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Energie & Management > Österreich - Verbund verdoppelt Gewinn
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Verbund verdoppelt Gewinn

Der größte österreichische Stromkonzern profitierte 2022 von gestiegenen Großhandelspreisen. Er will bis 2025 rund 4,6 Milliarden Euro investieren, vor allem in den Ökostromausbau.
„Sehr gute Ergebnisse“ erwirtschaftete Österreichs größter Stromkonzern Verbund im Geschäftsjahr 2022. Das betonte Generaldirektor Michael Strugl bei der Präsentation der Bilanz seines Unternehmens am 16. März in Wien. Die Umsatzerlöse wuchsen um 116,6 Prozent auf 10,35 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 100,2 Prozent auf 3,16 Milliarden Euro. Die Ebitda-Marge fiel mit 30,5 Prozent um 2,6 Prozentpunkte niedriger aus als 2021, ist aber mehr als drei Mal so hoch wie der als kritisch angesehene Wert von 10 Prozent. Auf 2,63 Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat sich das operative Ergebnis (Ebit). Der Konzerngewinn schließlich belief sich auf 1,72 Milliarden Euro, was gegenüber 2021 ein Plus von 96,6 Prozent oder fast eine Verdoppelung bedeutet. Strugl zufolge war dies durch die massiv gestiegenen Großhandelspreise für Erdgas und in der Folge für Strom bedingt. Sie führten dazu, dass sich der Absatzpreis des Verbunds für elektrische Energie verglichen mit 2021 um rund 109,6 Prozent auf 115,1 Euro/MWh erhöhte.

Von den viel kritisierten „Zufallsgewinnen“ wollte Strugl aber nicht sprechen. Der Verbund sei im Positiven wie im Negativen von den Großhandelspreisen abhängig, die er nicht beeinflussen könne. Er habe daher sowohl ein Mengen- als auch ein Preisrisiko zu tragen. Außerdem arbeite die Belegschaft „Tag und Nacht“ daran, die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten, neue Erzeugungskapazitäten insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien zu schaffen und so die dringend notwendige Energiewende voranzutreiben. Bis einschließlich 2025 werden laut Finanzvorstand Peter Kollmann konzernweit rund 4,6 Milliarden Euro investiert, darunter 1,24 Milliarden Euro in Neubauten und Revitalisierungen im Bereich der Wasserkraft. Weitere 1,12 Milliarden Euro Milliarden Euro fließen in die Windkraft sowie die Photovoltaik. Enthalten sind in den 4,6 Milliarden Euro auch 1,71 Milliarden Euro, die die konzerneigene Übertragungsnetzgesellschaft Austrian Power Grid (APG) für die Erweiterung sowie Ertüchtigung ihrer Netze aufwendet. Bis 2033 könnten sich die Investitionen des Verbund-Konzerns laut Strugl auf rund 15 Milliarden Euro summieren.
 

Bund profitiert

Ferner kämen die guten Resultate des Jahres 2022 auch der öffentlichen Hand zupass, betonte Strugl. Die Republik Österreich, die am Verbund mit 51,0 Prozent beteiligt ist, erhalte heuer rund 1,5 Milliarden Euro an Dividenden, Steuern und Gewinnabschöpfungen. Wie hoch die Gewinnabschöpfungen durch den Bund insgesamt ausfallen werden, lässt sich erst nach Vorliegen des Jahresergebnisses 2023 sagen, erläuterte Strugl auf Anfrage der Redaktion. Die Bandbreite liege zwischen 300 und 800 Millionen Euro. Die exakte Summe hänge nicht zuletzt von Details ab, die das Energieministerium erst mittels Verordnung festlegen müsse. Erwartet werde diese in nächster Zeit.

OGH muss entscheiden

Zu den Auseinandersetzungen um möglicherweise widerrechtliche Strompreiserhöhungen berichtete Strugl, der Verbund habe die Berufung gegen das Urteil des Handelsgerichts Wien von Ende Februar mittlerweile eingebracht. Der Verbund orientiert sich Strugl zufolge an den Entwicklungen im Großhandel. Laut dem Urteil des Handelsgerichts sei das nicht zulässig, wenn ein Energieunternehmen selbst Strom erzeuge. Der Verbund erachtet dies als Benachteiligung gegenüber Stromhändlern ohne Eigenerzeugung, die elektrische Energie an Endkunden verkaufen. Sie seien dem Sinn des Urteils nach nämlich offenbar sehr wohl berechtigt, ihre Preise abhängig von der Entwicklung im Großhandel zu erhöhen. Strugl geht davon aus, dass in dieser Angelegenheit letzten Endes der Oberste Gerichtshof (OGH) in Wien entscheiden muss. Ob sich der Verbund aus dem Endkundengeschäft zurückziehen wird, falls der OGH die Ansicht des Handelsgerichts Wien bestätigt, ist laut Strugl offen: „Wir wollen weiterhin Endkunden versorgen.“ Aber natürlich brauche sein Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen.

Die Behauptung eines Wiener Rechtsanwalts, die Preisbildung im Großhandel mit dem Algorithmus „Euphemia“ stelle faktisch ein Kartell der Energiewirtschaft dar, wollte der Jurist Strugl auf Anfrage der Redaktion nicht in rechtlicher Hinsicht kommentieren. Diese Frage müsse gerichtlich geklärt werden. Strugl ergänzte, die EU-Kommission halte bei ihren am 14. März veröffentlichten Vorschlägen zur Strommarktreform offenbar an dieser Art der Preisbildung fest.

Sinkende Preise

Aufgrund der mittlerweile wieder sinkenden Gas- und Strompreise erwartet der Verbund für 2023 ein Ebitda von rund 3,5 bis 4,4 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes Konzernergebnis von 1,9 bis 2,5 Milliarden Euro. Laut Strugl hängt dies insbesondere von der weiteren Entwicklung der Großhandelspreise sowie von der witterungsbedingten Stromerzeugung der Wasserkraftwerke ab.

Donnerstag, 16.03.2023, 13:48 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Verbund verdoppelt Gewinn
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Österreich
Verbund verdoppelt Gewinn
Der größte österreichische Stromkonzern profitierte 2022 von gestiegenen Großhandelspreisen. Er will bis 2025 rund 4,6 Milliarden Euro investieren, vor allem in den Ökostromausbau.
„Sehr gute Ergebnisse“ erwirtschaftete Österreichs größter Stromkonzern Verbund im Geschäftsjahr 2022. Das betonte Generaldirektor Michael Strugl bei der Präsentation der Bilanz seines Unternehmens am 16. März in Wien. Die Umsatzerlöse wuchsen um 116,6 Prozent auf 10,35 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 100,2 Prozent auf 3,16 Milliarden Euro. Die Ebitda-Marge fiel mit 30,5 Prozent um 2,6 Prozentpunkte niedriger aus als 2021, ist aber mehr als drei Mal so hoch wie der als kritisch angesehene Wert von 10 Prozent. Auf 2,63 Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat sich das operative Ergebnis (Ebit). Der Konzerngewinn schließlich belief sich auf 1,72 Milliarden Euro, was gegenüber 2021 ein Plus von 96,6 Prozent oder fast eine Verdoppelung bedeutet. Strugl zufolge war dies durch die massiv gestiegenen Großhandelspreise für Erdgas und in der Folge für Strom bedingt. Sie führten dazu, dass sich der Absatzpreis des Verbunds für elektrische Energie verglichen mit 2021 um rund 109,6 Prozent auf 115,1 Euro/MWh erhöhte.

Von den viel kritisierten „Zufallsgewinnen“ wollte Strugl aber nicht sprechen. Der Verbund sei im Positiven wie im Negativen von den Großhandelspreisen abhängig, die er nicht beeinflussen könne. Er habe daher sowohl ein Mengen- als auch ein Preisrisiko zu tragen. Außerdem arbeite die Belegschaft „Tag und Nacht“ daran, die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten, neue Erzeugungskapazitäten insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien zu schaffen und so die dringend notwendige Energiewende voranzutreiben. Bis einschließlich 2025 werden laut Finanzvorstand Peter Kollmann konzernweit rund 4,6 Milliarden Euro investiert, darunter 1,24 Milliarden Euro in Neubauten und Revitalisierungen im Bereich der Wasserkraft. Weitere 1,12 Milliarden Euro Milliarden Euro fließen in die Windkraft sowie die Photovoltaik. Enthalten sind in den 4,6 Milliarden Euro auch 1,71 Milliarden Euro, die die konzerneigene Übertragungsnetzgesellschaft Austrian Power Grid (APG) für die Erweiterung sowie Ertüchtigung ihrer Netze aufwendet. Bis 2033 könnten sich die Investitionen des Verbund-Konzerns laut Strugl auf rund 15 Milliarden Euro summieren.
 

Bund profitiert

Ferner kämen die guten Resultate des Jahres 2022 auch der öffentlichen Hand zupass, betonte Strugl. Die Republik Österreich, die am Verbund mit 51,0 Prozent beteiligt ist, erhalte heuer rund 1,5 Milliarden Euro an Dividenden, Steuern und Gewinnabschöpfungen. Wie hoch die Gewinnabschöpfungen durch den Bund insgesamt ausfallen werden, lässt sich erst nach Vorliegen des Jahresergebnisses 2023 sagen, erläuterte Strugl auf Anfrage der Redaktion. Die Bandbreite liege zwischen 300 und 800 Millionen Euro. Die exakte Summe hänge nicht zuletzt von Details ab, die das Energieministerium erst mittels Verordnung festlegen müsse. Erwartet werde diese in nächster Zeit.

OGH muss entscheiden

Zu den Auseinandersetzungen um möglicherweise widerrechtliche Strompreiserhöhungen berichtete Strugl, der Verbund habe die Berufung gegen das Urteil des Handelsgerichts Wien von Ende Februar mittlerweile eingebracht. Der Verbund orientiert sich Strugl zufolge an den Entwicklungen im Großhandel. Laut dem Urteil des Handelsgerichts sei das nicht zulässig, wenn ein Energieunternehmen selbst Strom erzeuge. Der Verbund erachtet dies als Benachteiligung gegenüber Stromhändlern ohne Eigenerzeugung, die elektrische Energie an Endkunden verkaufen. Sie seien dem Sinn des Urteils nach nämlich offenbar sehr wohl berechtigt, ihre Preise abhängig von der Entwicklung im Großhandel zu erhöhen. Strugl geht davon aus, dass in dieser Angelegenheit letzten Endes der Oberste Gerichtshof (OGH) in Wien entscheiden muss. Ob sich der Verbund aus dem Endkundengeschäft zurückziehen wird, falls der OGH die Ansicht des Handelsgerichts Wien bestätigt, ist laut Strugl offen: „Wir wollen weiterhin Endkunden versorgen.“ Aber natürlich brauche sein Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen.

Die Behauptung eines Wiener Rechtsanwalts, die Preisbildung im Großhandel mit dem Algorithmus „Euphemia“ stelle faktisch ein Kartell der Energiewirtschaft dar, wollte der Jurist Strugl auf Anfrage der Redaktion nicht in rechtlicher Hinsicht kommentieren. Diese Frage müsse gerichtlich geklärt werden. Strugl ergänzte, die EU-Kommission halte bei ihren am 14. März veröffentlichten Vorschlägen zur Strommarktreform offenbar an dieser Art der Preisbildung fest.

Sinkende Preise

Aufgrund der mittlerweile wieder sinkenden Gas- und Strompreise erwartet der Verbund für 2023 ein Ebitda von rund 3,5 bis 4,4 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes Konzernergebnis von 1,9 bis 2,5 Milliarden Euro. Laut Strugl hängt dies insbesondere von der weiteren Entwicklung der Großhandelspreise sowie von der witterungsbedingten Stromerzeugung der Wasserkraftwerke ab.

Donnerstag, 16.03.2023, 13:48 Uhr
Klaus Fischer

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