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Energie & Management > Biokraftstoffe - Verband wendet sich gegen staatliche Eingriffe in den Markt
Quelle: Fotolia / Bernd Leitner
Biokraftstoffe

Verband wendet sich gegen staatliche Eingriffe in den Markt

Der Einsatz von Biokraftstoffen sollte nicht gesetzlich eingeschränkt werden, fordert der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), weil die Marktkräfte flexibel reagierten.
Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine reagiere die Biokraftstoffindustrie flexibel, daher seien gesetzliche Eingriffe nicht nötig. Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) berichtete von verschiedenen Mitgliedern, dass sie ihre Produktion aufgrund der hohen Rohstoffpreise drosseln. Stattdessen fließe das Rapsöl in die Ernährung, was zeige, dass der Markt wirksam auf die durch den Krieg geänderte Versorgungslage antworte. VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann sagte: „Selbstverständlich müssten auch aus Sicht der Biokraftstoffbranche die Nahrungsmittelmärkte zuerst bedient werden.“

Ein Versorgungsengpass bei Agrarrohstoffen bestehe derzeit nicht. So könne der aktuelle Engpass beim Sonnenblumenöl mit Rapsöl ausgeglichen werden. Aktuell seien die Agrarmärkte wegen des Krieges in der Ukraine jedoch sehr volatil. Das Land ist ein wichtiger Produzent von Agrarrohstoffen. „Vor einer Diskussion über mögliche gesetzliche Anpassungen muss eine fundierte Analyse der mittelfristigen Versorgungslage stehen“, forderte Baumann.

Die aktuelle Lage erfordere kein Eingreifen, das über die Reaktion des Marktes hinausgeht. „Schnellschüsse stiften keinen Nutzen, richten aber in verschiedenen Bereichen erheblichen Schaden an“, sagte Baumann mit Bezug auf Forderungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nach staatlichen Eingriffen.

Markt reagiert auf Rohstoffpreise

Entgegen der Befürchtungen vieler Wissenschaftler sei die von der gesetzlich geregelten Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) ausgelöste Nachfrage nach Biokraftstoffen nicht starr. Vielmehr gebe es flexible Optionen, um die Quote zu erfüllen. Hohe Agrarpreise dämpften die Nachfrage nach Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse. Dafür käme dann Biodiesel aus Abfall- und Reststoffen zum Zuge, der schon heute einen Anteil von knapp 30 % an der Produktion in Deutschland haben.

Die THG-Quote schreibt der Mineralölindustrie vor, den Treibhausgasausstoß ihrer Kraftstoffe im Vergleich zum Jahr 2010 um einen bestimmten Anteil zu senken - derzeit um 7 %. Hierzu kann sie Biokraftstoffe aus verschiedenen Quellen einsetzen.

Weitere Erfüllungsoptionen seien erneuerbarer Wasserstoff und E-Autos. Auch ihre Quotenvorräte können die Mineralölunternehmen bei Bedarf einsetzen. Denn die Mineralölindustrie habe in den vergangenen Jahren die THG-Quote regelmäßig übererfüllt, wie Baumann erläuterte. Diese Treibhausgasminderungen werden auf die Folgejahre übertragen und stehen als Reserve zur Verfügung − zum Beispiel bei hohen Biokraftstoffpreisen oder Lieferschwierigkeiten. Gegenwärtig stünden sogar Quotenvorräte aus zwei Jahren − 2019 und 2021 − zur Verfügung.

Nebenprodukte der Biokraftstoffe werden benötigt

Erfülle ein Mineralölunternehmen die THG-Quote nicht, so werde eine Strafzahlung fällig. Diese Pönale könne bei hohen Preisen günstiger werden als die Kosten für Biokraftstoffe. Sowohl bei der Nutzung von Quotenvorräten wie der Zahlung der Pönale würden keine Biokraftstoffe mehr gekauft. Damit stünden die Rohstoffe der Ernährung zur Verfügung. „Im Übrigen tragen auch die Koppelprodukte von Biodiesel und Bioethanol ganz wesentlich zur Ernährung bei“, erinnerte Baumann. So entstünden beim Pressen von Rapsöl zu 60 % eiweißreiches Tierfuttermittel.

Ein weiteres Koppelprodukt der Biodieselherstellung ist Glycerin. Dieses werde für Desinfektionsmittel, Arzneien, Waschmittel und Kosmetika eingesetzt. Glycerin stamme in Deutschland als größtem europäischen Produzenten fast ausschließlich aus der Biodieselherstellung, erläuterte der VDB-Geschäftsführer. „Deshalb gibt es aktuell keinen Grund, weshalb die Biokraftstoffquoten abgesenkt werden sollten“, sagte Baumann.

Montag, 28.03.2022, 15:47 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Biokraftstoffe - Verband wendet sich gegen staatliche Eingriffe in den Markt
Quelle: Fotolia / Bernd Leitner
Biokraftstoffe
Verband wendet sich gegen staatliche Eingriffe in den Markt
Der Einsatz von Biokraftstoffen sollte nicht gesetzlich eingeschränkt werden, fordert der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), weil die Marktkräfte flexibel reagierten.
Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine reagiere die Biokraftstoffindustrie flexibel, daher seien gesetzliche Eingriffe nicht nötig. Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) berichtete von verschiedenen Mitgliedern, dass sie ihre Produktion aufgrund der hohen Rohstoffpreise drosseln. Stattdessen fließe das Rapsöl in die Ernährung, was zeige, dass der Markt wirksam auf die durch den Krieg geänderte Versorgungslage antworte. VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann sagte: „Selbstverständlich müssten auch aus Sicht der Biokraftstoffbranche die Nahrungsmittelmärkte zuerst bedient werden.“

Ein Versorgungsengpass bei Agrarrohstoffen bestehe derzeit nicht. So könne der aktuelle Engpass beim Sonnenblumenöl mit Rapsöl ausgeglichen werden. Aktuell seien die Agrarmärkte wegen des Krieges in der Ukraine jedoch sehr volatil. Das Land ist ein wichtiger Produzent von Agrarrohstoffen. „Vor einer Diskussion über mögliche gesetzliche Anpassungen muss eine fundierte Analyse der mittelfristigen Versorgungslage stehen“, forderte Baumann.

Die aktuelle Lage erfordere kein Eingreifen, das über die Reaktion des Marktes hinausgeht. „Schnellschüsse stiften keinen Nutzen, richten aber in verschiedenen Bereichen erheblichen Schaden an“, sagte Baumann mit Bezug auf Forderungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nach staatlichen Eingriffen.

Markt reagiert auf Rohstoffpreise

Entgegen der Befürchtungen vieler Wissenschaftler sei die von der gesetzlich geregelten Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) ausgelöste Nachfrage nach Biokraftstoffen nicht starr. Vielmehr gebe es flexible Optionen, um die Quote zu erfüllen. Hohe Agrarpreise dämpften die Nachfrage nach Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse. Dafür käme dann Biodiesel aus Abfall- und Reststoffen zum Zuge, der schon heute einen Anteil von knapp 30 % an der Produktion in Deutschland haben.

Die THG-Quote schreibt der Mineralölindustrie vor, den Treibhausgasausstoß ihrer Kraftstoffe im Vergleich zum Jahr 2010 um einen bestimmten Anteil zu senken - derzeit um 7 %. Hierzu kann sie Biokraftstoffe aus verschiedenen Quellen einsetzen.

Weitere Erfüllungsoptionen seien erneuerbarer Wasserstoff und E-Autos. Auch ihre Quotenvorräte können die Mineralölunternehmen bei Bedarf einsetzen. Denn die Mineralölindustrie habe in den vergangenen Jahren die THG-Quote regelmäßig übererfüllt, wie Baumann erläuterte. Diese Treibhausgasminderungen werden auf die Folgejahre übertragen und stehen als Reserve zur Verfügung − zum Beispiel bei hohen Biokraftstoffpreisen oder Lieferschwierigkeiten. Gegenwärtig stünden sogar Quotenvorräte aus zwei Jahren − 2019 und 2021 − zur Verfügung.

Nebenprodukte der Biokraftstoffe werden benötigt

Erfülle ein Mineralölunternehmen die THG-Quote nicht, so werde eine Strafzahlung fällig. Diese Pönale könne bei hohen Preisen günstiger werden als die Kosten für Biokraftstoffe. Sowohl bei der Nutzung von Quotenvorräten wie der Zahlung der Pönale würden keine Biokraftstoffe mehr gekauft. Damit stünden die Rohstoffe der Ernährung zur Verfügung. „Im Übrigen tragen auch die Koppelprodukte von Biodiesel und Bioethanol ganz wesentlich zur Ernährung bei“, erinnerte Baumann. So entstünden beim Pressen von Rapsöl zu 60 % eiweißreiches Tierfuttermittel.

Ein weiteres Koppelprodukt der Biodieselherstellung ist Glycerin. Dieses werde für Desinfektionsmittel, Arzneien, Waschmittel und Kosmetika eingesetzt. Glycerin stamme in Deutschland als größtem europäischen Produzenten fast ausschließlich aus der Biodieselherstellung, erläuterte der VDB-Geschäftsführer. „Deshalb gibt es aktuell keinen Grund, weshalb die Biokraftstoffquoten abgesenkt werden sollten“, sagte Baumann.

Montag, 28.03.2022, 15:47 Uhr
Susanne Harmsen

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