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Energie & Management > Wärme - Vattenfall Berlin sorgt mit Kohle für den Winter vor
Quelle: Fotolia / Detlef
Wärme

Vattenfall Berlin sorgt mit Kohle für den Winter vor

Vattenfalls Fernwärmenetz versorgt ein Drittel der Berliner Haushalte. Wegen des Ukrainekriegs und der aktuellen Gasknappheit versucht das Unternehmen, mehr Kohle statt Gas einzusetzen.
„Wir wollen die Berlinerinnen und Berliner sicher durch diesen Winter bringen”, so die Botschaft des Vorstandsvorsitzenden der Vattenfall Wärme, Christian Feuerherd. Bei einem Termin in der Berliner Wärmewarte präsentierte er konkrete Maßnahmen dafür.

Das Fernwärmenetz mit 2022 km Länge versorgt 1,3 Mio. Haushalte und Unternehmen. Das entspricht einem Drittel der Berliner. Aktuell basiert die Stadtwärme zu rund 77 % auf Erdgas und zu 15 % auf Steinkohle. Etwa 6 % kommen aus Abwärme und rund 2 % aus Biomasse und Biogas. Auch Power-to-Heat wird bei einem Überangebot von erneuerbarem Strom genutzt.

Der Leiter des Stadtwärmesystems, Uwe Scharnweber, sagte: „Eine sichere und zuverlässige Wärmeversorgung unserer Kundinnen und Kunden hat für uns absolute Priorität - auch in angespannten Zeiten wie diesen.” Dafür habe man im Sommer ganz bewusst die routinemäßige Revision derjenigen Kraftwerke vorgezogen, die nicht mit Erdgas befeuert werden – wie beispielsweise den Steinkohle-Block am Standort Reuter West in Berlin-Spandau.

Große Menge Kohle eingelagert

Zudem habe man die Lagerbestände an Steinkohle und Heizöl vorsorglich aufgestockt, inklusive der Umstellung der Liefer- und Logistikketten. Der Großteil der eingesetzten Steinkohle stammt mittlerweile aus Südafrika statt aus Russland. Für die andere Zusammensetzung der Kohle musste die Technik angepasst werden, zum Beispiel die Kohlemühlen, Kessel und die Abgasreinigung.

Feuerherd versicherte, dass alle Flexibilitäten genutzt würden, um vor allem knappes Erdgas zu sparen. Zudem werde das Berliner Stadtwärmesystem bereits heute mit der niedrigstmöglichen Vorlauftemperatur betrieben, um so Brennstoff einzusparen.

Allerdings bescherten die niedrigen Temperaturen in diesem Jahr einen früheren Heizbeginn also sonst, schon am 19. September. Angesichts der aktuellen Gasknappheit beobachte man die Lage sehr genau und bereite sich auf eventuelle Engpässe in der Gasversorgung vor. „Dabei muss aber klar sein, dass Fernwärmekundinnen und -kunden geschützt sind und unsere Versorgung mit Gas sichergestellt wird“, sagte Feuerherd. Das Netz liefere selbst bei einem Gaslieferstopp noch sechs Stunden genug Wärme, weil es als Speicher dient.
 
In der Vattenfall Wärmewarte: (v.r.) Christian Feuerherd, CEO der Vattenfall Wärme Berlin, und Uwe Scharnweber, Leiter des Stadtwärmesystems.
Quelle: E&M/Harmsen

Verbraucher sollen sparen helfen

Damit es nicht zu Knappheiten komme, appellierte der Wärmechef an die Berlinerinnen und Berliner, Gas und Wärme zu sparen. „Dabei helfen auch kleine Dinge im Alltag, zum Beispiel die Raumtemperatur abzusenken oder etwas kürzer zu duschen”, erläuterte Feuerherd.

Auch die Gebäudeeigentümer hätten die Möglichkeit, bei der Energieeinsparung zu unterstützen. So seien etwa das Überprüfen und Einstellen der Heizungsanlagen oder das Isolieren von Rohrleitungen Maßnahmen mit geringen Investitionen und großer Wirkung. Effizientere Pumpen sparten Strom und und bei Mehrfamilienhäusern lohne sich ein hydraulischer Abgleich. Zugleich warnte er davor, Stromheizungen zu betreiben, da diese teuer seien und dies durch Netzüberlastung zu Stromausfällen führten könnte.

Für dieses Jahr rechnet Feuerherd mit einer Kostensteigerung von ungefähr 50 Prozent. „Wer letztes Jahr 700 Euro gezahlt hat für Wärme, zahlt dieses Jahr etwa 1.050 Euro“, rechnete er für eine Durchschnittswohnung mit 70 Quadratmetern vor. Er begrüßte die Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf 7% ab 1. Oktober auch für Fernwärme, die an die Kunden weitergegeben würde. Die Musterwohnung spare damit 106 Euro im Jahr. Für das kommende Jahr wagte er noch keine Kosten-Prognose.

An die Adresse der Politik richtete Feuerherd ein Lob für die bisher getroffenen Maßnahmen zur Gasversorgung abseits russischer Quellen und für die Befüllung der Gasspeicher. Auch die angekündigte kommunale Wärmeplanung erwarte Vattenfall mit dem Land Berlin und anderen Energiepartnern mit Spannung. Zugleich wünschte er sich: „Ganzheitliches Denken und harte Markteingriffe vermeiden, weil diese selten die gewünschten Ergebnisse bringen."

Freitag, 7.10.2022, 16:44 Uhr
Susanne Harmsen
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Quelle: Fotolia / Detlef
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Vattenfall Berlin sorgt mit Kohle für den Winter vor
Vattenfalls Fernwärmenetz versorgt ein Drittel der Berliner Haushalte. Wegen des Ukrainekriegs und der aktuellen Gasknappheit versucht das Unternehmen, mehr Kohle statt Gas einzusetzen.
„Wir wollen die Berlinerinnen und Berliner sicher durch diesen Winter bringen”, so die Botschaft des Vorstandsvorsitzenden der Vattenfall Wärme, Christian Feuerherd. Bei einem Termin in der Berliner Wärmewarte präsentierte er konkrete Maßnahmen dafür.

Das Fernwärmenetz mit 2022 km Länge versorgt 1,3 Mio. Haushalte und Unternehmen. Das entspricht einem Drittel der Berliner. Aktuell basiert die Stadtwärme zu rund 77 % auf Erdgas und zu 15 % auf Steinkohle. Etwa 6 % kommen aus Abwärme und rund 2 % aus Biomasse und Biogas. Auch Power-to-Heat wird bei einem Überangebot von erneuerbarem Strom genutzt.

Der Leiter des Stadtwärmesystems, Uwe Scharnweber, sagte: „Eine sichere und zuverlässige Wärmeversorgung unserer Kundinnen und Kunden hat für uns absolute Priorität - auch in angespannten Zeiten wie diesen.” Dafür habe man im Sommer ganz bewusst die routinemäßige Revision derjenigen Kraftwerke vorgezogen, die nicht mit Erdgas befeuert werden – wie beispielsweise den Steinkohle-Block am Standort Reuter West in Berlin-Spandau.

Große Menge Kohle eingelagert

Zudem habe man die Lagerbestände an Steinkohle und Heizöl vorsorglich aufgestockt, inklusive der Umstellung der Liefer- und Logistikketten. Der Großteil der eingesetzten Steinkohle stammt mittlerweile aus Südafrika statt aus Russland. Für die andere Zusammensetzung der Kohle musste die Technik angepasst werden, zum Beispiel die Kohlemühlen, Kessel und die Abgasreinigung.

Feuerherd versicherte, dass alle Flexibilitäten genutzt würden, um vor allem knappes Erdgas zu sparen. Zudem werde das Berliner Stadtwärmesystem bereits heute mit der niedrigstmöglichen Vorlauftemperatur betrieben, um so Brennstoff einzusparen.

Allerdings bescherten die niedrigen Temperaturen in diesem Jahr einen früheren Heizbeginn also sonst, schon am 19. September. Angesichts der aktuellen Gasknappheit beobachte man die Lage sehr genau und bereite sich auf eventuelle Engpässe in der Gasversorgung vor. „Dabei muss aber klar sein, dass Fernwärmekundinnen und -kunden geschützt sind und unsere Versorgung mit Gas sichergestellt wird“, sagte Feuerherd. Das Netz liefere selbst bei einem Gaslieferstopp noch sechs Stunden genug Wärme, weil es als Speicher dient.
 
In der Vattenfall Wärmewarte: (v.r.) Christian Feuerherd, CEO der Vattenfall Wärme Berlin, und Uwe Scharnweber, Leiter des Stadtwärmesystems.
Quelle: E&M/Harmsen

Verbraucher sollen sparen helfen

Damit es nicht zu Knappheiten komme, appellierte der Wärmechef an die Berlinerinnen und Berliner, Gas und Wärme zu sparen. „Dabei helfen auch kleine Dinge im Alltag, zum Beispiel die Raumtemperatur abzusenken oder etwas kürzer zu duschen”, erläuterte Feuerherd.

Auch die Gebäudeeigentümer hätten die Möglichkeit, bei der Energieeinsparung zu unterstützen. So seien etwa das Überprüfen und Einstellen der Heizungsanlagen oder das Isolieren von Rohrleitungen Maßnahmen mit geringen Investitionen und großer Wirkung. Effizientere Pumpen sparten Strom und und bei Mehrfamilienhäusern lohne sich ein hydraulischer Abgleich. Zugleich warnte er davor, Stromheizungen zu betreiben, da diese teuer seien und dies durch Netzüberlastung zu Stromausfällen führten könnte.

Für dieses Jahr rechnet Feuerherd mit einer Kostensteigerung von ungefähr 50 Prozent. „Wer letztes Jahr 700 Euro gezahlt hat für Wärme, zahlt dieses Jahr etwa 1.050 Euro“, rechnete er für eine Durchschnittswohnung mit 70 Quadratmetern vor. Er begrüßte die Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf 7% ab 1. Oktober auch für Fernwärme, die an die Kunden weitergegeben würde. Die Musterwohnung spare damit 106 Euro im Jahr. Für das kommende Jahr wagte er noch keine Kosten-Prognose.

An die Adresse der Politik richtete Feuerherd ein Lob für die bisher getroffenen Maßnahmen zur Gasversorgung abseits russischer Quellen und für die Befüllung der Gasspeicher. Auch die angekündigte kommunale Wärmeplanung erwarte Vattenfall mit dem Land Berlin und anderen Energiepartnern mit Spannung. Zugleich wünschte er sich: „Ganzheitliches Denken und harte Markteingriffe vermeiden, weil diese selten die gewünschten Ergebnisse bringen."

Freitag, 7.10.2022, 16:44 Uhr
Susanne Harmsen

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