E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - TÜV-Stempel für Ökostrom
Bild: Fotolia.com, Jürgen Fälchle
E&M Vor 20 Jahren

TÜV-Stempel für Ökostrom

E&M hat von Anfang an über den Wandel des Energiemarkts berichtet. In der Rubrik "Die Energiewirtschaft vor 20 Jahren", geben wir einen Eindruck davon, was damals den Markt bewegte.
Mit der Liberalisierung der Energiewirtschaft im Jahr 1998 erlebte die Branche einen Paradigmenwechsel. Gebietsmonopole wurden aufgebrochen. Energieabnehmer wurden zu Kunden und Energie wurde zu einer börsengehandelten Commodity. Neue Player traten am Markt auf, alteingesessene Unternehmen verschwanden. Ausgewählte Beiträge aus unserer Zeitung und aus E&M Powernews lassen Protagonisten aus dieser Zeit noch einmal zu Wort kommen und zeichnen die ehemaligen Strukturen der Branche nach.

Schon seit Ende der 1990er Jahre gibt es Öko-Strom-Siegel. Das Grüner-Strom-Label wurde 1999 eingeführt und der dahinter stehende Verein bereits 1998 von Eurosolar gegründet. Danach folgte das OK-Power-Siegel, hinter dem der Verein Energie Vision steht. Dieser wurde im Jahr 2000 gegründet und wird gemeinsam von Öko-Institut e.V. und der Hamburg Institut Research gGmbH (HIR) getragen. Im Jahr 2001 kam dann auch ein TÜV-Siegel auf den Markt. Darüber berichtete damals E&M-Redakteur Peter Focht.
 
Strom ist nicht gleich Strom; wird er aus erneuerbaren Energien hergestellt, schätzen ihn umweltbewusste Verbraucher inzwischen wesentlich höher ein als anonymen Strom aus Großkraftwerken.
 
Nicht nur Erzeuger können sich mit Ökostrom einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Auch Produkte, die mit grünem Strom hergestellt wurden, befördern das Image des Anbieters. Um auf diesem Markt für mehr Transparenz zu sorgen, hat die TÜV Management Service GmbH der Unternehmensgruppe TÜV Süddeutschland, München, ihr Angebot der Energiezertifizierung jüngst um ein Öko-Label für Verbraucher ergänzt.

Neben Erzeugern, Vermittlern und Anbietern, die die von ihnen bereitgestellten oder erzeugten Ökoprodukte entweder ziemlich allgemein als Strom aus erneuerbaren Energien (EE, EE01, VdTÜV 1303) oder auch etwas spezieller als Strom aus Wasserkraft (EE02) bzw. Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung (UE) zertifizieren lassen können, haben nun auch Verbraucher die Möglichkeit, durch ein TÜV-Siegel nachzuweisen, dass sie ihren Strombedarf auf umweltverträgliche Art decken.

Der TÜV verlangt dafür die Vorlage eines Vertrages über die ausschließliche Belieferung mit Strom aus erneuerbaren oder umweltverträglichen Energieträgern, der seinerseits zertifiziert sein muss. Durch die Zertifizierung beweise der Verbraucher gegenüber seinen Kunden und Mitarbeitern sein Umweltengagement. Das Marketingpotenzial des TÜV-Siegels bewirke eine deutliche Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb, meint Dipl.-Ing. Helmut Langl von der TÜV Management Service GmbH. Die Differenzierung geht inzwischen so weit, dass sogar der Bezug von Strom aus Wasserkraft gesondert ausgewiesen werden kann.

Die Erzeuger und Lieferanten können sich ihren Wasserkraft-Strom in unterschiedlicher Weise zertifizieren lassen. Energieversorgern, die ihn gemeinsam mit anders erzeugtem in ihr Netz einspeisen, bescheinigt der TÜV nach erfolgreicher Prüfung, wie viel Wasserkraft-Strom sie erzeugt haben und wie viel CO2 er in Relation zum deutschen Kraftwerksmix der Umwelt ersparte.

Weiter als diese allgemeine Erzeugungszertifizierung geht das spezielle Ökostromzertifikat für Wasserkraft-Strom. Es liefere sozusagen eine Herkunftsgarantie, so Helmut Langl weiter. Außerdem gebe es Aufschluss darüber, wie groß die erzeugenden Kraftwerke ausgelegt sind, ob die Produktionskapazität ausgebaut werden muss und ob Verbrauch und Erzeugung zeitgleich ablaufen oder nur innerhalb von zwölf Monaten bilanzierend ausgeglichen werden.

Während kleinere Kraftwerke den Weg der Zertifizierung aus verständlichem Stolz auf ihre Leistung wählten, seien bei größeren Unternehmen wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Speziell österreichische und schweizerische Produzenten versuchten, damit auf dem deutschen Markt aufzutreten.

Bei den bisherigen Zertifizierungen und den damit verbunden Betriebsbesichtigungen habe sich ein durchwegs hoher Standard gezeigt. Bei großen Wasserkraftwerken stünde zu viel auf dem Spiel, als dass sie irgendwelche Fahrlässigkeiten und damit Produktionsausfälle riskierten. Eine kontinuierliche Überwachung und Störungsmeldung sei selbst bei nicht ständig besetzten Kraftwerken stets gesichert, berichtet Langl. Die Übertragung der Messwerte sei redundant ausgelegt, bei Ausfall einer Kommunikationsleitung seien Überwachung und Datenerfassung also immer gewährleistet.

„Dieser Standard kann in den kleineren Wasserkraftwerken natürlich nicht eingehalten werden“, so der TÜV-Ingenieur. Im Regelfall sei aber zumindest eine tägliche Vor-Ort-Kontrolle gewährleistet, „und bei den Stadtwerken ist auch bei Krankheit oder sonstigen Notfällen eine Überwachung sichergestellt“.

Bei privat betriebenen Kraftwerken sei dies nicht der Fall. Hier könne es durchaus vorkommen, dass mehrere Tage vergehen, bis ein Störfall erkannt wird. „Teilweise sind in solchen Fällen auch weder Überwachungsprotokolle noch elektrische Schaltpläne vorhanden“, sodass der Nachweis einer korrekten Messwerterfassung und Abrechnung schwierig sei. Dennoch seien diese Schwachpunkte in der Regel zu beseitigen und im Anschluss daran könne auch ein Zertifikat vergeben werden.
 

Sonntag, 7.03.2021, 14:04 Uhr
Peter Focht und Fritz Wilhelm
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - TÜV-Stempel für Ökostrom
Bild: Fotolia.com, Jürgen Fälchle
E&M Vor 20 Jahren
TÜV-Stempel für Ökostrom
E&M hat von Anfang an über den Wandel des Energiemarkts berichtet. In der Rubrik "Die Energiewirtschaft vor 20 Jahren", geben wir einen Eindruck davon, was damals den Markt bewegte.
Mit der Liberalisierung der Energiewirtschaft im Jahr 1998 erlebte die Branche einen Paradigmenwechsel. Gebietsmonopole wurden aufgebrochen. Energieabnehmer wurden zu Kunden und Energie wurde zu einer börsengehandelten Commodity. Neue Player traten am Markt auf, alteingesessene Unternehmen verschwanden. Ausgewählte Beiträge aus unserer Zeitung und aus E&M Powernews lassen Protagonisten aus dieser Zeit noch einmal zu Wort kommen und zeichnen die ehemaligen Strukturen der Branche nach.

Schon seit Ende der 1990er Jahre gibt es Öko-Strom-Siegel. Das Grüner-Strom-Label wurde 1999 eingeführt und der dahinter stehende Verein bereits 1998 von Eurosolar gegründet. Danach folgte das OK-Power-Siegel, hinter dem der Verein Energie Vision steht. Dieser wurde im Jahr 2000 gegründet und wird gemeinsam von Öko-Institut e.V. und der Hamburg Institut Research gGmbH (HIR) getragen. Im Jahr 2001 kam dann auch ein TÜV-Siegel auf den Markt. Darüber berichtete damals E&M-Redakteur Peter Focht.
 
Strom ist nicht gleich Strom; wird er aus erneuerbaren Energien hergestellt, schätzen ihn umweltbewusste Verbraucher inzwischen wesentlich höher ein als anonymen Strom aus Großkraftwerken.
 
Nicht nur Erzeuger können sich mit Ökostrom einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Auch Produkte, die mit grünem Strom hergestellt wurden, befördern das Image des Anbieters. Um auf diesem Markt für mehr Transparenz zu sorgen, hat die TÜV Management Service GmbH der Unternehmensgruppe TÜV Süddeutschland, München, ihr Angebot der Energiezertifizierung jüngst um ein Öko-Label für Verbraucher ergänzt.

Neben Erzeugern, Vermittlern und Anbietern, die die von ihnen bereitgestellten oder erzeugten Ökoprodukte entweder ziemlich allgemein als Strom aus erneuerbaren Energien (EE, EE01, VdTÜV 1303) oder auch etwas spezieller als Strom aus Wasserkraft (EE02) bzw. Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung (UE) zertifizieren lassen können, haben nun auch Verbraucher die Möglichkeit, durch ein TÜV-Siegel nachzuweisen, dass sie ihren Strombedarf auf umweltverträgliche Art decken.

Der TÜV verlangt dafür die Vorlage eines Vertrages über die ausschließliche Belieferung mit Strom aus erneuerbaren oder umweltverträglichen Energieträgern, der seinerseits zertifiziert sein muss. Durch die Zertifizierung beweise der Verbraucher gegenüber seinen Kunden und Mitarbeitern sein Umweltengagement. Das Marketingpotenzial des TÜV-Siegels bewirke eine deutliche Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb, meint Dipl.-Ing. Helmut Langl von der TÜV Management Service GmbH. Die Differenzierung geht inzwischen so weit, dass sogar der Bezug von Strom aus Wasserkraft gesondert ausgewiesen werden kann.

Die Erzeuger und Lieferanten können sich ihren Wasserkraft-Strom in unterschiedlicher Weise zertifizieren lassen. Energieversorgern, die ihn gemeinsam mit anders erzeugtem in ihr Netz einspeisen, bescheinigt der TÜV nach erfolgreicher Prüfung, wie viel Wasserkraft-Strom sie erzeugt haben und wie viel CO2 er in Relation zum deutschen Kraftwerksmix der Umwelt ersparte.

Weiter als diese allgemeine Erzeugungszertifizierung geht das spezielle Ökostromzertifikat für Wasserkraft-Strom. Es liefere sozusagen eine Herkunftsgarantie, so Helmut Langl weiter. Außerdem gebe es Aufschluss darüber, wie groß die erzeugenden Kraftwerke ausgelegt sind, ob die Produktionskapazität ausgebaut werden muss und ob Verbrauch und Erzeugung zeitgleich ablaufen oder nur innerhalb von zwölf Monaten bilanzierend ausgeglichen werden.

Während kleinere Kraftwerke den Weg der Zertifizierung aus verständlichem Stolz auf ihre Leistung wählten, seien bei größeren Unternehmen wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Speziell österreichische und schweizerische Produzenten versuchten, damit auf dem deutschen Markt aufzutreten.

Bei den bisherigen Zertifizierungen und den damit verbunden Betriebsbesichtigungen habe sich ein durchwegs hoher Standard gezeigt. Bei großen Wasserkraftwerken stünde zu viel auf dem Spiel, als dass sie irgendwelche Fahrlässigkeiten und damit Produktionsausfälle riskierten. Eine kontinuierliche Überwachung und Störungsmeldung sei selbst bei nicht ständig besetzten Kraftwerken stets gesichert, berichtet Langl. Die Übertragung der Messwerte sei redundant ausgelegt, bei Ausfall einer Kommunikationsleitung seien Überwachung und Datenerfassung also immer gewährleistet.

„Dieser Standard kann in den kleineren Wasserkraftwerken natürlich nicht eingehalten werden“, so der TÜV-Ingenieur. Im Regelfall sei aber zumindest eine tägliche Vor-Ort-Kontrolle gewährleistet, „und bei den Stadtwerken ist auch bei Krankheit oder sonstigen Notfällen eine Überwachung sichergestellt“.

Bei privat betriebenen Kraftwerken sei dies nicht der Fall. Hier könne es durchaus vorkommen, dass mehrere Tage vergehen, bis ein Störfall erkannt wird. „Teilweise sind in solchen Fällen auch weder Überwachungsprotokolle noch elektrische Schaltpläne vorhanden“, sodass der Nachweis einer korrekten Messwerterfassung und Abrechnung schwierig sei. Dennoch seien diese Schwachpunkte in der Regel zu beseitigen und im Anschluss daran könne auch ein Zertifikat vergeben werden.
 

Sonntag, 7.03.2021, 14:04 Uhr
Peter Focht und Fritz Wilhelm

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.