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Energie & Management > Gas - VIK fordert mehr Transparenz im Fall einer Gasmangellage
Quelle: Zukunft Gas
Gas

VIK fordert mehr Transparenz im Fall einer Gasmangellage

Bei einer Online-Veranstaltung von Zukunft Gas wurde eindringlich vor einem Stopp der Erdgaslieferung gewarnt.
Die Sprecher waren sich einig: Die Energieabhängigkeit von Russland sollte aufgrund des russischen Einmarschs in die Ukraine reduziert werden. Aber auch da waren sie sich einig: Ein sofortiger Lieferstopp von russischem Erdgas – von wem auch immer induziert – hätte gravierende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Sollte es allerdings wirklich zu einer sogenannten Gasmangellage kommen, dann fordert der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes VIK, Christian Seyfert, mehr Transparenz über die mögliche Reihenfolge, wie Gaskunden abzuschalten sind.

Für Timm Kehler, Geschäftsführer der Brancheninitiative "Zukunft Gas", der die Veranstaltung im Netz am 31. März initiierte, ist klar, dass nach dem russischen Überfall auf die Ukraine „wir das Thema Gas neu denken müssen“. Die russischen Überlegungen für einen möglichen Lieferstopp habe die jahrzehntelange Liefersicherheit – die seit den Tagen des Kalten Krieges funktionierte – infragegestellt.

Deutsche Industrie hat viele innereuropäische Verflechtungen

Die Diskussion um einen Erdgasstopp dürfe allerdings nicht auf Deutschland beschränkt bleiben. „Die deutsche Industrie hat viele innereuropäische Verflechtungen“, sagte Kehler. Die Lieferketten seien komplex. Zahlreiche Länder in Osteuropa, in denen Zulieferbetriebe für die deutsche Autoindustrie
 
angesiedelt sind, seien oftmals noch viel mehr auf russisches Erdgas angewiesen. Fazit: „Wir brauen eine europäische Diskussion.“

VIK-Vertreter Seyfert nannte es in dem Zusammenhang wichtig, dass das Thema Versorgungssicherheit ins Zentrum der Diskussion rückt. Es gebe dazu bereits Normen und Vorschriften wie die Gas-Versorgungssicherheitsverordnung, englisch SOS-Verordnung, mit dem "Notfallplan Gas". Auch arbeite das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) an einer "Solidaritätsplattform Gas", um Verbrauchende vor Lieferausfällen zu schützen.

Am 18. März trafen sich bei der Bundesnetzagentur Vertreter und Vertreterinnen des BMWK und von Verbänden, um sich über den Fall einer Gasmangellage auszutauschen. Es sei dort wohl keine Abschaltliste von Gaskunden und -kundinnen aufgesetzt worden, aber die Beteiligten seien übereingekommen, „dass in mehreren Arbeitsgruppen Kriterien erarbeitet werden sollen – für den Fall der Fälle“, sagte Seyfert.

Der VIK-Hauptgeschäftsführer kritisierte das Prozedere. „Der Prozesse ist aus unserer Sicht bisher undurchschaubar und intransparent durchgeführt worden.“ Er habe die Hoffnung, „dass wir hier zu einem anderen Vorgehen kommen.“ Der VIK biete sich dabei an, seine Expertise als Vertreter der energieintensiven Industrie einzubringen.

"Notfallplan Gas wird nicht infrage gestellt"

Seyfert war aber wichtig, zu betonen, dass sein Verband den "Notfallplan Gas" mit dem darin enthaltenen Schutz der Endkundschaft und wichtiger Infrastruktur, wie Krankenhäusern, „nicht infragestellt.“ Bei möglichen Abschaltungen von Industriebetrieben plädiert er für regionale oder lokale Lösungen zwischen den Akteuren, um die Folgen besser abschätzen zu können. Pauschale Eingriffe beispielsweise in Chemieparks seien nicht hilfreich. Auch hier solle man die Betroffenen vor Ort die Eingriffe am besten selbst regeln lassen.

Generell warnte er vor einem einseitigen Gasboykott. Die Auswirkungen seien gravierend für die deutsche Wirtschaft. Der VIK stütze den aktuellen Kurs der Bundesregierung, die Gasimporte zu reduzieren, das aber nicht auf einmal und nicht sofort. Die Sanktionen würden die deutsche Wirtschaft härter treffen als die russische.

Professor Stefan Ulreich von der Hochschule Biberach stützte diese Meinung. Er stellte einen Plan der Internationalen Energieagentur (IEA) vor, wie sich die russischen Gasimporte aus Russland in die EU kurzfristig verringern ließen. Bis zu 45 % der Importe könnten demnach eingespart werden. Gleichwohl sagte Ulreich: „Für den kommenden Winter sind wir definitiv auf Russland angewiesen.“
 

Freitag, 1.04.2022, 16:33 Uhr
Stefan Sagmeister
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Quelle: Zukunft Gas
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VIK fordert mehr Transparenz im Fall einer Gasmangellage
Bei einer Online-Veranstaltung von Zukunft Gas wurde eindringlich vor einem Stopp der Erdgaslieferung gewarnt.
Die Sprecher waren sich einig: Die Energieabhängigkeit von Russland sollte aufgrund des russischen Einmarschs in die Ukraine reduziert werden. Aber auch da waren sie sich einig: Ein sofortiger Lieferstopp von russischem Erdgas – von wem auch immer induziert – hätte gravierende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Sollte es allerdings wirklich zu einer sogenannten Gasmangellage kommen, dann fordert der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes VIK, Christian Seyfert, mehr Transparenz über die mögliche Reihenfolge, wie Gaskunden abzuschalten sind.

Für Timm Kehler, Geschäftsführer der Brancheninitiative "Zukunft Gas", der die Veranstaltung im Netz am 31. März initiierte, ist klar, dass nach dem russischen Überfall auf die Ukraine „wir das Thema Gas neu denken müssen“. Die russischen Überlegungen für einen möglichen Lieferstopp habe die jahrzehntelange Liefersicherheit – die seit den Tagen des Kalten Krieges funktionierte – infragegestellt.

Deutsche Industrie hat viele innereuropäische Verflechtungen

Die Diskussion um einen Erdgasstopp dürfe allerdings nicht auf Deutschland beschränkt bleiben. „Die deutsche Industrie hat viele innereuropäische Verflechtungen“, sagte Kehler. Die Lieferketten seien komplex. Zahlreiche Länder in Osteuropa, in denen Zulieferbetriebe für die deutsche Autoindustrie
 
angesiedelt sind, seien oftmals noch viel mehr auf russisches Erdgas angewiesen. Fazit: „Wir brauen eine europäische Diskussion.“

VIK-Vertreter Seyfert nannte es in dem Zusammenhang wichtig, dass das Thema Versorgungssicherheit ins Zentrum der Diskussion rückt. Es gebe dazu bereits Normen und Vorschriften wie die Gas-Versorgungssicherheitsverordnung, englisch SOS-Verordnung, mit dem "Notfallplan Gas". Auch arbeite das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) an einer "Solidaritätsplattform Gas", um Verbrauchende vor Lieferausfällen zu schützen.

Am 18. März trafen sich bei der Bundesnetzagentur Vertreter und Vertreterinnen des BMWK und von Verbänden, um sich über den Fall einer Gasmangellage auszutauschen. Es sei dort wohl keine Abschaltliste von Gaskunden und -kundinnen aufgesetzt worden, aber die Beteiligten seien übereingekommen, „dass in mehreren Arbeitsgruppen Kriterien erarbeitet werden sollen – für den Fall der Fälle“, sagte Seyfert.

Der VIK-Hauptgeschäftsführer kritisierte das Prozedere. „Der Prozesse ist aus unserer Sicht bisher undurchschaubar und intransparent durchgeführt worden.“ Er habe die Hoffnung, „dass wir hier zu einem anderen Vorgehen kommen.“ Der VIK biete sich dabei an, seine Expertise als Vertreter der energieintensiven Industrie einzubringen.

"Notfallplan Gas wird nicht infrage gestellt"

Seyfert war aber wichtig, zu betonen, dass sein Verband den "Notfallplan Gas" mit dem darin enthaltenen Schutz der Endkundschaft und wichtiger Infrastruktur, wie Krankenhäusern, „nicht infragestellt.“ Bei möglichen Abschaltungen von Industriebetrieben plädiert er für regionale oder lokale Lösungen zwischen den Akteuren, um die Folgen besser abschätzen zu können. Pauschale Eingriffe beispielsweise in Chemieparks seien nicht hilfreich. Auch hier solle man die Betroffenen vor Ort die Eingriffe am besten selbst regeln lassen.

Generell warnte er vor einem einseitigen Gasboykott. Die Auswirkungen seien gravierend für die deutsche Wirtschaft. Der VIK stütze den aktuellen Kurs der Bundesregierung, die Gasimporte zu reduzieren, das aber nicht auf einmal und nicht sofort. Die Sanktionen würden die deutsche Wirtschaft härter treffen als die russische.

Professor Stefan Ulreich von der Hochschule Biberach stützte diese Meinung. Er stellte einen Plan der Internationalen Energieagentur (IEA) vor, wie sich die russischen Gasimporte aus Russland in die EU kurzfristig verringern ließen. Bis zu 45 % der Importe könnten demnach eingespart werden. Gleichwohl sagte Ulreich: „Für den kommenden Winter sind wir definitiv auf Russland angewiesen.“
 

Freitag, 1.04.2022, 16:33 Uhr
Stefan Sagmeister

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