E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Studien - Studie zeigt weltweite Unterschiede beim Industriestrompreis
Quelle: Fotolia / JiSign
Studien

Studie zeigt weltweite Unterschiede beim Industriestrompreis

Einen weltweiten Kostenvergleich bei Strom und Gas nutzt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW), um erneut einen Brückenstrompreis für die deutsche Industrie zu fordern.
Angesichts der gestiegenen Energiepreise erkennt die Vereinigung der Bayerischen
Wirtschaft (VBW) erhebliche Wettbewerbsnachteile für energieintensive Unternehmen in Deutschland. Besonders gegenüber den Märkten in Nordamerika und Asien, aber auch im Vergleich mit Frankreich sei das Preisniveau zu hoch.

Der VBW hatte das Forschungsinstitut Prognos mit der globalen Energiepreis-Studie beauftragt. VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt schließt aus den Ergebnissen, dass Energie in Deutschland „als industrieller Motor zu teuer“ sei. Es drohe die Verlagerung energieintensiver Produktion ins Ausland mit gravierenden Auswirkungen auf nachgelagerte Branchen, aber auch auf Wertschöpfung, Beschäftigung und Wohlstand.

Auch um die europäischen Wertschöpfungsketten zu erhalten, sei ein Brückenstrompreis für energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, nötig, „egal welcher Größe“. Brossart wiederholte damit alte Forderungen des Verbands, die er bereits im September 2022 öffentlich gemacht hatte.

Großverbraucher zahlen mehr als das Doppelte gegenüber Frankreich

Daneben sei das Stromangebot durch schnellen Ausbau der Erneuerbaren und der Stromnetze auszuweiten. Die Strompreise umfassend zu senken, ist eine weitere Forderung des VBW, auch wenn dies „keine hinreichende Alternative zu einem Brückenstrompreis“ darstelle. Zudem sei die Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum abzusenken.

Die Prognos-Erhebung zeigt, dass die Industriestrompreise in Deutschland und Europa teils deutlich über jenen in Asien und Nordamerika liegen. In den USA und China sei elektrische Energie besonders günstig, dort zahlten Unternehmen im Schnitt 8,4 Cent je kWh. In Deutschland legten Betriebe 20,3 Cent hin. Das entspricht in etwa dem EU-Durchschnitt (19,9 Cent), ist aber beinahe doppelt so teuer wie in Frankreich (11,3 Cent), wo das Tarifsystem ARENH eine gewisse Abnahmemenge staatlich deckelt. Prognos hat hier Werte aus der zweiten Jahreshälfte 2022 und der ersten Hälfte 2023 verwendet.

Im innereuropäischen Vergleich lenkt die VBW den Blick auf den Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich. Unternehmen, die mehr als 150 Millionen kWh im Jahr verbrauchen, zahlten demnach in Frankreich weniger als die Hälfte gegenüber deutschen Firmen (9 Cent gegenüber. 22 Cent). Auch beim Verbrauch zwischen 70 und 150 Millionen kWh kommen die Nachbarn im Westen günstiger weg (13 Cent gegenüber 20 Cent).

Die Nachbarn im Westen haben auch 2030 noch Preisvorteile

Die Studie richtet den Fokus auch auf das Jahr 2030. Dafür hatte Prognos bereits im Sommer 2023 eine Strompreisprognose vorgelegt und rechnete nun andere Daten (etwa von Eurostat) hinzu. Die Preise sinken allgemein, sofern die Produktion durch Kohle sukzessive abnimmt. Industriestrom soll demnach in Deutschland noch 8,2 Cent, in Frankreich 4,8 Cent je kWh (Verbrauch höher als 150 Millionen kWh) beziehungsweise 10,3 Cent gegenüber 5,2 Cent kosten (70 bis 150 Millionen kWh). Sofern Unternehmen eine – im EU-Kontext gängige – Kompensation der Kosten für CO2-Emissionshandelszertifikate erhalten, zahlen sie in Deutschland nur 4,3 (mehr als 150 Millionen kWh) beziehungsweise 4,8 Cent je kWh (70 bis 150 Millionen kWh).

Beim Gas sind die Unterschiede weniger groß. Allerdings haben hier die Türkei und vor allem Nordamerika preisliche Vorteile, weil sie auf Erdgas zurückgreifen und nicht von den Schwankungen auf dem LNG-Importmarkt abhängig sind. Europa und Asien zahlen hier – auch erwartbar – in etwa gleich viel.

Die Kurzstudie "Internationaler Energiepreisvergleich für die Industrie" von Prognos im Auftrag der VBW steht im Internet als PDF zur Verfügung.

Dienstag, 24.10.2023, 14:37 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Studien - Studie zeigt weltweite Unterschiede beim Industriestrompreis
Quelle: Fotolia / JiSign
Studien
Studie zeigt weltweite Unterschiede beim Industriestrompreis
Einen weltweiten Kostenvergleich bei Strom und Gas nutzt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW), um erneut einen Brückenstrompreis für die deutsche Industrie zu fordern.
Angesichts der gestiegenen Energiepreise erkennt die Vereinigung der Bayerischen
Wirtschaft (VBW) erhebliche Wettbewerbsnachteile für energieintensive Unternehmen in Deutschland. Besonders gegenüber den Märkten in Nordamerika und Asien, aber auch im Vergleich mit Frankreich sei das Preisniveau zu hoch.

Der VBW hatte das Forschungsinstitut Prognos mit der globalen Energiepreis-Studie beauftragt. VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt schließt aus den Ergebnissen, dass Energie in Deutschland „als industrieller Motor zu teuer“ sei. Es drohe die Verlagerung energieintensiver Produktion ins Ausland mit gravierenden Auswirkungen auf nachgelagerte Branchen, aber auch auf Wertschöpfung, Beschäftigung und Wohlstand.

Auch um die europäischen Wertschöpfungsketten zu erhalten, sei ein Brückenstrompreis für energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, nötig, „egal welcher Größe“. Brossart wiederholte damit alte Forderungen des Verbands, die er bereits im September 2022 öffentlich gemacht hatte.

Großverbraucher zahlen mehr als das Doppelte gegenüber Frankreich

Daneben sei das Stromangebot durch schnellen Ausbau der Erneuerbaren und der Stromnetze auszuweiten. Die Strompreise umfassend zu senken, ist eine weitere Forderung des VBW, auch wenn dies „keine hinreichende Alternative zu einem Brückenstrompreis“ darstelle. Zudem sei die Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum abzusenken.

Die Prognos-Erhebung zeigt, dass die Industriestrompreise in Deutschland und Europa teils deutlich über jenen in Asien und Nordamerika liegen. In den USA und China sei elektrische Energie besonders günstig, dort zahlten Unternehmen im Schnitt 8,4 Cent je kWh. In Deutschland legten Betriebe 20,3 Cent hin. Das entspricht in etwa dem EU-Durchschnitt (19,9 Cent), ist aber beinahe doppelt so teuer wie in Frankreich (11,3 Cent), wo das Tarifsystem ARENH eine gewisse Abnahmemenge staatlich deckelt. Prognos hat hier Werte aus der zweiten Jahreshälfte 2022 und der ersten Hälfte 2023 verwendet.

Im innereuropäischen Vergleich lenkt die VBW den Blick auf den Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich. Unternehmen, die mehr als 150 Millionen kWh im Jahr verbrauchen, zahlten demnach in Frankreich weniger als die Hälfte gegenüber deutschen Firmen (9 Cent gegenüber. 22 Cent). Auch beim Verbrauch zwischen 70 und 150 Millionen kWh kommen die Nachbarn im Westen günstiger weg (13 Cent gegenüber 20 Cent).

Die Nachbarn im Westen haben auch 2030 noch Preisvorteile

Die Studie richtet den Fokus auch auf das Jahr 2030. Dafür hatte Prognos bereits im Sommer 2023 eine Strompreisprognose vorgelegt und rechnete nun andere Daten (etwa von Eurostat) hinzu. Die Preise sinken allgemein, sofern die Produktion durch Kohle sukzessive abnimmt. Industriestrom soll demnach in Deutschland noch 8,2 Cent, in Frankreich 4,8 Cent je kWh (Verbrauch höher als 150 Millionen kWh) beziehungsweise 10,3 Cent gegenüber 5,2 Cent kosten (70 bis 150 Millionen kWh). Sofern Unternehmen eine – im EU-Kontext gängige – Kompensation der Kosten für CO2-Emissionshandelszertifikate erhalten, zahlen sie in Deutschland nur 4,3 (mehr als 150 Millionen kWh) beziehungsweise 4,8 Cent je kWh (70 bis 150 Millionen kWh).

Beim Gas sind die Unterschiede weniger groß. Allerdings haben hier die Türkei und vor allem Nordamerika preisliche Vorteile, weil sie auf Erdgas zurückgreifen und nicht von den Schwankungen auf dem LNG-Importmarkt abhängig sind. Europa und Asien zahlen hier – auch erwartbar – in etwa gleich viel.

Die Kurzstudie "Internationaler Energiepreisvergleich für die Industrie" von Prognos im Auftrag der VBW steht im Internet als PDF zur Verfügung.

Dienstag, 24.10.2023, 14:37 Uhr
Volker Stephan

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.