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Energie & Management > Bilanz - Trianel mit zweitbester Bilanz trotz fossiler Hypotheken
Bild: Steinkohlekraftwerk Lünen Bild: Trianel
Bilanz

Trianel mit zweitbester Bilanz trotz fossiler Hypotheken

Die Hypothek des Kohlekraftwerks Lünen bindet weiter enormes Kapital beim Stadtwerkenetzwerk Trianel. So dient gut die Hälfte des operativen Ergebnisses von 2020 der Verlustabsicherung.
2020 geht beim Stadtwerkeverbund Trianel als „eines der erfolgreichsten Jahre der Firmengeschichte“ ein. So bewertete Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung des Aachener Unternehmens, das über den Erwartungen liegende Resultat von 11 Mio. Euro vor Steuern (Ebit) bei der virtuellen Bilanzpressekonferenz am 29. Juni. In der 21-jährigen Historie habe es nur 2011 mit 13,7 Mio. Euro ein besseres Ergebnis gegeben. Allerdings liegt das Steinkohlekraftwerk Lünen dem Netzwerk schwer im Magen.

Trianel hat mehr als 3 Mrd. Euro umgesetzt, dabei habe das operative Ergebnis eigentlich bei etwa 25 Mio. Euro gelegen. Allerdings parkte Trianel 14 Mio. Euro davon in der Risikovorsorge. Mit dieser „gewissen Ergebniskosmetik“, so Becker, sind laufende und kommende Verluste des erst 2013 ans Netz gegangenen, 1,4 Mrd. Euro teuren Lüner Kraftwerks abzusichern.

Geschäftsführung sagt Aus für Kohlemeiler für das Jahr 2030 voraus

Neben Rückstellungen und Abwertungen belasten Abschreibungen für einen bis 2026 abzubezahlenden Gasspeicher sowie geringere Erträge aus dem Mitte 2020 in Betrieb gegangenen Offshore-Windpark Borkum II die Geschäfte. Weil die Risikovorsorge in der Bilanz die Erträge aber steuerlich nicht mindert, bleiben von den 11 Mio. Euro nach dem Zugriff des Fiskus' insgesamt lediglich 4,7 Mio. Euro (Steuerquote über 50 %) für die 57 Gesellschafter. Dies ist im Vergleich zu 2019 ein um 20,3 % oder 1,6 Mio. Euro gesunkener Gewinn.

Für das Kraftwerk am Lüner Stummhafen sind die Perspektiven mau. Der Meiler ist ein Investitionsgrab, das durch steigende CO2-Preise, den entschädigungsarmen Steinkohleausstieg und damit Ertragseinbußen jede weitere Bilanz belasten wird. Sven Becker erwartet das Aus für Lünen nicht mehr für 2031, wie das Gesetz zum Ende der Steinkohleverstromung es vorsieht. Angesichts der verschärften und vorgezogenen Klimaziele sei bereits spätestens 2030 Schluss. „Dann ist das Kraftwerk nicht vollständig abgezahlt.“

Trianel sieht sich grundsätzlich für die Zukunft und die Energiewende gut aufgestellt. Abgesehen von den fossilen Hypotheken erzielt das Netzwerk mit Handel und Projektentwicklung gute Ergebnisse. In den Kurzfristmärkten habe die Investition in IT-Systeme Früchte getragen, so Sven Becker. Die Handelsaktivitäten wolle das Unternehmen europaweit intensivieren. Glänzende Geschäfte habe Trianel mit der Direktvermarktung des 2.800 MW starken Anlagenparks gemacht, ergänzte Geschäftsführerkollege Oliver Runte. „Insbesondere die Möglichkeiten, die Bilanzkreise in der Direktvermarktung mit erneuerbaren Energien über einen eigenen virtuellen Markt zu bewirtschaften, zeigt neue Möglichkeiten für die Marktintegration der Erneuerbaren auf“, so Oliver Runte.

Beim Ausbau der erneuerbaren Kraftwerksanlagen im Wind- (Onshore/Offshore) und Solarbereich sieht Trianel sich auf einem guten Weg. Mit den Töchtern Trianel Wind und Solar, die zum Start Ende vergangenen Jahres 140 Mio. Euro Investitionskapital einsammelte, und Trianel Energieprojekte seien die vernetzten Stadtwerke in der Lage, die erneuerbaren Erzeugungsanlagen auszubauen.

Trianel Wind und Solar will bis 2030 eine halbe Milliarde Euro ausgeben, um etwa 350 MW Leistung zuzubauen. Eine große Herausforderung sieht Sven Becker darin, neben der Dekarbonisierung des Stromsektors auch die Wärme- und Verkehrswende zu schaffen. „Wir als Verbund können dies als energiepolitischer Agent der Kommunen gerade vor Ort vorantreiben.“

Für das profitable Gaskraftwerk Hamm (850 MW) erhofft Trianel sich stabile gesetzliche Rahmenbedingungen, die einen Weiterbetrieb bis 2045 zum flexiblen Ausgleich der schwankend einspeisenden Erneuerbaren gewährleisten. „Wir glauben fest an das Kraftwerk“, so Becker, der weitere Investitionen in die Technik ankündigte, um die Effizienz von aktuell 56 % auf etwa 66 % Wirkungsgrad zu erhöhen. Nach über 3.000 Volllaststunden im Jahr 2020 soll es in diesem Jahr die Marke von 4.000 Stunden deutlich übertreffen. Das Sorgenkind Steinkohlekraftwerk Lünen blieb mit 3.000 Volllaststunden hinter den Erwartungen zurück, auch weil ein Generatorschaden für einen Stillstand zwischen Juni und September sorgte.
 
Kennzahl20202019
Umsatz (in Mio. Euro)3.186,42.321,4
Ergebnis vor Steuern (in Mio. Euro)11,06,7
Gewinn (in Mio. Euro)4,75,9
Eigenkapital (in Mio. Euro)94,293,5
Beschäftigte315296

Quelle: Trianel GmbH

Dienstag, 29.06.2021, 14:31 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Bilanz - Trianel mit zweitbester Bilanz trotz fossiler Hypotheken
Bild: Steinkohlekraftwerk Lünen Bild: Trianel
Bilanz
Trianel mit zweitbester Bilanz trotz fossiler Hypotheken
Die Hypothek des Kohlekraftwerks Lünen bindet weiter enormes Kapital beim Stadtwerkenetzwerk Trianel. So dient gut die Hälfte des operativen Ergebnisses von 2020 der Verlustabsicherung.
2020 geht beim Stadtwerkeverbund Trianel als „eines der erfolgreichsten Jahre der Firmengeschichte“ ein. So bewertete Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung des Aachener Unternehmens, das über den Erwartungen liegende Resultat von 11 Mio. Euro vor Steuern (Ebit) bei der virtuellen Bilanzpressekonferenz am 29. Juni. In der 21-jährigen Historie habe es nur 2011 mit 13,7 Mio. Euro ein besseres Ergebnis gegeben. Allerdings liegt das Steinkohlekraftwerk Lünen dem Netzwerk schwer im Magen.

Trianel hat mehr als 3 Mrd. Euro umgesetzt, dabei habe das operative Ergebnis eigentlich bei etwa 25 Mio. Euro gelegen. Allerdings parkte Trianel 14 Mio. Euro davon in der Risikovorsorge. Mit dieser „gewissen Ergebniskosmetik“, so Becker, sind laufende und kommende Verluste des erst 2013 ans Netz gegangenen, 1,4 Mrd. Euro teuren Lüner Kraftwerks abzusichern.

Geschäftsführung sagt Aus für Kohlemeiler für das Jahr 2030 voraus

Neben Rückstellungen und Abwertungen belasten Abschreibungen für einen bis 2026 abzubezahlenden Gasspeicher sowie geringere Erträge aus dem Mitte 2020 in Betrieb gegangenen Offshore-Windpark Borkum II die Geschäfte. Weil die Risikovorsorge in der Bilanz die Erträge aber steuerlich nicht mindert, bleiben von den 11 Mio. Euro nach dem Zugriff des Fiskus' insgesamt lediglich 4,7 Mio. Euro (Steuerquote über 50 %) für die 57 Gesellschafter. Dies ist im Vergleich zu 2019 ein um 20,3 % oder 1,6 Mio. Euro gesunkener Gewinn.

Für das Kraftwerk am Lüner Stummhafen sind die Perspektiven mau. Der Meiler ist ein Investitionsgrab, das durch steigende CO2-Preise, den entschädigungsarmen Steinkohleausstieg und damit Ertragseinbußen jede weitere Bilanz belasten wird. Sven Becker erwartet das Aus für Lünen nicht mehr für 2031, wie das Gesetz zum Ende der Steinkohleverstromung es vorsieht. Angesichts der verschärften und vorgezogenen Klimaziele sei bereits spätestens 2030 Schluss. „Dann ist das Kraftwerk nicht vollständig abgezahlt.“

Trianel sieht sich grundsätzlich für die Zukunft und die Energiewende gut aufgestellt. Abgesehen von den fossilen Hypotheken erzielt das Netzwerk mit Handel und Projektentwicklung gute Ergebnisse. In den Kurzfristmärkten habe die Investition in IT-Systeme Früchte getragen, so Sven Becker. Die Handelsaktivitäten wolle das Unternehmen europaweit intensivieren. Glänzende Geschäfte habe Trianel mit der Direktvermarktung des 2.800 MW starken Anlagenparks gemacht, ergänzte Geschäftsführerkollege Oliver Runte. „Insbesondere die Möglichkeiten, die Bilanzkreise in der Direktvermarktung mit erneuerbaren Energien über einen eigenen virtuellen Markt zu bewirtschaften, zeigt neue Möglichkeiten für die Marktintegration der Erneuerbaren auf“, so Oliver Runte.

Beim Ausbau der erneuerbaren Kraftwerksanlagen im Wind- (Onshore/Offshore) und Solarbereich sieht Trianel sich auf einem guten Weg. Mit den Töchtern Trianel Wind und Solar, die zum Start Ende vergangenen Jahres 140 Mio. Euro Investitionskapital einsammelte, und Trianel Energieprojekte seien die vernetzten Stadtwerke in der Lage, die erneuerbaren Erzeugungsanlagen auszubauen.

Trianel Wind und Solar will bis 2030 eine halbe Milliarde Euro ausgeben, um etwa 350 MW Leistung zuzubauen. Eine große Herausforderung sieht Sven Becker darin, neben der Dekarbonisierung des Stromsektors auch die Wärme- und Verkehrswende zu schaffen. „Wir als Verbund können dies als energiepolitischer Agent der Kommunen gerade vor Ort vorantreiben.“

Für das profitable Gaskraftwerk Hamm (850 MW) erhofft Trianel sich stabile gesetzliche Rahmenbedingungen, die einen Weiterbetrieb bis 2045 zum flexiblen Ausgleich der schwankend einspeisenden Erneuerbaren gewährleisten. „Wir glauben fest an das Kraftwerk“, so Becker, der weitere Investitionen in die Technik ankündigte, um die Effizienz von aktuell 56 % auf etwa 66 % Wirkungsgrad zu erhöhen. Nach über 3.000 Volllaststunden im Jahr 2020 soll es in diesem Jahr die Marke von 4.000 Stunden deutlich übertreffen. Das Sorgenkind Steinkohlekraftwerk Lünen blieb mit 3.000 Volllaststunden hinter den Erwartungen zurück, auch weil ein Generatorschaden für einen Stillstand zwischen Juni und September sorgte.
 
Kennzahl20202019
Umsatz (in Mio. Euro)3.186,42.321,4
Ergebnis vor Steuern (in Mio. Euro)11,06,7
Gewinn (in Mio. Euro)4,75,9
Eigenkapital (in Mio. Euro)94,293,5
Beschäftigte315296

Quelle: Trianel GmbH

Dienstag, 29.06.2021, 14:31 Uhr
Volker Stephan

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