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Preisunterschiede von mehreren 100 Prozent, ein Erneuerbaren-Anteil von nicht selten 0 Prozent: Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat 31 Fernwärme-Netze beleuchtet.
Neue Zahlen, gleiches Phänomen: Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBZ) hat in seinem Monitoring des Fernwärmemarktes im dritten Quartal wieder große Preisunterschiede beobachtet. Er beklagt fehlende Transparenz und bekräftigt seine Forderung nach einer „verbraucherfreundlichen Novellierung der Fernwärme-Verordnung“. Geht es nach der Verbraucherorganisation, sollte eine „bundeseinheitliche Preisaufsicht sowie eine deutschlandweite Wärmenetz-Datenbank“ geschaffen werden.
Die Fernwärme-Tarife unterscheiden sich teils um mehrere 100 Prozent. Beispiel Einfamlienhaus im Falle großer Stadtnetze: Ein Haushalt am größten Netz in Köln berappte im dritten Quartal 27
Ct/kWh, am größten Netz in Halle waren es 12
Ct/kWh. Im ersten Quartal
2023 war das Gefälle noch größer, in Erfurt kostete die Kilowattstunde 36
Cent.
Sehr unterschiedlich ist auch die Preisdynamik in den vergangenen neun Monaten. Während beim größten Netz in Frankfurt am Main (20
Ct/kWh) oder Rostock (13
Ct/kWh) der Preis unverändert blieben, sank er in Erfurt von 36 auf 19
Ct/kWh. In Köln dagegen stieg er im selben Zeitraum von 19 auf 27
Ct/kWh.
Noch markanter sind die Unterschiede, die der VZBV bei Mehrfamilienhäusern festgestellt haben, die an kleine Netze angeschlossen sind. In der Gemeinde Holzkirchen (Bayern) etwa betrug der Tarif in den ersten drei Quartalen 14
Ct/kWh. In Hamburg-Heimfeld an der Weusthoffstraße belief er sich auf 41
Ct/kWh. In Niederorschel ging der Preis in der Zeit von 33 auf 16
Ct/kWh zurück, in Berlin-Neukölln wurde von 16 auf 23
Ct/kWh hochgeschraubt.
97 Prozent Erneuerbaren-AnteilAugenfällig macht das Monitoring des Verbandes zudem die Wegstrecken, die Versorger bei der Wärmwende noch vor sich haben. Der Anteil der erneuerbaren Energien an Fernwärmeversorgung über große Stadtnetze liegt demnach beispielsweise in Köln und Rostock bei null Prozent. In Halle an der Saale beträgt er 0,3
Prozent, in Berlin 0,5
Prozent. Spitzenreiter im Vergleich großer Stadtnetze ist Hamburg mit gut 20 Prozent. Im Vergleich kleiner Netze sticht die Gemeinde Bovenden in Niedersachsen mit 97
Prozent hervor. Dahinter folgt Holzkirchen mit knapp 45 Prozent Erneuerbaren-Anteil.
Verbandsvorständin Ramona Popp mahnt mehr Durchsichtigkeit auf dem Fernwärmemarkt an: Fernwärmekunden haben keine Möglichkeit, den Versorger zu wechseln, wenn sie unzufrieden mit den Preisen oder dem Service ihres Anbieters sind. Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass sie das Angebot eines Fernwärme-Versorgers einschätzen können, bevor sie sich für einen Liefervertrag entscheiden.
„Hierfür braucht es unbedingt mehr Transparenz“, sagt sie. Und sie warnt: „Lange Vertragslaufzeiten, fehlender Wettbewerb und niedrige Transparenz-Standards können aber bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Akzeptanzproblemen führen.“
Der Verbraucherzentrale Bundesverband monitort den Markt seit Januar quartalsweise. Erfasst werden Preisdaten von 31 Fernwärmenetzen. Für jedes Bundesland (außer Bremen) hat die Organisation zwei Netze ausgewählt, darunter jeweils das größte Netz der einwohnerstärksten Stadt.
Die
Daten zum Fernwärmemarkt stehen als Download auf der Website des Verbands bereit.
Freitag, 1.12.2023, 16:28 Uhr
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