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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Voraussetzungen für die E-Mobilität in Deutschland nicht gut
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge

Voraussetzungen für die E-Mobilität in Deutschland nicht gut

Das Energiewirtschaftliche Institut der Uni Köln hat einen Index entwickelt, der Aufschluss darüber gibt, wie die europäischen Länder für den Hochlauf der E-Mobilität gerüstet sind.
Nach dem Willen der EU-Kommission sollen im Jahr 2030 auf europäischen Straßen 30 Mio. elektrisch betriebene Pkw unterwegs sein. Rund 3 Mio. Ladepunkte sollen die Flotte versorgen.

Ein Forscherteam des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität Köln hat sich nun – Grundlage sind Daten für 2021 – unter anderem genauer angesehen, wie 18 europäische Staaten auf eine wachsende Zahl an Fahrzeugen und Ladepunkten vorbereitet sind und welche Voraussetzungen noch geschaffen werden müssen. An acht Indikatoren, die zum „EV Preparedness Index“ führen, machen die Wissenschaftler die Bewertung fest.

Die Wissenschaftler unterscheiden drei wesentliche Erfolgsfaktoren: die verfügbare Stromerzeugung und ihr Verhältnis zur Nachfrage, die Güte der Lade- und Netzinfrastruktur sowie die Möglichkeiten für flexibles Laden.

Bei der Erzeugung, die den CO2-Fußabdruck der E-Mobilität bestimmt, haben Länder wie die Schweiz, Österreich und Norwegen aufgrund des hohen Anteils von Energieträgern mit geringer CO2-Intensität, etwa der Wasserkraft, einen Vorteil gegenüber Staaten mit einem relativ hohen Kohleanteil, wie Polen, Tschechien, Ungarn und auch Deutschland.

Da bei der Integration der E-Mobilität steuerbare Erzeugungskapazitäten, die Lastspitzen und die volatile Einspeisung der erneuerbaren Energien ausgleichen können, eine wesentliche Rolle spielen, betrachten die Wissenschaftler auch die gesicherte Leistung, die in den jeweiligen Ländern zur Verfügung steht. Schweden, Finnland und Ungarn sind hier eher unterversorgt, während die meisten Länder gut aufgestellt sind.

Hoher Staatsanteil schränkt Flexibilisierungspotenzial ein

Während in Ländern mit einem relativ geringen Pro-Kopf-Stromverbrauch, wie Portugal, oder einer voraussichtlich großen Fahrzeugflotte (Deutschland, UK, Italien, Spanien) die Elektrifizierung des Verkehrssektors nach Berechnungen mit einem großen Anstieg der Stromnachfrage einhergehen wird, sehen sie in den nordischen Ländern eher geringere Steigerungsraten. Dies liege daran, dass dort der Stromverbrauch ohnehin schon sehr hoch ist.

Der Aufbau einer leistungsfähigen AC- und DC-Ladeinfrastruktur ist in einigen Ländern schon weit fortgeschritten. Als Beispiele verweisen die Wissenschaftler auf die Niederlande und Norwegen. Großen Aufholbedarf sehen sie in Polen und Irland. Bei der Qualität der Netzinfrastruktur haben Deutschland, Frankreich, die Schweiz und Finnland aufgrund der wenigen Versorgungsunterbrechungen die Nase vorn. Italien liegt hier zurück.

Schließlich fließt in den Index auch eine Größe ein, die den Anreiz zu flexiblem Laden widerspiegelt, mit ein. Denn neben den technischen Voraussetzungen seien genauso ökonomische Anreize für die Integration der E-Mobilität in das Energiesystem wichtig, betont Philip Schnaars. „Insbesondere sollten Kosten des Ladens in erster Linie durch Strombeschaffungs- und Netzkosten bestimmt werden, um Anreize für flexibles Laden zu setzen“, so der Wissenschaftler vom EWI.
Gleichzeitig spielt das intelligente Messwesen bei der Erschließung und letztlich bei der Abrechnung von Flexibilitätspotenzialen eine ganz wesentliche Rolle. Länder mit wenigen intelligenten Messsystemen, wie Belgien, Tschechien, Ungarn oder Deutschland, und Länder mit einem hohen staatlich bedingten Anteil am Strompreis – hier belegt Deutschland sogar den letzten Rang – sind eher schlecht auf die Einführung sogenannter Time-of-Use-Tarife (TOU) vorbereitet.
 
Das Ranking beim EV Preparedness Index 2021 des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität Köln
Quelle: EWI

Insgesamt ist dem EWI-Index zufolge Norwegen am besten für den Hochlauf der E-Mobilität gerüstet. Danach kommen Schweden, die Schweiz und Dänemark. Mit deutlichem Abstand liegen Ungarn und Polen zurück. Unter den 18 betrachteten Ländern erreicht Deutschland Platz 14.

Nähere Informationen zum EV Preparedness Index sind hier verfügbar.
 

Freitag, 29.07.2022, 16:17 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Voraussetzungen für die E-Mobilität in Deutschland nicht gut
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge
Voraussetzungen für die E-Mobilität in Deutschland nicht gut
Das Energiewirtschaftliche Institut der Uni Köln hat einen Index entwickelt, der Aufschluss darüber gibt, wie die europäischen Länder für den Hochlauf der E-Mobilität gerüstet sind.
Nach dem Willen der EU-Kommission sollen im Jahr 2030 auf europäischen Straßen 30 Mio. elektrisch betriebene Pkw unterwegs sein. Rund 3 Mio. Ladepunkte sollen die Flotte versorgen.

Ein Forscherteam des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität Köln hat sich nun – Grundlage sind Daten für 2021 – unter anderem genauer angesehen, wie 18 europäische Staaten auf eine wachsende Zahl an Fahrzeugen und Ladepunkten vorbereitet sind und welche Voraussetzungen noch geschaffen werden müssen. An acht Indikatoren, die zum „EV Preparedness Index“ führen, machen die Wissenschaftler die Bewertung fest.

Die Wissenschaftler unterscheiden drei wesentliche Erfolgsfaktoren: die verfügbare Stromerzeugung und ihr Verhältnis zur Nachfrage, die Güte der Lade- und Netzinfrastruktur sowie die Möglichkeiten für flexibles Laden.

Bei der Erzeugung, die den CO2-Fußabdruck der E-Mobilität bestimmt, haben Länder wie die Schweiz, Österreich und Norwegen aufgrund des hohen Anteils von Energieträgern mit geringer CO2-Intensität, etwa der Wasserkraft, einen Vorteil gegenüber Staaten mit einem relativ hohen Kohleanteil, wie Polen, Tschechien, Ungarn und auch Deutschland.

Da bei der Integration der E-Mobilität steuerbare Erzeugungskapazitäten, die Lastspitzen und die volatile Einspeisung der erneuerbaren Energien ausgleichen können, eine wesentliche Rolle spielen, betrachten die Wissenschaftler auch die gesicherte Leistung, die in den jeweiligen Ländern zur Verfügung steht. Schweden, Finnland und Ungarn sind hier eher unterversorgt, während die meisten Länder gut aufgestellt sind.

Hoher Staatsanteil schränkt Flexibilisierungspotenzial ein

Während in Ländern mit einem relativ geringen Pro-Kopf-Stromverbrauch, wie Portugal, oder einer voraussichtlich großen Fahrzeugflotte (Deutschland, UK, Italien, Spanien) die Elektrifizierung des Verkehrssektors nach Berechnungen mit einem großen Anstieg der Stromnachfrage einhergehen wird, sehen sie in den nordischen Ländern eher geringere Steigerungsraten. Dies liege daran, dass dort der Stromverbrauch ohnehin schon sehr hoch ist.

Der Aufbau einer leistungsfähigen AC- und DC-Ladeinfrastruktur ist in einigen Ländern schon weit fortgeschritten. Als Beispiele verweisen die Wissenschaftler auf die Niederlande und Norwegen. Großen Aufholbedarf sehen sie in Polen und Irland. Bei der Qualität der Netzinfrastruktur haben Deutschland, Frankreich, die Schweiz und Finnland aufgrund der wenigen Versorgungsunterbrechungen die Nase vorn. Italien liegt hier zurück.

Schließlich fließt in den Index auch eine Größe ein, die den Anreiz zu flexiblem Laden widerspiegelt, mit ein. Denn neben den technischen Voraussetzungen seien genauso ökonomische Anreize für die Integration der E-Mobilität in das Energiesystem wichtig, betont Philip Schnaars. „Insbesondere sollten Kosten des Ladens in erster Linie durch Strombeschaffungs- und Netzkosten bestimmt werden, um Anreize für flexibles Laden zu setzen“, so der Wissenschaftler vom EWI.
Gleichzeitig spielt das intelligente Messwesen bei der Erschließung und letztlich bei der Abrechnung von Flexibilitätspotenzialen eine ganz wesentliche Rolle. Länder mit wenigen intelligenten Messsystemen, wie Belgien, Tschechien, Ungarn oder Deutschland, und Länder mit einem hohen staatlich bedingten Anteil am Strompreis – hier belegt Deutschland sogar den letzten Rang – sind eher schlecht auf die Einführung sogenannter Time-of-Use-Tarife (TOU) vorbereitet.
 
Das Ranking beim EV Preparedness Index 2021 des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität Köln
Quelle: EWI

Insgesamt ist dem EWI-Index zufolge Norwegen am besten für den Hochlauf der E-Mobilität gerüstet. Danach kommen Schweden, die Schweiz und Dänemark. Mit deutlichem Abstand liegen Ungarn und Polen zurück. Unter den 18 betrachteten Ländern erreicht Deutschland Platz 14.

Nähere Informationen zum EV Preparedness Index sind hier verfügbar.
 

Freitag, 29.07.2022, 16:17 Uhr
Fritz Wilhelm

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