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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - VW-Chef: zu wenige eigene E-Ladesäulen
Quelle: Shutterstock/Smile Fight
Elektrofahrzeuge

VW-Chef: zu wenige eigene E-Ladesäulen

Herbert Diess hat das eigene E-Lade-Gemeinschaftsunternehmen Ionity öffentlich kritisiert. Tenor: zu wenig internationale Ladesäulen, zu wenig Service.
Die Kritik des VW-Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess an der eigenen E-Schnellladesäulen-Beteiligung Ionity hat in Fachmedien Spekulationen über unausgesprochene Gründe ausgelöst.

Auf der Karriereplattform Linked-in hatte Diess am 4. August Ionity für seinen persönlichen Ladefrust mit einem ID3 auf einer Urlaubsfahrt über den Brenner verantwortlich gemacht: "Das ist alles andere als ein Premium-Ladeerlebnis, Ionity!", postete er und sprach von einer "traurige(n) Angelegenheit". Am Brenner seien die vier Ionity-Schnellladepunkte besetzt gewesen, an der nächsten Möglichkeit in Trient (Trento) sei einer der vier 350-kW-Punkte ausgefallen und es gebe weder Kaffee noch WC. An der Reichweite des ID3 Pro S sei dagegen "bei defensiver Fahrweise" nichts auszusetzen, war die Botschaft.

Ionity-Geschäftsführer Marcus Groll reagierte auf die Kritik seines 20-Prozent-Gesellschafters, indem er darstellte, wie das Joint Venture das Einzelproblem angeht: Der defekte "Lader" sei bereits repariert und mit dem italienischen Energiekonzern Eni als Tankstellenpartner im autobahnnahen Trienter Gewerbegebiet arbeite man an einem besseren Kundenservice.

"Offizieller Warnschuss"

Das Portal "24auto" sprach von einem "Warnschuss" Diess'. Er dürfe als offiziell gelten, da er die Antwort auf einen Fahrbericht des VW-Pressesprechers war. Es materialisierten sich damit Gerüchte, dass "die" deutschen Autobauer unzufrieden sind mit dem Hochlauf des Gemeinschaftsunternehmens. Sie hatten Ionity exklusiv für ihre Autokunden und die künftiger automobiler Mitgesellschafter gegründet. Das Joint Venture gehört zu gleichen Teilen VW (mit Audi und Porsche), Daimler, BMW, Ford und neuerdings Hyundai (mit Kia).

Tesla ist der direkte Konkurrent

Speziell Diess habe, so 24auto, mit E-Autokonkurrent Tesla ein radikales Bekenntnis zum E-Auto gemein, radikaler als jeder andere deutsche Autoboss. Möglicherweise spielte er aber gerade deswegen über Bande und seine Kritik richtete sich eigentlich an die Mitgesellschafter für mangelnden Ehrgeiz mit Ionity. Das Joint Venture steht bezüglich der exklusiven Anbindung an Autobauer im direkten Wettbewerb zum Schnellladesäulennetz von Tesla.

Der US-Autobauer hat zwar heuer mehrmals die Ladestrompreise erhöht, aber auch 55 weitere "Supercharger" allein in Deutschland angekündigt − 50 % mehr als der Bestand. In Europa existieren 600 Schnellladestationen von und für Tesla. Ionity hat derzeit nur 362. In den USA zeigt sich laut Business Insider ein ähnliches Bild: Tesla fährt den traditionellen Motown-Herstellern auch in dieser Hinsicht davon. Offenbar stört Diess auch die Hinterhoftankstellen-Atmosphäre im Ionity-Ladenetz. In der Nähe von "Superchargern" gibt es nämlich Kaffee.

Marktöffnung und Marktverschluss

Elon Musk hatte Ende 2020 angekündigt, noch in diesem Jahr die "Supercharger" für andere Autos zu öffnen. Auch dieser Umstand könnte deutsche Autobauer in Sachen Ionity nervös machen.

In Deutschland gibt es insgesamt knapp 24.000 öffentliche Stationen mit einer oder mehreren Säulen. Das Bundeskartellamt hatte im Juli eine Sektoruntersuchung des Lademarkts angekündigt. Zum Grund erklärte damals Präsident Andreas Mundt: "Uns erreichen vermehrt Beschwerden über die Preise und Konditionen an den Ladesäulen.“ Ziel sei es, "strukturelle Wettbewerbsprobleme" zu ermitteln, die den Hochlauf der Infrastruktur behinderten. Befragt werden "die maßgeblichen Akteure" sowie bei der Auswahl der Standorte die Kommunen.

In einer zweiten Phase soll es um den Zugang von Mobilitätsdienstleistern und Ladekunden zu den Säulen gehen. Vor allem der Ökoenergievertrieb Lichtblick fordert seit Jahren einen diskriminierungsfreien Zugang zu allen öffentlichen Punkten.

Mittwoch, 11.08.2021, 13:21 Uhr
Georg Eble
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VW-Chef: zu wenige eigene E-Ladesäulen
Herbert Diess hat das eigene E-Lade-Gemeinschaftsunternehmen Ionity öffentlich kritisiert. Tenor: zu wenig internationale Ladesäulen, zu wenig Service.
Die Kritik des VW-Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess an der eigenen E-Schnellladesäulen-Beteiligung Ionity hat in Fachmedien Spekulationen über unausgesprochene Gründe ausgelöst.

Auf der Karriereplattform Linked-in hatte Diess am 4. August Ionity für seinen persönlichen Ladefrust mit einem ID3 auf einer Urlaubsfahrt über den Brenner verantwortlich gemacht: "Das ist alles andere als ein Premium-Ladeerlebnis, Ionity!", postete er und sprach von einer "traurige(n) Angelegenheit". Am Brenner seien die vier Ionity-Schnellladepunkte besetzt gewesen, an der nächsten Möglichkeit in Trient (Trento) sei einer der vier 350-kW-Punkte ausgefallen und es gebe weder Kaffee noch WC. An der Reichweite des ID3 Pro S sei dagegen "bei defensiver Fahrweise" nichts auszusetzen, war die Botschaft.

Ionity-Geschäftsführer Marcus Groll reagierte auf die Kritik seines 20-Prozent-Gesellschafters, indem er darstellte, wie das Joint Venture das Einzelproblem angeht: Der defekte "Lader" sei bereits repariert und mit dem italienischen Energiekonzern Eni als Tankstellenpartner im autobahnnahen Trienter Gewerbegebiet arbeite man an einem besseren Kundenservice.

"Offizieller Warnschuss"

Das Portal "24auto" sprach von einem "Warnschuss" Diess'. Er dürfe als offiziell gelten, da er die Antwort auf einen Fahrbericht des VW-Pressesprechers war. Es materialisierten sich damit Gerüchte, dass "die" deutschen Autobauer unzufrieden sind mit dem Hochlauf des Gemeinschaftsunternehmens. Sie hatten Ionity exklusiv für ihre Autokunden und die künftiger automobiler Mitgesellschafter gegründet. Das Joint Venture gehört zu gleichen Teilen VW (mit Audi und Porsche), Daimler, BMW, Ford und neuerdings Hyundai (mit Kia).

Tesla ist der direkte Konkurrent

Speziell Diess habe, so 24auto, mit E-Autokonkurrent Tesla ein radikales Bekenntnis zum E-Auto gemein, radikaler als jeder andere deutsche Autoboss. Möglicherweise spielte er aber gerade deswegen über Bande und seine Kritik richtete sich eigentlich an die Mitgesellschafter für mangelnden Ehrgeiz mit Ionity. Das Joint Venture steht bezüglich der exklusiven Anbindung an Autobauer im direkten Wettbewerb zum Schnellladesäulennetz von Tesla.

Der US-Autobauer hat zwar heuer mehrmals die Ladestrompreise erhöht, aber auch 55 weitere "Supercharger" allein in Deutschland angekündigt − 50 % mehr als der Bestand. In Europa existieren 600 Schnellladestationen von und für Tesla. Ionity hat derzeit nur 362. In den USA zeigt sich laut Business Insider ein ähnliches Bild: Tesla fährt den traditionellen Motown-Herstellern auch in dieser Hinsicht davon. Offenbar stört Diess auch die Hinterhoftankstellen-Atmosphäre im Ionity-Ladenetz. In der Nähe von "Superchargern" gibt es nämlich Kaffee.

Marktöffnung und Marktverschluss

Elon Musk hatte Ende 2020 angekündigt, noch in diesem Jahr die "Supercharger" für andere Autos zu öffnen. Auch dieser Umstand könnte deutsche Autobauer in Sachen Ionity nervös machen.

In Deutschland gibt es insgesamt knapp 24.000 öffentliche Stationen mit einer oder mehreren Säulen. Das Bundeskartellamt hatte im Juli eine Sektoruntersuchung des Lademarkts angekündigt. Zum Grund erklärte damals Präsident Andreas Mundt: "Uns erreichen vermehrt Beschwerden über die Preise und Konditionen an den Ladesäulen.“ Ziel sei es, "strukturelle Wettbewerbsprobleme" zu ermitteln, die den Hochlauf der Infrastruktur behinderten. Befragt werden "die maßgeblichen Akteure" sowie bei der Auswahl der Standorte die Kommunen.

In einer zweiten Phase soll es um den Zugang von Mobilitätsdienstleistern und Ladekunden zu den Säulen gehen. Vor allem der Ökoenergievertrieb Lichtblick fordert seit Jahren einen diskriminierungsfreien Zugang zu allen öffentlichen Punkten.

Mittwoch, 11.08.2021, 13:21 Uhr
Georg Eble

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