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Energie & Management > Klimaschutz - Weltenergieausblick 2022 analysiert globale Krise
Quelle: Fotolia / malp
Klimaschutz

Weltenergieausblick 2022 analysiert globale Krise

In Berlin wurde der Weltenergieausblick (WEO) 2022 präsentiert. Experten der Energiepolitik konstatierten eine globale Krise durch den Ukrainekrieg und Chancen für die Energiewende.
Am 24. November wurde im Weltsaal des Auswärtigen Amtes in Berlin der „World Energy Outlook 2022“ (WEO) vorgestellt. Die globale Energiekrise durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und die dadurch explodierenden Preise für fossile Brennstoffe hätten auch größere Chancen für eine Wende zu erneuerbaren Energien eröffnet, so der Bericht.

Auf der Klimaschutzkonferenz der COP27 in Sharm El-Sheikh habe es leider keinen Abschied von den fossilen Energien gegeben, bedauerte Jennifer Lee Morgan, Staatssekretärin im Auswärtigen Amt. „Allerdings sind erstmals erneuerbare Energien als Mittel zum Klimaschutz ausdrücklich benannt worden“, sagte sie zugleich. Die Krise biete die Chance, die globale Wende zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Dafür habe Deutschland mit zahlreichen Staaten Kooperationen abgeschlossen, darunter mit Südafrika, das aktuell noch sehr viel Kohle verbrenne.

Mehr Geld in erneuerbare als in fossile Energie investiert

Der WEO 2022 analysiert auf Grundlage neuester Daten und Marktentwicklungen die Auswirkungen der weltweiten Energiekrise durch den Ukrainekrieg. Drei Entwicklungsszenarien des globalen Energiesystems im Zeitraum bis 2050 werden entworfen. Sie stellen Energieangebot und -nachfrage und die Implikationen für Energiesicherheit, Klimaziele und wirtschaftliche Entwicklung dar.

„Mit Russland hat der weltgrößte Brennstoffexporteur der Welt einen Krieg entfesselt und eine globale Krise ausgelöst“, stellte Fatih Birol, Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA) fest. Die IEA legt den WEO seit 1998 vor. Aktuell würden für einen Dollar, der für fossile Energie ausgegeben wird, 1,50 Dollar für erneuerbare Energien investiert, sagte Birol. Das sei ein deutlicher Wechsel in der Wirtschaftspolitik. „Doch das genügt nicht für die Klimaschutzziele“, schränkte Birol ein. Dafür müssten sich die Investitionen in erneuerbare Energien verachtfachen.

Europa sollte seine Industriepolitik überprüfen

Der Exekutivdirektor erinnerte zugleich daran, dass besonders die Menschen in den Entwicklungsländern aktuell unter den hohen Energiepreisen litten. „Erstmals seit Beginn unserer Aufzeichnungen stellen wir fest, dass weltweit die Gesamtzahl der Menschen ohne Stromanschluss wieder ansteigt“, bedauerte Birol. Außerdem würden möglicherweise fast 100 Millionen Menschen wieder über einem Holzfeuer kochen, anstatt weiterhin sauberere Energiequellen nutzen zu können.

Allerdings gebe ihm die Tendenz Hoffnung, da eine Umsetzung aller bereits beschlossenen globalen Programme die globale Erwärmung laut der Szenarien auf 1,7 Grad Celsius begrenzen könne. An die Adresse der europäischen Regierungen sagte Birol, diese müssten ihre Industriepolitik überprüfen, um nicht zu lange fossile Branchen am Leben zu erhalten. In zehn Jahren werden wir sehen, dass dieses Jahr der Wendepunkt in der globalen Energieversorgung hin zu sicher und sauber war, hoffte Birol abschließend.
 
Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, bei der Vorstellung des Welternegieausblicks 2022 im Auswärtigen Amt Berlin
Quelle: BMWK

Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sagte, es brauche jetzt „Speed and Scale“. Es gelte, den Ausbau erneuerbarer Energieanlagen zu beschleunigen und hochzuskalieren, um die Energiewende voranzubringen. „Das ist der Weg, um von teuren fossilen Brennstoffen unabhängiger zu werden“, sagte Graichen. Fehlende Kapazitäten bei Rohstoffen, Bauteilen, Fertigungsstrecken und Personal seien allerdings Hemmnisse, gestand er ein.

Die Energiemärkte standen schon vor Russlands Invasion in die Ukraine unter Druck durch die Erholung der Weltwirtschaft nach der Covid-19-Pandemie, erinnerte Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BDI. Die heftigen Turbulenzen an den Energiemärkten bereiteten den Unternehmen große Probleme. „Die Krise hat den Inflationsdruck erzeugt und das Rezessionsrisiko erhöht“, sagte Lösch. Die deutsche Industrie habe verstanden, dass sie ihre Emissionen reduzieren muss und arbeite daran.

Überblick über die Szenarien des WEO 2022

Die drei Szenarien des WEO unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich ihrer Annahmen in Bezug auf die politischen Maßnahmen der Regierungen. Das Stated
Policies Szenario (STEPS) zeichnet einen Entwicklungspfad auf der Grundlage des aktuellen politischen Handlungsrahmens. Im Announced Pledges Szenario (APS) wird angenommen, dass alle ambitionierten Ziele der Regierungen komplett und zeitgerecht umgesetzt werden.

Das Net Zero Emissions by 2050 (NZE) Szenario skizziert einen Weg, um den mittleren globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celius zu begrenzen und gleichzeitig den Zugang zu modernen Energiequellen bis zum Jahr 2030 weltweit verfügbar zu machen.

Die Zusammenfassung des Weltenergieausblicks 2022 steht als PDF zum Download bereit.

Donnerstag, 24.11.2022, 15:39 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Weltenergieausblick 2022 analysiert globale Krise
Quelle: Fotolia / malp
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Weltenergieausblick 2022 analysiert globale Krise
In Berlin wurde der Weltenergieausblick (WEO) 2022 präsentiert. Experten der Energiepolitik konstatierten eine globale Krise durch den Ukrainekrieg und Chancen für die Energiewende.
Am 24. November wurde im Weltsaal des Auswärtigen Amtes in Berlin der „World Energy Outlook 2022“ (WEO) vorgestellt. Die globale Energiekrise durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und die dadurch explodierenden Preise für fossile Brennstoffe hätten auch größere Chancen für eine Wende zu erneuerbaren Energien eröffnet, so der Bericht.

Auf der Klimaschutzkonferenz der COP27 in Sharm El-Sheikh habe es leider keinen Abschied von den fossilen Energien gegeben, bedauerte Jennifer Lee Morgan, Staatssekretärin im Auswärtigen Amt. „Allerdings sind erstmals erneuerbare Energien als Mittel zum Klimaschutz ausdrücklich benannt worden“, sagte sie zugleich. Die Krise biete die Chance, die globale Wende zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Dafür habe Deutschland mit zahlreichen Staaten Kooperationen abgeschlossen, darunter mit Südafrika, das aktuell noch sehr viel Kohle verbrenne.

Mehr Geld in erneuerbare als in fossile Energie investiert

Der WEO 2022 analysiert auf Grundlage neuester Daten und Marktentwicklungen die Auswirkungen der weltweiten Energiekrise durch den Ukrainekrieg. Drei Entwicklungsszenarien des globalen Energiesystems im Zeitraum bis 2050 werden entworfen. Sie stellen Energieangebot und -nachfrage und die Implikationen für Energiesicherheit, Klimaziele und wirtschaftliche Entwicklung dar.

„Mit Russland hat der weltgrößte Brennstoffexporteur der Welt einen Krieg entfesselt und eine globale Krise ausgelöst“, stellte Fatih Birol, Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA) fest. Die IEA legt den WEO seit 1998 vor. Aktuell würden für einen Dollar, der für fossile Energie ausgegeben wird, 1,50 Dollar für erneuerbare Energien investiert, sagte Birol. Das sei ein deutlicher Wechsel in der Wirtschaftspolitik. „Doch das genügt nicht für die Klimaschutzziele“, schränkte Birol ein. Dafür müssten sich die Investitionen in erneuerbare Energien verachtfachen.

Europa sollte seine Industriepolitik überprüfen

Der Exekutivdirektor erinnerte zugleich daran, dass besonders die Menschen in den Entwicklungsländern aktuell unter den hohen Energiepreisen litten. „Erstmals seit Beginn unserer Aufzeichnungen stellen wir fest, dass weltweit die Gesamtzahl der Menschen ohne Stromanschluss wieder ansteigt“, bedauerte Birol. Außerdem würden möglicherweise fast 100 Millionen Menschen wieder über einem Holzfeuer kochen, anstatt weiterhin sauberere Energiequellen nutzen zu können.

Allerdings gebe ihm die Tendenz Hoffnung, da eine Umsetzung aller bereits beschlossenen globalen Programme die globale Erwärmung laut der Szenarien auf 1,7 Grad Celsius begrenzen könne. An die Adresse der europäischen Regierungen sagte Birol, diese müssten ihre Industriepolitik überprüfen, um nicht zu lange fossile Branchen am Leben zu erhalten. In zehn Jahren werden wir sehen, dass dieses Jahr der Wendepunkt in der globalen Energieversorgung hin zu sicher und sauber war, hoffte Birol abschließend.
 
Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, bei der Vorstellung des Welternegieausblicks 2022 im Auswärtigen Amt Berlin
Quelle: BMWK

Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sagte, es brauche jetzt „Speed and Scale“. Es gelte, den Ausbau erneuerbarer Energieanlagen zu beschleunigen und hochzuskalieren, um die Energiewende voranzubringen. „Das ist der Weg, um von teuren fossilen Brennstoffen unabhängiger zu werden“, sagte Graichen. Fehlende Kapazitäten bei Rohstoffen, Bauteilen, Fertigungsstrecken und Personal seien allerdings Hemmnisse, gestand er ein.

Die Energiemärkte standen schon vor Russlands Invasion in die Ukraine unter Druck durch die Erholung der Weltwirtschaft nach der Covid-19-Pandemie, erinnerte Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BDI. Die heftigen Turbulenzen an den Energiemärkten bereiteten den Unternehmen große Probleme. „Die Krise hat den Inflationsdruck erzeugt und das Rezessionsrisiko erhöht“, sagte Lösch. Die deutsche Industrie habe verstanden, dass sie ihre Emissionen reduzieren muss und arbeite daran.

Überblick über die Szenarien des WEO 2022

Die drei Szenarien des WEO unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich ihrer Annahmen in Bezug auf die politischen Maßnahmen der Regierungen. Das Stated
Policies Szenario (STEPS) zeichnet einen Entwicklungspfad auf der Grundlage des aktuellen politischen Handlungsrahmens. Im Announced Pledges Szenario (APS) wird angenommen, dass alle ambitionierten Ziele der Regierungen komplett und zeitgerecht umgesetzt werden.

Das Net Zero Emissions by 2050 (NZE) Szenario skizziert einen Weg, um den mittleren globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celius zu begrenzen und gleichzeitig den Zugang zu modernen Energiequellen bis zum Jahr 2030 weltweit verfügbar zu machen.

Die Zusammenfassung des Weltenergieausblicks 2022 steht als PDF zum Download bereit.

Donnerstag, 24.11.2022, 15:39 Uhr
Susanne Harmsen

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