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Energie & Management > Österreich - Verbund mit
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Verbund mit "guter Ergebnisentwicklung"

Wegen gestiegener Strompreise ist der Gewinn des größten österreichischen Stromkonzerns um 152 % gestiegen. Mittels Dividende für den Bund soll davon auch die Kundschaft profitieren.
Der Verbund, Österreichs größter Stromkonzern, erzielte im ersten Halbjahr 2022 einen Umsatz von 4,73 Mrd. Euro - um 174 % mehr als im ersten Halbjahr 2021. Der Gewinn (Konzernergebnis) wuchs um 152 % auf 817 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 1,38 Mrd. Euro um 111 % über jenem des ersten Halbjahres 2021.

Zurückzuführen ist dies besonders auf die gestiegenen Großhandelspreise für elektrische Energie, teilte das Unternehmen mit. Sie führten zu einer Erhöhung des vom Verbund erzielten Absatzpreises für Strom aus Wasserkraft von 65,90 Euro/MWh auf 112,50 Euro/MWh. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet der Verbund laut Generaldirektor Michael Strugl und Finanzvorstand Peter Kollmann ein Ebitda zwischen 3,0 und 3,5 Mrd. Euro. Das Konzernergebnis sollte im Bereich zwischen 1,68 und 2,03 Mrd. Euro liegen.

Strugl konstatierte bei der Bilanzpressekonferenz am 28. Juli, der Verbund habe eine „gute Ergebnisentwicklung“. Diese werde auch den Eigentümern zugutekommen, darunter nicht zuletzt der Republik Österreich, die 50,1 % des Unternehmens hält. Insgesamt dürfte sich die Dividende für das Geschäftsjahr 2022 - inklusive der Sonderdividende von 400 Mio. Euro - auf rund 1,2 Mrd. Euro belaufen. Davon entfallen laut Strugl 600 Mio. Euro auf die Republik Österreich. Unter Berücksichtigung der Steuerzahlungen könne der Bund Einnahmen „in der Nähe einer Milliarde Euro“ erwarten.

Somit helfe der Verbund der Republik bei der Finanzierung der angekündigten Entlastungen für die Stromkundschaft. Ferner investiere das Unternehmen 2022 bis 2024 rund 3,1 Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die die Ertüchtigung der Stromnetze: „Damit tragen wir dazu bei, den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern und die Abhängigkeit von Importen fossiler Energieträger zu verringern. Das ist auch wichtig für die Bewältigung der Klimakrise. Denn diese ist nicht verschoben oder gar abgesagt.“

Die seitens der Regierung angekündigte „Strompreisbremse“ bezeichnete Strugl als grundsätzlich sinnvoll. Wie berichtet, wird überlegt, die Kosten für einen gewissen Grundbedarf an elektrischer Energie aus staatlichen Mitteln zu decken und für allfälligen Mehrbedarf die Marktkräfte wirken zu lassen. Dies wäre laut Strugl ein „vernünftiger Kompromiss. Jetzt kommt es sehr auf die Ausgestaltung an.“

​Strugl legt sich mit Kanzler an

Direkte Eingriffe in den Strommarkt lehne der Verbund weiterhin ab, bekräftigte Strugl. Eine „Entkopplung“ der Strompreise von den Gaspreisen wäre demgegenüber zu befürworten. Sie müsse allerdings auf europäischer Ebene erfolgen. Ideen, Unternehmensgewinne abzuschöpfen, wie sie etwa Bundeskanzler Karl Nehammer von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) ventiliert hatte, sind laut Strugl „ein Stück weit populistisch“. Der Verbund gebe seine Gewinne ohnehin großteils den Eigentümern zurück. Ein weiterer Teil werde investiert: „Wenn die Gewinne abgeschöpft werden, können wir nicht so viel investieren, wie wir möchten.“

„Nicht im Lead“ bei Gasbeschaffung

Skeptisch äußerte sich Strugl weiters zu Überlegungen, den Verbund mit der Sicherung der Gasversorgung für Österreich zu beauftragen: „Da sehen wir uns nicht im Lead.“ Der Verbund verstehe sich in der Hauptsache als Ökostromerzeuger. Schon derzeit entfielen 97 % seiner Stromproduktion auf Erneuerbare: „Für die Zukunft sehen wir uns als ‚pure renewable player‘.“ Falls die Republik Österreich den Verbund beauftrage, zur Gasversorgung beizutragen, „dann tun wir das natürlich. Aber das ist nicht unser Kerngeschäft.“

Hinsichtlich des Ausbaus der Regenerativen durchaus positiv beurteilte Strugl auf Anfrage der Redaktion die geplante Novelle zum österreichischen Umweltverträglichkeitsprüfungs-Gesetz (UVP-Gesetz): „Die Genehmigungsverfahren dauern im Durchschnitt acht Jahre. Wenn wir sie nicht beschleunigen, werden wir das Ziel nicht erreichen, den Strombedarf Österreichs ab 2030 bilanziell mit Ökostrom zu decken.“ Die Novelle sei „sicher ein Beitrag zur Beschleunigung der Verfahren“. Über einige diesbezüglich möglicherweise weniger hilfreiche Details in dem Entwurf werde im Zuge der Begutachtung zu diskutieren sein, sagte Strugl, ohne Details zu nennen.

Donnerstag, 28.07.2022, 14:20 Uhr
Klaus Fischer
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Österreich
Verbund mit "guter Ergebnisentwicklung"
Wegen gestiegener Strompreise ist der Gewinn des größten österreichischen Stromkonzerns um 152 % gestiegen. Mittels Dividende für den Bund soll davon auch die Kundschaft profitieren.
Der Verbund, Österreichs größter Stromkonzern, erzielte im ersten Halbjahr 2022 einen Umsatz von 4,73 Mrd. Euro - um 174 % mehr als im ersten Halbjahr 2021. Der Gewinn (Konzernergebnis) wuchs um 152 % auf 817 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 1,38 Mrd. Euro um 111 % über jenem des ersten Halbjahres 2021.

Zurückzuführen ist dies besonders auf die gestiegenen Großhandelspreise für elektrische Energie, teilte das Unternehmen mit. Sie führten zu einer Erhöhung des vom Verbund erzielten Absatzpreises für Strom aus Wasserkraft von 65,90 Euro/MWh auf 112,50 Euro/MWh. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet der Verbund laut Generaldirektor Michael Strugl und Finanzvorstand Peter Kollmann ein Ebitda zwischen 3,0 und 3,5 Mrd. Euro. Das Konzernergebnis sollte im Bereich zwischen 1,68 und 2,03 Mrd. Euro liegen.

Strugl konstatierte bei der Bilanzpressekonferenz am 28. Juli, der Verbund habe eine „gute Ergebnisentwicklung“. Diese werde auch den Eigentümern zugutekommen, darunter nicht zuletzt der Republik Österreich, die 50,1 % des Unternehmens hält. Insgesamt dürfte sich die Dividende für das Geschäftsjahr 2022 - inklusive der Sonderdividende von 400 Mio. Euro - auf rund 1,2 Mrd. Euro belaufen. Davon entfallen laut Strugl 600 Mio. Euro auf die Republik Österreich. Unter Berücksichtigung der Steuerzahlungen könne der Bund Einnahmen „in der Nähe einer Milliarde Euro“ erwarten.

Somit helfe der Verbund der Republik bei der Finanzierung der angekündigten Entlastungen für die Stromkundschaft. Ferner investiere das Unternehmen 2022 bis 2024 rund 3,1 Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die die Ertüchtigung der Stromnetze: „Damit tragen wir dazu bei, den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern und die Abhängigkeit von Importen fossiler Energieträger zu verringern. Das ist auch wichtig für die Bewältigung der Klimakrise. Denn diese ist nicht verschoben oder gar abgesagt.“

Die seitens der Regierung angekündigte „Strompreisbremse“ bezeichnete Strugl als grundsätzlich sinnvoll. Wie berichtet, wird überlegt, die Kosten für einen gewissen Grundbedarf an elektrischer Energie aus staatlichen Mitteln zu decken und für allfälligen Mehrbedarf die Marktkräfte wirken zu lassen. Dies wäre laut Strugl ein „vernünftiger Kompromiss. Jetzt kommt es sehr auf die Ausgestaltung an.“

​Strugl legt sich mit Kanzler an

Direkte Eingriffe in den Strommarkt lehne der Verbund weiterhin ab, bekräftigte Strugl. Eine „Entkopplung“ der Strompreise von den Gaspreisen wäre demgegenüber zu befürworten. Sie müsse allerdings auf europäischer Ebene erfolgen. Ideen, Unternehmensgewinne abzuschöpfen, wie sie etwa Bundeskanzler Karl Nehammer von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) ventiliert hatte, sind laut Strugl „ein Stück weit populistisch“. Der Verbund gebe seine Gewinne ohnehin großteils den Eigentümern zurück. Ein weiterer Teil werde investiert: „Wenn die Gewinne abgeschöpft werden, können wir nicht so viel investieren, wie wir möchten.“

„Nicht im Lead“ bei Gasbeschaffung

Skeptisch äußerte sich Strugl weiters zu Überlegungen, den Verbund mit der Sicherung der Gasversorgung für Österreich zu beauftragen: „Da sehen wir uns nicht im Lead.“ Der Verbund verstehe sich in der Hauptsache als Ökostromerzeuger. Schon derzeit entfielen 97 % seiner Stromproduktion auf Erneuerbare: „Für die Zukunft sehen wir uns als ‚pure renewable player‘.“ Falls die Republik Österreich den Verbund beauftrage, zur Gasversorgung beizutragen, „dann tun wir das natürlich. Aber das ist nicht unser Kerngeschäft.“

Hinsichtlich des Ausbaus der Regenerativen durchaus positiv beurteilte Strugl auf Anfrage der Redaktion die geplante Novelle zum österreichischen Umweltverträglichkeitsprüfungs-Gesetz (UVP-Gesetz): „Die Genehmigungsverfahren dauern im Durchschnitt acht Jahre. Wenn wir sie nicht beschleunigen, werden wir das Ziel nicht erreichen, den Strombedarf Österreichs ab 2030 bilanziell mit Ökostrom zu decken.“ Die Novelle sei „sicher ein Beitrag zur Beschleunigung der Verfahren“. Über einige diesbezüglich möglicherweise weniger hilfreiche Details in dem Entwurf werde im Zuge der Begutachtung zu diskutieren sein, sagte Strugl, ohne Details zu nennen.

Donnerstag, 28.07.2022, 14:20 Uhr
Klaus Fischer

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