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Energie & Management > Europaeische Union - Versorgungssicherheit in Europa drohen neue Risiken
Quelle: Shutterstock / Savvapanf Photo
Europaeische Union

Versorgungssicherheit in Europa drohen neue Risiken

Die Kraftwerkskapazitäten in der EU gehen in den nächsten Jahren zurück. Für eine sichere Versorgung entstehen dadurch neue Risiken.
Das geht aus der jüngsten Kapazitäts-Untersuchung EERA (European Resource Adequcy Assessment) des Dachverbandes der Ãœbertragungsnetzbetreiber Entso-E hervor. Danach werden in den nächsten Jahren zahlreiche fossile Kraftwerke aus wirtschaftlichen Gründen vom Netz gehen.

Um Nachfrageschwankungen gerecht zu werden, seien Kraftwerke nötig, die darauf schnell reagieren könnten, heißt es in dem Bericht. Ohne Kapazitätsmechanismen oder andere Interventionen sehen die Experten von Entso-E in zahlreichen regionalen Märkten die reale Gefahr, dass die Nachfrage nicht immer durch ein entsprechendes Angebot („Adequacy“) gedeckt ist.

Ein ungenügendes Angebot bleibe dabei nicht auf den nationalen Strommarkt beschränkt, sondern könne auch die Versorgungssicherheit in den Nachbarländern beeinträchtigen. Die Mitgliedsstaaten müssten deswegen Investitionen in neue Kraftwerke untereinander abstimmen und beim Lastenausgleich eng zusammenarbeiten.

Nach den Schätzungen von Entso-E bleibt die Versorgung in den meisten Ländern der EU bis 2030 weitgehend gesichert, wenn auch unwirtschaftliche Anlagen weiter betrieben werden. Engpässe, in denen nicht die gesamte Nachfrage gedeckt werden kann - definiert als Loss of Load Expectation (LOLE) in Stunden pro Jahr - erwartet man unter dieser Voraussetzung 2025 nur in Finnland (1,5 h), dem Baltikum, Frankreich (0,9 h), Irland (0,9 h) und Belgien (0,1 h) sowie auf Inseln wie Malta oder in einzelnen Regionen Italiens. Bis 2030 können Frankreich und Italien ihre Versorgungssicherheit verbessern. Dafür könnte die Nachfrage nach Strom in Deutschland, Dänemark, Luxemburg und den Niederlanden an 12 Minuten im Jahr nicht mehr vollständig befriedigt werden.

Berücksichtigt man die Wirtschaftlichkeit der Anlagen, wäre die Versorgungssicherheit 2025 nur noch in wenigen EU-Staaten (Österreich, Ungarn, Teilen von Schweden und Italien) gewährleistet. In Deutschland könnten statistisch 6,8 Stunden lang pro Jahr nicht alle Kunden beliefert werden, in Frankreich wären es 4,8 und in Tschechien sogar 15 Stunden.

Diese Situation könnte durch die Aktivierung von Kapazitätsmechanismen nicht durchgreifend verbessert werden. In Deutschland würde dann immer noch 5,3 Stunden lang nicht genug Strom erzeugt, in Polen wären es 3,5 und in Frankreich 2,8 Stunden.

Geht man davon aus, dass bis 2025 in der gesamten EU 22.000 MW und bis 2030 35.000 MW fossile Kraftwerksleistung - aus politischen/regulatorischen Gründen - vom Netz gehen, dann wäre die Versorgungssicherheit ebenfalls nicht mehr gewährleistet. 2025 wäre die Situation aber besser als bei Betrachtung der Wirtschaftlichkeit mit und ohne Kapazitätsmechanismen. 2030 müsste allerdings in fast allen Ländern nördlich der Alpen mit vorübergehenden Engpässen gerechnet werden, in Deutschland wären es 3,3 Stunden.

Die aktuelle Kapazitäts-Untersuchung kann von der Website der Entso-E heruntergeladen werden.


Mittwoch, 24.11.2021, 08:30 Uhr
Tom Weingärtner
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Versorgungssicherheit in Europa drohen neue Risiken
Die Kraftwerkskapazitäten in der EU gehen in den nächsten Jahren zurück. Für eine sichere Versorgung entstehen dadurch neue Risiken.
Das geht aus der jüngsten Kapazitäts-Untersuchung EERA (European Resource Adequcy Assessment) des Dachverbandes der Ãœbertragungsnetzbetreiber Entso-E hervor. Danach werden in den nächsten Jahren zahlreiche fossile Kraftwerke aus wirtschaftlichen Gründen vom Netz gehen.

Um Nachfrageschwankungen gerecht zu werden, seien Kraftwerke nötig, die darauf schnell reagieren könnten, heißt es in dem Bericht. Ohne Kapazitätsmechanismen oder andere Interventionen sehen die Experten von Entso-E in zahlreichen regionalen Märkten die reale Gefahr, dass die Nachfrage nicht immer durch ein entsprechendes Angebot („Adequacy“) gedeckt ist.

Ein ungenügendes Angebot bleibe dabei nicht auf den nationalen Strommarkt beschränkt, sondern könne auch die Versorgungssicherheit in den Nachbarländern beeinträchtigen. Die Mitgliedsstaaten müssten deswegen Investitionen in neue Kraftwerke untereinander abstimmen und beim Lastenausgleich eng zusammenarbeiten.

Nach den Schätzungen von Entso-E bleibt die Versorgung in den meisten Ländern der EU bis 2030 weitgehend gesichert, wenn auch unwirtschaftliche Anlagen weiter betrieben werden. Engpässe, in denen nicht die gesamte Nachfrage gedeckt werden kann - definiert als Loss of Load Expectation (LOLE) in Stunden pro Jahr - erwartet man unter dieser Voraussetzung 2025 nur in Finnland (1,5 h), dem Baltikum, Frankreich (0,9 h), Irland (0,9 h) und Belgien (0,1 h) sowie auf Inseln wie Malta oder in einzelnen Regionen Italiens. Bis 2030 können Frankreich und Italien ihre Versorgungssicherheit verbessern. Dafür könnte die Nachfrage nach Strom in Deutschland, Dänemark, Luxemburg und den Niederlanden an 12 Minuten im Jahr nicht mehr vollständig befriedigt werden.

Berücksichtigt man die Wirtschaftlichkeit der Anlagen, wäre die Versorgungssicherheit 2025 nur noch in wenigen EU-Staaten (Österreich, Ungarn, Teilen von Schweden und Italien) gewährleistet. In Deutschland könnten statistisch 6,8 Stunden lang pro Jahr nicht alle Kunden beliefert werden, in Frankreich wären es 4,8 und in Tschechien sogar 15 Stunden.

Diese Situation könnte durch die Aktivierung von Kapazitätsmechanismen nicht durchgreifend verbessert werden. In Deutschland würde dann immer noch 5,3 Stunden lang nicht genug Strom erzeugt, in Polen wären es 3,5 und in Frankreich 2,8 Stunden.

Geht man davon aus, dass bis 2025 in der gesamten EU 22.000 MW und bis 2030 35.000 MW fossile Kraftwerksleistung - aus politischen/regulatorischen Gründen - vom Netz gehen, dann wäre die Versorgungssicherheit ebenfalls nicht mehr gewährleistet. 2025 wäre die Situation aber besser als bei Betrachtung der Wirtschaftlichkeit mit und ohne Kapazitätsmechanismen. 2030 müsste allerdings in fast allen Ländern nördlich der Alpen mit vorübergehenden Engpässen gerechnet werden, in Deutschland wären es 3,3 Stunden.

Die aktuelle Kapazitäts-Untersuchung kann von der Website der Entso-E heruntergeladen werden.


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Tom Weingärtner

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