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Energie & Management > Wärme - Vattenfall setzt auf innovative Konzepte in Europa
Quelle: Fotolia / Detlef
Wärme

Vattenfall setzt auf innovative Konzepte in Europa

Vattenfall will schnell klimaneutral werden. Dafür erprobt der Konzern innovative Wärmekonzepte in Berlin und Amsterdam. Dort entsteht Europas größte Power-to-Heat-Anlage.
In Berlin investiert der schwedische Konzern Vattenfall zwei Milliarden Euro in die Wärmewende im größten Stadtwärmenetz Westeuropas. Unter anderem entstanden eine Power-to-Heat-Anlage mit angeschlossenem Großwärmespeicher und eine der weltweit größten Wärmepumpen mit 8 MW Leistung. Nun soll auch die niederländische Hauptstadt von den Erfahrungen profitieren. In Amsterdam hat Vattenfall den finalen Bauauftrag für Europas größte Power-to-Heat-Anlage erteilt. Im vergangenen Jahr waren Genehmigungen erteilt und Zuschüsse bewilligt worden.

Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Anlagen, der nicht ins Stromnetz passt, wird dabei wie in einem Wasserkocher benutzt, um eine große Wassermenge zu erhitzen. Dieses soll ins Fernwärmenetz von Amsterdam Süd und den angrenzenden Bezirken fließen oder zunächst im vorhandenen Wärmespeicher als „Thermoskanne“ gelagert werden. Die Bauarbeiten auf dem Vattenfall-Gelände in Diemen beginnen im Januar 2023 und sollen Anfang 2025 abgeschlossen sein, kündigte das Unternehmen an.

Die Power-to-Heat Anlage lässt sich flexibel ein- und ausschalten, sodass sie umgehend auf Spitzen in der fossilfreien Stromproduktion reagieren und diese sinnvoll in klimaneutrale Wärme umwandeln kann. Wenn nötig, könne der Elektrokessel auch zur Regelenergieerzeugung eingesetzt werden. Der Wirkungsgrad der Anlage liege bei 99,9 Prozent, da die Elektroden in Salzwasser getaucht sind, was einen hohen Widerstand bietet und damit viel Wärme erzeugt. Etwa 20.000 Haushalte in Amsterdam sollen über den 150-MW-Kessel mit Wärme versorgt werden.
 
Der Berliner Elektrodenkessel der Power-to-Heat-Anlage im Bau (2018)
Quelle: Vattenfall

Wärmewende in Berlin mit neuem Eigentümer?

Damit löst die Anlage dann die derzeit größte Power-to-Heat Anlage Europas am Berliner Standort Reuter West ab, die Vattenfall seit 2019 betreibt. Diese hat eine Leistung von 120 MW. Vattenfall will das Berliner Stadtwärmenetz spätestens ab 2030 ohne Steinkohle versorgen, dafür mit einem klimafreundlichen Mix aus Biomasse, thermischer Abfallverwertung, Erdgas, Power-to-Heat, Großwärmepumpen und Wärmespeicherung. Bis zum Jahr 2040 hat sich die Vattenfall Wärme Berlin zum Ziel gesetzt, ihre Kunden in Berlin vollständig mit klimaneutraler Wärme zu versorgen.

Am Berliner Fernwärmenetz sind etwa ein Drittel aller Verbraucher in der deutschen Hauptstadt angeschlossen. Allerdings sucht der Energieversorger seit dem 6. Dezember 2022 in einem Bieterverfahren einen Käufer für sein Wärmgeschäft in Berlin. Im Ergebnis wolle man entscheiden, ob das Wärmegeschäft verkauft wird oder nicht. Als Investor kommt auch das Land selbst in Betracht, das bereits das Stromnetz rekommunalisiert hat.

Land Berlin hofft auf Zuschlag im ersten Halbjahr 2023

Interessenten sollten laut Vattenfall den bereits eingeschlagenen Weg der Dekarbonisierung des Wärmegeschäfts weiterverfolgen. Das ist auch wegen der Klimaschutzvorhaben Berlins notwendig, da der Stadtstaat bis 2040 klimaneutral wirtschaften will. Bereits im Oktober 2022 hatte das Land Berlin Interesse bekundet, das Fernwärmegeschäft zu übernehmen und zugleich die Vattenfall-Anteile am Berliner Gasversorger Gasag. Es beteiligt sich nun ebenfalls am Bieterverfahren.

Der Berliner Senat hofft auf eine schnelle Entscheidung zu seinen Gunsten. Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) hofft auf eine Einigung schon „im ersten Halbjahr 2023“. In einem sensiblen Bereich der Energieversorgung brauchten alle Beteiligten Sicherheit und Verlässlichkeit, sagte Schwarz. Das gelte für die Vattenfall-Beschäftigten wie für die Kunden, aber auch für die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur. Ziel des Senats ist es, mehr Einfluss auf die Energie- und Wärmeversorgung in Berlin zu bekommen.

Mittwoch, 28.12.2022, 13:08 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wärme - Vattenfall setzt auf innovative Konzepte in Europa
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Wärme
Vattenfall setzt auf innovative Konzepte in Europa
Vattenfall will schnell klimaneutral werden. Dafür erprobt der Konzern innovative Wärmekonzepte in Berlin und Amsterdam. Dort entsteht Europas größte Power-to-Heat-Anlage.
In Berlin investiert der schwedische Konzern Vattenfall zwei Milliarden Euro in die Wärmewende im größten Stadtwärmenetz Westeuropas. Unter anderem entstanden eine Power-to-Heat-Anlage mit angeschlossenem Großwärmespeicher und eine der weltweit größten Wärmepumpen mit 8 MW Leistung. Nun soll auch die niederländische Hauptstadt von den Erfahrungen profitieren. In Amsterdam hat Vattenfall den finalen Bauauftrag für Europas größte Power-to-Heat-Anlage erteilt. Im vergangenen Jahr waren Genehmigungen erteilt und Zuschüsse bewilligt worden.

Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Anlagen, der nicht ins Stromnetz passt, wird dabei wie in einem Wasserkocher benutzt, um eine große Wassermenge zu erhitzen. Dieses soll ins Fernwärmenetz von Amsterdam Süd und den angrenzenden Bezirken fließen oder zunächst im vorhandenen Wärmespeicher als „Thermoskanne“ gelagert werden. Die Bauarbeiten auf dem Vattenfall-Gelände in Diemen beginnen im Januar 2023 und sollen Anfang 2025 abgeschlossen sein, kündigte das Unternehmen an.

Die Power-to-Heat Anlage lässt sich flexibel ein- und ausschalten, sodass sie umgehend auf Spitzen in der fossilfreien Stromproduktion reagieren und diese sinnvoll in klimaneutrale Wärme umwandeln kann. Wenn nötig, könne der Elektrokessel auch zur Regelenergieerzeugung eingesetzt werden. Der Wirkungsgrad der Anlage liege bei 99,9 Prozent, da die Elektroden in Salzwasser getaucht sind, was einen hohen Widerstand bietet und damit viel Wärme erzeugt. Etwa 20.000 Haushalte in Amsterdam sollen über den 150-MW-Kessel mit Wärme versorgt werden.
 
Der Berliner Elektrodenkessel der Power-to-Heat-Anlage im Bau (2018)
Quelle: Vattenfall

Wärmewende in Berlin mit neuem Eigentümer?

Damit löst die Anlage dann die derzeit größte Power-to-Heat Anlage Europas am Berliner Standort Reuter West ab, die Vattenfall seit 2019 betreibt. Diese hat eine Leistung von 120 MW. Vattenfall will das Berliner Stadtwärmenetz spätestens ab 2030 ohne Steinkohle versorgen, dafür mit einem klimafreundlichen Mix aus Biomasse, thermischer Abfallverwertung, Erdgas, Power-to-Heat, Großwärmepumpen und Wärmespeicherung. Bis zum Jahr 2040 hat sich die Vattenfall Wärme Berlin zum Ziel gesetzt, ihre Kunden in Berlin vollständig mit klimaneutraler Wärme zu versorgen.

Am Berliner Fernwärmenetz sind etwa ein Drittel aller Verbraucher in der deutschen Hauptstadt angeschlossen. Allerdings sucht der Energieversorger seit dem 6. Dezember 2022 in einem Bieterverfahren einen Käufer für sein Wärmgeschäft in Berlin. Im Ergebnis wolle man entscheiden, ob das Wärmegeschäft verkauft wird oder nicht. Als Investor kommt auch das Land selbst in Betracht, das bereits das Stromnetz rekommunalisiert hat.

Land Berlin hofft auf Zuschlag im ersten Halbjahr 2023

Interessenten sollten laut Vattenfall den bereits eingeschlagenen Weg der Dekarbonisierung des Wärmegeschäfts weiterverfolgen. Das ist auch wegen der Klimaschutzvorhaben Berlins notwendig, da der Stadtstaat bis 2040 klimaneutral wirtschaften will. Bereits im Oktober 2022 hatte das Land Berlin Interesse bekundet, das Fernwärmegeschäft zu übernehmen und zugleich die Vattenfall-Anteile am Berliner Gasversorger Gasag. Es beteiligt sich nun ebenfalls am Bieterverfahren.

Der Berliner Senat hofft auf eine schnelle Entscheidung zu seinen Gunsten. Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) hofft auf eine Einigung schon „im ersten Halbjahr 2023“. In einem sensiblen Bereich der Energieversorgung brauchten alle Beteiligten Sicherheit und Verlässlichkeit, sagte Schwarz. Das gelte für die Vattenfall-Beschäftigten wie für die Kunden, aber auch für die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur. Ziel des Senats ist es, mehr Einfluss auf die Energie- und Wärmeversorgung in Berlin zu bekommen.

Mittwoch, 28.12.2022, 13:08 Uhr
Susanne Harmsen

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