblichen“ Investitionen in Zusammenhang. Die Wemag stehe vor in ihrer Geschichte „beispiellosen“ Ausgaben. Bis 2030 steckt das Unternehmen 661 Millionen Euro in das Stromnetz, hinzu kommen 235 Millionen Euro in weitere Erneuerbaren-Anlagen. Der Anschluss dieser Kraftwerke über neu zu errichtende Netzverknüpfungspunkte verschlingt darüber hinaus mehrere Hundert Millionen Euro, teilt die Wemag mit. Aktuell sind Anträge auf den Anschluss von Öko-Kraftwerken mit einer Leistung von 16.000 MW eingereicht.

Härtefallfonds für Privatkunden und Aussicht auf Preissenkung

Ein anderer Posten, für den die Wemag Geld zurückstellt, ist ein neuer Hilfsfonds für Privatkunden, denen aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten im Zuge der Energiekrise eine Energiesperre drohen könnte. Den Härtefallfonds stattet das Unternehmen mit 1 Million Euro aus. Betroffene sollten sich frühzeitig an die Wemag wenden.
 
Im Batteriespeicher Schwerin-Lankow voller Energie:
die Wemag-Verantwortlichen (v.l.) Klaus-Otto Meyer,
Thomas Murche, Diana Kuhrau und Caspar Baumgart.
Quelle: Wemag/Stephan Rudolph-Kramer

Die Wemag betont, trotz der stark gestiegenen Preise den Kundinnen und Kunden 2022 „aufgrund unserer langfristigen Beschaffungsstrategie noch vergleichsweise günstige Preise“ angeboten zu haben. Technischer Vorstand Thomas Murche sieht das Unternehmen dabei in der „Pflicht, Klima, Kunden und Kommunen zu schützen, zu unterstützen und unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen“. Sein Geschäftsführer-Kollege Caspar Baumgart verwies auf die nach wie vor hohen Einkaufspreise für Strom und Gas, die nach wie vor weit über dem Vorkriegsniveau lägen. Er kündigte indes an, Entlastungen an die Kundschaft weiterzugeben, „sobald wir wieder Energiemengen zu günstigeren Preisen beschaffen können“.

Für den größten Anteilseigner KAV brachte Vorsitzender Klaus-Otto Meyer seine Zufriedenheit über das Geschäftsergebnis zum Ausdruck. „Die Entscheidung der Kommunen für die Rekommunalisierung der Wemag und die damit eingegangenen wirtschaftlichen Risiken waren wichtig und richtig.“ Dadurch könne der KAV seinen Einfluss für die Daseinsvorsorge in der Region wahrnehmen und die erforderlichen Netzinvestitionen vornehmen. Eine gute Zusammenarbeit verspricht Klaus-Otto Meyer sich auch bei der kommunalen Wärmeplanung. Es gebe etwa 100 Anfragen für gemeinsame Projekte mit der Wemag.

Die viel diskutierte Praxis der Netzengelt-Umlage hält Caspar Baumgart für „paradox“. Er plädiert seit geraumer Zeitung für eine gerechtere Regelung, in der nicht allein die Kundschaft über den Strompreis für den Netzausbau zahlen müsse. Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern seien zu entlasten, weil sie ohnehin einen besonders großen Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren leisteten. Die Wemag setzt sich daher für eine solidarische Verteilung der Netzengelte in der gesamten Republik ein. „Wir machen die Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen möglich. Damit unser Weg und die Energiewende auch großflächig Akzeptanz finden, muss Strom auch bezahlbar bleiben“, so Thomas Murche.

Montag, 5.06.2023, 14:16 Uhr
Volker Stephan

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