Am Rande der Unterzeichnung, von links: Konstantin von Oldenburg (VNG Handel & Vertrieb), Ulf Heitmüller (VNG), Nick Walker und Törger Röd (beide Var Energi). Quelle: VNG H&V
Der Leipziger Gasimporteur VNG hat langfristig Anteil an der hochgefahrenen Gasproduktion des zweitgrößten norwegischen Produzenten Var Energi. Die Liefermenge wird größer.
VNG, der drittgrößte deutsche Importeur von Erdgas, hat einen weiteren Meilenstein erreicht, um seine Quellen zu diversifizieren, nachdem Russland während des Ukrainekriegs 2022 den Gashahn zugedreht hatte: Laut einer Mitteilung verlängerte die Leipziger VNG ihren Importvertrag mit der norwegischen Var Energi um zwölf Jahre von 2024 bis 2036 mit einer erhöhten Liefermenge.
Var Energi ist zum zweitgrößten Öl- und Gasexporteur auf dem norwegischen Kontinentalschelf nach der Equinor (früher Statoil) aufgestiegen, nachdem einige US-Konzerne sich zurückgezogen hatten, weil ihnen die Ausbeutungsmöglichkeiten zu kleinteilig wurden. 2022 brachten Eni und Hitec Vision Var Energi mit einem klaren Wachstumsprogramm an die Börse. So soll Var Energi in diesem Jahr doppelt so viel Öläquivalente produzieren wie 2023.
Zu den strategischen Zielen des Unternehmens gehört ebenfalls, auf dem norwegischen Kontinentalschelf Nachhaltigkeitsführer in Fragen der Umwelt, des Sozialen und der Unternehmensführung (ESG) zu werden und die Emissionen bei der Förderung bis 2030 zu halbieren. VNG-Chef Ulf Heitmüller sprach jetzt schon von einer „beeindruckend niedrigen CO2-Bilanz“ von Var Energi.
Die vertraglichen Langfrist-Beziehungen zu VNG gehen bis in die frühen 90er-Jahre zurück, als VNG auch mit Equinor den ersten Importvertrag abschloss. VNG teilte mit, dass nun das Liefervolumen auf bis zu 5 Milliarden Kubikmeter erhöht wurde. Dies entspreche einem Energiewert von 55 Milliarden kWh, teilte die VNG-Pressestelle auf Anfrage mit. Es handle sich nicht um Jahresmengen, sondern um die zwölfjährige Liefermenge. Das Erdgas werde mit Marktpreisen abgerechnet, wurde angedeutet. Die Importpunkte sind Emden und Dornum in Niedersachsen.
Diversifizierung auch in Richtung CO2-neutraler Gase
Die EnBW-Konzerngesellschaft VNG diversifiziert ihre Energiequellen nicht nur im Hinblick auf verstärkte Partnerschaften mit norwegischen Exporteuren − so wurde im Februar ein erster Importvertrag mit dem algerischen Staatsunternehmen Sonatrach unterzeichnet (wir berichteten).
Vielmehr geht die Strategie auch in Richtung Produktion, Import und Speicherung CO2-neutraler Gase wie Biomethan und grünen Wasserstoff beziehungsweise dessen Trägermedium Ammoniak. Versorgt werden soll damit schwerpunktmäßig Ostdeutschland, zum Beispiel die Raffinerie in Leuna (Sachsen-Anhalt).
VNG entwickelt zudem gemeinsam mit Equinor in Rostock ein Importterminal für Wasserstoff und Ammoniak und hat für Ammoniaklieferungen Vereinbarungen mit den norwegischen Unternehmen Aker Horizons und Horisont Energi getroffen (wir berichteten jeweils).
Dienstag, 18.06.2024, 13:22 Uhr
Georg Eble
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