In Neubauwohnungen kommen immer mehr Gasheizungen und Strom-Wärmepumpen zum Einsatz. Insbesondere in der kalten Jahreszeit sieht der VBEW den Trend zur Wärmepumpe kritisch.
"Etwa ein
Drittel der neuen
Wohnungen wird mit Gas beheizt, Öl- und Strom-Direktheizungen spielen heute in Neubauten kaum noch eine Rolle" − dieses Fazit zieht Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (VBEW). Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre beobachte der Verband im Neubau einen deutlichen Trend zu Strom-Wärmepumpen und zur Fernwärme. Der VBEW bezieht sich auf Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik aus dem Jahr 2019.
Demnach wurden 2019 in Bayern 51.726
Wohnungen in neu errichteten Gebäuden fertiggestellt. Jede vierte Wohnung davon (22,9
%) wurde an ein Fernwärmenetz angeschlossen, 10,9
% verfügten über eine Holzheizung. Ein Nischendasein führten nach wie vor Öl-
Direktheizungen (1,6 %) und Stromdirektheizungen (0,7
%). Meistgenutzter Energieträger zur Wärmebereitstellung war mit 31,4
% die mit Strom gewonnene Umweltwärme durch Wärmepumpen und Geothermie. Mit 31,2
% folgten knapp auf Erdgas/Biogas-Heizungen.
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Grafik zur Wärmeversorgung von Neubauten. Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken Grafik: VBEW |
Bezogen auf den Trend zur Strom-Wärmepumpe findet der Verband jedoch kritische Worte: "Bei sehr kalten Außentemperaturen arbeiten Wärmepumpen, welche die Wärme lediglich der Außenluft entziehen, nicht besonders effizient und sind dann eher eine Strom-Direktheizung", warnt Detlef Fischer. Gerade an kalten Wintertagen werde aber viel geheizt und Strom verbraucht, während gleichzeitig wenig Sonne scheine und der Wind eine Pause einlege. Daher stehe auch kaum
Strom aus Solar- und Windenergie zur Verfügung. Generell sieht der Verband es als "bemerkenswerte Entwicklung" an, dass zwar immer mehr Bauherren auf strombasierte Heizungen setzen, gleichzeitig aber die Akzeptanz für die dafür notwendigen bedarfsgerechten
Stromerzeugungsanlagen zu Wünschen übrig lasse. Aus Systemsicht seien daher Strom-Wärmepumpen in schlecht gedämmten Gebäuden zu hinterfragen, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen.
Der VBEW appelliert dagegen für eine Heizsystem auf Gas- und/oder Fernwärme-Basis. Wie Fischer anmerkt, würden Erdgas-Brennwertheizungen und Fernwärmenetze bei allen
Temperaturen effizient arbeiten, seien derzeit oft CO2-ärmer und für den Kunden meist günstiger. "Wir dürfen beim Heizen nicht alles auf die Stromkarte setzen, sondern müssen dafür die grüne
Gasversorgung vorantreiben. Dann haben wir die Energiewende im Griff und erreichen die vereinbarten Klimaziele mit einem ausgewogenen Mix an Energieträgern."
Dienstag, 9.02.2021, 14:37 Uhr
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