E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Studien - Wasserstoffmarkt „weiterhin in den Kinderschuhen“
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Studien

Wasserstoffmarkt „weiterhin in den Kinderschuhen“

Zur Erreichung der Klimaziele nimmt sauberer Wasserstoff eine immense Rolle ein. Der weltweite Markt kommt allerdings kaum in Gang, wie eine Studie „PwC Strategie&“ feststellt.
Deutschland und die EU laufen nach einer am 22. April veröffentlichten Studie der „PwC Strategy&“, der globalen Strategieberatung von PWC, Gefahr, ihre eigenen Wasserstoffziele zu verfehlen. Laut der Studie klafft eine riesige Lücke zwischen den weltweit angekündigten Plänen zur Herstellung von Wasserstoff und den konkreten Projekten, die bereits realisiert werden.

So seien zwar Wasserstoffprojekte mit einer globalen Kapazität von 840.000 MW geplant, tatsächlich durchfinanziert oder in Bau befinden sich jedoch nur Projekte mit 15.000 MW. Dies entspricht 1,8 Prozent der geplanten Kapazität. Die Kapazität von Projekten, die bereits in Betrieb sind, fällt noch geringer aus: Sie liegt bei etwa 1.000 MW.

Der Blick auf Deutschland ist laut der Analyse ebenfalls ernüchternd: Bis 2030 will die Bundesrepublik 10.000 MW Elektrolysekapazität aufbauen. In Betrieb sind aber laut Studie gegenwärtig weniger als 100 MW. Um das von der Regierung gesetzte Ziel noch zu erreichen, müsste Deutschland pro Jahr 1.000 bis 2.000 MW Elektrolysekapazität zubauen. Der Rückblick auf die vergangenen beiden Jahre zeige jedoch, dass nur etwa 250 MW Elektrolyseleistung die finale Finanzierungsentscheidung bekommen hätten. 

Europa müsste 20-mal schneller zubauen

Über die Hälfte aller weltweit angekündigten Projekte für grünen Wasserstoff befinden sich, so zeigt es die Studie, auf dem europäischen Kontinent. Ende 2023 ergaben sie summa summarum eine potenzielle Leistung von 200.000 MW. Von der Realisierung dieser Leistung ist die EU allerdings weit entfernt: So sind aktuell lediglich Elektrolyseanlagen mit 200 MW in Betrieb, zusätzlich befinden sich Anlagen mit 3.000 MW Leistung in Bau oder sind finanziert. In den Jahren 2022 und 2023 erhielten jeweils Projekte mit insgesamt 1.000 MW Leistung eine finale Finanzierung oder gingen in Bau.

Die Folgerung für die Analysten von PWC: Um ihr selbst gestecktes Wasserstoffziel zu erreichen, müsste die EU bis zum Jahr 2030 Elektrolyseure mit insgesamt 120.000 MW Leistung aufbauen, was einem jährlichen Plus von 20.000 MW und somit einem 20-mal so schnellen Ausbautempo wie bislang gleichkommt. Da für die Herstellung grünen Wasserstoffs große Mengen erneuerbare Energie benötigt werden, müssten zudem auch hier erhebliche Kapazitäten entstehen. Für die von der EU bis 2030 anvisierte Elektrolyseleistung würden, so hat es PWC errechnet, 24.000 neue Windräder benötigt.
 
Studie „Navigating the hydrogen ecosystem:
What is preventig progress and how to gain momentum?“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: PWC Strategy

„Der kapitalintensive Wasserstoffmarkt steckt weiterhin in den Kinderschuhen und hatte zuletzt auch noch mit hohen Zinsen und Inflation bei den Materialpreisen zu kämpfen“, resümiert Dirk Niemeier die Ergebnisse der Studie. Der Co-Autor sieht hier die Politik in der Pflicht: „Die größte Barriere ist das Fehlen großvolumiger Abnahmeverträge, was die Finanzierung und damit Fertigstellung der Produktionsprojekte verhindert.“ Voraussetzung für solche Abnahmeverträge sei wiederum eine Förderung, die ähnlich wie bei erneuerbarem Strom die anfänglichen Mehrkosten gegenüber fossilen Alternativen kompensiert. „Hinzu kommt, dass erneuerbare Energie für sauberen Wasserstoff nötig, aber knapp sei“, so Niemeier. 

Der globale Vergleich zeige, dass diese Herausforderungen zwar für alle Regionen gelten würden, allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt seien – und auch unterschiedlich erfolgreich gelöst würden. Betrachtet man etwa die angekündigten Produktionskapazitäten, liegen Afrika und Lateinamerika nach Europa auf Platz 2 und 3. Beide Regionen haben jedoch, so die Analysten, mit hohen Unsicherheiten bei der Konkretisierung der Projekte zu kämpfen.

Ganz anders China, Südkorea und Japan: Das asiatische Trio zeigt sich bei der Umsetzung als Spitzenreiter und hat bereits jetzt doppelt so viel Produktionskapazität in Betrieb, finanziert oder in Bau wie Europa. Laut PWC plant allein China für 2024 ein Plus tatsächlich laufender Elektrolyseurkapazität, das dem 2023 in Europa im Bau oder finanzierten Volumen entspricht (3.300 MW). Die USA setzen vor allem auf günstigeren kohlenstoffarmen Wasserstoff, der etwa mithilfe der Dampfreformierung von Erdgas hergestellt wird, und bei dem das CO2 abgeschieden und gespeichert wird (Carbon Capture and Storage, CCS). Auf diese Weise soll die Gasindustrie in das künftige Wasserstoffökosystem integriert werden.

Die 39-seitige Studie „Navigating the hydrogen ecosystem: What is preventig progress and how to gain momentum?“ lässt sich online über PWC anfordern. 

Montag, 22.04.2024, 16:13 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Studien - Wasserstoffmarkt „weiterhin in den Kinderschuhen“
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Studien
Wasserstoffmarkt „weiterhin in den Kinderschuhen“
Zur Erreichung der Klimaziele nimmt sauberer Wasserstoff eine immense Rolle ein. Der weltweite Markt kommt allerdings kaum in Gang, wie eine Studie „PwC Strategie&“ feststellt.
Deutschland und die EU laufen nach einer am 22. April veröffentlichten Studie der „PwC Strategy&“, der globalen Strategieberatung von PWC, Gefahr, ihre eigenen Wasserstoffziele zu verfehlen. Laut der Studie klafft eine riesige Lücke zwischen den weltweit angekündigten Plänen zur Herstellung von Wasserstoff und den konkreten Projekten, die bereits realisiert werden.

So seien zwar Wasserstoffprojekte mit einer globalen Kapazität von 840.000 MW geplant, tatsächlich durchfinanziert oder in Bau befinden sich jedoch nur Projekte mit 15.000 MW. Dies entspricht 1,8 Prozent der geplanten Kapazität. Die Kapazität von Projekten, die bereits in Betrieb sind, fällt noch geringer aus: Sie liegt bei etwa 1.000 MW.

Der Blick auf Deutschland ist laut der Analyse ebenfalls ernüchternd: Bis 2030 will die Bundesrepublik 10.000 MW Elektrolysekapazität aufbauen. In Betrieb sind aber laut Studie gegenwärtig weniger als 100 MW. Um das von der Regierung gesetzte Ziel noch zu erreichen, müsste Deutschland pro Jahr 1.000 bis 2.000 MW Elektrolysekapazität zubauen. Der Rückblick auf die vergangenen beiden Jahre zeige jedoch, dass nur etwa 250 MW Elektrolyseleistung die finale Finanzierungsentscheidung bekommen hätten. 

Europa müsste 20-mal schneller zubauen

Über die Hälfte aller weltweit angekündigten Projekte für grünen Wasserstoff befinden sich, so zeigt es die Studie, auf dem europäischen Kontinent. Ende 2023 ergaben sie summa summarum eine potenzielle Leistung von 200.000 MW. Von der Realisierung dieser Leistung ist die EU allerdings weit entfernt: So sind aktuell lediglich Elektrolyseanlagen mit 200 MW in Betrieb, zusätzlich befinden sich Anlagen mit 3.000 MW Leistung in Bau oder sind finanziert. In den Jahren 2022 und 2023 erhielten jeweils Projekte mit insgesamt 1.000 MW Leistung eine finale Finanzierung oder gingen in Bau.

Die Folgerung für die Analysten von PWC: Um ihr selbst gestecktes Wasserstoffziel zu erreichen, müsste die EU bis zum Jahr 2030 Elektrolyseure mit insgesamt 120.000 MW Leistung aufbauen, was einem jährlichen Plus von 20.000 MW und somit einem 20-mal so schnellen Ausbautempo wie bislang gleichkommt. Da für die Herstellung grünen Wasserstoffs große Mengen erneuerbare Energie benötigt werden, müssten zudem auch hier erhebliche Kapazitäten entstehen. Für die von der EU bis 2030 anvisierte Elektrolyseleistung würden, so hat es PWC errechnet, 24.000 neue Windräder benötigt.
 
Studie „Navigating the hydrogen ecosystem:
What is preventig progress and how to gain momentum?“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: PWC Strategy

„Der kapitalintensive Wasserstoffmarkt steckt weiterhin in den Kinderschuhen und hatte zuletzt auch noch mit hohen Zinsen und Inflation bei den Materialpreisen zu kämpfen“, resümiert Dirk Niemeier die Ergebnisse der Studie. Der Co-Autor sieht hier die Politik in der Pflicht: „Die größte Barriere ist das Fehlen großvolumiger Abnahmeverträge, was die Finanzierung und damit Fertigstellung der Produktionsprojekte verhindert.“ Voraussetzung für solche Abnahmeverträge sei wiederum eine Förderung, die ähnlich wie bei erneuerbarem Strom die anfänglichen Mehrkosten gegenüber fossilen Alternativen kompensiert. „Hinzu kommt, dass erneuerbare Energie für sauberen Wasserstoff nötig, aber knapp sei“, so Niemeier. 

Der globale Vergleich zeige, dass diese Herausforderungen zwar für alle Regionen gelten würden, allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt seien – und auch unterschiedlich erfolgreich gelöst würden. Betrachtet man etwa die angekündigten Produktionskapazitäten, liegen Afrika und Lateinamerika nach Europa auf Platz 2 und 3. Beide Regionen haben jedoch, so die Analysten, mit hohen Unsicherheiten bei der Konkretisierung der Projekte zu kämpfen.

Ganz anders China, Südkorea und Japan: Das asiatische Trio zeigt sich bei der Umsetzung als Spitzenreiter und hat bereits jetzt doppelt so viel Produktionskapazität in Betrieb, finanziert oder in Bau wie Europa. Laut PWC plant allein China für 2024 ein Plus tatsächlich laufender Elektrolyseurkapazität, das dem 2023 in Europa im Bau oder finanzierten Volumen entspricht (3.300 MW). Die USA setzen vor allem auf günstigeren kohlenstoffarmen Wasserstoff, der etwa mithilfe der Dampfreformierung von Erdgas hergestellt wird, und bei dem das CO2 abgeschieden und gespeichert wird (Carbon Capture and Storage, CCS). Auf diese Weise soll die Gasindustrie in das künftige Wasserstoffökosystem integriert werden.

Die 39-seitige Studie „Navigating the hydrogen ecosystem: What is preventig progress and how to gain momentum?“ lässt sich online über PWC anfordern. 

Montag, 22.04.2024, 16:13 Uhr
Davina Spohn

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.