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Energie & Management > Klimaschutz - Weltweit richten Naturkatastrophen deutlich höhere Schäden an
Quelle: Fotolia / malp
Klimaschutz

Weltweit richten Naturkatastrophen deutlich höhere Schäden an

Naturkatastrophen zerstören Landstriche und Leben. Was zu reparieren ist, lässt sich beziffern. Die Juli-Sturzfluten waren mit 46 Mrd. Euro das bisher größte Schadensereignis in Europa.
Der Rückversicherer Munich Re hat die Schadensbilanz nach weltweiten Naturkatastrophen für das Jahr 2021 vorgelegt. Mit umgerechnet rund 240 Mrd. Euro liegen die Kosten deutlich höher als in den beiden Vorjahren mit 180 Mrd. Euro (2020) und 142 Mrd. Euro (2019). Insgesamt war es das nach der Schadenssumme viertteuerste Jahr, teilte das Münchener Unternehmen am 10. Januar mit.

Nach den Berechnungen des weltweit agierenden Rückversicherers kamen erneut etwa 10.000 Menschen durch Naturereignisse ums Leben. Diese Zahlen sind im Vergleich zu den beiden Vorjahren nahezu unverändert. Im Jahr 2004 hatte der durch ein Erdbeben im Indischen Ozean verursachte Tsunami allein mehr als 230.000 Menschen in den Tod gerissen. Der gesamtwirtschaftliche Schaden erreichte im Jahr 2011 mit 303 Mrd. Euro den bisherigen Höhepunkt. Damals löste ein Tsunami die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima aus.

Gesellschaften müssen "Klimaschutz zur Priorität machen"

„Etliche der extremen Unwetterereignisse gehören zu jenen, die durch den Klimawandel häufiger oder schwerer werden“, sagt Ernst Rauch, Chef-Klimatologe und Leiter der Abteilung Climate Solutions bei Munich Re, angesichts der Besorgnis erregenden Bilanz. Die Auswertung jahrzehntelanger Zahlenreihen ergebe „plausible Indizien für einen Zusammenhang mit der Erwärmung der Atmosphäre und Ozeane“. Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands von Munich Re, ergänzt: „Gesellschaften müssen sich dringend an steigende Wetterrisiken anpassen und Klimaschutz zur Priorität machen.“

Die größten materiellen Schäden 2021 hatten die USA mit rund 124 Mrd. Euro zu beklagen. Starkwind-Ereignisse und eine Kältewelle waren dafür hauptverantwortlich. Hurrikan Ida rief Ende August mit 55 Mrd. Euro weltweit die größten Schäden hervor, gefolgt vom Februar-Kälteeinbruch im Süden (25,6 Mrd. Euro) und einer Reihe von Dezember-Tornados (4,4 Mrd. Euro).

In Westeuropa kamen durch Starkregen und Sturzfluten im Juli mehr als 220 Menschen ums Leben. Munich Re ordnet dieses Ereignis als bislang teuerste Naturkatastrophe in Deutschland und Europa ein. Es entstanden Schäden in Höhe von 46 Mrd. Euro, davon allein 33 Mrd. Euro in den von der Flut betroffenen Gebieten entlang der Ahr in Rheinland-Pfalz oder anderen Nebenflüssen in Nordrhein-Westfalen.

Die Flutkatastrophe machte ein weiteres Problem offenkundig. Gegen Hochwasser sind noch zu wenige Haushalte und Einrichtungen versichert. Nach den Erhebungen von Munich Re waren von den 46 Mrd. Euro Schäden lediglich 11 Mrd. Euro versichert, davon 8,2 Mrd. Euro in Deutschland. Die öffentliche Hand hatte frühzeitig angekündigt, mit Milliardenbeträgen einzuspringen.

57 % aller weltweiten Schäden nicht versichert

Weltweit waren 57 % des entstandenen Schadens nicht durch eine Versicherung gedeckt. Dies ist allerdings eine leichte Verbesserung des relativen Anteils versicherter Schäden, die Übernahme von 43 % der Kosten durch Versicherer entspricht 103 Mrd. der 240 Mrd. Euro. Der leichte Anstieg ist vor allem hervorgerufen durch eine in den USA vergleichsweise hohe Versicherungsdichte bei Sturmschäden. Dagegen hätten die USA – wie viele Staaten Europas – Nachholbedarf bei Versicherungen gegen Hochwasser und Sturzfluten, so Munich Re.

Arme, weniger entwickelte Staaten leiden in diesem Zusammenhang doppelt. Sie bekommen die Folgen des – vor allem – durch die Industrie- und Schwellenstaaten verursachten Klimawandels physisch zu spüren. Zudem sind sie gegen die entstehenden Schäden am schlechtesten versichert. Munich Re spricht von einer unverändert hohen Versorgungslücke von 90 % der Schäden in ärmeren Staaten, während sie in Industriestaaten schrumpfe.

„Die Anpassung an steigende Risiken durch den Klimawandel wird eine Herausforderung“, sagt Munich-Re-Klimatologe Ernst Rauch. Dazu regt er eine höhere Versicherungsdichte an. Sie könne dazu beitragen, dass „betroffene Menschen und Länder die finanziellen Folgen einer Katastrophe besser verkraften und zu einem normalen Leben zurückkehren können“. Als vielversprechendes Modell sieht er auch öffentlich-private Partnerschaften unter Einbeziehung von Staaten an.

Montag, 10.01.2022, 13:49 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Klimaschutz - Weltweit richten Naturkatastrophen deutlich höhere Schäden an
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Klimaschutz
Weltweit richten Naturkatastrophen deutlich höhere Schäden an
Naturkatastrophen zerstören Landstriche und Leben. Was zu reparieren ist, lässt sich beziffern. Die Juli-Sturzfluten waren mit 46 Mrd. Euro das bisher größte Schadensereignis in Europa.
Der Rückversicherer Munich Re hat die Schadensbilanz nach weltweiten Naturkatastrophen für das Jahr 2021 vorgelegt. Mit umgerechnet rund 240 Mrd. Euro liegen die Kosten deutlich höher als in den beiden Vorjahren mit 180 Mrd. Euro (2020) und 142 Mrd. Euro (2019). Insgesamt war es das nach der Schadenssumme viertteuerste Jahr, teilte das Münchener Unternehmen am 10. Januar mit.

Nach den Berechnungen des weltweit agierenden Rückversicherers kamen erneut etwa 10.000 Menschen durch Naturereignisse ums Leben. Diese Zahlen sind im Vergleich zu den beiden Vorjahren nahezu unverändert. Im Jahr 2004 hatte der durch ein Erdbeben im Indischen Ozean verursachte Tsunami allein mehr als 230.000 Menschen in den Tod gerissen. Der gesamtwirtschaftliche Schaden erreichte im Jahr 2011 mit 303 Mrd. Euro den bisherigen Höhepunkt. Damals löste ein Tsunami die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima aus.

Gesellschaften müssen "Klimaschutz zur Priorität machen"

„Etliche der extremen Unwetterereignisse gehören zu jenen, die durch den Klimawandel häufiger oder schwerer werden“, sagt Ernst Rauch, Chef-Klimatologe und Leiter der Abteilung Climate Solutions bei Munich Re, angesichts der Besorgnis erregenden Bilanz. Die Auswertung jahrzehntelanger Zahlenreihen ergebe „plausible Indizien für einen Zusammenhang mit der Erwärmung der Atmosphäre und Ozeane“. Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands von Munich Re, ergänzt: „Gesellschaften müssen sich dringend an steigende Wetterrisiken anpassen und Klimaschutz zur Priorität machen.“

Die größten materiellen Schäden 2021 hatten die USA mit rund 124 Mrd. Euro zu beklagen. Starkwind-Ereignisse und eine Kältewelle waren dafür hauptverantwortlich. Hurrikan Ida rief Ende August mit 55 Mrd. Euro weltweit die größten Schäden hervor, gefolgt vom Februar-Kälteeinbruch im Süden (25,6 Mrd. Euro) und einer Reihe von Dezember-Tornados (4,4 Mrd. Euro).

In Westeuropa kamen durch Starkregen und Sturzfluten im Juli mehr als 220 Menschen ums Leben. Munich Re ordnet dieses Ereignis als bislang teuerste Naturkatastrophe in Deutschland und Europa ein. Es entstanden Schäden in Höhe von 46 Mrd. Euro, davon allein 33 Mrd. Euro in den von der Flut betroffenen Gebieten entlang der Ahr in Rheinland-Pfalz oder anderen Nebenflüssen in Nordrhein-Westfalen.

Die Flutkatastrophe machte ein weiteres Problem offenkundig. Gegen Hochwasser sind noch zu wenige Haushalte und Einrichtungen versichert. Nach den Erhebungen von Munich Re waren von den 46 Mrd. Euro Schäden lediglich 11 Mrd. Euro versichert, davon 8,2 Mrd. Euro in Deutschland. Die öffentliche Hand hatte frühzeitig angekündigt, mit Milliardenbeträgen einzuspringen.

57 % aller weltweiten Schäden nicht versichert

Weltweit waren 57 % des entstandenen Schadens nicht durch eine Versicherung gedeckt. Dies ist allerdings eine leichte Verbesserung des relativen Anteils versicherter Schäden, die Übernahme von 43 % der Kosten durch Versicherer entspricht 103 Mrd. der 240 Mrd. Euro. Der leichte Anstieg ist vor allem hervorgerufen durch eine in den USA vergleichsweise hohe Versicherungsdichte bei Sturmschäden. Dagegen hätten die USA – wie viele Staaten Europas – Nachholbedarf bei Versicherungen gegen Hochwasser und Sturzfluten, so Munich Re.

Arme, weniger entwickelte Staaten leiden in diesem Zusammenhang doppelt. Sie bekommen die Folgen des – vor allem – durch die Industrie- und Schwellenstaaten verursachten Klimawandels physisch zu spüren. Zudem sind sie gegen die entstehenden Schäden am schlechtesten versichert. Munich Re spricht von einer unverändert hohen Versorgungslücke von 90 % der Schäden in ärmeren Staaten, während sie in Industriestaaten schrumpfe.

„Die Anpassung an steigende Risiken durch den Klimawandel wird eine Herausforderung“, sagt Munich-Re-Klimatologe Ernst Rauch. Dazu regt er eine höhere Versicherungsdichte an. Sie könne dazu beitragen, dass „betroffene Menschen und Länder die finanziellen Folgen einer Katastrophe besser verkraften und zu einem normalen Leben zurückkehren können“. Als vielversprechendes Modell sieht er auch öffentlich-private Partnerschaften unter Einbeziehung von Staaten an.

Montag, 10.01.2022, 13:49 Uhr
Volker Stephan

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