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Energie & Management > Österreich - Versorgungssicherheit: E-Control beruhigt
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Versorgungssicherheit: E-Control beruhigt

Laut der Regulierungsbehörde gibt es keine Anzeichen für großflächige, länger dauernde Stromausfälle. Österreich ist für Dunkelflauten sehr gut gerüstet, hieß es bei einer Tagung.
„Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass es in Österreich zu Blackouts kommen könnte.“ Das betonte der Vorstand der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, bei einer Fachtagung der Behörde zum Thema „Dimensionen der Strom-Versorgungssicherheit“ am in Wien. Damit dies so bleibe, müsse indessen nicht zuletzt die Erweiterung und Ertüchtigung der Stromnetze beschleunigt werden. Auch steige der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung: „Das müssen wir bei der Versorgungssicherheit natürlich berücksichtigen.“

Der Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der E-Control, Johannes Mayer, erläuterte, derzeit belaufe sich die Leistung der Österreich befindlichen Kraftwerke auf etwa 24.000 MW. Nicht berücksichtigt seien dabei jene Anlagen, die im Wesentlichen für das Ausland Strom erzeugen. Dies betrifft insbesondere die Pumpspeicher in Vorarlberg, die dem deutschen Regelblock zuzuordnen sind.

Wasserspeicher halten bis zu vier Wochen

Von den 24.000 MW entfallen rund 12.500 MW auf die Wasserkraft (Lauf- und Speicherkraftwerke), 5.788 MW auf kalorische Kraftwerke, vor allem mit Erdgas betriebene Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, 3.164 MW auf Windparks, 1.976 MW auf Photovoltaikanlagen sowie 584 MW auf Biomassekraftwerke. Der Strombedarf stagniere seit rund 20 Jahren bei etwa 70 Mrd. kWh pro Jahr. Einberechnet seien dabei Netzverluste sowie der Eigenbedarf der Kraftwerke.

Im Winter 2020/21 hätten die österreichischen Kraftwerke „etwas weniger“ Strom erzeugt, als im Land benötigt wurde, berichtete Mayer. Dies hatte ihm zufolge indessen weniger technische als kommerzielle Gründe: „Die Unterdeckung trat meist in Phasen mit niedrigen Großhandelspreisen auf.“ Weniger oft sei sie dagegen in Hochpreisphasen festzustellen gewesen, weil zu solchen Zeiten die Erzeugung elektrischer Energie wirtschaftlich attraktiv erschien. „Wir müssten nicht immer importieren, wenn wir es tun“, resümierte Mayer.

Als „zentrale Kenngröße“ für die Versorgungssicherheit in Österreich bezeichnete Mayer die Speicherreichweite, die angibt, wie lange die Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke in den Alpen Strom erzeugen können. Ihm zufolge liegt diese bei etwa drei bis vier Wochen und ist damit auch für die Überbrückung „kalter Dunkelflauten“ im Winter ausreichend, bei denen niedrige Temperaturen, Nebel sowie eine faktisch vernachlässigbare Stromerzeugung mittels Windparks zusammenkommen. Solche Wetterlagen hielten „meistens nur etwa eine Woche“ an, betonte Mayer.

„Eher zu viel als zu wenig Energie“

Für den aktuellen „Monitoringreport Versorgungssicherheit Strom“ untersuchten er und sein Team, wie sich die Lage im Jahr 2030 darstellen könnte. Bekanntlich will Österreich bis dahin seine Ökostromerzeugung um etwa 27 Mrd. kWh/Jahr beziehungsweise 50 % steigern. Damit möchte sich Österreich in die Lage versetzen, seinen gesamten Strombedarf bilanziell mit Wasser- und Windkraft, Photovoltaik sowie Biomasse zu decken.

Die 2030 installierte Kraftwerksleistung von rund 41.234 MW würde sich laut der E-Control wie folgt verteilen: 14.500 MW Lauf- und Speicherkraft, 13.000 MW Photovoltaik, 7.200 MW Wind, 5.800 MW thermische Kraftwerke sowie 850 MW Biomasse. Die Spitzenlast beziffert die E-Control mit rund 11.800 MW, den jährlichen Strombedarf mit rund 71,8 Mrd. kWh.

Ausgehend davon errechnete die Behörde 1.000 unterschiedliche Jahresszenarien. Das Ergebnis schilderte Mayer so: „In 90 % der simulierten Jahre sind wir ausreichend versorgt. In 10 % der Jahre sind wir im Ausmaß von einer Stunde bis höchstens fünf Stunden auf Importe angewiesen.“ Die durch Importe zu deckende Leistung liege bei maximal 630 MW und ist Mayer zufolge „kein Problem“. Allerdings komme es in den Sommermonaten zu einer Überdeckung der Last um bis zu 17.500 MW: „Das Problem ist also eher zu viel als zu wenig Energie.“

Auf die Frage der Redaktion, warum er die Leistung der thermischen Kraftwerke für 2030 ebenso mit 5.788 MW veranschlage wie die derzeitige, konstatierte Mayer, ihm seien keine geplanten Stilllegungen oder Abschaltungen gemeldet worden: „Davon haben wir eher in den Jahren 2016 bis 2019 gehört.“ Und sicherlich werde es zu einer „Überholung“ des teils alternden Anlagenparks kommen. Aussagen mancher Energieunternehmen, dass die dafür notwendigen Rahmenbedingungen fehlten, wollte Mayer nicht überbewertet wissen.

Freitag, 28.01.2022, 11:20 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > Österreich - Versorgungssicherheit: E-Control beruhigt
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Österreich
Versorgungssicherheit: E-Control beruhigt
Laut der Regulierungsbehörde gibt es keine Anzeichen für großflächige, länger dauernde Stromausfälle. Österreich ist für Dunkelflauten sehr gut gerüstet, hieß es bei einer Tagung.
„Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass es in Österreich zu Blackouts kommen könnte.“ Das betonte der Vorstand der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, bei einer Fachtagung der Behörde zum Thema „Dimensionen der Strom-Versorgungssicherheit“ am in Wien. Damit dies so bleibe, müsse indessen nicht zuletzt die Erweiterung und Ertüchtigung der Stromnetze beschleunigt werden. Auch steige der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung: „Das müssen wir bei der Versorgungssicherheit natürlich berücksichtigen.“

Der Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der E-Control, Johannes Mayer, erläuterte, derzeit belaufe sich die Leistung der Österreich befindlichen Kraftwerke auf etwa 24.000 MW. Nicht berücksichtigt seien dabei jene Anlagen, die im Wesentlichen für das Ausland Strom erzeugen. Dies betrifft insbesondere die Pumpspeicher in Vorarlberg, die dem deutschen Regelblock zuzuordnen sind.

Wasserspeicher halten bis zu vier Wochen

Von den 24.000 MW entfallen rund 12.500 MW auf die Wasserkraft (Lauf- und Speicherkraftwerke), 5.788 MW auf kalorische Kraftwerke, vor allem mit Erdgas betriebene Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, 3.164 MW auf Windparks, 1.976 MW auf Photovoltaikanlagen sowie 584 MW auf Biomassekraftwerke. Der Strombedarf stagniere seit rund 20 Jahren bei etwa 70 Mrd. kWh pro Jahr. Einberechnet seien dabei Netzverluste sowie der Eigenbedarf der Kraftwerke.

Im Winter 2020/21 hätten die österreichischen Kraftwerke „etwas weniger“ Strom erzeugt, als im Land benötigt wurde, berichtete Mayer. Dies hatte ihm zufolge indessen weniger technische als kommerzielle Gründe: „Die Unterdeckung trat meist in Phasen mit niedrigen Großhandelspreisen auf.“ Weniger oft sei sie dagegen in Hochpreisphasen festzustellen gewesen, weil zu solchen Zeiten die Erzeugung elektrischer Energie wirtschaftlich attraktiv erschien. „Wir müssten nicht immer importieren, wenn wir es tun“, resümierte Mayer.

Als „zentrale Kenngröße“ für die Versorgungssicherheit in Österreich bezeichnete Mayer die Speicherreichweite, die angibt, wie lange die Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke in den Alpen Strom erzeugen können. Ihm zufolge liegt diese bei etwa drei bis vier Wochen und ist damit auch für die Überbrückung „kalter Dunkelflauten“ im Winter ausreichend, bei denen niedrige Temperaturen, Nebel sowie eine faktisch vernachlässigbare Stromerzeugung mittels Windparks zusammenkommen. Solche Wetterlagen hielten „meistens nur etwa eine Woche“ an, betonte Mayer.

„Eher zu viel als zu wenig Energie“

Für den aktuellen „Monitoringreport Versorgungssicherheit Strom“ untersuchten er und sein Team, wie sich die Lage im Jahr 2030 darstellen könnte. Bekanntlich will Österreich bis dahin seine Ökostromerzeugung um etwa 27 Mrd. kWh/Jahr beziehungsweise 50 % steigern. Damit möchte sich Österreich in die Lage versetzen, seinen gesamten Strombedarf bilanziell mit Wasser- und Windkraft, Photovoltaik sowie Biomasse zu decken.

Die 2030 installierte Kraftwerksleistung von rund 41.234 MW würde sich laut der E-Control wie folgt verteilen: 14.500 MW Lauf- und Speicherkraft, 13.000 MW Photovoltaik, 7.200 MW Wind, 5.800 MW thermische Kraftwerke sowie 850 MW Biomasse. Die Spitzenlast beziffert die E-Control mit rund 11.800 MW, den jährlichen Strombedarf mit rund 71,8 Mrd. kWh.

Ausgehend davon errechnete die Behörde 1.000 unterschiedliche Jahresszenarien. Das Ergebnis schilderte Mayer so: „In 90 % der simulierten Jahre sind wir ausreichend versorgt. In 10 % der Jahre sind wir im Ausmaß von einer Stunde bis höchstens fünf Stunden auf Importe angewiesen.“ Die durch Importe zu deckende Leistung liege bei maximal 630 MW und ist Mayer zufolge „kein Problem“. Allerdings komme es in den Sommermonaten zu einer Überdeckung der Last um bis zu 17.500 MW: „Das Problem ist also eher zu viel als zu wenig Energie.“

Auf die Frage der Redaktion, warum er die Leistung der thermischen Kraftwerke für 2030 ebenso mit 5.788 MW veranschlage wie die derzeitige, konstatierte Mayer, ihm seien keine geplanten Stilllegungen oder Abschaltungen gemeldet worden: „Davon haben wir eher in den Jahren 2016 bis 2019 gehört.“ Und sicherlich werde es zu einer „Überholung“ des teils alternden Anlagenparks kommen. Aussagen mancher Energieunternehmen, dass die dafür notwendigen Rahmenbedingungen fehlten, wollte Mayer nicht überbewertet wissen.

Freitag, 28.01.2022, 11:20 Uhr
Stefan Sagmeister

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