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Energie & Management > E-World - Wasserstoff für ganz Europa
Quelle: iStock / Frank Harms
E-World

Wasserstoff für ganz Europa

Eine Studie im Auftrag von Zukunft Gas fordert ein einheitliches System für Herkunftsnachweise für grünen Wasserstoff. Nur so sei ein Handel von Wasserstoff in Europa möglich.
Was mit Bio-Orangen in Europa funktioniert, sollte auch mit Wasserstoff möglich sein, sagte Timm Kehler bei der Vorstellung der Studie "Wasserstoff entfesseln – welchen Rahmen braucht der Markthochlauf" auf der Messe E-world in Essen.

Der Vorstand der Brancheninitiative "Zukunft Gas" spielte darauf an, dass Konsumenten in deutschen Supermärkten Bio-Orangen aus Spanien aus zertifiziertem ökologischen Anbau kaufen könnten; das sei aktuell mit grünem Wasserstoff hingegen noch nicht möglich − weil es noch keine offiziellen Herkunftsnachweise für grünen (renewable) Wasserstoff und sogenannten treibhausgasarmen (low carbon) Wasserstoff in Europa gebe. Das sei aber essenziell für den Handel mit dem Gas.

Mit der Studie wolle man den Verantwortlichen in der Politik Handlungsempfehlungen geben, sagte Simon Schäfer-Stradowsky, Geschäftsführer des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) und federführend für die Studie verantwortlich. Zwar gebe es bereits eine Vielzahl von Studien zum Thema. Die nun vorgelegte Untersuchung liefere aber "konkrete und direkt umsetzbare Handlungsempfehlungen für die Politik". Die Verantwortlichen bei Zukunft Gas hoffen, mit der Abhandlung mehr Klarheit in die zum Teil unübersichtliche Gesetzeslage zu bringen. Sie schlägt dabei 13 ganz konkrete Maßnahmen vor, um den Wasserstoffhochlauf zu beschleunigen. 

Vor allem an drei Punkten hakt es laut der Studie aktuell. Der erste: Auf europäischer Ebene gebe es noch keine einheitliche Begriffsdefinition für Wasserstoff. Jeder verstehe unter Wasserstoff, vor allem unter grünem Wasserstoff, etwas anderes − unterlegt mit eigenen Grenzwerten und Herstellungsbedingungen. Havard Nymoen, Geschäftsführer der Conenergy Consult (wirkte ebenfalls an der Studie mit), nennt eine eindeutige Definition, was bei Wasserstoff unter "renewable" und "low carbon" falle, als essenziell. Nur wenn es diese Definition gäbe, könnten alle Akteure im Markt von einer einheitlichen Basis agieren. 

Handel über alle Sektoren

Damit sei es möglich, ein Herkunftsnachweissystem aufzubauen, das die Grundlage für den Handel von Wasserstoff bilde. Das ist Punkt zwei. Die EU beschäftige sich bereits mit der Frage. Man hoffe, dass es ab 2024 zu einer ersten Umsetzung kommen könnten. Herkunftsnachweise seien insofern wichtig, da dadurch grüner Wasserstoff eindeutig benannt und auch privilegiert werden könne – beispielsweise bei der Frage des Netzzugangs. 
 
Diskutieren über die Hürden einer Wasserstoffwirtschaft (von links): Arnt Baer (Gelsenwasser), Timm Kehler (Zukunft Gas), Simon Schäfer-Stradowsky (IKEM) und Charlie Grüneberg (Zukunft Gas)
Quelle: E&M / Stefan Sagmeister

Wichtig sei in dem Zusammenhang auch, dass die Bestimmungen für (grünen) Wasserstoff einheitlich über alle Sektoren wie Verkehr, Energie oder den Gebäudebereich gelten. Nur so sei ein sektorübergreifender Handel von Wasserstoff und ein breiter Schub der Technologie möglich. In der Studie wird daher ein EU-weites harmonisiertes Zertifizierungssystem gefordert, dass den bilanzieren Handel mit Wasserstoffzertifikaten ermöglicht.

Der dritte Punkt, der in der Studie herausgearbeitet wurde, ist Wasserstoff im Wärmemarkt. Ein nicht ganz unumstrittener Punkt in der aktuellen Wasserstoffdiskussion. Kritiker halten das Gas für zu wertvoll, um es zum Heizen zu verbrennen. Sie setzen auf strombetriebene Wärmepumpen. Arnt Baer, Leiter Politik und Verbände beim Gelsenkirchener Versorger Gelsenwasser, kennt die Diskussion. Wärmepumpen spielten sicher eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung des Wärmemarktes, aber vor allem im Gebäudebestand sei diese Technik nicht immer einsetzbar.

"Viele Bestandsbauten müssten umfangreich saniert werden", das könnten und wollten sich viele Gebäudebesitzer nicht leisten, so Baer. Zudem würden die Stromnetze schnell an ihre Grenzen kommen, wenn alles mit elektrischen Wärmepumpen geleistet würde. Ohne grünen Wasserstoff gäbe es im Wärmesektor für viele Menschen "keine Möglichkeit der Dekarbonisierung."

Dienstag, 21.06.2022, 16:23 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > E-World - Wasserstoff für ganz Europa
Quelle: iStock / Frank Harms
E-World
Wasserstoff für ganz Europa
Eine Studie im Auftrag von Zukunft Gas fordert ein einheitliches System für Herkunftsnachweise für grünen Wasserstoff. Nur so sei ein Handel von Wasserstoff in Europa möglich.
Was mit Bio-Orangen in Europa funktioniert, sollte auch mit Wasserstoff möglich sein, sagte Timm Kehler bei der Vorstellung der Studie "Wasserstoff entfesseln – welchen Rahmen braucht der Markthochlauf" auf der Messe E-world in Essen.

Der Vorstand der Brancheninitiative "Zukunft Gas" spielte darauf an, dass Konsumenten in deutschen Supermärkten Bio-Orangen aus Spanien aus zertifiziertem ökologischen Anbau kaufen könnten; das sei aktuell mit grünem Wasserstoff hingegen noch nicht möglich − weil es noch keine offiziellen Herkunftsnachweise für grünen (renewable) Wasserstoff und sogenannten treibhausgasarmen (low carbon) Wasserstoff in Europa gebe. Das sei aber essenziell für den Handel mit dem Gas.

Mit der Studie wolle man den Verantwortlichen in der Politik Handlungsempfehlungen geben, sagte Simon Schäfer-Stradowsky, Geschäftsführer des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) und federführend für die Studie verantwortlich. Zwar gebe es bereits eine Vielzahl von Studien zum Thema. Die nun vorgelegte Untersuchung liefere aber "konkrete und direkt umsetzbare Handlungsempfehlungen für die Politik". Die Verantwortlichen bei Zukunft Gas hoffen, mit der Abhandlung mehr Klarheit in die zum Teil unübersichtliche Gesetzeslage zu bringen. Sie schlägt dabei 13 ganz konkrete Maßnahmen vor, um den Wasserstoffhochlauf zu beschleunigen. 

Vor allem an drei Punkten hakt es laut der Studie aktuell. Der erste: Auf europäischer Ebene gebe es noch keine einheitliche Begriffsdefinition für Wasserstoff. Jeder verstehe unter Wasserstoff, vor allem unter grünem Wasserstoff, etwas anderes − unterlegt mit eigenen Grenzwerten und Herstellungsbedingungen. Havard Nymoen, Geschäftsführer der Conenergy Consult (wirkte ebenfalls an der Studie mit), nennt eine eindeutige Definition, was bei Wasserstoff unter "renewable" und "low carbon" falle, als essenziell. Nur wenn es diese Definition gäbe, könnten alle Akteure im Markt von einer einheitlichen Basis agieren. 

Handel über alle Sektoren

Damit sei es möglich, ein Herkunftsnachweissystem aufzubauen, das die Grundlage für den Handel von Wasserstoff bilde. Das ist Punkt zwei. Die EU beschäftige sich bereits mit der Frage. Man hoffe, dass es ab 2024 zu einer ersten Umsetzung kommen könnten. Herkunftsnachweise seien insofern wichtig, da dadurch grüner Wasserstoff eindeutig benannt und auch privilegiert werden könne – beispielsweise bei der Frage des Netzzugangs. 
 
Diskutieren über die Hürden einer Wasserstoffwirtschaft (von links): Arnt Baer (Gelsenwasser), Timm Kehler (Zukunft Gas), Simon Schäfer-Stradowsky (IKEM) und Charlie Grüneberg (Zukunft Gas)
Quelle: E&M / Stefan Sagmeister

Wichtig sei in dem Zusammenhang auch, dass die Bestimmungen für (grünen) Wasserstoff einheitlich über alle Sektoren wie Verkehr, Energie oder den Gebäudebereich gelten. Nur so sei ein sektorübergreifender Handel von Wasserstoff und ein breiter Schub der Technologie möglich. In der Studie wird daher ein EU-weites harmonisiertes Zertifizierungssystem gefordert, dass den bilanzieren Handel mit Wasserstoffzertifikaten ermöglicht.

Der dritte Punkt, der in der Studie herausgearbeitet wurde, ist Wasserstoff im Wärmemarkt. Ein nicht ganz unumstrittener Punkt in der aktuellen Wasserstoffdiskussion. Kritiker halten das Gas für zu wertvoll, um es zum Heizen zu verbrennen. Sie setzen auf strombetriebene Wärmepumpen. Arnt Baer, Leiter Politik und Verbände beim Gelsenkirchener Versorger Gelsenwasser, kennt die Diskussion. Wärmepumpen spielten sicher eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung des Wärmemarktes, aber vor allem im Gebäudebestand sei diese Technik nicht immer einsetzbar.

"Viele Bestandsbauten müssten umfangreich saniert werden", das könnten und wollten sich viele Gebäudebesitzer nicht leisten, so Baer. Zudem würden die Stromnetze schnell an ihre Grenzen kommen, wenn alles mit elektrischen Wärmepumpen geleistet würde. Ohne grünen Wasserstoff gäbe es im Wärmesektor für viele Menschen "keine Möglichkeit der Dekarbonisierung."

Dienstag, 21.06.2022, 16:23 Uhr
Stefan Sagmeister

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