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Energie & Management > Klimaschutz - Wärtsilä sieht LNG als Brücke zur Klimaneutralität
Quelle: iStock
Klimaschutz

Wärtsilä sieht LNG als Brücke zur Klimaneutralität

Der Bund will wegen der ausfallenden russischen Gasimporte auch auf Flüssigerdgas setzen. Ganz zu Recht, meint der finnische Anlagenhersteller Wärtsilä in aktuellen Modellrechnungen. 
"Realising Germany's Renewable Ambition" − diesen Titel trägt der Bericht des finnischen Motorenbauers Wärtsilä. Das Unternehmen handelt darin das Kernthema ab, das derzeit die deutsche Energiewirtschaft umtreibt: Versorgungssicherheit und Klimaschutz. Das Ergebnis der am 21. Juni veröffentlichten Modellierung von Wärtsilä klingt vielversprechend. Demnach kann Deutschland den Spagat schaffen − das heißt, zum einen russisches Gas auslaufen lassen und zugleich energieunabhängig werden. Selbst das Netto-Null-Ziel bis zum Jahr 2035 bleibt demnach erreichbar. Das Zauberwort heißt Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas − LNG).

Die Modellierung geht von zwei Pfaden aus, die Deutschland offen stehen, um die russischen Gasimporte noch in diesem Jahr zu beenden und seine Ziele für die Nutzung der Erneuerbaren bis 2035 zu erreichen: der Pfad mit Nutzung von LNG und der Pfad ohne LNG, mit Kohle. "Im Epizentrum eines perfekten Sturms" sieht Jan Andersson Deutschland aktuell. "Die Bundesregierung ist einen mutigen Schritt gegangen und hat sich zu ambitionierten Klimazielen verpflichtet, befindet sich nun aber an einem Scheideweg", so der General Manager von Wärtsilä Energy. Die veröffentlichte Modellierung unterstreiche, wie wichtig es sei, sich von Kohle zu lösen und LNG als Brückentechnologie zu nutzen. Zu den Ergebnissen:
  • Ohne LNG wäre Deutschland stärker auf Kohle angewiesen und würde damit bis 2045 weitere 30 Mio. Tonnen CO2 produzieren. Andersson: "Wenn Deutschland sich abhängig von Kohle macht, wird es nicht nur seinen eigenen Weg zur Netto-Null verlängern, sondern auch die implizite Botschaft senden, dass andere Länder das Gleiche tun können."
  • Beide Pfade zeigen, dass das von der Bundesregierung für 2035 anvisierte Ziel − 100 % Strom aus Erneuerbaren − erreichbar ist. 780 Mrd. kWh an neuem Strom aus erneuerbaren Energieanlagen wären hierzu erforderlich. Laut Wärtsilä entspräche dies einer jährlichen Steigerung der Wind- und Solarenergie um zehn Prozentpunkte.
    Diese Herausforderung wäre jedoch wesentlich erschwert, würde Kohle dem Energiemix hinzugefügt. Der Grund: Kohlekraftwerke bieten, anders als Gaskraftwerke, keine flexible Reservestromversorgung, die jedoch bei steigendem Anteil der Erneuerbaren wichtig wäre.
  • Mit Kohle laufe Deutschland zudem Gefahr, zum Nettoimporteur von Strom aus umliegenden Ländern zu werden. Werde der Kohleausstieg (zuletzt auf 2038 angesetzt) verlangsamt, bestehe das Risiko, dass bis 2035 rund 150 Mrd. kWh Energie importiert werden müssten. Demgegenüber könnte Deutschland mithilfe flexibler LNG-Kapazitäten bis 2035 rund 457 Mrd. kWh Strom exportieren und wäre in der Lage, die Wasserstoffkapazitäten früher zu erhöhen.
Nicht zuletzt wegen der Kohlenstoffemissionen raten die Verfasserinnen und Verfasser des Berichts von dem fossilen Energieträger ab: "Wenn Kohle bis 2030 weiterhin einen wesentlichen Teil des deutschen Energiemixes ausmache, wären die gesamten Kohlenstoffemissionen bis 2045 um 30 Millionen Tonnen höher", schreiben sie. Den LNG-Pfad geben sie mit drei Prozentpunkten geringfügig teurer an als die Nichtverwendung von LNG.

Jedoch: Flüssigerdgas könne wertvolle Flexibilität schaffen und Deutschland helfen, sein 1,5-Grad-Ziel zu erreichen und einen "reibungsloseren Übergang zu Netto-Null" schaffen. Zudem: Mit der Einführung von Wasserstoff bis 2028 geht Wärtsilä von einem nahtlosen Übergang zu nachhaltigen Kraftstoffen aus. Wärtsilä arbeitet eigenen Angaben zufolge an einem Motoren- und Kraftwerkskonzept für den reinen Wasserstoffbetrieb bereits bis 2025. Aktuell lassen sich die Gasmotoren mit einem Gemisch von bis zu 25 % Wasserstoff betreiben, heißt es aus Helsinki, dem Hauptsitz von Wärtsilä.

Weitere Ergebnisse des Berichts "Realising Germany's Renewale Ambition" sind über die Internetseite von Wärtsilä abrufbar. 

Dienstag, 21.06.2022, 11:35 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Klimaschutz - Wärtsilä sieht LNG als Brücke zur Klimaneutralität
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Wärtsilä sieht LNG als Brücke zur Klimaneutralität
Der Bund will wegen der ausfallenden russischen Gasimporte auch auf Flüssigerdgas setzen. Ganz zu Recht, meint der finnische Anlagenhersteller Wärtsilä in aktuellen Modellrechnungen. 
"Realising Germany's Renewable Ambition" − diesen Titel trägt der Bericht des finnischen Motorenbauers Wärtsilä. Das Unternehmen handelt darin das Kernthema ab, das derzeit die deutsche Energiewirtschaft umtreibt: Versorgungssicherheit und Klimaschutz. Das Ergebnis der am 21. Juni veröffentlichten Modellierung von Wärtsilä klingt vielversprechend. Demnach kann Deutschland den Spagat schaffen − das heißt, zum einen russisches Gas auslaufen lassen und zugleich energieunabhängig werden. Selbst das Netto-Null-Ziel bis zum Jahr 2035 bleibt demnach erreichbar. Das Zauberwort heißt Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas − LNG).

Die Modellierung geht von zwei Pfaden aus, die Deutschland offen stehen, um die russischen Gasimporte noch in diesem Jahr zu beenden und seine Ziele für die Nutzung der Erneuerbaren bis 2035 zu erreichen: der Pfad mit Nutzung von LNG und der Pfad ohne LNG, mit Kohle. "Im Epizentrum eines perfekten Sturms" sieht Jan Andersson Deutschland aktuell. "Die Bundesregierung ist einen mutigen Schritt gegangen und hat sich zu ambitionierten Klimazielen verpflichtet, befindet sich nun aber an einem Scheideweg", so der General Manager von Wärtsilä Energy. Die veröffentlichte Modellierung unterstreiche, wie wichtig es sei, sich von Kohle zu lösen und LNG als Brückentechnologie zu nutzen. Zu den Ergebnissen:
  • Ohne LNG wäre Deutschland stärker auf Kohle angewiesen und würde damit bis 2045 weitere 30 Mio. Tonnen CO2 produzieren. Andersson: "Wenn Deutschland sich abhängig von Kohle macht, wird es nicht nur seinen eigenen Weg zur Netto-Null verlängern, sondern auch die implizite Botschaft senden, dass andere Länder das Gleiche tun können."
  • Beide Pfade zeigen, dass das von der Bundesregierung für 2035 anvisierte Ziel − 100 % Strom aus Erneuerbaren − erreichbar ist. 780 Mrd. kWh an neuem Strom aus erneuerbaren Energieanlagen wären hierzu erforderlich. Laut Wärtsilä entspräche dies einer jährlichen Steigerung der Wind- und Solarenergie um zehn Prozentpunkte.
    Diese Herausforderung wäre jedoch wesentlich erschwert, würde Kohle dem Energiemix hinzugefügt. Der Grund: Kohlekraftwerke bieten, anders als Gaskraftwerke, keine flexible Reservestromversorgung, die jedoch bei steigendem Anteil der Erneuerbaren wichtig wäre.
  • Mit Kohle laufe Deutschland zudem Gefahr, zum Nettoimporteur von Strom aus umliegenden Ländern zu werden. Werde der Kohleausstieg (zuletzt auf 2038 angesetzt) verlangsamt, bestehe das Risiko, dass bis 2035 rund 150 Mrd. kWh Energie importiert werden müssten. Demgegenüber könnte Deutschland mithilfe flexibler LNG-Kapazitäten bis 2035 rund 457 Mrd. kWh Strom exportieren und wäre in der Lage, die Wasserstoffkapazitäten früher zu erhöhen.
Nicht zuletzt wegen der Kohlenstoffemissionen raten die Verfasserinnen und Verfasser des Berichts von dem fossilen Energieträger ab: "Wenn Kohle bis 2030 weiterhin einen wesentlichen Teil des deutschen Energiemixes ausmache, wären die gesamten Kohlenstoffemissionen bis 2045 um 30 Millionen Tonnen höher", schreiben sie. Den LNG-Pfad geben sie mit drei Prozentpunkten geringfügig teurer an als die Nichtverwendung von LNG.

Jedoch: Flüssigerdgas könne wertvolle Flexibilität schaffen und Deutschland helfen, sein 1,5-Grad-Ziel zu erreichen und einen "reibungsloseren Übergang zu Netto-Null" schaffen. Zudem: Mit der Einführung von Wasserstoff bis 2028 geht Wärtsilä von einem nahtlosen Übergang zu nachhaltigen Kraftstoffen aus. Wärtsilä arbeitet eigenen Angaben zufolge an einem Motoren- und Kraftwerkskonzept für den reinen Wasserstoffbetrieb bereits bis 2025. Aktuell lassen sich die Gasmotoren mit einem Gemisch von bis zu 25 % Wasserstoff betreiben, heißt es aus Helsinki, dem Hauptsitz von Wärtsilä.

Weitere Ergebnisse des Berichts "Realising Germany's Renewale Ambition" sind über die Internetseite von Wärtsilä abrufbar. 

Dienstag, 21.06.2022, 11:35 Uhr
Davina Spohn

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