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Energie & Management > Wärme - Weg zu klimaneutralen Gebäuden ist teuer und arbeitsintensiv
Bild: Ralf Kalytta, Fotolia
Wärme

Weg zu klimaneutralen Gebäuden ist teuer und arbeitsintensiv

Eine aktuelle Studie im Auftrag von Zukunft Gas kommt zum Schluss, dass die Energiewende im Gebäudebereich schnell hohe Aufwendungen verlangt und nur mit Wasserstoff gelingen wird.
Heizung und warmes Wasser im Gebäudesektor verursachen etwa 30 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Seit Jahren ändert sich dieser Anteil kaum und auch 2020 hat dieser Bereich – als einziger Sektor – die ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung verfehlt. Deshalb besteht hier großer Handlungsbedarf. Der Branchenverband Zukunft Gas beauftragte eine Studie, die den Wechsel zur Klimaneutralität für Gebäude bis 2050 beschreibt.

Die Studie „Klimaneutral Wohnen“ der Nymoen Strategieberatung zeigt einen sozialverträglichen Weg hin zur Klimaneutralität bis 2050 im Wärmemarkt. Die Studie betrachtet dabei sowohl die Vielfalt des deutschen Gebäudebestands als auch die gesamte Bandbreite aktuell zur Verfügung stehender Heiztechnik. Studienautor Havard Nymoen unterstrich, dass eine Wärmewende ohne klimaneutrales Gas wie Wasserstoff nicht gelingen werde.
 
Entwicklung des CO2-Ausstoßes für den Gebäudesektor 2020 bis 2050
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Grafik: Nymoen Strategieberatung

Wohnen muss trotz Klimaschutz bezahlbar bleiben

Die Dekarbonisierung im Gebäudesektor müsse bezahlbar bleiben für Hauseigentümer und Mieter, mahnte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), bei der Vorstellung der Studie. Sein Verband vertritt 3.000 Unternehmend er Wohnungswirtschaft mit einem Bestand von sechs Mio. Mietwohnungen. „Modernisierungskosten, die mehr als 50 Cent pro Quadratmeter verursachen, sind für die Mieter nicht bezahlbar“, mahnte er.

Schon in den vergangenen zehn Jahren seien die Einkommen durchschnittlich um 36 % gestiegen, die Baukosten aber um 81 %. Darum müsse die staatliche Förderung für energetische Modernisierung deutlich erhöht werden, forderte Gedaschko. Zudem fehle es schon jetzt an qualifizierten Arbeitskräften in den Handwerksbetrieben. Und die serielle Sanierung sei noch in der Entwicklung. Daher sei die Sanierungsrate im Gebäudebereich mit derzeit 1 % jährlich so niedrig, beschrieb Gedaschko.

Weg zur Klimaneutralität im Bestand

Mittels eines aufwendigen Berechnungsalgorithmus wurden für 974 Kategorien an Bestandsbauten detaillierte Wege zur Klimaneutralität bis 2050 ermittelt. Ziel der Berechnungen war es, die größtmögliche CO2-Einsparung unter der Randbedingung zu erreichen, dass die Eigentümer der Wohngebäude die erforderlichen Maßnahmen auch finanzieren können. Dabei sind 1.760 verschiedene Sanierungsfahrpläne für alle in Deutschland bestehenden Wohngebäudetypen entstanden.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Klimaneutralität im Wärmemarkt finanzierbar möglich ist. Den größten Anteil an der Reduktion hat dabei der Einsatz von dekarbonisierten Energieträgern. Auch im Jahr 2050 würden gasförmige Energieträger weiterhin die beliebteste Heizquelle im Wohngebäudebestand sein, sagte Nymoen. Strom, als zweite Säule der Wärmeversorgung, sei vor allem im Neubau als Heizoption attraktiv. Daher müsse für die Klimaneutralität genug dekarbonisiertes Gas zu Verfügung stehen, folgert die Studie.
 
Wege zur CO2-Einsparung im Gebäudesektor
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Grafik: Nymoen Strategieberatung
 

Wasserstoff im Wärmemarkt unerlässlich

Im Jahr 2050 sollten demzufolge zwei verschiedene gasförmige Energieträger zum Einsatz kommen: ein Gasmix, der zu 80 % aus Biomethan und 20 % aus dekarbonisierten Wasserstoff besteht und reiner Wasserstoff, der aus grünen, türkisen und blauen Wasserstoffrouten produziert wird. Dabei wird grüner Wasserstoff klimaneutral aus erneuerbarem Strom produziert. Blauer oder türkiser ist aus fossilen Quellen produziert, deren Kohlenstoffanteil durch Nutzung oder Abscheidung klimaunschädlich gemacht wurde.

„Voraussetzung für diese Entwicklung ist laut Timm Kehler, Geschäftsführer von Zukunft Gas, „dass der Fokus des Regulierungsrahmens mehr auf der Einhaltung der CO2-Minderungsziele und weniger auf der Vorgabe konkreter Maßnahmen liegt“. Alle klimaneutralen Energieträger und deren Anwendungstechnologien sollten als Klimaschutzlösungen im Gebäudebereich anerkannt und gefördert werden, sagte Kehler.

Auch müssten jetzt die Weichen für einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gestellt werden, forderte Kehler. „Nur so können wir den künftig hohen Bedarf an Wasserstoff decken.“ Außerdem solle die Politik durch eine Anpassung der Öko-Design-Richtlinie die Geräteindustrie unterstützen, weitere Heizgeräte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, die Wasserstoff nutzen können, erklärte er abschließend.

Die Studie "Klimaneutral Wohnen 2050" steht im Internet als PDF zum Download bereit.

Mittwoch, 19.05.2021, 13:53 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wärme - Weg zu klimaneutralen Gebäuden ist teuer und arbeitsintensiv
Bild: Ralf Kalytta, Fotolia
Wärme
Weg zu klimaneutralen Gebäuden ist teuer und arbeitsintensiv
Eine aktuelle Studie im Auftrag von Zukunft Gas kommt zum Schluss, dass die Energiewende im Gebäudebereich schnell hohe Aufwendungen verlangt und nur mit Wasserstoff gelingen wird.
Heizung und warmes Wasser im Gebäudesektor verursachen etwa 30 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Seit Jahren ändert sich dieser Anteil kaum und auch 2020 hat dieser Bereich – als einziger Sektor – die ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung verfehlt. Deshalb besteht hier großer Handlungsbedarf. Der Branchenverband Zukunft Gas beauftragte eine Studie, die den Wechsel zur Klimaneutralität für Gebäude bis 2050 beschreibt.

Die Studie „Klimaneutral Wohnen“ der Nymoen Strategieberatung zeigt einen sozialverträglichen Weg hin zur Klimaneutralität bis 2050 im Wärmemarkt. Die Studie betrachtet dabei sowohl die Vielfalt des deutschen Gebäudebestands als auch die gesamte Bandbreite aktuell zur Verfügung stehender Heiztechnik. Studienautor Havard Nymoen unterstrich, dass eine Wärmewende ohne klimaneutrales Gas wie Wasserstoff nicht gelingen werde.
 
Entwicklung des CO2-Ausstoßes für den Gebäudesektor 2020 bis 2050
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Grafik: Nymoen Strategieberatung

Wohnen muss trotz Klimaschutz bezahlbar bleiben

Die Dekarbonisierung im Gebäudesektor müsse bezahlbar bleiben für Hauseigentümer und Mieter, mahnte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), bei der Vorstellung der Studie. Sein Verband vertritt 3.000 Unternehmend er Wohnungswirtschaft mit einem Bestand von sechs Mio. Mietwohnungen. „Modernisierungskosten, die mehr als 50 Cent pro Quadratmeter verursachen, sind für die Mieter nicht bezahlbar“, mahnte er.

Schon in den vergangenen zehn Jahren seien die Einkommen durchschnittlich um 36 % gestiegen, die Baukosten aber um 81 %. Darum müsse die staatliche Förderung für energetische Modernisierung deutlich erhöht werden, forderte Gedaschko. Zudem fehle es schon jetzt an qualifizierten Arbeitskräften in den Handwerksbetrieben. Und die serielle Sanierung sei noch in der Entwicklung. Daher sei die Sanierungsrate im Gebäudebereich mit derzeit 1 % jährlich so niedrig, beschrieb Gedaschko.

Weg zur Klimaneutralität im Bestand

Mittels eines aufwendigen Berechnungsalgorithmus wurden für 974 Kategorien an Bestandsbauten detaillierte Wege zur Klimaneutralität bis 2050 ermittelt. Ziel der Berechnungen war es, die größtmögliche CO2-Einsparung unter der Randbedingung zu erreichen, dass die Eigentümer der Wohngebäude die erforderlichen Maßnahmen auch finanzieren können. Dabei sind 1.760 verschiedene Sanierungsfahrpläne für alle in Deutschland bestehenden Wohngebäudetypen entstanden.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Klimaneutralität im Wärmemarkt finanzierbar möglich ist. Den größten Anteil an der Reduktion hat dabei der Einsatz von dekarbonisierten Energieträgern. Auch im Jahr 2050 würden gasförmige Energieträger weiterhin die beliebteste Heizquelle im Wohngebäudebestand sein, sagte Nymoen. Strom, als zweite Säule der Wärmeversorgung, sei vor allem im Neubau als Heizoption attraktiv. Daher müsse für die Klimaneutralität genug dekarbonisiertes Gas zu Verfügung stehen, folgert die Studie.
 
Wege zur CO2-Einsparung im Gebäudesektor
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Grafik: Nymoen Strategieberatung
 

Wasserstoff im Wärmemarkt unerlässlich

Im Jahr 2050 sollten demzufolge zwei verschiedene gasförmige Energieträger zum Einsatz kommen: ein Gasmix, der zu 80 % aus Biomethan und 20 % aus dekarbonisierten Wasserstoff besteht und reiner Wasserstoff, der aus grünen, türkisen und blauen Wasserstoffrouten produziert wird. Dabei wird grüner Wasserstoff klimaneutral aus erneuerbarem Strom produziert. Blauer oder türkiser ist aus fossilen Quellen produziert, deren Kohlenstoffanteil durch Nutzung oder Abscheidung klimaunschädlich gemacht wurde.

„Voraussetzung für diese Entwicklung ist laut Timm Kehler, Geschäftsführer von Zukunft Gas, „dass der Fokus des Regulierungsrahmens mehr auf der Einhaltung der CO2-Minderungsziele und weniger auf der Vorgabe konkreter Maßnahmen liegt“. Alle klimaneutralen Energieträger und deren Anwendungstechnologien sollten als Klimaschutzlösungen im Gebäudebereich anerkannt und gefördert werden, sagte Kehler.

Auch müssten jetzt die Weichen für einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gestellt werden, forderte Kehler. „Nur so können wir den künftig hohen Bedarf an Wasserstoff decken.“ Außerdem solle die Politik durch eine Anpassung der Öko-Design-Richtlinie die Geräteindustrie unterstützen, weitere Heizgeräte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, die Wasserstoff nutzen können, erklärte er abschließend.

Die Studie "Klimaneutral Wohnen 2050" steht im Internet als PDF zum Download bereit.

Mittwoch, 19.05.2021, 13:53 Uhr
Susanne Harmsen

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