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Energie & Management > Gastbeitrag -
Quelle: E&M
Gastbeitrag

"Unsere Lösung heißt: Systemmarkt"

Damit der Strommarkt seine Rolle beim Umbau des Energiesystems erfüllen kann, muss er sich weiterentwickeln. Ein Gastbeitrag von Hans-Jürgen Brick*, CEO von Amprion.
Die Dekarbonisierung der Wirtschaft, die Klimaschutzziele und die Energiepreise haben lange die Diskussion dominiert. Der Überfall der Ukraine durch Russland führte dann der Gesellschaft schmerzhaft vor Augen, wie abhängig unsere Versorgung von ausländischen Energieträgern ist. Plötzlich steht das energiewirtschaftliche Dreieck aus Versorgungssicherheit, Kosten und Klimaschutz wieder im Zentrum der Debatte. Der Strommarkt schwankt derweil zwischen neuen Höchstpreisen und negativen Werten innerhalb weniger Tage. Die Lage ist volatil, aber sie macht unmissverständlich klar: Das bisherige Marktdesign ist den Anforderungen der kommenden Jahre nicht gewachsen.

Der Strommarkt hat die Aufgabe, den Bedarf an Strom möglichst kosteneffizient zu decken. Das Netz sorgt dafür, dass der gehandelte Strom auch physisch dort ankommt, wo er bestellt wurde. Bislang berücksichtigt das Marktgeschehen aber die technischen Anforderungen des Netzes nicht. Die Folge: Der Markt muss mit Reserven und anderen Instrumenten immer weiter ergänzt werden, damit er seine Aufgabe erfüllen kann. Netzreserve, Kapazitätsreserve und Redispatch sind notwendige Ergänzungen zum derzeitigen Energy-Only-Markt und sichern die Funktionsfähigkeit von Markt und Netz.

Diese Eingriffe sind jedoch mit erheblich steigenden Kosten verbunden, die sich im Endkundenpreis für Strom niederschlagen. Inzwischen ist absehbar: Die Ansprüche an das Netz werden durch Klimaschutz, Elektrifizierung und eine neue Erzeugungslandschaft steigen. Daher muss der Markt zukünftig viel stärker diese neuen Gegebenheiten abbilden und die richtigen Anreize für kosteneffiziente Lösungen bieten.

Unsere Lösung heißt: Systemmarkt. Der Energy-Only-Markt kann so erweitert werden, dass er auch die Anforderungen des Netzes berücksichtigt und damit nicht nur die Stabilität des Netzes sichert, sondern auch Anreize für kosteneffiziente und innovative Lösungen setzt. Wichtig sind dabei drei Anforderungen, die die Energiewelt in Zukunft stemmen muss.
 
Gesicherte Erzeugung

Eine der Herausforderungen bei der Umgestaltung des Energiesystems wird die gesicherte Erzeugungsleistung. Der Einsatz von fossilen Energieträgern in der Stromerzeugung wird sinken. Dennoch braucht unser hoch entwickeltes Industrieland eine Stromversorgung, die auch unabhängig von der Witterung den Bedarf decken kann. Der Systemmarkt schafft hierfür den richtigen Rahmen: Ausschreibungen definieren den Bedarf an gesicherter Leistung, sind aber technologieneutral.
 
Systemdienliche Standorte

Der Umbau der Energielandschaft zieht den Umbau der Infrastruktur nach sich. Der Netzausbau ist notwendig, muss aber effizient sein. Jeder investierte Euro muss den größtmöglichen Nutzen für die Volkswirtschaft bringen. Der Systemmarkt kann Allokationssignale setzen, um den Bau neuer Erzeugungsanlagen dort anzureizen, wo sie das System optimal ausnutzen und keinen unnötigen Ausbaubedarf verursachen.
 
Systemdienstleistungen

Aus unserer Netzbetreiber-Sicht liefern Kraftwerke nicht nur den Strom für Kunden. Sie liefern gleichzeitig Dienstleistungen, die für unseren Netzbetrieb essenziell sind. Für die Spannungshaltung ist Blindleistung notwendig, die Stabilität der Netzfrequenz funktioniert nur mit Momentanreserve, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Weitere technische Dienstleistungen müssen in Zukunft von neuen Marktteilnehmern gedeckt werden. Auch hier gibt es keine Patentlösung, welche Technologie welche Bedarfe decken kann. Neue Erzeugungseinheiten könnten wie die Großkraftwerke verschiedene Systemdienstleistungen liefern. Im Systemmarkt würden die Ausschreibungen modular und technologieoffen erfolgen. So könnten auch spezialisierte Anbieter mit innovativen Technologien einen Beitrag zum sicheren und stabilen Stromsystem leisten, wenn sie eine kosteneffiziente Lösung anbieten.
 
Der Systemmarkt ist ein von Amprion entwickeltes Konzept, das wir mit unserem umfassenden Blick auf das Energiesystem entwickelt haben und das wir gerne in die politische Debatte einbringen. Er kann die Anreize schaffen, um das Energiesystem weiterzuentwickeln und dabei die Versorgungssicherheit in unserer hoch entwickelten Industriegesellschaft zu erhalten. Dazu braucht es das Zusammenspiel von vorhandener Infrastruktur und neuen Technologien. Gleichzeitig kann der Systemmarkt sowohl den Markt als auch das Netz in deren Komplexität darstellen. Denn Netz und Markt dürfen nicht getrennt gedacht werden, wenn wir den Umbau des Energiesystems meistern und dabei einen effizienten sowie sicheren Weg finden wollen.
 
Das „Systemmarkt Konzeptpapier“ kann auf der Internetseite von Amprion heruntergeladen werden.
 
*Dr. Hans-Jürgen Brick ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers Amprion GmbH
 
Hans-Jürgen Brick
Quelle: Amprion GmbH/Hartmut Nägele


 

Mittwoch, 18.05.2022, 10:30 Uhr
Redaktion
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Quelle: E&M
Gastbeitrag
"Unsere Lösung heißt: Systemmarkt"
Damit der Strommarkt seine Rolle beim Umbau des Energiesystems erfüllen kann, muss er sich weiterentwickeln. Ein Gastbeitrag von Hans-Jürgen Brick*, CEO von Amprion.
Die Dekarbonisierung der Wirtschaft, die Klimaschutzziele und die Energiepreise haben lange die Diskussion dominiert. Der Überfall der Ukraine durch Russland führte dann der Gesellschaft schmerzhaft vor Augen, wie abhängig unsere Versorgung von ausländischen Energieträgern ist. Plötzlich steht das energiewirtschaftliche Dreieck aus Versorgungssicherheit, Kosten und Klimaschutz wieder im Zentrum der Debatte. Der Strommarkt schwankt derweil zwischen neuen Höchstpreisen und negativen Werten innerhalb weniger Tage. Die Lage ist volatil, aber sie macht unmissverständlich klar: Das bisherige Marktdesign ist den Anforderungen der kommenden Jahre nicht gewachsen.

Der Strommarkt hat die Aufgabe, den Bedarf an Strom möglichst kosteneffizient zu decken. Das Netz sorgt dafür, dass der gehandelte Strom auch physisch dort ankommt, wo er bestellt wurde. Bislang berücksichtigt das Marktgeschehen aber die technischen Anforderungen des Netzes nicht. Die Folge: Der Markt muss mit Reserven und anderen Instrumenten immer weiter ergänzt werden, damit er seine Aufgabe erfüllen kann. Netzreserve, Kapazitätsreserve und Redispatch sind notwendige Ergänzungen zum derzeitigen Energy-Only-Markt und sichern die Funktionsfähigkeit von Markt und Netz.

Diese Eingriffe sind jedoch mit erheblich steigenden Kosten verbunden, die sich im Endkundenpreis für Strom niederschlagen. Inzwischen ist absehbar: Die Ansprüche an das Netz werden durch Klimaschutz, Elektrifizierung und eine neue Erzeugungslandschaft steigen. Daher muss der Markt zukünftig viel stärker diese neuen Gegebenheiten abbilden und die richtigen Anreize für kosteneffiziente Lösungen bieten.

Unsere Lösung heißt: Systemmarkt. Der Energy-Only-Markt kann so erweitert werden, dass er auch die Anforderungen des Netzes berücksichtigt und damit nicht nur die Stabilität des Netzes sichert, sondern auch Anreize für kosteneffiziente und innovative Lösungen setzt. Wichtig sind dabei drei Anforderungen, die die Energiewelt in Zukunft stemmen muss.
 
Gesicherte Erzeugung

Eine der Herausforderungen bei der Umgestaltung des Energiesystems wird die gesicherte Erzeugungsleistung. Der Einsatz von fossilen Energieträgern in der Stromerzeugung wird sinken. Dennoch braucht unser hoch entwickeltes Industrieland eine Stromversorgung, die auch unabhängig von der Witterung den Bedarf decken kann. Der Systemmarkt schafft hierfür den richtigen Rahmen: Ausschreibungen definieren den Bedarf an gesicherter Leistung, sind aber technologieneutral.
 
Systemdienliche Standorte

Der Umbau der Energielandschaft zieht den Umbau der Infrastruktur nach sich. Der Netzausbau ist notwendig, muss aber effizient sein. Jeder investierte Euro muss den größtmöglichen Nutzen für die Volkswirtschaft bringen. Der Systemmarkt kann Allokationssignale setzen, um den Bau neuer Erzeugungsanlagen dort anzureizen, wo sie das System optimal ausnutzen und keinen unnötigen Ausbaubedarf verursachen.
 
Systemdienstleistungen

Aus unserer Netzbetreiber-Sicht liefern Kraftwerke nicht nur den Strom für Kunden. Sie liefern gleichzeitig Dienstleistungen, die für unseren Netzbetrieb essenziell sind. Für die Spannungshaltung ist Blindleistung notwendig, die Stabilität der Netzfrequenz funktioniert nur mit Momentanreserve, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Weitere technische Dienstleistungen müssen in Zukunft von neuen Marktteilnehmern gedeckt werden. Auch hier gibt es keine Patentlösung, welche Technologie welche Bedarfe decken kann. Neue Erzeugungseinheiten könnten wie die Großkraftwerke verschiedene Systemdienstleistungen liefern. Im Systemmarkt würden die Ausschreibungen modular und technologieoffen erfolgen. So könnten auch spezialisierte Anbieter mit innovativen Technologien einen Beitrag zum sicheren und stabilen Stromsystem leisten, wenn sie eine kosteneffiziente Lösung anbieten.
 
Der Systemmarkt ist ein von Amprion entwickeltes Konzept, das wir mit unserem umfassenden Blick auf das Energiesystem entwickelt haben und das wir gerne in die politische Debatte einbringen. Er kann die Anreize schaffen, um das Energiesystem weiterzuentwickeln und dabei die Versorgungssicherheit in unserer hoch entwickelten Industriegesellschaft zu erhalten. Dazu braucht es das Zusammenspiel von vorhandener Infrastruktur und neuen Technologien. Gleichzeitig kann der Systemmarkt sowohl den Markt als auch das Netz in deren Komplexität darstellen. Denn Netz und Markt dürfen nicht getrennt gedacht werden, wenn wir den Umbau des Energiesystems meistern und dabei einen effizienten sowie sicheren Weg finden wollen.
 
Das „Systemmarkt Konzeptpapier“ kann auf der Internetseite von Amprion heruntergeladen werden.
 
*Dr. Hans-Jürgen Brick ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers Amprion GmbH
 
Hans-Jürgen Brick
Quelle: Amprion GmbH/Hartmut Nägele


 

Mittwoch, 18.05.2022, 10:30 Uhr
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