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Energie & Management > Bilanz - Wachstumkurs: Enercity peilt über 10 Milliarden Euro Umsatz an
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz

Wachstumkurs: Enercity peilt über 10 Milliarden Euro Umsatz an

Aus Hannover kommen dieser Tage selten gewordene Nachrichten: Der in kommunaler Hand befindliche, bundesweit tätige Energiekonzern Enercity AG ist ein Gewinner des ersten Halbjahres.
Umsatz verdoppelt und Gewinn gesteigert, Kundenzahl gewachsen, Erneuerbare auf dem Vormarsch: Die Liste der positiven Meldungen aus dem Hause Enercity ist lang. Und so hielt die Vorstandsvorsitzende des Hannoveraner Konzerns bei einer Pressekonferenz zum Halbjahresergebnis nicht lange hinterm Berg: „Wir kommen sehr gut durch die aktuell schwierige Situation“, so Susanne Zapreva einleitend.

Die Aktiengesellschaft, mehrheitlich in Händen der niedersächsischen Landeshauptstadt, steigerte den Umsatz bis Ende Juni um über 100 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 4,3 Mrd. Euro. Weil die Beschaffungskosten für Energie rasant anstiegen (um 117 % auf 4 Mrd. Euro), bleibt ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 190 Mio. Euro (+18 %). Der Gewinn beläuft sich auf 132 Mio. Euro (+34 %).

Eines der größten kommunalen Unternehmen Deutschlands

Vorstandskollege Marc Hansmann sieht Enercity auf dem Weg, in diesem Jahr „eins der größten kommunalen Unternehmen in Deutschland“ zu werden. Denn die Prognose für das Gesamtjahr geht Richtung 10 Mrd. Euro Umsatz. Diese sei aber vor allem den hohen Preisen geschuldet und dem Zuwachs an Kundinnen und Kunden, der laut Zapreva allein im ersten Halbjahr im fünfstelligen Bereich liegt („Wir hätten es gerne sechsstellig“).

Die Neuzugänge stammten vorrangig aus der Region Hannover, so Zapreva. Damit dürfte es sich auch um viele „heimatlos“ gewordene Menschen anderer Anbieter handeln, die nach Vertragskündigung (zunächst) in die Ersatzversorgung beim Platzhirsch Enercity gefallen sind. In der Akquise sei Enercity gemäß Zapreva „bundesweit im Moment nicht sehr aktiv, wir wollen frühere Kunden zurückgewinnen“.

Mengenmäßig entwickelte sich das Geschäft in fast allen Bereichen rückläufig, der Netzabsatz beim Strom blieb nahezu stabil (−1,2 %). Gas gab über die Netze und in Handel und Vertrieb deutlich nach. Das Unternehmen hatte aber wegen der „volatilen“ Märkte, so Hansmann, mit „völlig verrückten Preisen bei Strom und Gas“ nichts anderes erwartet.

Die fossilen Altlasten bei der Energieerzeugung würde Enercity lieber heute als morgen loswerden. Allerdings laufe das erdgasbetriebene GuD-Heizkraftwerk Linden „zu unserer Überraschung jetzt rund um die Uhr“, so Hansmann. Damit werde auch der Ausfall der französischen Meiler kompensiert – „so viel zur Sicherheit von Atomkraftwerken“, sagte Hansmann mit ironischem Unterton.

2023 "national eine große Nummer" bei Windkraft an Land

Hansmann sieht die Erneuerbaren künftig als „tragende Säule“ des Konzerns. Schon das aktuelle Ebitda-Plus schreibt der Vorstand vorrangig den vergangenen Öko-Investitionen zu. Für 2023 sagt er voraus, dass Enercity bei Windkraft der drittgrößte deutsche Onshore-Anlagenbetreiber und damit „national eine große Nummer“ werde. Ein Großteil der jährlich 300 Mio. Euro Investitionen gehe in die Ökoenergien sowie den Netzausbau für die Energiewende.

Noch in diesen Oktober-Tagen ist Baubeginn für zehn Turbinen im 45-MW-Windpark „Stemwede“, den Enercity von Herbst 2023 an im ostwestfälischen Landkreis Minden-Lübbecke betreiben wird. Dafür gibt Enercity 72 Mio. Euro aus. Schon im ersten Halbjahr stieg die Eigenproduktion aus Erneuerbaren beim Strom um 12,5 % (auf 38 % Anteil) und bei der Wärme um 12,9 % (auf 20 %). Bei PV hat das Unternehmen im ersten Halbjahr die Kapazität bei Dachanlagen verzehnfacht (13 MW). Im sächsischen Zethau laufen Verhandlungen über eine 100-MW-Freiflächenanlage, die 2024 ans Netz gehen und 100 Mio. Euro kosten soll.

Privathaushalte in Hannover sparen nicht genug Gas

Den Kohleausstieg will Enercity im Jahr 2024 starten, mit der Stilllegung von Stöcken I, das etwa mit Wärme durch Müllverbrennung, Klärschlammverwertung oder ein Altholz-Heizkraftwerk ersetzt wird. Für den Ersatz von Stöcken II ist laut Zapreva unter anderem Folgendes neu in Planung:
  • Enercity entwickelt mit der kanadischen Eavor einen Geothermie-Speicher, der wie eine „Wärmflasche“ funktioniert.
  • Drei Groß-Wärmepumpen sind am Klärwerk Herrenhausen sowie an den Kraftwerken Linden (Kühlwasser-Auslauf) und Herrenhausen vorgesehen.
  • Enercity will in einer weiteren Anlage in Misburg-Anderten Gewerbemüll in Wärme verwandeln.
Enercity-Chefin Zapreva, die der Kommission zum Gaspreisdeckel angehörte, mahnte die Haushalte: Hannover verfehle derzeit das Einsparziel beim Gas deutlich. Temperaturbereinigt ergebe sich für die ersten neun Monate 2022 sogar ein höherer Verbrauch. Ihr „großer Appell“ ziele darauf ab, Industriekunden nicht abschalten zu müssen: „Dies sind Ihre Arbeitgeber!“

Mittwoch, 12.10.2022, 13:49 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Bilanz - Wachstumkurs: Enercity peilt über 10 Milliarden Euro Umsatz an
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
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Wachstumkurs: Enercity peilt über 10 Milliarden Euro Umsatz an
Aus Hannover kommen dieser Tage selten gewordene Nachrichten: Der in kommunaler Hand befindliche, bundesweit tätige Energiekonzern Enercity AG ist ein Gewinner des ersten Halbjahres.
Umsatz verdoppelt und Gewinn gesteigert, Kundenzahl gewachsen, Erneuerbare auf dem Vormarsch: Die Liste der positiven Meldungen aus dem Hause Enercity ist lang. Und so hielt die Vorstandsvorsitzende des Hannoveraner Konzerns bei einer Pressekonferenz zum Halbjahresergebnis nicht lange hinterm Berg: „Wir kommen sehr gut durch die aktuell schwierige Situation“, so Susanne Zapreva einleitend.

Die Aktiengesellschaft, mehrheitlich in Händen der niedersächsischen Landeshauptstadt, steigerte den Umsatz bis Ende Juni um über 100 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 4,3 Mrd. Euro. Weil die Beschaffungskosten für Energie rasant anstiegen (um 117 % auf 4 Mrd. Euro), bleibt ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 190 Mio. Euro (+18 %). Der Gewinn beläuft sich auf 132 Mio. Euro (+34 %).

Eines der größten kommunalen Unternehmen Deutschlands

Vorstandskollege Marc Hansmann sieht Enercity auf dem Weg, in diesem Jahr „eins der größten kommunalen Unternehmen in Deutschland“ zu werden. Denn die Prognose für das Gesamtjahr geht Richtung 10 Mrd. Euro Umsatz. Diese sei aber vor allem den hohen Preisen geschuldet und dem Zuwachs an Kundinnen und Kunden, der laut Zapreva allein im ersten Halbjahr im fünfstelligen Bereich liegt („Wir hätten es gerne sechsstellig“).

Die Neuzugänge stammten vorrangig aus der Region Hannover, so Zapreva. Damit dürfte es sich auch um viele „heimatlos“ gewordene Menschen anderer Anbieter handeln, die nach Vertragskündigung (zunächst) in die Ersatzversorgung beim Platzhirsch Enercity gefallen sind. In der Akquise sei Enercity gemäß Zapreva „bundesweit im Moment nicht sehr aktiv, wir wollen frühere Kunden zurückgewinnen“.

Mengenmäßig entwickelte sich das Geschäft in fast allen Bereichen rückläufig, der Netzabsatz beim Strom blieb nahezu stabil (−1,2 %). Gas gab über die Netze und in Handel und Vertrieb deutlich nach. Das Unternehmen hatte aber wegen der „volatilen“ Märkte, so Hansmann, mit „völlig verrückten Preisen bei Strom und Gas“ nichts anderes erwartet.

Die fossilen Altlasten bei der Energieerzeugung würde Enercity lieber heute als morgen loswerden. Allerdings laufe das erdgasbetriebene GuD-Heizkraftwerk Linden „zu unserer Überraschung jetzt rund um die Uhr“, so Hansmann. Damit werde auch der Ausfall der französischen Meiler kompensiert – „so viel zur Sicherheit von Atomkraftwerken“, sagte Hansmann mit ironischem Unterton.

2023 "national eine große Nummer" bei Windkraft an Land

Hansmann sieht die Erneuerbaren künftig als „tragende Säule“ des Konzerns. Schon das aktuelle Ebitda-Plus schreibt der Vorstand vorrangig den vergangenen Öko-Investitionen zu. Für 2023 sagt er voraus, dass Enercity bei Windkraft der drittgrößte deutsche Onshore-Anlagenbetreiber und damit „national eine große Nummer“ werde. Ein Großteil der jährlich 300 Mio. Euro Investitionen gehe in die Ökoenergien sowie den Netzausbau für die Energiewende.

Noch in diesen Oktober-Tagen ist Baubeginn für zehn Turbinen im 45-MW-Windpark „Stemwede“, den Enercity von Herbst 2023 an im ostwestfälischen Landkreis Minden-Lübbecke betreiben wird. Dafür gibt Enercity 72 Mio. Euro aus. Schon im ersten Halbjahr stieg die Eigenproduktion aus Erneuerbaren beim Strom um 12,5 % (auf 38 % Anteil) und bei der Wärme um 12,9 % (auf 20 %). Bei PV hat das Unternehmen im ersten Halbjahr die Kapazität bei Dachanlagen verzehnfacht (13 MW). Im sächsischen Zethau laufen Verhandlungen über eine 100-MW-Freiflächenanlage, die 2024 ans Netz gehen und 100 Mio. Euro kosten soll.

Privathaushalte in Hannover sparen nicht genug Gas

Den Kohleausstieg will Enercity im Jahr 2024 starten, mit der Stilllegung von Stöcken I, das etwa mit Wärme durch Müllverbrennung, Klärschlammverwertung oder ein Altholz-Heizkraftwerk ersetzt wird. Für den Ersatz von Stöcken II ist laut Zapreva unter anderem Folgendes neu in Planung:
  • Enercity entwickelt mit der kanadischen Eavor einen Geothermie-Speicher, der wie eine „Wärmflasche“ funktioniert.
  • Drei Groß-Wärmepumpen sind am Klärwerk Herrenhausen sowie an den Kraftwerken Linden (Kühlwasser-Auslauf) und Herrenhausen vorgesehen.
  • Enercity will in einer weiteren Anlage in Misburg-Anderten Gewerbemüll in Wärme verwandeln.
Enercity-Chefin Zapreva, die der Kommission zum Gaspreisdeckel angehörte, mahnte die Haushalte: Hannover verfehle derzeit das Einsparziel beim Gas deutlich. Temperaturbereinigt ergebe sich für die ersten neun Monate 2022 sogar ein höherer Verbrauch. Ihr „großer Appell“ ziele darauf ab, Industriekunden nicht abschalten zu müssen: „Dies sind Ihre Arbeitgeber!“

Mittwoch, 12.10.2022, 13:49 Uhr
Volker Stephan

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