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Energie & Management > Gastbeitrag - Wasserstoff in der innerbetrieblichen Mobilität nutzen
Quelle: E&M
Gastbeitrag

Wasserstoff in der innerbetrieblichen Mobilität nutzen

Grüne Gase haben neben der Umsetzung der Wärmewende auch große Potenziale bei der Dekarbonisierung der Sektoren Industrie und Mobilität. Ein Gastbeitrag von *Björn Munko vom DVGW.
Im internationalen Wettstreit um die Standortattraktivität darf Deutschland nicht den Wasserstoffhochlauf verschlafen und dem Irrglauben aufsitzen, dass alles – insbesondere die Industrie – schon bald mit erneuerbarem Strom aus eigenen Quellen rundum versorgt werden kann. Beim Wettstreit der besten Technologien für die jeweiligen Einsatzbereiche sind auch die diversen fehlgeleiteten Diskussionen, hauptsächlich rund um die Kosten des Wasserstoffs, wenig zielführend.

Konservative Berechnungen des DVGW zeigen, dass im Jahr 2030 jährlich rund 300 Milliarden kWh Wasserstoff aus Europa, der MENA-Region und Deutschland heimisch verfügbar sind. Damit ließe sich der inländische Bedarf mehr als decken. Bis 2045 könnten Industrie, Fahrzeuge sowie Gebäude mit einer Energiemenge von 850 Milliarden kWh versorgt werden. Dies berücksichtigt noch nicht das globale Sourcing, das gerade für Wasserstoff aus Übersee von der Bundesregierung betrieben wird. Daher kann die publicityträchtige "Champagnerdiskussionen" also beendet werden.

Die Industrie hat die Potenziale erkannt und geht das Thema pragmatisch an. Dies zeigen diverse Projekte nicht nur bei der Dekarbonisierung der Stahl-, Chemie,- oder Glasindustrie, sondern auch beim innerbetrieblichen Verkehr. So setzt etwa BMW am Standort Leipzig im Rahmen des Projekts "Grünes Werk" in den Bereichen Logistik und Lackiererei auf Wasserstoff. Insbesondere die Intralogistik betrachtet man beim bayerischen Automobilkonzern als Türöffner für den Wasserstoff. Denn dort sind seine Vorzüge besonders augenscheinlich. Die deutlich kürzeren Betankungszeiten gegenüber den bislang eingesetzten reinen Elektrofahrzeugen sorgen für optimierte Betriebsabläufe. Dazu zählen eine reduzierte Fahrzeuganzahl, ein effizienter Personaleinsatz oder auch einen wesentlich geringerer Flächenbedarf.

Hamburg als Schwerpunktregion

Als eine Schwerpunktregion rund um den Wasserstoffeinsatz in der betrieblichen Mobilität kristallisiert sich die Region Hamburg heraus. Unter anderem werden dort im Innovationscluster "Clean Port & Logistics" Lösungen entwickelt, um wasserstoffbetriebene Schwerlastfahrzeuge und Terminalgeräte zur Marktreife zu bringen. Zum Jahresbeginn startete am Hamburger Hafen der Bau einer Wasserstofftankstelle. Eine solche ist auch auf dem Vorfeld des Hamburger Flughafens geplant, um mehrere Gepäckschlepper zu versorgen. Das Verbundprojekt "sH2unter@ports" hat die Umstellung von Rangierlokomotiven in den Hafenarealen von Bremen und Hamburg auf den Betrieb mit Wasserstoff im Blick. Wasserstoff gilt hier als die deutlich bessere Alternative gegenüber der Elektrifizierung durch Oberleitungen oder der Ausrüstung der Rangierloks mit Batterien.

Der DVGW unterstützt und fördert diese Bestrebungen mit der Plattform "Grüne Industrie". Im vergangenen Jahr wurden bereits diverse Fokusgruppen mit einzelnen Industriebranchen ins Leben gerufen. Für die Gasbranche steht dabei im Vordergrund, mit einzelnen Industriesektoren Erfahrungen zu teilen und offene Fragestellungen zu identifizieren.

Jetzt gilt es, die großen Potenziale zu nutzen und den Weg in die Wasserstoffwirtschaft zu ebnen. Dabei kann man auf Bestehendes aufbauen. Wird Wasserstoff über das vorhandene Gasverteilnetz zur Verfügung gestellt, können die rund 1,8 Millionen angeschlossenen Industrie- und Gewerbekunden zukünftig klimaneutral produzieren. Der Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP), dessen zweite Planungsphase kürzlich eröffnet wurde, ist dabei der Routenplaner für diese Transformation. Auch beim kommunalen Wärmeplanungsgesetz ist es wichtig, die Industrie als Ankerkunden mitzudenken. Ein Rückbau der Gasinfrastruktur darf keine Option sein. Vielmehr geht es im Hinblick der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland darum, Leitungen und Anlagen schnell H2-ready zu machen.

*Björn Munko ist Leiter Gastechnologien und Energiesysteme beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) in Bonn.
 
Björn Munko
Quelle: DVGW

Donnerstag, 20.04.2023, 12:04 Uhr
Redaktion
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Quelle: E&M
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Grüne Gase haben neben der Umsetzung der Wärmewende auch große Potenziale bei der Dekarbonisierung der Sektoren Industrie und Mobilität. Ein Gastbeitrag von *Björn Munko vom DVGW.
Im internationalen Wettstreit um die Standortattraktivität darf Deutschland nicht den Wasserstoffhochlauf verschlafen und dem Irrglauben aufsitzen, dass alles – insbesondere die Industrie – schon bald mit erneuerbarem Strom aus eigenen Quellen rundum versorgt werden kann. Beim Wettstreit der besten Technologien für die jeweiligen Einsatzbereiche sind auch die diversen fehlgeleiteten Diskussionen, hauptsächlich rund um die Kosten des Wasserstoffs, wenig zielführend.

Konservative Berechnungen des DVGW zeigen, dass im Jahr 2030 jährlich rund 300 Milliarden kWh Wasserstoff aus Europa, der MENA-Region und Deutschland heimisch verfügbar sind. Damit ließe sich der inländische Bedarf mehr als decken. Bis 2045 könnten Industrie, Fahrzeuge sowie Gebäude mit einer Energiemenge von 850 Milliarden kWh versorgt werden. Dies berücksichtigt noch nicht das globale Sourcing, das gerade für Wasserstoff aus Übersee von der Bundesregierung betrieben wird. Daher kann die publicityträchtige "Champagnerdiskussionen" also beendet werden.

Die Industrie hat die Potenziale erkannt und geht das Thema pragmatisch an. Dies zeigen diverse Projekte nicht nur bei der Dekarbonisierung der Stahl-, Chemie,- oder Glasindustrie, sondern auch beim innerbetrieblichen Verkehr. So setzt etwa BMW am Standort Leipzig im Rahmen des Projekts "Grünes Werk" in den Bereichen Logistik und Lackiererei auf Wasserstoff. Insbesondere die Intralogistik betrachtet man beim bayerischen Automobilkonzern als Türöffner für den Wasserstoff. Denn dort sind seine Vorzüge besonders augenscheinlich. Die deutlich kürzeren Betankungszeiten gegenüber den bislang eingesetzten reinen Elektrofahrzeugen sorgen für optimierte Betriebsabläufe. Dazu zählen eine reduzierte Fahrzeuganzahl, ein effizienter Personaleinsatz oder auch einen wesentlich geringerer Flächenbedarf.

Hamburg als Schwerpunktregion

Als eine Schwerpunktregion rund um den Wasserstoffeinsatz in der betrieblichen Mobilität kristallisiert sich die Region Hamburg heraus. Unter anderem werden dort im Innovationscluster "Clean Port & Logistics" Lösungen entwickelt, um wasserstoffbetriebene Schwerlastfahrzeuge und Terminalgeräte zur Marktreife zu bringen. Zum Jahresbeginn startete am Hamburger Hafen der Bau einer Wasserstofftankstelle. Eine solche ist auch auf dem Vorfeld des Hamburger Flughafens geplant, um mehrere Gepäckschlepper zu versorgen. Das Verbundprojekt "sH2unter@ports" hat die Umstellung von Rangierlokomotiven in den Hafenarealen von Bremen und Hamburg auf den Betrieb mit Wasserstoff im Blick. Wasserstoff gilt hier als die deutlich bessere Alternative gegenüber der Elektrifizierung durch Oberleitungen oder der Ausrüstung der Rangierloks mit Batterien.

Der DVGW unterstützt und fördert diese Bestrebungen mit der Plattform "Grüne Industrie". Im vergangenen Jahr wurden bereits diverse Fokusgruppen mit einzelnen Industriebranchen ins Leben gerufen. Für die Gasbranche steht dabei im Vordergrund, mit einzelnen Industriesektoren Erfahrungen zu teilen und offene Fragestellungen zu identifizieren.

Jetzt gilt es, die großen Potenziale zu nutzen und den Weg in die Wasserstoffwirtschaft zu ebnen. Dabei kann man auf Bestehendes aufbauen. Wird Wasserstoff über das vorhandene Gasverteilnetz zur Verfügung gestellt, können die rund 1,8 Millionen angeschlossenen Industrie- und Gewerbekunden zukünftig klimaneutral produzieren. Der Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP), dessen zweite Planungsphase kürzlich eröffnet wurde, ist dabei der Routenplaner für diese Transformation. Auch beim kommunalen Wärmeplanungsgesetz ist es wichtig, die Industrie als Ankerkunden mitzudenken. Ein Rückbau der Gasinfrastruktur darf keine Option sein. Vielmehr geht es im Hinblick der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland darum, Leitungen und Anlagen schnell H2-ready zu machen.

*Björn Munko ist Leiter Gastechnologien und Energiesysteme beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) in Bonn.
 
Björn Munko
Quelle: DVGW

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