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Energie & Management > Veranstaltung - Wärmewende entscheidet über Erreichung der Klimaschutzziele
Quelle: Shutterstock, Brian A Jackson
Veranstaltung

Wärmewende entscheidet über Erreichung der Klimaschutzziele

Auf dem BDEW-Kongress in Berlin standen die Pfade zur klimaneutralen Wärme der Zukunft im Fokus. Einigkeit herrschte, dass die Zeit knapp wird für den grundlegenden Systemwechsel.
Die neuen ehrgeizigeren Klimaschutzziele der EU und Deutschlands machen neue Maßnahmen erforderlich und bauen einen sehr hohen Zeitdruck für die Wärmewende auf. Darin bestand Einigkeit bei einer Diskussion auf dem Jahreskongress des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin. Dania Röpke, Leiterin der Abteilung spezielle Fragen der Gebäudeförderung im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) betonte, dass dafür Maßnahmen aller Sektoren auch außerhalb des Gebäudebereichs besser abgestimmt werden müssten.

Hamburg setzt auf Abwärme

Dies unterstrich auch Christian Heine, Geschäftsführer der Wärme Hamburg. Noch emittiere Hamburg für seine Wärme jährlich 2 Mio. Tonnen CO2. Sein Unternehmen benötigt aktuell 2 Mrd. Kubikmeter Erdgas jährlich, was künftig 4 Mrd. Kubikmeter Wasserstoff bedeuten würde und kaum zu beschaffen sei. Daher setze sein Unternehmen auch auf andere Technologien als Gas. So sei auch Biomasse in der Überlegung, die aber künftig knapp werden könne wegen der steigenden Nachfrage.

„Deshalb setzt Hamburg auf industrielle Abwärme“, erläuterte Heine. So werde in Hafennähe ein neues Kraftwerk errichtet, das durch eine neue Fernwärmeleitung an die Stadt angebunden werden müsse. Wegen der hohen Tiefbaukosten würden auch Inselnetze für Wärmeversorgung aufgebaut. Bis 2030 bedeute das Investitionen von einer Milliarde Euro in den Umbau des Fernwärmesystems bis 2030. Dafür sei die aktuelle Förderung zu gering. Auch im Stromnetz wären hohe Investitionen nötig, um Wärmepumpen und Elektromobilität anschließen zu können. Auch hier gelte es, mit Augenmaß auszubauen und flexible Energienutzung zu ermöglichen, appellierte Heine.

Förderung ist angekündigt

Dania Röpke vom BMWi versicherte, dass „die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) final abgestimmt ist zwischen den Ressorts und nur noch beihilfefreigestellt werden müsse von der EU“. Sie solle deutlich höhere Förderungen für den Ausbau der Wärmenetze bringen. Sie appellierte, dass die kommunale Wärmeplanung jetzt im ganzen Bundesgebiet entwickelt werden müsse, um beispielsweise zu verhindern, dass mehr Biomasse verplant wird, als vorhanden ist.
 
Planungen für die Dekarbonisierung der Fernwärme
Quelle: Wärme Hamburg - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Zudem müsse der Wärmebedarf der Bestandsgebäude deutlich sinken durch Sanierungen, erst dann könnten Wärmepumpen sinnvoll eingesetzt werden, sagte Röpke. Die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) in Milliardenhöhe sei erfreulicherweise von der Beihilfeordnung der EU ausgenommen wurde. Die Industrie werde zuerst in hohem Maße auf strombasierte Energiequellen wie Wasserstoff umbauen müssen. Daher sei unsicher, wann genug klimaneutraler Wasserstoff für den Wärmemarkt zur Verfügung stehen werde. Eine Sektorkopplung werde erst wirtschaftlich bei einer Reform der Abgaben und Umlagen auf Strom, skizzierte sie als Aufgabe der nächsten Bundesregierung.

Berlin stellt Kunden ins Zentrum

Tanja Wielgoß, Vorsitzende des Vorstandes der Vattenfall Wärme in Berlin erinnerte, dass Skandinavien schon in den 1970er Jahren die Wärmewende eingeführt hatte und 1991 einen CO2-Preis. „Schweden zeigt, dass Wärmepumpen und Stadtwärme der Schlüssel zur Wärmewende sind“, sagte Wielgoß. Sie sieht eine große Palette an Möglichkeiten mit hoher Effektivität für die Wärmewende. Die aktuell in Berlin betriebene Kraft-Wärme-Kopplung mit Wirkungsgraden von über 90 Prozent könne perspektivisch von fossilen auf erneuerbare Brennstoffe umgestellt werden.

Auch sie sieht Abwärmenutzung als ein wichtiges Thema, wobei in Berlin weniger Industrie vorhanden sei. Dafür würden zum Beispiel Gewerbe, Stadtreinigung und Abwasser einbezogen. Wielgoß mahnte, nicht nur Technologie zu diskutieren, sondern auch die Kunden einzubeziehen. „Die wenigsten haben Lust, Energiemanager im Hobby zu werden“, sagte sie. Die Energiewirtschaft müsse daher Komplettpakete für das CO2-arme Leben anbieten. In Berlin seien Investitionen von 10 Mrd. Euro nötig, um in einer Kombination aus Heizungserneuerung und Dämmung die Wärmewende effizient zu erreichen. Dafür brauche es Hilfe vom Bund, appellierte Wielgoß abschließend.

Schnelle Einigung zu CO2-Kosten-Umlage gefordert

Snezana Michaelis, Vorstandsmitglied der Gewobag forderte, nicht den Energieverbrauch von Gebäuden, sondern ihre Emissionen als Messlatte in der Immobilienwirtschaft anzulegen. Die sei notwendig angesichts des Gebäudebestands, der neue Normen wie Passiv- oder Niedrigenergiehausstandards nicht erfüllen kann. Der aktuelle Stopp der neuen Heizkostenverordnung wegen der ungeklärten Verteilung der CO2-Abgaben zwischen Mietern und Vermietern schade den Klimaschutz-Aktivitäten der Wohnungswirtschaft, mahnte sie abschließend.

Donnerstag, 16.09.2021, 13:12 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Wärmewende entscheidet über Erreichung der Klimaschutzziele
Quelle: Shutterstock, Brian A Jackson
Veranstaltung
Wärmewende entscheidet über Erreichung der Klimaschutzziele
Auf dem BDEW-Kongress in Berlin standen die Pfade zur klimaneutralen Wärme der Zukunft im Fokus. Einigkeit herrschte, dass die Zeit knapp wird für den grundlegenden Systemwechsel.
Die neuen ehrgeizigeren Klimaschutzziele der EU und Deutschlands machen neue Maßnahmen erforderlich und bauen einen sehr hohen Zeitdruck für die Wärmewende auf. Darin bestand Einigkeit bei einer Diskussion auf dem Jahreskongress des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin. Dania Röpke, Leiterin der Abteilung spezielle Fragen der Gebäudeförderung im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) betonte, dass dafür Maßnahmen aller Sektoren auch außerhalb des Gebäudebereichs besser abgestimmt werden müssten.

Hamburg setzt auf Abwärme

Dies unterstrich auch Christian Heine, Geschäftsführer der Wärme Hamburg. Noch emittiere Hamburg für seine Wärme jährlich 2 Mio. Tonnen CO2. Sein Unternehmen benötigt aktuell 2 Mrd. Kubikmeter Erdgas jährlich, was künftig 4 Mrd. Kubikmeter Wasserstoff bedeuten würde und kaum zu beschaffen sei. Daher setze sein Unternehmen auch auf andere Technologien als Gas. So sei auch Biomasse in der Überlegung, die aber künftig knapp werden könne wegen der steigenden Nachfrage.

„Deshalb setzt Hamburg auf industrielle Abwärme“, erläuterte Heine. So werde in Hafennähe ein neues Kraftwerk errichtet, das durch eine neue Fernwärmeleitung an die Stadt angebunden werden müsse. Wegen der hohen Tiefbaukosten würden auch Inselnetze für Wärmeversorgung aufgebaut. Bis 2030 bedeute das Investitionen von einer Milliarde Euro in den Umbau des Fernwärmesystems bis 2030. Dafür sei die aktuelle Förderung zu gering. Auch im Stromnetz wären hohe Investitionen nötig, um Wärmepumpen und Elektromobilität anschließen zu können. Auch hier gelte es, mit Augenmaß auszubauen und flexible Energienutzung zu ermöglichen, appellierte Heine.

Förderung ist angekündigt

Dania Röpke vom BMWi versicherte, dass „die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) final abgestimmt ist zwischen den Ressorts und nur noch beihilfefreigestellt werden müsse von der EU“. Sie solle deutlich höhere Förderungen für den Ausbau der Wärmenetze bringen. Sie appellierte, dass die kommunale Wärmeplanung jetzt im ganzen Bundesgebiet entwickelt werden müsse, um beispielsweise zu verhindern, dass mehr Biomasse verplant wird, als vorhanden ist.
 
Planungen für die Dekarbonisierung der Fernwärme
Quelle: Wärme Hamburg - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Zudem müsse der Wärmebedarf der Bestandsgebäude deutlich sinken durch Sanierungen, erst dann könnten Wärmepumpen sinnvoll eingesetzt werden, sagte Röpke. Die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) in Milliardenhöhe sei erfreulicherweise von der Beihilfeordnung der EU ausgenommen wurde. Die Industrie werde zuerst in hohem Maße auf strombasierte Energiequellen wie Wasserstoff umbauen müssen. Daher sei unsicher, wann genug klimaneutraler Wasserstoff für den Wärmemarkt zur Verfügung stehen werde. Eine Sektorkopplung werde erst wirtschaftlich bei einer Reform der Abgaben und Umlagen auf Strom, skizzierte sie als Aufgabe der nächsten Bundesregierung.

Berlin stellt Kunden ins Zentrum

Tanja Wielgoß, Vorsitzende des Vorstandes der Vattenfall Wärme in Berlin erinnerte, dass Skandinavien schon in den 1970er Jahren die Wärmewende eingeführt hatte und 1991 einen CO2-Preis. „Schweden zeigt, dass Wärmepumpen und Stadtwärme der Schlüssel zur Wärmewende sind“, sagte Wielgoß. Sie sieht eine große Palette an Möglichkeiten mit hoher Effektivität für die Wärmewende. Die aktuell in Berlin betriebene Kraft-Wärme-Kopplung mit Wirkungsgraden von über 90 Prozent könne perspektivisch von fossilen auf erneuerbare Brennstoffe umgestellt werden.

Auch sie sieht Abwärmenutzung als ein wichtiges Thema, wobei in Berlin weniger Industrie vorhanden sei. Dafür würden zum Beispiel Gewerbe, Stadtreinigung und Abwasser einbezogen. Wielgoß mahnte, nicht nur Technologie zu diskutieren, sondern auch die Kunden einzubeziehen. „Die wenigsten haben Lust, Energiemanager im Hobby zu werden“, sagte sie. Die Energiewirtschaft müsse daher Komplettpakete für das CO2-arme Leben anbieten. In Berlin seien Investitionen von 10 Mrd. Euro nötig, um in einer Kombination aus Heizungserneuerung und Dämmung die Wärmewende effizient zu erreichen. Dafür brauche es Hilfe vom Bund, appellierte Wielgoß abschließend.

Schnelle Einigung zu CO2-Kosten-Umlage gefordert

Snezana Michaelis, Vorstandsmitglied der Gewobag forderte, nicht den Energieverbrauch von Gebäuden, sondern ihre Emissionen als Messlatte in der Immobilienwirtschaft anzulegen. Die sei notwendig angesichts des Gebäudebestands, der neue Normen wie Passiv- oder Niedrigenergiehausstandards nicht erfüllen kann. Der aktuelle Stopp der neuen Heizkostenverordnung wegen der ungeklärten Verteilung der CO2-Abgaben zwischen Mietern und Vermietern schade den Klimaschutz-Aktivitäten der Wohnungswirtschaft, mahnte sie abschließend.

Donnerstag, 16.09.2021, 13:12 Uhr
Susanne Harmsen

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