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Dank leistungsstärkerer Windturbinen bedarf es bundesweit kaum mehr Standorte, um 2040 das Gros des deutschen Strombedarfs zu decken, besagt eine neue Studie mit LEE-NRW-Beteilung.
Installierte Leistung, Anteil am Stromverbrauch oder die Anzahl neuer Windturbinen − ohne Zahlen geht in der Energiewende nichts. Dabei ist 8.760 eine Zahl, die alle Fachleute kennen: So viele Stunden hat ein Jahr. Und wie viele dieser Stunden im Jahr eine Windenergieanlagen ihre volle Leistung ans Netz bringen kann, das sind die häufig diskutierten Volllaststunden − vereinfacht ausgedrückt. Eine neue Studie der Deutschen Windguard im Auftrag des Landesverbands Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) und des Bundesverbands Windenergie (BWE) hat die Entwicklung eben jener Volllaststunden bei Windenergieanlagen genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Entwicklung in den vergangenen Jahren war enorm und die Prognose für die technische Weiterentwicklung ist beachtlich.
Was das in Zahlen bedeutet? 2004 betrug die durchschnittliche Anzahl der Volllaststunden der bundesweit installierten Windturbinen noch 1.615. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert bereits bei 2.062. Das ist eine Steigerung von 28 % innerhalb von 15 Jahren. Eine technische Weiterentwicklung, die sich auszahlt: Jede neue Anlagengeneration arbeitet effizienter und erzeugt damit bei gleichen Windverhältnissen einen höheren Stromertrag.
Und die Entwicklung geht weiter. Anlagen modernster Generation erreichen heute im bundesweiten Schnitt gut 2.500 Volllaststunden. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Anlagenpark von 2004 um 54 %. Die Deutsche Windguard kommt in ihrer Analyse für den LEE NRW und den BWE zu dem Schluss, dass dieser Wert sich in den kommenden zehn Jahren erneut um 10 % auf dann 2.750 Volllaststunden erhöht.
An guten Windstandorten in Schleswig-Holstein können unter realistischen Bedingungen über 4.000 Volllaststunden erzielt werden und auch in den südlichen Regionen können es an guten Standorten mit entsprechenden Binnenlandanlagen über 3.500 sein. Das lässt erahnen, welche Potenziale noch möglich sind. Und um diese Frage geht es schließlich: Welche Strommengen kann ein modernisierter deutscher Anlagenpark in 10, 20 oder 30 Jahren produzieren?
Bis 2030 sind 85.000 MW Windkraftleistung an Land möglich
Zurück zu den Zahlen: Bundesweit sind derzeit 0,9 % der Landesfläche als Windvorrangflächen ausgewiesen oder befinden sich in Aufstellung. Auf diesen Flächen werden bis 2030 sicherlich Tausende Anlagen repowert, viele werden aber auch noch weiter in Betrieb sein. Rund 12.600 moderne Windenergieanlagen mit 59.000 MW Leistung und einem Ertrag von 153 Mrd. kWh könnten auf diesen Flächen errichtet werden. Zusammen mit den Bestandsanlagen wären das 85.000 MW Gesamtleistung und 212 Mrd. kWh Ertrag im Jahr 2030. Zur Erinnerung: Aktuell erzeugen die rund 30.000 Windturbinen mit zusammen 54.000 MW installierter Leistung gut 132 Mrd. kWh Windstrom.
Doch die Rechnung ist an dieser Stelle noch nicht zu Ende. Denn so beachtlich, wie dieser Zuwachs auf dem Papier aussieht, für die Dekarbonisierung der Grundstoffwirtschaft, für Millionen E-Autos, moderne Rechenzentren und die Herstellung von grünem Wasserstoff reicht das noch nicht. Dafür muss bundesweit die sogenannte Flächenkulisse von 0,9 auf 2 % erweitert werden. Unter Berücksichtigung der nächsten Anlagengeneration, die derzeit mit rund 7-MW-Generatorleistung und Rotordurchmessern von über 170 Metern entwickelt wird, könnten künftig auf diesen 2 % der Landesfläche 2040 lediglich 35.000 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von etwa 245.000 MW über 700 Mrd. kWh Strom erzeugen. Das entspräche konservativ angenommenen 2.850 Volllaststunden − und einem Großteil des gesamten prognostizierten Strombedarfs bundesweit.
Die Quintessenz spricht für sich: Durch eine engagierte Modernisierung des Anlagenparks können mit nur geringfügig mehr Windenergieanlagen als heute in zehn bis 20 Jahren große Teile des deutschen Strombedarfs gedeckt werden.
Freitag, 13.11.2020, 12:55 Uhr
Ralf Köpke
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