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Energie & Management > Windkraft Offshore - Verbände fordern neues Auktionsdesign
Quelle: Shutterstock
Windkraft Offshore

Verbände fordern neues Auktionsdesign

Angesichts der milliardenschweren Zahlungsbereitschaft für die nächsten deutschen Offshore-Windflächen fordern Hersteller und Parkbetreiber vom Bund für 2024 ein anderes Auktionsdesign.
Die bisher größte und erste echte Auktionierung deutscher Offshore-Windparkflächen (wir berichteten) hat unterschiedliches Verbandsecho ausgelöst.

Der Bundesverband WIndparkbetreiber Offshore (BWO) und der Maschinenbau-Fachverband VDMA Power Systems strichen die positive Bedeutung der am 12. Juli verkündeten Zuschläge von 7.000 MW für die deutsche Energiewende hervor. Windkraft auf See sei so attraktiv geworden, dass mehrere Bieter nicht nur auf Subventionen verzichtet hätten, sondern die Sieger BP und Total sogar insgesamt 12,6 Milliarden Euro dafür zu zahlen bereit sind, hieß es sinngemäß in getrennten Statements beider Verbände.

BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm sprach davon, die Ausschreibung bringe Deutschland "dem Ziel deutlich näher, bis 2030 mindestens 30 Gigawatt Offshore Wind zu installieren. Und sie ebnet den Weg für ein neues Wirtschaftswunder durch Offshore-Wind, ausgelöst durch Milliarden-Investitionen in den Offshore-Wind-Ausbau.“ Bisher sind in der deutschen See 8.200 MW installiert.

Thimm stört sich aber an der Höhe des Auktionsergebnisses. Die 12,6 Milliarden Euro fließen nun bis Juli 2024 zu 10 Prozent über den Bundesetat in die Bereiche Meeresbiologie und nachhaltige Fischerei. 90 Prozent gehen, auf 20 Jahre verteilt, an die Übertragungsnetzbetreiber, um die Kosten des Netzausbaus zu dämpfen.

"Führt Industriestrompreis ad absurdum"

Thimm sagte am 12. Juli vor Journalisten, die Zahlungsbereitschaft pro MW sei im internationalen Vergleich "extrem hoch" gewesen. Die Hoffnung des Gesetzgebers, mit dem Geld die Strompreise zu dämpfen, trüge aber: "Das wird unzweifelhaft den Strompreis erhöhen", sagte der BWO-Mann. Er begründete dies damit, dass die Bieter die Zuschläge refinanzieren müssten. Thimm bekräftigte die Forderung des BWO, die Auktionen von 2024 an, wenn die nächsten anstehen, nicht mehr nach oben offen zu gestalten ("ungedeckelte Gebotskomponente"), sondern zu deckeln.

Zudem "führt die ungedeckelte Gebotskomponente die derzeit geführte Debatte um einen Industriestrompreis ad absurdum", führte Thimm aus. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte subventionierte 6 Cent/kWh vorgeschlagen. Der europäische Dachverband Windeurope machte sich die Forderung nach einem Deckel zu eigen.

Corinna Klessmann vom Beratungshaus Guidehouse Outwit Complexity widersprach Thimm. Die Zuschlagssumme "erhöht nicht per se die Strompreise, sondern die Kosten der Bieter". Die Gewinner BP und Total seien "große Konzerne mit einem langen Atem". Das Geld dämpfe durchaus die Kosten der Netzanbindung, die an die Stromkunden abgewälzt werden.

Für die elektrotechnischen Maschinenbauer warnte VDMA-Power-Systems-Geschäftsführer Dennis Rendschmidt, das Festhalten der Bundesregierung an negativen Geboten gehe zulasten der Offshore-Windindustrie. Denn für das Erreichen der Zubauziele seien weitere Investitionen nötig. Das Wind-See-Gesetz müsse daher "schnellstmöglich" novelliert werden.
 
DUH: Mär vom teuren Ökostrom ist vom Tisch

Nur positive Aspekte des 7.000-MW-Zuschlags sah dagegen Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH): Es sei erfreulich, dass sich "der Wind nach nun mehrjähriger Ausbauflaute endlich wieder dreht. Windstrom auf See ist mittlerweile wirtschaftlich so attraktiv, dass sich die Projektträger für den Zugriff auf die Meeresflächen gegenseitig überbieten. Die Mär vom teuren Ökostrom ist damit endgültig vom Tisch."

Müller-Kraenner begrüßte auch, dass 624 Millionen Euro aus den Erlösen dem Meeresnaturschutz zugutekommen. Er mahnte, Wirtschaftsminister Habeck und seine Umweltkollegin Steffi Lemke (ebenfalls Grüne) müssten "zeitnah und in Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen ein Konzept erarbeiten, das konkrete Maßnahmen darlegt“.

Aus der Ausschreibung vom 1. Juni, deren dynamischer Teil am 26. Juni begonnen hatte, waren BP mit 4.000 MW und Total mit 3.000 MW in jeweils zwei Flächen als Sieger hervorgegangen. Für beide Öl- und Gaskonzerne ist es der Eintritt in den deutschen Offshoremarkt.

​BP braucht den Ökostrom selbst

Für BP ist der Zuschlag bei zwei 40 Meter tiefen Flächen, 130 und 150 Kilometer von der Nordsee-Küste entfernt, eine Ergänzung zu seiner Projekt-Pipeline von 5.200 MW in Großbritannien, den USA, Japan und Südkorea. Anja-Isabel Dotzenrath, Executive Vice President Gas & Low Carbon Energy bei BP, erklärte, die deutschen Zuschläge "bilden einen großen Meilenstein für die Dekarbonisierungspläne von BP in Deutschland". Der daraus künftig produzierte Ökostrom solle die Nachfrage aus eigenen Produktionsbetrieben bedienen und in neue Produkte fließen.

Donnerstag, 13.07.2023, 09:14 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - Verbände fordern neues Auktionsdesign
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Verbände fordern neues Auktionsdesign
Angesichts der milliardenschweren Zahlungsbereitschaft für die nächsten deutschen Offshore-Windflächen fordern Hersteller und Parkbetreiber vom Bund für 2024 ein anderes Auktionsdesign.
Die bisher größte und erste echte Auktionierung deutscher Offshore-Windparkflächen (wir berichteten) hat unterschiedliches Verbandsecho ausgelöst.

Der Bundesverband WIndparkbetreiber Offshore (BWO) und der Maschinenbau-Fachverband VDMA Power Systems strichen die positive Bedeutung der am 12. Juli verkündeten Zuschläge von 7.000 MW für die deutsche Energiewende hervor. Windkraft auf See sei so attraktiv geworden, dass mehrere Bieter nicht nur auf Subventionen verzichtet hätten, sondern die Sieger BP und Total sogar insgesamt 12,6 Milliarden Euro dafür zu zahlen bereit sind, hieß es sinngemäß in getrennten Statements beider Verbände.

BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm sprach davon, die Ausschreibung bringe Deutschland "dem Ziel deutlich näher, bis 2030 mindestens 30 Gigawatt Offshore Wind zu installieren. Und sie ebnet den Weg für ein neues Wirtschaftswunder durch Offshore-Wind, ausgelöst durch Milliarden-Investitionen in den Offshore-Wind-Ausbau.“ Bisher sind in der deutschen See 8.200 MW installiert.

Thimm stört sich aber an der Höhe des Auktionsergebnisses. Die 12,6 Milliarden Euro fließen nun bis Juli 2024 zu 10 Prozent über den Bundesetat in die Bereiche Meeresbiologie und nachhaltige Fischerei. 90 Prozent gehen, auf 20 Jahre verteilt, an die Übertragungsnetzbetreiber, um die Kosten des Netzausbaus zu dämpfen.

"Führt Industriestrompreis ad absurdum"

Thimm sagte am 12. Juli vor Journalisten, die Zahlungsbereitschaft pro MW sei im internationalen Vergleich "extrem hoch" gewesen. Die Hoffnung des Gesetzgebers, mit dem Geld die Strompreise zu dämpfen, trüge aber: "Das wird unzweifelhaft den Strompreis erhöhen", sagte der BWO-Mann. Er begründete dies damit, dass die Bieter die Zuschläge refinanzieren müssten. Thimm bekräftigte die Forderung des BWO, die Auktionen von 2024 an, wenn die nächsten anstehen, nicht mehr nach oben offen zu gestalten ("ungedeckelte Gebotskomponente"), sondern zu deckeln.

Zudem "führt die ungedeckelte Gebotskomponente die derzeit geführte Debatte um einen Industriestrompreis ad absurdum", führte Thimm aus. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte subventionierte 6 Cent/kWh vorgeschlagen. Der europäische Dachverband Windeurope machte sich die Forderung nach einem Deckel zu eigen.

Corinna Klessmann vom Beratungshaus Guidehouse Outwit Complexity widersprach Thimm. Die Zuschlagssumme "erhöht nicht per se die Strompreise, sondern die Kosten der Bieter". Die Gewinner BP und Total seien "große Konzerne mit einem langen Atem". Das Geld dämpfe durchaus die Kosten der Netzanbindung, die an die Stromkunden abgewälzt werden.

Für die elektrotechnischen Maschinenbauer warnte VDMA-Power-Systems-Geschäftsführer Dennis Rendschmidt, das Festhalten der Bundesregierung an negativen Geboten gehe zulasten der Offshore-Windindustrie. Denn für das Erreichen der Zubauziele seien weitere Investitionen nötig. Das Wind-See-Gesetz müsse daher "schnellstmöglich" novelliert werden.
 
DUH: Mär vom teuren Ökostrom ist vom Tisch

Nur positive Aspekte des 7.000-MW-Zuschlags sah dagegen Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH): Es sei erfreulich, dass sich "der Wind nach nun mehrjähriger Ausbauflaute endlich wieder dreht. Windstrom auf See ist mittlerweile wirtschaftlich so attraktiv, dass sich die Projektträger für den Zugriff auf die Meeresflächen gegenseitig überbieten. Die Mär vom teuren Ökostrom ist damit endgültig vom Tisch."

Müller-Kraenner begrüßte auch, dass 624 Millionen Euro aus den Erlösen dem Meeresnaturschutz zugutekommen. Er mahnte, Wirtschaftsminister Habeck und seine Umweltkollegin Steffi Lemke (ebenfalls Grüne) müssten "zeitnah und in Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen ein Konzept erarbeiten, das konkrete Maßnahmen darlegt“.

Aus der Ausschreibung vom 1. Juni, deren dynamischer Teil am 26. Juni begonnen hatte, waren BP mit 4.000 MW und Total mit 3.000 MW in jeweils zwei Flächen als Sieger hervorgegangen. Für beide Öl- und Gaskonzerne ist es der Eintritt in den deutschen Offshoremarkt.

​BP braucht den Ökostrom selbst

Für BP ist der Zuschlag bei zwei 40 Meter tiefen Flächen, 130 und 150 Kilometer von der Nordsee-Küste entfernt, eine Ergänzung zu seiner Projekt-Pipeline von 5.200 MW in Großbritannien, den USA, Japan und Südkorea. Anja-Isabel Dotzenrath, Executive Vice President Gas & Low Carbon Energy bei BP, erklärte, die deutschen Zuschläge "bilden einen großen Meilenstein für die Dekarbonisierungspläne von BP in Deutschland". Der daraus künftig produzierte Ökostrom solle die Nachfrage aus eigenen Produktionsbetrieben bedienen und in neue Produkte fließen.

Donnerstag, 13.07.2023, 09:14 Uhr
Georg Eble

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