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Energie & Management > Bilanz - Trotz Corona weiter auf Wachstumskurs
Bild: Fotolia.com, Rynio Productions
Bilanz

Trotz Corona weiter auf Wachstumskurs

Der EWE-Konzern will digitaler und klimaneutral werden. Mit den Geschäftszahlen für 2020 sieht sich der Vorstand auf einem guten Weg dahin.
Sichtlich gelöst zeigten sich EWE-Chef Stefan Dohler und sein Finanzvorstand Wolfgang Mücher auf der jüngsten digitalen Bilanzpressekonferenz: „Trotz Corona war 2020 ein sehr erfolgreiches Jahr für uns. Mit den Ergebnissen sind wir sehr zufrieden“, betonte das Duo fast wortgleich in ihren Statements. Denn die EWE ist bislang in der Tat nur mit ganz leichten Kratzern beispielsweise beim Energieabsatz durch die Pandemiezeit gekommen.

Was die präsentierten Bilanzzahlen unterstreichen: Der Umsatz belief sich im zurückliegenden Geschäftsjahr auf 5,64 Mrd. Euro nach 5,65 Mrd. Euro in 2019. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern, die für EWE entscheidende Kenngröße, lag mit 442 Mio. Euro nur um 3 % niedriger als im Vorjahr (455,9 Mio. Euro). Nach Worten Müchers hat Corona das EWE-Ergebnis im vergangenen Jahr mit etwa „18 Millionen Euro“ belastet. Freuen können sich die Gesellschafter und Anteilseigner: Sie erwartet eine auf gut 187 Mio. Euro erhöhte Dividende.
Beim Blick auf die einzelnen Geschäftssegmente zeigte sich der Finanzvorstand insbesondere mit den Zugewinnen bei den erneuerbaren Energien (O-Ton: „Ehrlicherweise hatten wir mit noch mehr gerechnet“) und der Telekommunikationssparte zufrieden: „Bei EWE Tel haben wir auf jeden Fall von der Corona-Pandemie profitiert, da viele Kunden höhere Datenraten bei uns gebucht haben.“

Der Energiekonzern im Nordwesten sieht sich auf dem richtigen Weg. Trotz der Turbulenzen konnte das Unternehmen seine Investitionen im vergangenen Jahr um gut 12 % auf gut 657 Mio. Euro ausbauen. Das ist nur als erster Aufschlag zu bewerten. In den kommenden zehn Jahren will EWE rund 10 Mrd. Euro investieren, vier Mrd. Euro davon entfallen auf das jüngst mit der Aloys-Wobben-Stiftung, der alleinigen Eigentümerin des Windturbinenherstellers Enercon, gegründete Jointventure Alterric. „Zehn Milliarden Euro sind auch für eine EWE nicht gerade wenig“, betonte Dohler.

Weiteres Indiz für die angekündigte Wachstumsoffensive: Obgleich EWE durch den Verlauf des Offshore-Wind-Tochterunternehmens 110 Mitarbeiter abgegeben hat, wuchs die Zahl der Gesamtbelegschaft um gut 300 auf 9.140 Köpfe. Dabei dürfte es nicht bleiben: Vorstandschef Dohler brannte bei seinen Statements ein Feuerwerk von Aktivitäten, Kooperationen und Zukunftsplänen ab, das nur von immer versierten Mitarbeiter zu schaffen ist. So hat die mit der Telekom Deutschland geründete Glasfaser Nordwest mittlerweile deutlich an Fahrt gewonnen. Bis Mitte dieses Jahres soll es in der Region allein 100.000 neue Glasfaseranschlüsse bereitstehen.

Letzter Kohleblock soll 2023 vom Netz gehen

Diese Aktivitäten sind Teil der neuen EWE-Strategie, die vor allem auf Digitalisierung und Klimaschutz beziehungsweise Klimaneutralität setzt. So wird das Unternehmen wohl im Sommer 2023 seinen letzten Kohleblock, den das Tochterunternehmen swb im Bremer Hafen betreibt, abschalten − 15 Jahre vor dem offiziellen Ende der Kohleverstromung hierzulande.

Mit Blick auf das Berliner Regierungsviertel mahnte der EWE-Chef zum wiederholten Male bessere Rahmenbedingungen für den weiteren Windkraftausbau hierzulande: „Trotz der jüngsten EEG-Nachbesserungen erreichen wir damit nicht die Ausbauzahlen bei der Ökostromerzeugung, die im gleichen Gesetz für das Jahr 2030 vorgesehen sind.“ Dohler erinnerte die Politik daran, dass mehr erneuerbare Energien die Basis für das von vielen Akteure erhoffte Wasserstoff-Zeitalter sind: „Wer Wasserstoff ernten will, muss Wind säen!“ Eine eingängige Lösung, die sich in den Köpfe der politischen Entscheidungsträger festsetzen sollte.

Neben allen Plänen bei der Windenergie, bei Wasserstoff oder Elektromobilität sollte nicht vergessen werden, dass EWE nach wie vor ein „schnöder“ Energielieferant ist. In der Nordwestregion, in Brandenburg und auf Rügen sowie in Teilen Polens rund 1,4 Mio. Privat- und Firmenkunden mit Strom. Hinzu kommen 0,7 Mio. Erdgaskunden.

Die Stromkunden müssen sich mit Beginn des kommenden Jahres auf eine Neuerung einstellen, sie bekommen standardmäßig Ökostrom geliefert. „Die Umstellung auf erneuerbaren Strom ist alternativlos“, betonte Vorstandschef Dohler auf der Bilanzpressekonferenz. Außerdem soll für Kunden, die bereits Grünstrom beziehen, der Anteil an regional erzeugtem Ökostrom erhöht werden. Dohler geht davon aus, dass mit dieser Quasi-Komplettumstellung die Zahl privater Ökostromkunden um 333.000 auf 925.000 Kunden wachsen werde.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet EWE, dass das operative Ebit im Vergleich zu 2020 in einem „Korridor zwischen minus 15 und plus fünf Prozent“ liegt.

EWE-Geschäftsjahr in Zahlen
 
 20202019
Umsatz5,642 Mrd. Euro5,659 Mrd. Euro
Operatives Ebit442,0 Mio. Euro455,9 Mio. Euro
Investitionen656,7 Mio. Euro587,4 Mio. Euro
Mitarbeiter9.1418.831

 

Mittwoch, 28.04.2021, 16:42 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Bilanz - Trotz Corona weiter auf Wachstumskurs
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Trotz Corona weiter auf Wachstumskurs
Der EWE-Konzern will digitaler und klimaneutral werden. Mit den Geschäftszahlen für 2020 sieht sich der Vorstand auf einem guten Weg dahin.
Sichtlich gelöst zeigten sich EWE-Chef Stefan Dohler und sein Finanzvorstand Wolfgang Mücher auf der jüngsten digitalen Bilanzpressekonferenz: „Trotz Corona war 2020 ein sehr erfolgreiches Jahr für uns. Mit den Ergebnissen sind wir sehr zufrieden“, betonte das Duo fast wortgleich in ihren Statements. Denn die EWE ist bislang in der Tat nur mit ganz leichten Kratzern beispielsweise beim Energieabsatz durch die Pandemiezeit gekommen.

Was die präsentierten Bilanzzahlen unterstreichen: Der Umsatz belief sich im zurückliegenden Geschäftsjahr auf 5,64 Mrd. Euro nach 5,65 Mrd. Euro in 2019. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern, die für EWE entscheidende Kenngröße, lag mit 442 Mio. Euro nur um 3 % niedriger als im Vorjahr (455,9 Mio. Euro). Nach Worten Müchers hat Corona das EWE-Ergebnis im vergangenen Jahr mit etwa „18 Millionen Euro“ belastet. Freuen können sich die Gesellschafter und Anteilseigner: Sie erwartet eine auf gut 187 Mio. Euro erhöhte Dividende.
Beim Blick auf die einzelnen Geschäftssegmente zeigte sich der Finanzvorstand insbesondere mit den Zugewinnen bei den erneuerbaren Energien (O-Ton: „Ehrlicherweise hatten wir mit noch mehr gerechnet“) und der Telekommunikationssparte zufrieden: „Bei EWE Tel haben wir auf jeden Fall von der Corona-Pandemie profitiert, da viele Kunden höhere Datenraten bei uns gebucht haben.“

Der Energiekonzern im Nordwesten sieht sich auf dem richtigen Weg. Trotz der Turbulenzen konnte das Unternehmen seine Investitionen im vergangenen Jahr um gut 12 % auf gut 657 Mio. Euro ausbauen. Das ist nur als erster Aufschlag zu bewerten. In den kommenden zehn Jahren will EWE rund 10 Mrd. Euro investieren, vier Mrd. Euro davon entfallen auf das jüngst mit der Aloys-Wobben-Stiftung, der alleinigen Eigentümerin des Windturbinenherstellers Enercon, gegründete Jointventure Alterric. „Zehn Milliarden Euro sind auch für eine EWE nicht gerade wenig“, betonte Dohler.

Weiteres Indiz für die angekündigte Wachstumsoffensive: Obgleich EWE durch den Verlauf des Offshore-Wind-Tochterunternehmens 110 Mitarbeiter abgegeben hat, wuchs die Zahl der Gesamtbelegschaft um gut 300 auf 9.140 Köpfe. Dabei dürfte es nicht bleiben: Vorstandschef Dohler brannte bei seinen Statements ein Feuerwerk von Aktivitäten, Kooperationen und Zukunftsplänen ab, das nur von immer versierten Mitarbeiter zu schaffen ist. So hat die mit der Telekom Deutschland geründete Glasfaser Nordwest mittlerweile deutlich an Fahrt gewonnen. Bis Mitte dieses Jahres soll es in der Region allein 100.000 neue Glasfaseranschlüsse bereitstehen.

Letzter Kohleblock soll 2023 vom Netz gehen

Diese Aktivitäten sind Teil der neuen EWE-Strategie, die vor allem auf Digitalisierung und Klimaschutz beziehungsweise Klimaneutralität setzt. So wird das Unternehmen wohl im Sommer 2023 seinen letzten Kohleblock, den das Tochterunternehmen swb im Bremer Hafen betreibt, abschalten − 15 Jahre vor dem offiziellen Ende der Kohleverstromung hierzulande.

Mit Blick auf das Berliner Regierungsviertel mahnte der EWE-Chef zum wiederholten Male bessere Rahmenbedingungen für den weiteren Windkraftausbau hierzulande: „Trotz der jüngsten EEG-Nachbesserungen erreichen wir damit nicht die Ausbauzahlen bei der Ökostromerzeugung, die im gleichen Gesetz für das Jahr 2030 vorgesehen sind.“ Dohler erinnerte die Politik daran, dass mehr erneuerbare Energien die Basis für das von vielen Akteure erhoffte Wasserstoff-Zeitalter sind: „Wer Wasserstoff ernten will, muss Wind säen!“ Eine eingängige Lösung, die sich in den Köpfe der politischen Entscheidungsträger festsetzen sollte.

Neben allen Plänen bei der Windenergie, bei Wasserstoff oder Elektromobilität sollte nicht vergessen werden, dass EWE nach wie vor ein „schnöder“ Energielieferant ist. In der Nordwestregion, in Brandenburg und auf Rügen sowie in Teilen Polens rund 1,4 Mio. Privat- und Firmenkunden mit Strom. Hinzu kommen 0,7 Mio. Erdgaskunden.

Die Stromkunden müssen sich mit Beginn des kommenden Jahres auf eine Neuerung einstellen, sie bekommen standardmäßig Ökostrom geliefert. „Die Umstellung auf erneuerbaren Strom ist alternativlos“, betonte Vorstandschef Dohler auf der Bilanzpressekonferenz. Außerdem soll für Kunden, die bereits Grünstrom beziehen, der Anteil an regional erzeugtem Ökostrom erhöht werden. Dohler geht davon aus, dass mit dieser Quasi-Komplettumstellung die Zahl privater Ökostromkunden um 333.000 auf 925.000 Kunden wachsen werde.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet EWE, dass das operative Ebit im Vergleich zu 2020 in einem „Korridor zwischen minus 15 und plus fünf Prozent“ liegt.

EWE-Geschäftsjahr in Zahlen
 
 20202019
Umsatz5,642 Mrd. Euro5,659 Mrd. Euro
Operatives Ebit442,0 Mio. Euro455,9 Mio. Euro
Investitionen656,7 Mio. Euro587,4 Mio. Euro
Mitarbeiter9.1418.831

 

Mittwoch, 28.04.2021, 16:42 Uhr
Ralf Köpke

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