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Energie & Management > Fusion - Viessmann-Verkauf nach Amerika setzt Habeck unter Druck
Quelle: Viessmann
Fusion

Viessmann-Verkauf nach Amerika setzt Habeck unter Druck

Die Wärmepumpen und wasserstofffähigen Heizungen von Viessmann sind ganz nach dem Geschmack von Robert Habeck. Jetzt ist bestätigt, dass dieses Kerngeschäft in die USA verkauft wird.
Der bestätigte Deal von Viessmann, seine Kernsparte Climate Solutions an den US-Konzern Carrier Global zu verkaufen, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck unter Druck gesetzt, seine Wärmewende-Pläne zu bremsen und für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu retten, was zu retten ist. Politiker aller Ampelparteien äußerten sich besorgt, die FDP nahm den Verkauf zum Anlass, Habecks Heizungspläne zu kritisieren.

Der Grünen-Politiker Habeck, der für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen auf die Wärmepumpen des mutmaßlichen Deutschland-Marktführers Viessmann angewiesen ist und jetzt statt des erwünschten Ausbaus einer heimischen Wertschöpfungskette eher die Abwanderung von Produktionskapazitäten in Billiglohnländer fürchten muss, kündigte eine genaue Prüfung an: "Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient", erklärte Habeck am 26. April in einer Mitteilung des Ministeriums (BMWK). "Wichtig ist, dass die Vorteile unserer Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet werden, auch weiter dem Standort Deutschland zugutekommen." Gerade deutsche Unternehmen hätten die Wärmepumpen-Technik vorangebracht.

Habeck stellte den Verkauf ins Nicht-EU-Ausland aber auch als Bestätigung seiner Klimapolitik dar: Der geplante Verkauf des Geschäftsbereichs von Viessmann zeige, "dass Klimaschutztechnologien die Technologien der Zukunft sind, deutsche Unternehmen viel Kapital anziehen, weiter leistungsfähig sind und der Markt für Wärmepumpen so attraktiv ist, dass er Investitionen anzieht." Gerade deutsche Unternehmen hätten die Technologie nach vorn gebracht.

FDP-General: Folge der "hastigen Heizungswende"

Spitzenpolitiker aller drei Ampelparteien, auch der FDP, äußerten sich zum Teil schon vor der offiziellen Bestätigung des Deals skeptisch dazu:
  • Die FDP griff aus dem Anlass Habeck sogar an: "Der Fall Viessmann zeigt, wie sich die hastige und komplizierte Heizungswende von Robert Habeck negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirken kann", sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem Handelsblatt. Habeck müsse "sich daran erinnern, dass er nicht nur Klima-, sondern auch Wirtschaftsminister" ist. Dem Wirtschaftsstandort Deutschland sei nicht geholfen, wenn man obendrein noch von chinesischen Wärmepumpen abhängig werde, sagte Djir-Sarai.
  • Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge forderte im Handelsblatt-Interview, Know-how und deutsche Arbeitsplätze bei dem Unternehmen mit Hauptsitz im nordhessischen Allendorf müssten erhalten bleiben.
  • SPD-Fraktionsvize Verena Hubertz hielt es ebenfalls für "wichtig (...), dass durch das Investment der Standort Deutschland erhalten bleibt".
Der börsennotierte US-amerikanische Klimatisierungskonzern Carrier Global hatte Pressemeldungen bestätigt, wonach er die Kernsparte Climate Solutions von Viessmann kauft. Auch Viessmann bestätigte den Deal in einer eigenen Mitteilung.

Demnach geht Climate Solutions für 12 Milliarden Euro an Carrier Global. Ein Teil des Kaufpreises sind Aktien von Carrier Global, mit denen die Viessmann-Familie zu einem der größten Einzelaktionäre von Carrier Global wird. Viessmann-Vorstandschef Max Viessmann soll auch ins Board (Verwaltungsrat) von Carrier Global einziehen. Der US-Konzern gehört derzeit institutionellen und privaten Investoren. Das größte Aktienpaket hält laut dem Portal Onvista der Vanguard-Konzern mit gut 11 Prozent.

Begründung: Rasantes Wachstum finanzieren

Beide neuen Partner begründeten den Deal damit, dass er den massiven und raschen Hochlauf der Viessmann-Produktionskapazitäten sowie den Konkurrenzkampf mit asiatischen Herstellern finanziert und neue Märkte außerhalb Deutschlands erschließt. Dies hätte die Familie Viessmann aber auch mit einem Börsengang oder mit grünen Anleihen bewerkstelligen können, schreibt das Handelsblatt.

Der N-TV-Journalist Nikolaus Blome schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, es sei bezeichnend, dass offenbar keine deutsche Bank willens und in der Lage gewesen sei, Viessmanns Wachstum zu finanzieren. Der deutsch-chinesische Journalist Felix Lee kritisierte bei Markus Lanz im ZDF, ein Jahrzehnt nach dem Ausverkauf der deutschen Photovoltaik-Industrie wandere die nächste Branche ab.

Bedeutung der Climate Solutions

Die Sparte Climate Solutions von Viessmann umfasst alle Arten von Heizungen, "H2-ready" oder eben nicht, Photovoltaik und Wärmepumpen. Laut dem Unternehmen machen erneuerbaren Energien bereits mehr als die Hälfte des Spartenumsatzes aus. Insgesamt setzte Viessmann im Vorjahr nach rasantem Wachstum 4 Milliarden Euro um. 

Mit dem Verkauf sollen 10.500 der 14.500 Beschäftigten zu Carrier Global wechseln. Sie bekommen laut Handelsblatt eine Prämie von zusammen 106 Millionen Euro. In Deutschland arbeiten insgesamt 8.000 Menschen für Viessmann, davon 4.500 in Allendorf an der Eder.

Mittwoch, 26.04.2023, 12:33 Uhr
Georg Eble
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Quelle: Viessmann
Fusion
Viessmann-Verkauf nach Amerika setzt Habeck unter Druck
Die Wärmepumpen und wasserstofffähigen Heizungen von Viessmann sind ganz nach dem Geschmack von Robert Habeck. Jetzt ist bestätigt, dass dieses Kerngeschäft in die USA verkauft wird.
Der bestätigte Deal von Viessmann, seine Kernsparte Climate Solutions an den US-Konzern Carrier Global zu verkaufen, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck unter Druck gesetzt, seine Wärmewende-Pläne zu bremsen und für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu retten, was zu retten ist. Politiker aller Ampelparteien äußerten sich besorgt, die FDP nahm den Verkauf zum Anlass, Habecks Heizungspläne zu kritisieren.

Der Grünen-Politiker Habeck, der für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen auf die Wärmepumpen des mutmaßlichen Deutschland-Marktführers Viessmann angewiesen ist und jetzt statt des erwünschten Ausbaus einer heimischen Wertschöpfungskette eher die Abwanderung von Produktionskapazitäten in Billiglohnländer fürchten muss, kündigte eine genaue Prüfung an: "Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient", erklärte Habeck am 26. April in einer Mitteilung des Ministeriums (BMWK). "Wichtig ist, dass die Vorteile unserer Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet werden, auch weiter dem Standort Deutschland zugutekommen." Gerade deutsche Unternehmen hätten die Wärmepumpen-Technik vorangebracht.

Habeck stellte den Verkauf ins Nicht-EU-Ausland aber auch als Bestätigung seiner Klimapolitik dar: Der geplante Verkauf des Geschäftsbereichs von Viessmann zeige, "dass Klimaschutztechnologien die Technologien der Zukunft sind, deutsche Unternehmen viel Kapital anziehen, weiter leistungsfähig sind und der Markt für Wärmepumpen so attraktiv ist, dass er Investitionen anzieht." Gerade deutsche Unternehmen hätten die Technologie nach vorn gebracht.

FDP-General: Folge der "hastigen Heizungswende"

Spitzenpolitiker aller drei Ampelparteien, auch der FDP, äußerten sich zum Teil schon vor der offiziellen Bestätigung des Deals skeptisch dazu:
  • Die FDP griff aus dem Anlass Habeck sogar an: "Der Fall Viessmann zeigt, wie sich die hastige und komplizierte Heizungswende von Robert Habeck negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirken kann", sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem Handelsblatt. Habeck müsse "sich daran erinnern, dass er nicht nur Klima-, sondern auch Wirtschaftsminister" ist. Dem Wirtschaftsstandort Deutschland sei nicht geholfen, wenn man obendrein noch von chinesischen Wärmepumpen abhängig werde, sagte Djir-Sarai.
  • Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge forderte im Handelsblatt-Interview, Know-how und deutsche Arbeitsplätze bei dem Unternehmen mit Hauptsitz im nordhessischen Allendorf müssten erhalten bleiben.
  • SPD-Fraktionsvize Verena Hubertz hielt es ebenfalls für "wichtig (...), dass durch das Investment der Standort Deutschland erhalten bleibt".
Der börsennotierte US-amerikanische Klimatisierungskonzern Carrier Global hatte Pressemeldungen bestätigt, wonach er die Kernsparte Climate Solutions von Viessmann kauft. Auch Viessmann bestätigte den Deal in einer eigenen Mitteilung.

Demnach geht Climate Solutions für 12 Milliarden Euro an Carrier Global. Ein Teil des Kaufpreises sind Aktien von Carrier Global, mit denen die Viessmann-Familie zu einem der größten Einzelaktionäre von Carrier Global wird. Viessmann-Vorstandschef Max Viessmann soll auch ins Board (Verwaltungsrat) von Carrier Global einziehen. Der US-Konzern gehört derzeit institutionellen und privaten Investoren. Das größte Aktienpaket hält laut dem Portal Onvista der Vanguard-Konzern mit gut 11 Prozent.

Begründung: Rasantes Wachstum finanzieren

Beide neuen Partner begründeten den Deal damit, dass er den massiven und raschen Hochlauf der Viessmann-Produktionskapazitäten sowie den Konkurrenzkampf mit asiatischen Herstellern finanziert und neue Märkte außerhalb Deutschlands erschließt. Dies hätte die Familie Viessmann aber auch mit einem Börsengang oder mit grünen Anleihen bewerkstelligen können, schreibt das Handelsblatt.

Der N-TV-Journalist Nikolaus Blome schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, es sei bezeichnend, dass offenbar keine deutsche Bank willens und in der Lage gewesen sei, Viessmanns Wachstum zu finanzieren. Der deutsch-chinesische Journalist Felix Lee kritisierte bei Markus Lanz im ZDF, ein Jahrzehnt nach dem Ausverkauf der deutschen Photovoltaik-Industrie wandere die nächste Branche ab.

Bedeutung der Climate Solutions

Die Sparte Climate Solutions von Viessmann umfasst alle Arten von Heizungen, "H2-ready" oder eben nicht, Photovoltaik und Wärmepumpen. Laut dem Unternehmen machen erneuerbaren Energien bereits mehr als die Hälfte des Spartenumsatzes aus. Insgesamt setzte Viessmann im Vorjahr nach rasantem Wachstum 4 Milliarden Euro um. 

Mit dem Verkauf sollen 10.500 der 14.500 Beschäftigten zu Carrier Global wechseln. Sie bekommen laut Handelsblatt eine Prämie von zusammen 106 Millionen Euro. In Deutschland arbeiten insgesamt 8.000 Menschen für Viessmann, davon 4.500 in Allendorf an der Eder.

Mittwoch, 26.04.2023, 12:33 Uhr
Georg Eble

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