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Energie & Management > Bilanz - Uniper häuft Milliardenverlust an
Quelle: Fotolia / ldprod
Bilanz

Uniper häuft Milliardenverlust an

Uniper verzeichnet im ersten Halbjahr 2022 einen Verlust von 12 Mrd. Euro. Gut die Hälfte davon ist auf die reduzierten Gaslieferungen aus Russland zurückzuführen.
Wie der Energiekonzern am 17. August mitteilte, betrug das bereinigte Ebit -564 Mio. Euro nach 580 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2021. Gemessen an diesem sehr guten Vorjahreswert, so heißt es, sei das Ergebnis im Bereich globaler Handel wegen der geringen Gaslieferungen aus Russland deutlich gesunken. Um die Kundenverträge bedienen zu können, habe man Gas zu hohen Preisen auf dem Spotmarkt zuzukaufen müssen.

Das Ergebnis im Segment Europäische Erzeugung liegt ebenfalls deutlich unter dem des Vorjahreszeitraums. Das ist nach Konzernangaben vor allem auf eine höhere Bewertung der Rückstellungen für CO2-Zertifikate zurückzuführen. Darüber hinaus führten Preisverwerfungen auf dem schwedischen Markt zu deutlich niedrigeren Ergebnisbeiträgen im Bereich der nordischen Wasserkraft. Auch auf dem britischen Markt lief es wegen der höheren Kosten für Steinkohle nicht gut.

Das Ergebnis im Segment "Russische Stromerzeugungliegt hingegen deutlich über dem Vorjahresniveau. Ein Grund war die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerksblocks Berjosowskaja 3 im Mai 2021 und die damit verbundenen Einnahmen.

2024 soll wieder aus der Verlustzone führen 

Der bereinigte Konzernüberschuss folgt im Wesentlichen dem bereinigten Ebit und liegt nach sechs Monaten mit -359 Mio. Euro deutlich unter dem bereinigten Ergebnis des ersten Halbjahres 2021 in Höhe von 485 Mio. Euro. Der Konzernfehlbetrag beläuft sich auf mehr als 12 Mrd. Euro. Etwas mehr als die Hälfte davon (6,5 Mrd. Euro) steht nach Angaben von Uniper im Zusammenhang mit den erwarteten künftigen Gaslieferunterbrechungen. Außerdem sind rund 2,7 Mrd. Euro an Abschreibungen enthalten, unter anderem für die Nord-Stream-2-Pipeline. Die wirtschaftliche Nettoverschuldung ist signifikant von 324 Mio. Euro auf 2.057 Mio. Euro gestiegen.

Eine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr wollte das Unternehmen mit Hinweis auf das volatile Umfeld nicht geben. Man rechnet aber aufgrund der reduzierten russischen Gaslieferungen mit einem deutlich negativen Ergebnis. Für 2023 wird eine Ergebnisverbesserung erwartet, 2024 möchte man die Verlustzone wieder verlassen.

CEO Klaus-Dieter Maubach erklärte: "Uniper leistet seit Monaten einen essenziellen Beitrag zur Stabilisierung der Gasversorgung in Deutschland – um den Preis von Milliarden-Verlusten, die uns durch die weggebrochenen Liefermengen aus Russland entstehen. Das hat die Bundesregierung erkannt und konsequent gehandelt." Am 22. Juli hatten sich die Bundesregierung, Uniper und Fortum auf ein Stabilisierungspaket geeinigt. Es sieht unter anderem vor, dass der Bund mit 30 % bei dem Düsseldorfer Unternehmen einsteigt. Damit werde eine Kettenreaktion verhindert, die weitaus größeren Schaden anrichten würde, so Maubach. Für den Herbst kündigte er eine Hauptversammlung an, die über die Vereinbarungen abstimmen soll.

"Die operative Entwicklung des Geschäfts ist dennoch solide, die Volumina der Stromproduktion lagen auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums", sagte Finanzvorständin Tiina Tuomela.

Schwere Vorwürfe gegen Gazprom

In einer Pressekonferenz ging Maubach auch auf Hintergründe zu den fehlenden Gaslieferungen aus Russland ein. Danach werden zurzeit nur noch 20 % der vertraglich vereinbarten und bestellten Mengen geliefert. Die meisten Verträge mit Gazprom sehen, so der Uniper-CEO, als Ãœbergabepunkt Waidhaus an der deutsch-tschechischen Grenze vor, der also gar nichts mit den angeblichen Störungen bei der Ostseepipeline Nord Stream zu tun hat. Trotzdem würden hier keine Ersatzmengen zur Verfügung gestellt.

Die täglichen Verluste, um die Kunden in dieser Situation in vollem Umfang und zu den vereinbarten Preisen zu beliefern, betragen nach Angaben von Maubach rund 60 Mio. Euro. "Gazprom hat unser Unternehmen mit seinem Handeln an den Rand der Insolvenz gebracht", betonte er. Die bisher entstandenen Verluste bezifferte der CEO auf 3,8 Mrd. Euro, von der vereinbarten Kreditlinie der KfW von 9 Mrd. Euro habe man aktuell 5 Mrd. Euro in Anspruch genommen. Die kommende Gasumlage nannte er notwendig, um noch größere Verwerfungen an den Energiemärkten zu vermeiden.

Weiter kündigte Maubach an, das Gasportfolio umzustrukturieren, vor allem was die langfristigen Verträge mit Russland betrifft. Daran wird nach seinen Worten bereits gearbeitet.
 
Kennzahlen Uniper im 1. Halbjahr 2022
 1. HJ 20221. HJ 201
Bereinigtes Ebit-564 Mio. Euro580 Mio. Euro
Bereinigter Konzernüberschuss-359 Mio. Euro485 Mio. Euro
Nettoverschuldung2.057 Mio. Euro324 Mio. Euro
Quelle: Uniper

Mittwoch, 17.08.2022, 15:28 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Bilanz - Uniper häuft Milliardenverlust an
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Uniper häuft Milliardenverlust an
Uniper verzeichnet im ersten Halbjahr 2022 einen Verlust von 12 Mrd. Euro. Gut die Hälfte davon ist auf die reduzierten Gaslieferungen aus Russland zurückzuführen.
Wie der Energiekonzern am 17. August mitteilte, betrug das bereinigte Ebit -564 Mio. Euro nach 580 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2021. Gemessen an diesem sehr guten Vorjahreswert, so heißt es, sei das Ergebnis im Bereich globaler Handel wegen der geringen Gaslieferungen aus Russland deutlich gesunken. Um die Kundenverträge bedienen zu können, habe man Gas zu hohen Preisen auf dem Spotmarkt zuzukaufen müssen.

Das Ergebnis im Segment Europäische Erzeugung liegt ebenfalls deutlich unter dem des Vorjahreszeitraums. Das ist nach Konzernangaben vor allem auf eine höhere Bewertung der Rückstellungen für CO2-Zertifikate zurückzuführen. Darüber hinaus führten Preisverwerfungen auf dem schwedischen Markt zu deutlich niedrigeren Ergebnisbeiträgen im Bereich der nordischen Wasserkraft. Auch auf dem britischen Markt lief es wegen der höheren Kosten für Steinkohle nicht gut.

Das Ergebnis im Segment "Russische Stromerzeugungliegt hingegen deutlich über dem Vorjahresniveau. Ein Grund war die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerksblocks Berjosowskaja 3 im Mai 2021 und die damit verbundenen Einnahmen.

2024 soll wieder aus der Verlustzone führen 

Der bereinigte Konzernüberschuss folgt im Wesentlichen dem bereinigten Ebit und liegt nach sechs Monaten mit -359 Mio. Euro deutlich unter dem bereinigten Ergebnis des ersten Halbjahres 2021 in Höhe von 485 Mio. Euro. Der Konzernfehlbetrag beläuft sich auf mehr als 12 Mrd. Euro. Etwas mehr als die Hälfte davon (6,5 Mrd. Euro) steht nach Angaben von Uniper im Zusammenhang mit den erwarteten künftigen Gaslieferunterbrechungen. Außerdem sind rund 2,7 Mrd. Euro an Abschreibungen enthalten, unter anderem für die Nord-Stream-2-Pipeline. Die wirtschaftliche Nettoverschuldung ist signifikant von 324 Mio. Euro auf 2.057 Mio. Euro gestiegen.

Eine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr wollte das Unternehmen mit Hinweis auf das volatile Umfeld nicht geben. Man rechnet aber aufgrund der reduzierten russischen Gaslieferungen mit einem deutlich negativen Ergebnis. Für 2023 wird eine Ergebnisverbesserung erwartet, 2024 möchte man die Verlustzone wieder verlassen.

CEO Klaus-Dieter Maubach erklärte: "Uniper leistet seit Monaten einen essenziellen Beitrag zur Stabilisierung der Gasversorgung in Deutschland – um den Preis von Milliarden-Verlusten, die uns durch die weggebrochenen Liefermengen aus Russland entstehen. Das hat die Bundesregierung erkannt und konsequent gehandelt." Am 22. Juli hatten sich die Bundesregierung, Uniper und Fortum auf ein Stabilisierungspaket geeinigt. Es sieht unter anderem vor, dass der Bund mit 30 % bei dem Düsseldorfer Unternehmen einsteigt. Damit werde eine Kettenreaktion verhindert, die weitaus größeren Schaden anrichten würde, so Maubach. Für den Herbst kündigte er eine Hauptversammlung an, die über die Vereinbarungen abstimmen soll.

"Die operative Entwicklung des Geschäfts ist dennoch solide, die Volumina der Stromproduktion lagen auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums", sagte Finanzvorständin Tiina Tuomela.

Schwere Vorwürfe gegen Gazprom

In einer Pressekonferenz ging Maubach auch auf Hintergründe zu den fehlenden Gaslieferungen aus Russland ein. Danach werden zurzeit nur noch 20 % der vertraglich vereinbarten und bestellten Mengen geliefert. Die meisten Verträge mit Gazprom sehen, so der Uniper-CEO, als Ãœbergabepunkt Waidhaus an der deutsch-tschechischen Grenze vor, der also gar nichts mit den angeblichen Störungen bei der Ostseepipeline Nord Stream zu tun hat. Trotzdem würden hier keine Ersatzmengen zur Verfügung gestellt.

Die täglichen Verluste, um die Kunden in dieser Situation in vollem Umfang und zu den vereinbarten Preisen zu beliefern, betragen nach Angaben von Maubach rund 60 Mio. Euro. "Gazprom hat unser Unternehmen mit seinem Handeln an den Rand der Insolvenz gebracht", betonte er. Die bisher entstandenen Verluste bezifferte der CEO auf 3,8 Mrd. Euro, von der vereinbarten Kreditlinie der KfW von 9 Mrd. Euro habe man aktuell 5 Mrd. Euro in Anspruch genommen. Die kommende Gasumlage nannte er notwendig, um noch größere Verwerfungen an den Energiemärkten zu vermeiden.

Weiter kündigte Maubach an, das Gasportfolio umzustrukturieren, vor allem was die langfristigen Verträge mit Russland betrifft. Daran wird nach seinen Worten bereits gearbeitet.
 
Kennzahlen Uniper im 1. Halbjahr 2022
 1. HJ 20221. HJ 201
Bereinigtes Ebit-564 Mio. Euro580 Mio. Euro
Bereinigter Konzernüberschuss-359 Mio. Euro485 Mio. Euro
Nettoverschuldung2.057 Mio. Euro324 Mio. Euro
Quelle: Uniper

Mittwoch, 17.08.2022, 15:28 Uhr
Günter Drewnitzky

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