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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Von der Verkehrs- zu einer Mobilitätspolitik kommen
Elektrobus Solaris Urbino 12 electric, Quelle: Solaris
Elektrofahrzeuge

Von der Verkehrs- zu einer Mobilitätspolitik kommen

Mit Blick auf die kommende Bundestagswahl ruft der Fachbeirat des "Bundesverbandes eMobilität" (BEM) dazu auf, anstelle von Verkehrs- besser auf umfassende Mobilitätspolitik zu setzen.
In einem Aufruf unter dem Titel "Acht Maximen für eine bessere Mobilität" hat sich der Fachbeirat des BEM, Hans-Peter Kleebinder von der Universität St. Gallen, gemeinsam mit weiteren Experten des akademischen Fachbereichs für einen umfassenden Ansatz in Sachen Mobilitätswende ausgesprochen. 

„Damit die Veränderung der Mobilität trotz aller Widerstände gelingt, müssen alle mit anpacken: die Menschen, die Städte und Gemeinden, die an der Wertschöpfung beteiligten Unternehmen, die alten und die neuen Firmen und der Gesetzgeber“, heißt es in dem Papier der Universität St. Gallen, das die Experten verfasst haben.

Deutlich drängen die Autoren auf eine Reform, die deutlich weiter reicht als die bisherige Verkehrspolitik. Das sind ihre acht Thesen:

  1. Multimodal, statt jeder für sich: Im Mittelpunkt der neuen Mobilität steht die Idee, Menschen und Güter multimodal zu befördern: schnell, einfach, sicher, günstig, CO2-neutral und ohne unnötige Umstiege. Hierzu sind übergreifende Mobilitätsplattformen erforderlich, mit denen die Fahrten geplant, gebucht und bezahlt werden können. 
  2. Nutzen, nicht besitzen: Mobility-as-a-Service ist das Schlagwort. Die Fahrzeuge können viel besser als bislang genutzt werden. Damit dürfte sich der Bestand an Fahrzeugen reduzieren, weniger Staus, aber auch geringere Kosten sind die Folgen, genauso wie lebenswertere Städte.
  3. Städte für die Menschen, nicht die Autos: In den letzten hundert Jahren standen Autos im Mittelpunkt der Stadtplanung. Mobilität als Dienstleistung bietet die Möglichkeit, Städte völlig neu zu gestalten.
  4. Modellstädte schaffen: Der Bund sollte in Absprache mit den Ländern ein Förderprogramm für "Mobilitäts-Modellstädte" auflegen. Die ausgewählten Städte erhalten eine Finanzierung und erklären sich im Gegenzug bereit, innovative Mobilitätskonzepte konsequent umzusetzen.
  5. Kreislaufwirtschaft einfordern: Neben der erforderlichen technologischen Umstellung der Energienutzer (wie Automobil, ÖPNV etc.) auf nachhaltige Energie benötigt auch die Herstellung von Mobilitätsmitteln enorme Mengen an Material und Ressourcen. Daher braucht es einen ernst gemeinten Wechsel von der linearen zur zirkulären Ressourcenwirtschaft. Diese setzt auf Ressourceneffizienz, Recycling und geschlossene Materialkreisläufe.
  6. Öffentliche Flächen verteilen: Gegenwärtig sind viele Städte um die Verkehrsinfrastruktur gebaut. Das gilt für Straßen und vor allem für die vielen Parkplätze. Ein Fahrzeug steht durchschnittlich 23 Stunden am Tag. Es braucht eine neue Verteilung der Flächen, das Auto muss also deutlich flächeneffizienter werden. Hierzu dienen etwa Plattformen zur digitalen Parkraumbewirtschaftung/-anzeige in Echtzeit.
  7. Geteilte Fahrten fördern: Der Schlüssel zu weniger Verkehr ist das "Sharing". Ein Fahrzeug ist im Schnitt mit 1,5 Personen besetzt. Gelänge es, die Auslastung der Fahrzeuge auf zwei Personen zu erhöhen, könnte man rein rechnerisch auf über 10 Mio. Fahrzeuge in Deutschland verzichten. Hierzu müsste der Gesetzgeber intelligente regulatorische und finanzielle Anreize setzen.
  8. Alle Menschen im Blick haben: Alle Menschen müssen unterwegs sein können. Egal ob Menschen mit Behinderungen oder ohne, egal ob alt oder jung, egal ob auf dem Land wohnend oder in der Stadt, egal ob reich oder arm. Daher muss die multimodale Reisekette nahtlos und zukünftig auch mit selbstfahrenden Pods und Shuttles physisch und preislich barrierefrei gestaltet werden.

„Die enge Verzahnung der Akteure und die Nutzung des Bestehenden birgt Möglichkeiten, die wir zu Senkung unserer Umweltlasten benötigen“, kommentierte BEM-Präsident Kurt Sigl den Vorstoß. Dazu müssten sich auch die Akteure aus Energie- und Mobilitätssektor stärker verbinden.


Montag, 23.08.2021, 16:39 Uhr
Peter Koller
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Von der Verkehrs- zu einer Mobilitätspolitik kommen
Elektrobus Solaris Urbino 12 electric, Quelle: Solaris
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Von der Verkehrs- zu einer Mobilitätspolitik kommen
Mit Blick auf die kommende Bundestagswahl ruft der Fachbeirat des "Bundesverbandes eMobilität" (BEM) dazu auf, anstelle von Verkehrs- besser auf umfassende Mobilitätspolitik zu setzen.
In einem Aufruf unter dem Titel "Acht Maximen für eine bessere Mobilität" hat sich der Fachbeirat des BEM, Hans-Peter Kleebinder von der Universität St. Gallen, gemeinsam mit weiteren Experten des akademischen Fachbereichs für einen umfassenden Ansatz in Sachen Mobilitätswende ausgesprochen. 

„Damit die Veränderung der Mobilität trotz aller Widerstände gelingt, müssen alle mit anpacken: die Menschen, die Städte und Gemeinden, die an der Wertschöpfung beteiligten Unternehmen, die alten und die neuen Firmen und der Gesetzgeber“, heißt es in dem Papier der Universität St. Gallen, das die Experten verfasst haben.

Deutlich drängen die Autoren auf eine Reform, die deutlich weiter reicht als die bisherige Verkehrspolitik. Das sind ihre acht Thesen:

  1. Multimodal, statt jeder für sich: Im Mittelpunkt der neuen Mobilität steht die Idee, Menschen und Güter multimodal zu befördern: schnell, einfach, sicher, günstig, CO2-neutral und ohne unnötige Umstiege. Hierzu sind übergreifende Mobilitätsplattformen erforderlich, mit denen die Fahrten geplant, gebucht und bezahlt werden können. 
  2. Nutzen, nicht besitzen: Mobility-as-a-Service ist das Schlagwort. Die Fahrzeuge können viel besser als bislang genutzt werden. Damit dürfte sich der Bestand an Fahrzeugen reduzieren, weniger Staus, aber auch geringere Kosten sind die Folgen, genauso wie lebenswertere Städte.
  3. Städte für die Menschen, nicht die Autos: In den letzten hundert Jahren standen Autos im Mittelpunkt der Stadtplanung. Mobilität als Dienstleistung bietet die Möglichkeit, Städte völlig neu zu gestalten.
  4. Modellstädte schaffen: Der Bund sollte in Absprache mit den Ländern ein Förderprogramm für "Mobilitäts-Modellstädte" auflegen. Die ausgewählten Städte erhalten eine Finanzierung und erklären sich im Gegenzug bereit, innovative Mobilitätskonzepte konsequent umzusetzen.
  5. Kreislaufwirtschaft einfordern: Neben der erforderlichen technologischen Umstellung der Energienutzer (wie Automobil, ÖPNV etc.) auf nachhaltige Energie benötigt auch die Herstellung von Mobilitätsmitteln enorme Mengen an Material und Ressourcen. Daher braucht es einen ernst gemeinten Wechsel von der linearen zur zirkulären Ressourcenwirtschaft. Diese setzt auf Ressourceneffizienz, Recycling und geschlossene Materialkreisläufe.
  6. Öffentliche Flächen verteilen: Gegenwärtig sind viele Städte um die Verkehrsinfrastruktur gebaut. Das gilt für Straßen und vor allem für die vielen Parkplätze. Ein Fahrzeug steht durchschnittlich 23 Stunden am Tag. Es braucht eine neue Verteilung der Flächen, das Auto muss also deutlich flächeneffizienter werden. Hierzu dienen etwa Plattformen zur digitalen Parkraumbewirtschaftung/-anzeige in Echtzeit.
  7. Geteilte Fahrten fördern: Der Schlüssel zu weniger Verkehr ist das "Sharing". Ein Fahrzeug ist im Schnitt mit 1,5 Personen besetzt. Gelänge es, die Auslastung der Fahrzeuge auf zwei Personen zu erhöhen, könnte man rein rechnerisch auf über 10 Mio. Fahrzeuge in Deutschland verzichten. Hierzu müsste der Gesetzgeber intelligente regulatorische und finanzielle Anreize setzen.
  8. Alle Menschen im Blick haben: Alle Menschen müssen unterwegs sein können. Egal ob Menschen mit Behinderungen oder ohne, egal ob alt oder jung, egal ob auf dem Land wohnend oder in der Stadt, egal ob reich oder arm. Daher muss die multimodale Reisekette nahtlos und zukünftig auch mit selbstfahrenden Pods und Shuttles physisch und preislich barrierefrei gestaltet werden.

„Die enge Verzahnung der Akteure und die Nutzung des Bestehenden birgt Möglichkeiten, die wir zu Senkung unserer Umweltlasten benötigen“, kommentierte BEM-Präsident Kurt Sigl den Vorstoß. Dazu müssten sich auch die Akteure aus Energie- und Mobilitätssektor stärker verbinden.


Montag, 23.08.2021, 16:39 Uhr
Peter Koller

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