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Energie & Management > Wärme - Wärmewende: Hoffen auf 2024
Quelle: Pixabay / HarmvdB
Wärme

Wärmewende: Hoffen auf 2024

Trotz des Booms bei den Wärmepumpen kommt die Wärmewende im Gebäudesektor kaum voran.
Mehr Ölheizungen, die Zahl der Gasheizungen im Neubau immer noch zu hoch, immerhin ein Boom bei den Wärmepumpen. „Wärmewende“ kann man das aber noch nicht nennen, was sich derzeit in Sachen Heizungsanlagen abspielt. „Die Lücke zwischen den klimapolitischen Zielen und den realen Treibhausgasemissionen wird größer“, so Professor Dr. Bert Oschatz, Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden, beim Forum Wärmewende in den Räumen des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) in Berlin-Mitte am 27. Februar.

In seinem Impulsvortrag ging Oschatz detailliert auf die Trends auf dem Anlagenmarkt ein. Demnach wurden 2022 knapp eine Million Heizungsanlagen (980.000) installiert, eine Steigerung um 5 Prozent gegenüber Vorjahr. Die Zahl der eingebauten Wärmepumpen, die mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden können und daher als unverzichtbar für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors gelten, betrug 53 Prozent mehr als im Vorjahr, insgesamt 236.000 Stück. Zugleich wurden aber auch wieder mehr Ölheizungen eingebaut. Deren Plus von sage und schreibe 26 Prozent kommentiert Oschatz mit der Vermutung, viele Kunden hätten sich angesichts des Ukraine-Kriegs und die Angst um den Nachschub auf den vermeintlich sichereren fossilen Energieträger gesetzt. „Man macht den Öltank voll und hofft, damit ein paar Jahre hinzukommen.“
 
Prof. Dr. Bert Oschatz
Quelle: Mirko Heinemann

Um die politischen Ziele der Dekarbonisierung zu erreichen, ist der aktuelle Rückschlag bei der Wärmewende katastrophal. Denn wie solle man Immobilienbesitzer motivieren, bei sowohl hohen Strom- als auch Gaspreisen ausgerechnet auf die besonders kostspieligen Wärmepumpen zu setzen? Abgesehen davon, dass die Preise mit inzwischen 30.000 Euro und mehr für solche Systeme galoppieren, seien die Wartezeiten enorm, so Oschatz. Fachhandwerker, die in der Lage seien, Wärmepumpen fachgerecht zu installieren, seien ebenfalls nur schwer zu bekommen.

Es hakt beim Neubau

Befriedigend seien die Zahlen in Sachen Austausch der Wärmeerzeuger in Bestandsgebäuden, beim Neubau aber hakt es. „Viele befürchten das drohende Verbot von Gasheizungen und haben sich im ihren Neubau schnell noch eine Gasheizung eingebaut“, so Oschatz. Das Problem: Seit klar ist, dass auch der Ausbau von Biomasseheizungen nicht wünschenswert ist, gebe es kaum Alternativen zur Wärmepumpe. Der Ausbau der Fernwärme erfolge ebenfalls viel zu langsam. In diesem Zusammenhang kritisierte Oschatz den immer noch sehr hohen Anteil von fossilen Energieträgern in den Wärmenetzen von 80 Prozent.

Dazu komme: 2030 werde es immer noch rund 9 Millionen Gasheizungen geben, so Oschatz. Wie wolle man angesichts dessen die Einsparziele erreichen? Vielleicht mit der Einspeisung von grünen Gasen? Mit „Wasserstoff-Readiness“ von Brennwertthermen? Mit hybriden Systemen? Oder anderen Innovationen, wie sie etwa auf der Internationalen Sanitär- und Heizungsmesse ISH vorgestellt werden, die vom 13. bis 17. März in Frankfurt am Main stattfindet? Fazit, so Oschatz: „Zusätzliche Maßnahmen sind nötig, um die CO2-Minderungsziele auf dem Gebäudesektor zu erreichen.“

An dieser Stelle verwies Oschatz auf die geplante Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Der Entwurf sieht vor, dass jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. War das Inkrafttreten dieser Regelung eigentlich für den 1. Januar 2025 geplant, soll sie gemäß Novelle nun bereits am 1. Januar 2024 gelten. Die Novelle soll in den nächsten Wochen mit beteiligten Kreisen diskutiert und noch vor der Sommerpause im Parlament verabschiedet werden. Im Anschluss zum Impulsvortrag von Professor Bert Oschatz wurde der Referentenentwurf zur GEG-Novelle im Rahmen einer Podiumsdiskussion debattiert (siehe separater Bericht).

Dienstag, 28.02.2023, 16:01 Uhr
Mirko Heinemann
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Quelle: Pixabay / HarmvdB
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Wärmewende: Hoffen auf 2024
Trotz des Booms bei den Wärmepumpen kommt die Wärmewende im Gebäudesektor kaum voran.
Mehr Ölheizungen, die Zahl der Gasheizungen im Neubau immer noch zu hoch, immerhin ein Boom bei den Wärmepumpen. „Wärmewende“ kann man das aber noch nicht nennen, was sich derzeit in Sachen Heizungsanlagen abspielt. „Die Lücke zwischen den klimapolitischen Zielen und den realen Treibhausgasemissionen wird größer“, so Professor Dr. Bert Oschatz, Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden, beim Forum Wärmewende in den Räumen des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) in Berlin-Mitte am 27. Februar.

In seinem Impulsvortrag ging Oschatz detailliert auf die Trends auf dem Anlagenmarkt ein. Demnach wurden 2022 knapp eine Million Heizungsanlagen (980.000) installiert, eine Steigerung um 5 Prozent gegenüber Vorjahr. Die Zahl der eingebauten Wärmepumpen, die mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden können und daher als unverzichtbar für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors gelten, betrug 53 Prozent mehr als im Vorjahr, insgesamt 236.000 Stück. Zugleich wurden aber auch wieder mehr Ölheizungen eingebaut. Deren Plus von sage und schreibe 26 Prozent kommentiert Oschatz mit der Vermutung, viele Kunden hätten sich angesichts des Ukraine-Kriegs und die Angst um den Nachschub auf den vermeintlich sichereren fossilen Energieträger gesetzt. „Man macht den Öltank voll und hofft, damit ein paar Jahre hinzukommen.“
 
Prof. Dr. Bert Oschatz
Quelle: Mirko Heinemann

Um die politischen Ziele der Dekarbonisierung zu erreichen, ist der aktuelle Rückschlag bei der Wärmewende katastrophal. Denn wie solle man Immobilienbesitzer motivieren, bei sowohl hohen Strom- als auch Gaspreisen ausgerechnet auf die besonders kostspieligen Wärmepumpen zu setzen? Abgesehen davon, dass die Preise mit inzwischen 30.000 Euro und mehr für solche Systeme galoppieren, seien die Wartezeiten enorm, so Oschatz. Fachhandwerker, die in der Lage seien, Wärmepumpen fachgerecht zu installieren, seien ebenfalls nur schwer zu bekommen.

Es hakt beim Neubau

Befriedigend seien die Zahlen in Sachen Austausch der Wärmeerzeuger in Bestandsgebäuden, beim Neubau aber hakt es. „Viele befürchten das drohende Verbot von Gasheizungen und haben sich im ihren Neubau schnell noch eine Gasheizung eingebaut“, so Oschatz. Das Problem: Seit klar ist, dass auch der Ausbau von Biomasseheizungen nicht wünschenswert ist, gebe es kaum Alternativen zur Wärmepumpe. Der Ausbau der Fernwärme erfolge ebenfalls viel zu langsam. In diesem Zusammenhang kritisierte Oschatz den immer noch sehr hohen Anteil von fossilen Energieträgern in den Wärmenetzen von 80 Prozent.

Dazu komme: 2030 werde es immer noch rund 9 Millionen Gasheizungen geben, so Oschatz. Wie wolle man angesichts dessen die Einsparziele erreichen? Vielleicht mit der Einspeisung von grünen Gasen? Mit „Wasserstoff-Readiness“ von Brennwertthermen? Mit hybriden Systemen? Oder anderen Innovationen, wie sie etwa auf der Internationalen Sanitär- und Heizungsmesse ISH vorgestellt werden, die vom 13. bis 17. März in Frankfurt am Main stattfindet? Fazit, so Oschatz: „Zusätzliche Maßnahmen sind nötig, um die CO2-Minderungsziele auf dem Gebäudesektor zu erreichen.“

An dieser Stelle verwies Oschatz auf die geplante Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Der Entwurf sieht vor, dass jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. War das Inkrafttreten dieser Regelung eigentlich für den 1. Januar 2025 geplant, soll sie gemäß Novelle nun bereits am 1. Januar 2024 gelten. Die Novelle soll in den nächsten Wochen mit beteiligten Kreisen diskutiert und noch vor der Sommerpause im Parlament verabschiedet werden. Im Anschluss zum Impulsvortrag von Professor Bert Oschatz wurde der Referentenentwurf zur GEG-Novelle im Rahmen einer Podiumsdiskussion debattiert (siehe separater Bericht).

Dienstag, 28.02.2023, 16:01 Uhr
Mirko Heinemann

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