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Energie & Management > Österreich - Verbund:
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Verbund: "Erfreuliche Entwicklung, dramatisches Umfeld"

Der größte österreichische Stromkonzern hat von den gestiegenen Preisen im Großhandel mit elektrischer Energie profitiert und setzt weiter auf den Ausbau der Erneuerbaren.
Im Geschäftsjahr 2021 erzielte die Verbund AG einen Gewinn von rund 873,6 Mio. Euro, um 38 % mehr als 2020. Die Umsatzerlöse erhöhten sich um 39 % auf 4,78 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 22 % auf 1,58 Mrd. Euro. Begründet war dies durch die stark gestiegenen Preise im Großhandel mit elektrischer Energie, berichteten Vorstandschef Michael Strugl und Finanzvorstand Peter Kollmann bei der Bilanzpressekonferenz am 17. März in Wien.

Den Absatzpreis für Strom aus Wasserkraftwerken, der weitaus wichtigsten Erzeugungseinheiten der Verbund AG, stieg von rund 44,6 Euro/MWh im Jahr 2020 um etwa 22,9 % auf 54,8 Euro/MWh. Für heuer hat der Konzern laut Kollmann etwa 70 % des zu erwartenden Stromabsatzes preislich abgesichert. Nach derzeitigem Stand würde sich der für das Gesamtjahr erzielbare Strompreis auf rund 120 Euro/MWh belaufen.

Der Hauptversammlung am 25. April will der Verbund-Vorstand die Auszahlung einer Dividende von 1,05 Euro je Aktie vorschlagen, um etwa 40 % mehr als für 2020. Für heuer rechnet die Konzernführung mit einem Konzernergebnis zwischen 1,4 und 2,0 Mrd. Euro. Das Ebitda soll im Bereich 2,6 bis 3,5 Mrd. Euro liegen. Kollmann zufolge sind die großen Bandbreiten der Volatilität der Preisentwicklung auf den Märkten geschuldet. Diese übertreffe alles, "was wir in den vergangenen 30 Jahren gesehen haben. Das Wort Volatilität hat eine völlig neue Dimension bekommen".

Kein "Business as usual"

Zwar sprach der Verbund hinsichtlich 2021 in einer Aussendung von einer "sehr erfreulichen Geschäfts- und Aktienkursentwicklung". Strugl konstatierte indessen, das Marktumfeld sei "durchaus dramatisch. Das ist nicht 'Business as usual'." Mit der russischen Invasion in der Ukraine sei das Thema Versorgungssicherheit in den Mittelpunkt der Energiepolitik gerückt. Laut Strugl gilt es, "alle Kräfte zu bündeln, um vom Import fossiler Energieträger unabhängiger zu werden. Das bedeutet, den Ausbau der erneuerbaren Energien noch stärker voranzutreiben". Der Verbund plane, in den kommenden drei Jahren rund 3 Mrd. Euro in die Erneuerbaren sowie die zu deren Integration in das Energiesystem notwendigen Leitungen zu investieren.

Strugl betonte einmal mehr, sein Unternehmen wolle investieren, brauche dazu aber geeignete Rahmenbedingungen. Es gehe nicht an, ein Genehmigungsverfahren für einen Windpark wiederholen zu müssen, weil aufgrund der überlangen Dauer des ersten Verfahrens der geplante Turbinentyp nicht mehr erhältlich sei. Eine Vereinfachung der gesetzlichen Vorgaben sei ebenso notwendig wie die bessere Ausstattung der Behörden mit Sachverständigen und Personal. "Plangemäß" läuft übrigens die Erneuerung und Erweiterung des Inn-Kraftwerkes Töging / Jettenbach in Bayern, berichtete Strugl. Das Vorhaben werde noch heuer abgeschlossen. Die jährliche Stromerzeugung steige um etwa 25 % auf etwa 700 Mio. kWh, die Leistung um 38,8 % auf 118 MW.

Zu Forderungen aus politischen Kreisen, zwecks Entlastung der Endkunden eine "Energiepreisbremse" einzuführen, beschied Strugl, der Verbund stehe bekanntlich im Eigentum der Republik und überweise dieser heuer rund 600 Mio. Euro. Diese bestünden aus einer um 100 Mio. Euro gestiegenen Dividende sowie unterschiedlichen Steuern: "Insgesamt ist das ungefähr so viel wie der bereits beschlossene Energiekostenausgleich." Wolle die Politik noch mehr tun, empfehle sich der Einsatz marktwirtschaftlicher Instrumente, wie sie die "Toolbox" der EU-Kommission vom Herbst 2021 enthalte − "das wäre gegenüber Markteingriffen und Sondersteuern zu bevorzugen."
 
 
Nicht kommentieren wollte Strugl die Pläne der Bundesregierung, eine strategische Gasreserve einzuführen: "Dazu können wir erst Stellung nehmen, wenn es einen Gesetzesentwurf gibt." Jedenfalls müsse der Bund die Finanzierung der Reserve gewährleisten. Laut einem am 16. März an die Opposition ergangenen Eckpunktepapier soll die Austrian Gas Grid Management (AGGM) eine Reserve von rund 12,6 Mrd. kWh einrichten. Dies reicht angeblich aus, um sämtliche Kunden von der Industrie bis zu den Haushalten einen kalten Wintermonat lang zu versorgen.

Wie weiter mit der GCA?

Betroffen sein könnte der Verbund von den Plänen der EU, ab 2027 kein Gas mehr aus Russland zu importieren. Er hält seit vergangenem Jahr 51 % am Gas-Fernleitungsbetreibers Gas Connect Austria (GCA). Dieser wiederum betreibt den Gasknoten Baumgarten etwa 40 Kilometer nordöstlich von Wien, über den russisches Gas nach Italien, Deutschland und Ungarn fließt. Kollmann beschied, die GCA befasse sich mit dem Thema. Importiere die EU künftig weniger oder kein russisches Gas mehr, werde sich dies natürlich auf die benötigten Transportkapazitäten nach und ab Baumgarten auswirken.

Donnerstag, 17.03.2022, 13:02 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Verbund:
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Österreich
Verbund: "Erfreuliche Entwicklung, dramatisches Umfeld"
Der größte österreichische Stromkonzern hat von den gestiegenen Preisen im Großhandel mit elektrischer Energie profitiert und setzt weiter auf den Ausbau der Erneuerbaren.
Im Geschäftsjahr 2021 erzielte die Verbund AG einen Gewinn von rund 873,6 Mio. Euro, um 38 % mehr als 2020. Die Umsatzerlöse erhöhten sich um 39 % auf 4,78 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 22 % auf 1,58 Mrd. Euro. Begründet war dies durch die stark gestiegenen Preise im Großhandel mit elektrischer Energie, berichteten Vorstandschef Michael Strugl und Finanzvorstand Peter Kollmann bei der Bilanzpressekonferenz am 17. März in Wien.

Den Absatzpreis für Strom aus Wasserkraftwerken, der weitaus wichtigsten Erzeugungseinheiten der Verbund AG, stieg von rund 44,6 Euro/MWh im Jahr 2020 um etwa 22,9 % auf 54,8 Euro/MWh. Für heuer hat der Konzern laut Kollmann etwa 70 % des zu erwartenden Stromabsatzes preislich abgesichert. Nach derzeitigem Stand würde sich der für das Gesamtjahr erzielbare Strompreis auf rund 120 Euro/MWh belaufen.

Der Hauptversammlung am 25. April will der Verbund-Vorstand die Auszahlung einer Dividende von 1,05 Euro je Aktie vorschlagen, um etwa 40 % mehr als für 2020. Für heuer rechnet die Konzernführung mit einem Konzernergebnis zwischen 1,4 und 2,0 Mrd. Euro. Das Ebitda soll im Bereich 2,6 bis 3,5 Mrd. Euro liegen. Kollmann zufolge sind die großen Bandbreiten der Volatilität der Preisentwicklung auf den Märkten geschuldet. Diese übertreffe alles, "was wir in den vergangenen 30 Jahren gesehen haben. Das Wort Volatilität hat eine völlig neue Dimension bekommen".

Kein "Business as usual"

Zwar sprach der Verbund hinsichtlich 2021 in einer Aussendung von einer "sehr erfreulichen Geschäfts- und Aktienkursentwicklung". Strugl konstatierte indessen, das Marktumfeld sei "durchaus dramatisch. Das ist nicht 'Business as usual'." Mit der russischen Invasion in der Ukraine sei das Thema Versorgungssicherheit in den Mittelpunkt der Energiepolitik gerückt. Laut Strugl gilt es, "alle Kräfte zu bündeln, um vom Import fossiler Energieträger unabhängiger zu werden. Das bedeutet, den Ausbau der erneuerbaren Energien noch stärker voranzutreiben". Der Verbund plane, in den kommenden drei Jahren rund 3 Mrd. Euro in die Erneuerbaren sowie die zu deren Integration in das Energiesystem notwendigen Leitungen zu investieren.

Strugl betonte einmal mehr, sein Unternehmen wolle investieren, brauche dazu aber geeignete Rahmenbedingungen. Es gehe nicht an, ein Genehmigungsverfahren für einen Windpark wiederholen zu müssen, weil aufgrund der überlangen Dauer des ersten Verfahrens der geplante Turbinentyp nicht mehr erhältlich sei. Eine Vereinfachung der gesetzlichen Vorgaben sei ebenso notwendig wie die bessere Ausstattung der Behörden mit Sachverständigen und Personal. "Plangemäß" läuft übrigens die Erneuerung und Erweiterung des Inn-Kraftwerkes Töging / Jettenbach in Bayern, berichtete Strugl. Das Vorhaben werde noch heuer abgeschlossen. Die jährliche Stromerzeugung steige um etwa 25 % auf etwa 700 Mio. kWh, die Leistung um 38,8 % auf 118 MW.

Zu Forderungen aus politischen Kreisen, zwecks Entlastung der Endkunden eine "Energiepreisbremse" einzuführen, beschied Strugl, der Verbund stehe bekanntlich im Eigentum der Republik und überweise dieser heuer rund 600 Mio. Euro. Diese bestünden aus einer um 100 Mio. Euro gestiegenen Dividende sowie unterschiedlichen Steuern: "Insgesamt ist das ungefähr so viel wie der bereits beschlossene Energiekostenausgleich." Wolle die Politik noch mehr tun, empfehle sich der Einsatz marktwirtschaftlicher Instrumente, wie sie die "Toolbox" der EU-Kommission vom Herbst 2021 enthalte − "das wäre gegenüber Markteingriffen und Sondersteuern zu bevorzugen."
 
 
Nicht kommentieren wollte Strugl die Pläne der Bundesregierung, eine strategische Gasreserve einzuführen: "Dazu können wir erst Stellung nehmen, wenn es einen Gesetzesentwurf gibt." Jedenfalls müsse der Bund die Finanzierung der Reserve gewährleisten. Laut einem am 16. März an die Opposition ergangenen Eckpunktepapier soll die Austrian Gas Grid Management (AGGM) eine Reserve von rund 12,6 Mrd. kWh einrichten. Dies reicht angeblich aus, um sämtliche Kunden von der Industrie bis zu den Haushalten einen kalten Wintermonat lang zu versorgen.

Wie weiter mit der GCA?

Betroffen sein könnte der Verbund von den Plänen der EU, ab 2027 kein Gas mehr aus Russland zu importieren. Er hält seit vergangenem Jahr 51 % am Gas-Fernleitungsbetreibers Gas Connect Austria (GCA). Dieser wiederum betreibt den Gasknoten Baumgarten etwa 40 Kilometer nordöstlich von Wien, über den russisches Gas nach Italien, Deutschland und Ungarn fließt. Kollmann beschied, die GCA befasse sich mit dem Thema. Importiere die EU künftig weniger oder kein russisches Gas mehr, werde sich dies natürlich auf die benötigten Transportkapazitäten nach und ab Baumgarten auswirken.

Donnerstag, 17.03.2022, 13:02 Uhr
Klaus Fischer

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