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Energie & Management > Regenerative - ÜNB korrigieren stillschweigend Direktvermarktungs-Zahlen
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Regenerative

ÜNB korrigieren stillschweigend Direktvermarktungs-Zahlen

Die Direktvermarkter haben für Februar wieder mehr grüne Leistung angemeldet. Allerdings war der Knick im Januar weniger stark, als die Übertragungsnetzbetreiber ursprünglich meldeten.
Der Zubaulogik der Energiewende entsprechend haben die Direktvermarkter für deutschen Ökostrom für Februar höhere Leistungszahlen gemeldet als für Januar. Aus einer Veröffentlichung der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 7. Februar geht hervor, dass die zur Direktvermarktung angemeldete installierte Leistung in beiden Hauptsegmenten gegenüber Januar um gut 900 MW auf 99.143 MW gestiegen ist.

Allerdings gleicht sich damit nur die Delle beinahe aus, die zum Jahreswechsel erstmals seit zwei Jahren verzeichnet worden war (wir berichteten). Denn schon für Dezember 2022 waren 99.143 MW in der Direktvermarktung gewesen, dann aber über den Jahreswechsel um 711 MW gesunken. Einen ähnlichen Effekt hatte es auf niedrigerem Niveau zum Jahreswechsel 2020/21 gegeben.

Alte Zahlen verschwinden einfach

Die Differenz von 711 MW ergibt sich aus korrigierten Januar-Zahlen, mit denen die ÜNB jetzt stillschweigend aufwarten. Sie haben ohne Erläuterung die Anfang Januar veröffentlichte Marktprämien-Leistung um 380 MW nach unten korrigiert. Die sonstige Direktvermarktung wiederum steht jetzt um 544 MW größer da, als vor einem Monat gemeldet.

In der Spitze steht jetzt ein um gut 400 MW niedrigerer Wert für die geförderte Direktvermarktung von Windenergie an Land auf dem Zettel als vorher. Umgekehrt wurde in dieser Technologie die sonstige Direktvermarktungs-Leistung vom Januar jetzt um etwa die gleiche Leistung höher angesetzt. Mehr noch: Die ursprünglich gemeldeten Zahlen sind auf der ÜNB-Transparenzplattform stillschweigend verschwunden, es findet sich auch kein Korrekturhinweis. 

Ein Grund für die Differenzen könnten Nachmeldungen sein, nachdem zum Jahreswechsel viele Anlagen einen neuen Direktvermarkter bekommen und die zur Meldung verpflichteten Anlagenbetreiber erst später die neuen Vermarktungsverhältnisse durchgeben.

Was ein ÜNB dazu sagt

Der von dieser Redaktion angefragte ÜNB 50 Hertz bestätigte am 8. Februar, dass die ÜNB immer wieder Meldungskorrekturen von nachgelagerten Verteilnetzbetreibern (VNB) nachtragen. Außer Offshore-Windrädern sind die grünen Kraftwerke in der Regel ans Verteilnetz angeschlossen. Die Meldungskorrekturen häuften sich, so ein Sprecher weiter, zu Jahreswechseln, was wahrscheinlich letztlich von den Direktvermarkter-Wechseln angestoßen werde. Man sei im Einzelfall mit VNB im Gespräch, um die Datenqualität zu verbessern.

Subventionsfreies Segment macht Sprung nach oben

Das geförderte Direktvermarktungs-Segment "Marktprämienmodell" baut im Februar seine dominante Stellung um 168 MW auf 82.839 MW etwas ab. Die nicht subventionierte sonstige Direktvermarktungs-Leistung dagegen steigt um 1.074 MW auf 16.499 MW.

In der sonstigen Direktvermarktung legten alle Technologien leicht zu oder blieben gleich. Fast den gesamten Zuwachs in diesem Segment vereinigt die Ökoenergie Nummer eins, die Windenergie an Land, auf sich: mit einem Plus von 938 MW auf 11.000 MW.

​Die Situation im Marktprämienmodell

In der Marktprämie dagegen lässt Onshore mit minus 342 MW mit Abstand am meisten Federn und landete bei 45.666 MW. Photovoltaik als zweitstärkste Technologie steigt dort am stärksten, und zwar um 120 MW auf 21.224 MW und in der ungeförderten Direktvermarktung leicht auf 3.927 MW.

Die Direktvermarktungs-Zahlen umfassen nur Anlagen ab 100 kW. Die Masse der Aufdach-Solaranlagen auf Privathäusern dagegen unterliegt nicht der Direktvermarktungspflicht. Ihr Ökostrom wird, sofern er ins Verteilnetz eingespeist statt selbst verbraucht wird, von den ÜNB vermarktet.

​Offshore: Weiter zwei Windparks förderfrei

Die drittgrößte Technologie in der Marktprämie, die Offshore-Windkraft, tritt mit 7.788 MW ebenso auf der Stelle wie in der sonstigen Direktvermarktung mit 455 MW. Das heißt, die beiden Windparks "Kaskasi" (342 MW) und "Borkum Riffgrund 1" (113 MW) bleiben derzeit förderfrei.

​Biomasse steigt beiderseits marginal zu

Biomasse als viertstärkste Technologie legte in beiden Segmenten fast unmerklich zu, in der Marktprämie um 48 MW auf 7.147 MW und in der sonstigen Direktvermarktung um 9 MW auf 646 MW.

Edit: In einer früheren Version war irrtümlicherweise von einer höheren Abweichung bei Wind onshore in der Marktprämie die Rede.

Dienstag, 7.02.2023, 17:09 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Regenerative - ÜNB korrigieren stillschweigend Direktvermarktungs-Zahlen
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Regenerative
ÜNB korrigieren stillschweigend Direktvermarktungs-Zahlen
Die Direktvermarkter haben für Februar wieder mehr grüne Leistung angemeldet. Allerdings war der Knick im Januar weniger stark, als die Übertragungsnetzbetreiber ursprünglich meldeten.
Der Zubaulogik der Energiewende entsprechend haben die Direktvermarkter für deutschen Ökostrom für Februar höhere Leistungszahlen gemeldet als für Januar. Aus einer Veröffentlichung der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 7. Februar geht hervor, dass die zur Direktvermarktung angemeldete installierte Leistung in beiden Hauptsegmenten gegenüber Januar um gut 900 MW auf 99.143 MW gestiegen ist.

Allerdings gleicht sich damit nur die Delle beinahe aus, die zum Jahreswechsel erstmals seit zwei Jahren verzeichnet worden war (wir berichteten). Denn schon für Dezember 2022 waren 99.143 MW in der Direktvermarktung gewesen, dann aber über den Jahreswechsel um 711 MW gesunken. Einen ähnlichen Effekt hatte es auf niedrigerem Niveau zum Jahreswechsel 2020/21 gegeben.

Alte Zahlen verschwinden einfach

Die Differenz von 711 MW ergibt sich aus korrigierten Januar-Zahlen, mit denen die ÜNB jetzt stillschweigend aufwarten. Sie haben ohne Erläuterung die Anfang Januar veröffentlichte Marktprämien-Leistung um 380 MW nach unten korrigiert. Die sonstige Direktvermarktung wiederum steht jetzt um 544 MW größer da, als vor einem Monat gemeldet.

In der Spitze steht jetzt ein um gut 400 MW niedrigerer Wert für die geförderte Direktvermarktung von Windenergie an Land auf dem Zettel als vorher. Umgekehrt wurde in dieser Technologie die sonstige Direktvermarktungs-Leistung vom Januar jetzt um etwa die gleiche Leistung höher angesetzt. Mehr noch: Die ursprünglich gemeldeten Zahlen sind auf der ÜNB-Transparenzplattform stillschweigend verschwunden, es findet sich auch kein Korrekturhinweis. 

Ein Grund für die Differenzen könnten Nachmeldungen sein, nachdem zum Jahreswechsel viele Anlagen einen neuen Direktvermarkter bekommen und die zur Meldung verpflichteten Anlagenbetreiber erst später die neuen Vermarktungsverhältnisse durchgeben.

Was ein ÜNB dazu sagt

Der von dieser Redaktion angefragte ÜNB 50 Hertz bestätigte am 8. Februar, dass die ÜNB immer wieder Meldungskorrekturen von nachgelagerten Verteilnetzbetreibern (VNB) nachtragen. Außer Offshore-Windrädern sind die grünen Kraftwerke in der Regel ans Verteilnetz angeschlossen. Die Meldungskorrekturen häuften sich, so ein Sprecher weiter, zu Jahreswechseln, was wahrscheinlich letztlich von den Direktvermarkter-Wechseln angestoßen werde. Man sei im Einzelfall mit VNB im Gespräch, um die Datenqualität zu verbessern.

Subventionsfreies Segment macht Sprung nach oben

Das geförderte Direktvermarktungs-Segment "Marktprämienmodell" baut im Februar seine dominante Stellung um 168 MW auf 82.839 MW etwas ab. Die nicht subventionierte sonstige Direktvermarktungs-Leistung dagegen steigt um 1.074 MW auf 16.499 MW.

In der sonstigen Direktvermarktung legten alle Technologien leicht zu oder blieben gleich. Fast den gesamten Zuwachs in diesem Segment vereinigt die Ökoenergie Nummer eins, die Windenergie an Land, auf sich: mit einem Plus von 938 MW auf 11.000 MW.

​Die Situation im Marktprämienmodell

In der Marktprämie dagegen lässt Onshore mit minus 342 MW mit Abstand am meisten Federn und landete bei 45.666 MW. Photovoltaik als zweitstärkste Technologie steigt dort am stärksten, und zwar um 120 MW auf 21.224 MW und in der ungeförderten Direktvermarktung leicht auf 3.927 MW.

Die Direktvermarktungs-Zahlen umfassen nur Anlagen ab 100 kW. Die Masse der Aufdach-Solaranlagen auf Privathäusern dagegen unterliegt nicht der Direktvermarktungspflicht. Ihr Ökostrom wird, sofern er ins Verteilnetz eingespeist statt selbst verbraucht wird, von den ÜNB vermarktet.

​Offshore: Weiter zwei Windparks förderfrei

Die drittgrößte Technologie in der Marktprämie, die Offshore-Windkraft, tritt mit 7.788 MW ebenso auf der Stelle wie in der sonstigen Direktvermarktung mit 455 MW. Das heißt, die beiden Windparks "Kaskasi" (342 MW) und "Borkum Riffgrund 1" (113 MW) bleiben derzeit förderfrei.

​Biomasse steigt beiderseits marginal zu

Biomasse als viertstärkste Technologie legte in beiden Segmenten fast unmerklich zu, in der Marktprämie um 48 MW auf 7.147 MW und in der sonstigen Direktvermarktung um 9 MW auf 646 MW.

Edit: In einer früheren Version war irrtümlicherweise von einer höheren Abweichung bei Wind onshore in der Marktprämie die Rede.

Dienstag, 7.02.2023, 17:09 Uhr
Georg Eble

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