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Energie & Management > Stadtwerke - SW Merseburg versorgen sich selbst mit LNG
Kundencenter der Stadtwerke Merseburg Quelle: SW Merseburg
Stadtwerke

SW Merseburg versorgen sich selbst mit LNG

Wegen der drohenden Gasmangellage 2022 haben die Stadtwerke Merseburg eigene Anlagen zur LNG-Verflüssigung an drei ihrer fünf Kraftwerke installiert und können nun Flüssigerdgas nutzen.
Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gingen nicht nur die Energiepreise hoch. Auch die Erdgasversorgung via Pipeline aus Russland wurde absehbar unsicher. Ende August 2022 stoppte Russland dann seine Lieferungen tatsächlich. In den Stadtwerken Merseburg (Sachsen-Anhalt) bei Leuna nahm man die Warnungen vor einer Gasmangellage ernst. Seit 1993 laufen die Blockheizkraftwerke (BHKW) mit Erdgas, erzeugen Wärme für die Stadt und Strom für mehr als die Hälfte der 36.000 Merseburger.

Diese Versorgung schien gefährdet, da das Bundeswirtschaftsministerium am 30. März 2022 die Vorwarnstufe und am 23. Juni 2022 die Alarmstufe Gas ausgerufen hatte. „Nach dieser Bewertung war von einer kritischen Versorgungssituation, ja eventuell einem Gasverstromungsverbot auszugehen“, erinnerte sich Geschäftsführer Guido Langer. Wären die Stadtwerke gezwungen gewesen, statt eigener Erzeugung Strom zuzukaufen, hätte der Preis bei 80 Cent/kWh liegen können.

Schneller Bau und Umrüstung

„Aufgrund der potenziell sehr hohen Kosten einer solchen Glattstellung von mehreren Millionen Euro haben wir frühzeitig begonnen, nach alternativen Lösungen für die Sicherstellung unserer Stromerzeugung zu suchen“, erläuterte Langer. Dabei sei man gemeinsam mit dem Energiedienstleister Enerko auf die Lösung gekommen, selbst Flüssigerdgas (LNG) zu beschaffen und zu nutzen. Dieselbe Lösung habe letztlich die Bundesregierung auf den Weg gebracht, mit den LNG-Terminals an der Küste, die Gas per Schiff importieren und ins Netz einspeisen.

Für drei der fünf Merseburger BHKW wurden deshalb mobile Verdampfer und LNG-Tanks geplant und errichtet. Damit das Erdgas flüssig ist, muss es auf 162 Grad minus gekühlt werden. So kommt es alle drei Tage per Tanklaster aus Zeebrügge in Belgien nach Merseburg. Am BHKW kann es im Tank gespeichert werden. Bei Bedarf wird es dann durch Rohrsysteme des Verdampfers geleitet, die es mit der Umgebungswärme wieder gasförmig werden lassen und damit verbrennbar fürs Kraftwerk. Alle drei BHKW haben eine Leistung von je rund 2 MW.

40-70 Prozent des Gasbedarfs als LNG möglich

„Die notwendigen Planungen und erforderlichen Genehmigungsanträge wurden zeitnah auf den Weg gebracht und mit den zuständigen Behörden Kontakt aufgenommen“, erklärte Langer. Im Februar 2023 läuft nun der Probebetrieb in der ersten Anlage und ab Ende Februar sollen auch die anderen beiden in Betrieb gehen. Dann steht das Backup-System der Merseburger Gasversorgung bereit. Auch die technischen Umstellungen auf den höheren Methangehalt des LNG habe man vorgenommen.

Die Kosten für die Vorsorgemaßnahmen beliefen sich laut Langer für alle drei Standorte zusammen auf 1,5 Millionen Euro. Wenn nötig, könnten 70 Prozent des Gasbedarfs so über LNG gedeckt werden, aktuell seien es etwa 30-40 Prozent. Jährlich benötigen die BHKW der Stadtwerke 70-80.000 MWh Erdgas. Da sie wärmegeführt laufen, hängt der Bedarf stark von der Witterung ab.
 
Ein LNG-Tanklaster entlädt Flüssigerdgas in ein Tanklager
Quelle: SW Merseburg

Dienstag, 7.02.2023, 15:17 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Stadtwerke - SW Merseburg versorgen sich selbst mit LNG
Kundencenter der Stadtwerke Merseburg Quelle: SW Merseburg
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SW Merseburg versorgen sich selbst mit LNG
Wegen der drohenden Gasmangellage 2022 haben die Stadtwerke Merseburg eigene Anlagen zur LNG-Verflüssigung an drei ihrer fünf Kraftwerke installiert und können nun Flüssigerdgas nutzen.
Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gingen nicht nur die Energiepreise hoch. Auch die Erdgasversorgung via Pipeline aus Russland wurde absehbar unsicher. Ende August 2022 stoppte Russland dann seine Lieferungen tatsächlich. In den Stadtwerken Merseburg (Sachsen-Anhalt) bei Leuna nahm man die Warnungen vor einer Gasmangellage ernst. Seit 1993 laufen die Blockheizkraftwerke (BHKW) mit Erdgas, erzeugen Wärme für die Stadt und Strom für mehr als die Hälfte der 36.000 Merseburger.

Diese Versorgung schien gefährdet, da das Bundeswirtschaftsministerium am 30. März 2022 die Vorwarnstufe und am 23. Juni 2022 die Alarmstufe Gas ausgerufen hatte. „Nach dieser Bewertung war von einer kritischen Versorgungssituation, ja eventuell einem Gasverstromungsverbot auszugehen“, erinnerte sich Geschäftsführer Guido Langer. Wären die Stadtwerke gezwungen gewesen, statt eigener Erzeugung Strom zuzukaufen, hätte der Preis bei 80 Cent/kWh liegen können.

Schneller Bau und Umrüstung

„Aufgrund der potenziell sehr hohen Kosten einer solchen Glattstellung von mehreren Millionen Euro haben wir frühzeitig begonnen, nach alternativen Lösungen für die Sicherstellung unserer Stromerzeugung zu suchen“, erläuterte Langer. Dabei sei man gemeinsam mit dem Energiedienstleister Enerko auf die Lösung gekommen, selbst Flüssigerdgas (LNG) zu beschaffen und zu nutzen. Dieselbe Lösung habe letztlich die Bundesregierung auf den Weg gebracht, mit den LNG-Terminals an der Küste, die Gas per Schiff importieren und ins Netz einspeisen.

Für drei der fünf Merseburger BHKW wurden deshalb mobile Verdampfer und LNG-Tanks geplant und errichtet. Damit das Erdgas flüssig ist, muss es auf 162 Grad minus gekühlt werden. So kommt es alle drei Tage per Tanklaster aus Zeebrügge in Belgien nach Merseburg. Am BHKW kann es im Tank gespeichert werden. Bei Bedarf wird es dann durch Rohrsysteme des Verdampfers geleitet, die es mit der Umgebungswärme wieder gasförmig werden lassen und damit verbrennbar fürs Kraftwerk. Alle drei BHKW haben eine Leistung von je rund 2 MW.

40-70 Prozent des Gasbedarfs als LNG möglich

„Die notwendigen Planungen und erforderlichen Genehmigungsanträge wurden zeitnah auf den Weg gebracht und mit den zuständigen Behörden Kontakt aufgenommen“, erklärte Langer. Im Februar 2023 läuft nun der Probebetrieb in der ersten Anlage und ab Ende Februar sollen auch die anderen beiden in Betrieb gehen. Dann steht das Backup-System der Merseburger Gasversorgung bereit. Auch die technischen Umstellungen auf den höheren Methangehalt des LNG habe man vorgenommen.

Die Kosten für die Vorsorgemaßnahmen beliefen sich laut Langer für alle drei Standorte zusammen auf 1,5 Millionen Euro. Wenn nötig, könnten 70 Prozent des Gasbedarfs so über LNG gedeckt werden, aktuell seien es etwa 30-40 Prozent. Jährlich benötigen die BHKW der Stadtwerke 70-80.000 MWh Erdgas. Da sie wärmegeführt laufen, hängt der Bedarf stark von der Witterung ab.
 
Ein LNG-Tanklaster entlädt Flüssigerdgas in ein Tanklager
Quelle: SW Merseburg

Dienstag, 7.02.2023, 15:17 Uhr
Susanne Harmsen

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