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Energie & Management > Kernkraft - Studie widerlegt Atomkraft als Klimaschutztechnologie
Quelle: Shutterstock / lassedesignen
Kernkraft

Studie widerlegt Atomkraft als Klimaschutztechnologie

Zu teuer, zu langsam, zu gefährlich − eine Studie von Fachwissenschaftlern der Gruppe Scientists for Future erläutert, warum Kernenergie nicht zur Lösung der Klimakrise beitragen kann.
Zur Lösung der Klimakrise könne die Kernenergie nicht beitragen, da sie zu langsam ausbaufähig, zu teuer und zu risikoreich ist. Zudem behindere sie strukturell den Ausbau der erneuerbaren Energien, die gegenüber der Kernkraft schneller verfügbar, kostengünstiger und ungefährlich sind. Das will ein internationales Team von Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Scientists for Future (S4F) in einer neuen Studie zu Kernenergie und Klima aufzeigen.

Da die Kernenergie bei der Stromerzeugung kaum direkte Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) erzeugt, wird sie von ihren Befürwortern als Technologie im Kampf gegen die Klimakrise angeführt. In Europa ist insbesondere Frankreich Wortführer für die Kernenergie, vor allem im Zuge der EU-Taxonomieverhandlungen, in denen festgelegt wird, welche Maßnahmen den Mitgliedsnationen in welcher Höhe angerechnet werden, um die EU-weit beschlossene Reduktion der Treibhausgasemissionen zu erreichen.

Doch laut der Studie von S4F weisen Untersuchungen, mit denen die Kernenergie als Technologie zur Emissionsminderung dargestellt wird, systematische Mängel auf:
  • Bekannt ist die potenzielle Gefährlichkeit von Kernkraft. Solche Unfälle seien extrem selten, lautet die Annahme von Befürwortern. Dagegen spricht aber die Statistik. Ben Wealer, Leitautor der Studie: "In jeder Dekade seit den 1970er Jahren gab es schwere Unfälle und eine Vielzahl kleinerer Zwischenfälle. Kernkraft ist derart risikobehaftet, dass Kernkraftwerke nirgendwo versichert werden können." Die Schäden bei einem Großunfall sind so hoch, dass die erforderlichen Versicherungsbeiträge faktisch unbezahlbar sind. Tatsächlich wurden die Katastrophen von Fukushima, Tschernobyl oder Three Mile Island einfach der Gesellschaft aufgebürdet.
  • Kernkraft widerspricht zudem allen Wirtschaftlichkeitsberechnungen. "Unsere Zusammenschau der relevanten Studien zur Kernenergie als Mittel zur Minderung von Treibhausgasemissionen hat gezeigt, dass Stromerzeugung aus Kernenergie vor allem außergewöhnlich teuer ist", erklärt Christian Breyer, Co-Autor der Studie. "Kernenergie war wirtschaftlich nie konkurrenzfähig und hat im Energiemarkt von Anfang an nur durch massive staatliche Finanzierung überlebt. Schon heute ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kostengünstiger als durch fossile und nukleare Technologien."
  • Hinzu kommt, dass Eile gefordert ist. Angesichts der Planungs- und Bauzeiten von zwei Jahrzehnten könne Kernkraft in den für die Bekämpfung der Klimakrise relevanten Zeiträumen von zwei bis maximal drei Jahrzehnten keine Rolle spielen. Die jüngst von Frankreich in die Diskussion gebrachte neue Generation von Atomkraftwerken (Small Modular Reactors) sei ebenfalls keine Option, da diese Technologie noch Jahrzehnte von einem möglichen kommerziellen Einsatz entfernt ist. Der notwendige, schnelle Umbau des Energiesystems geht in der erforderlichen Geschwindigkeit nur mit erneuerbarer Energie.
  • Die größte Herausforderung beim Aufbau einer zukunftsfähigen Energieversorgung liege in der Überwindung der Widerstände des heutigen, von fossilen Kraftwerken dominierten Energiesystems. Kernenergie sei nicht geeignet, diesen Transformationsprozess zu unterstützen, sondern blockiere diesen sogar: Das Übergewicht an Ausgaben für die Kernenergie engt die Entwicklung nachhaltiger Klimaschutztechnologien wie Erneuerbare, Speicher und Energieeffizienz ein. 
Im Fazit halten die Forschenden fest: Kernenergie sei keine Option für den Umbau des Energiesystems in Richtung Nachhaltigkeit. In den nächsten zehn Jahren würde ein Beibehalten der Kernkraft durch Weiterbetrieb oder Verlängerung der Laufzeiten nicht zu einer wesentlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen führen. 

Der vollständige Text der Studie „Kernkraft und Klima“ findet sich im Internet. 

Freitag, 29.10.2021, 14:06 Uhr
Peter Koller
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Quelle: Shutterstock / lassedesignen
Kernkraft
Studie widerlegt Atomkraft als Klimaschutztechnologie
Zu teuer, zu langsam, zu gefährlich − eine Studie von Fachwissenschaftlern der Gruppe Scientists for Future erläutert, warum Kernenergie nicht zur Lösung der Klimakrise beitragen kann.
Zur Lösung der Klimakrise könne die Kernenergie nicht beitragen, da sie zu langsam ausbaufähig, zu teuer und zu risikoreich ist. Zudem behindere sie strukturell den Ausbau der erneuerbaren Energien, die gegenüber der Kernkraft schneller verfügbar, kostengünstiger und ungefährlich sind. Das will ein internationales Team von Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Scientists for Future (S4F) in einer neuen Studie zu Kernenergie und Klima aufzeigen.

Da die Kernenergie bei der Stromerzeugung kaum direkte Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) erzeugt, wird sie von ihren Befürwortern als Technologie im Kampf gegen die Klimakrise angeführt. In Europa ist insbesondere Frankreich Wortführer für die Kernenergie, vor allem im Zuge der EU-Taxonomieverhandlungen, in denen festgelegt wird, welche Maßnahmen den Mitgliedsnationen in welcher Höhe angerechnet werden, um die EU-weit beschlossene Reduktion der Treibhausgasemissionen zu erreichen.

Doch laut der Studie von S4F weisen Untersuchungen, mit denen die Kernenergie als Technologie zur Emissionsminderung dargestellt wird, systematische Mängel auf:
  • Bekannt ist die potenzielle Gefährlichkeit von Kernkraft. Solche Unfälle seien extrem selten, lautet die Annahme von Befürwortern. Dagegen spricht aber die Statistik. Ben Wealer, Leitautor der Studie: "In jeder Dekade seit den 1970er Jahren gab es schwere Unfälle und eine Vielzahl kleinerer Zwischenfälle. Kernkraft ist derart risikobehaftet, dass Kernkraftwerke nirgendwo versichert werden können." Die Schäden bei einem Großunfall sind so hoch, dass die erforderlichen Versicherungsbeiträge faktisch unbezahlbar sind. Tatsächlich wurden die Katastrophen von Fukushima, Tschernobyl oder Three Mile Island einfach der Gesellschaft aufgebürdet.
  • Kernkraft widerspricht zudem allen Wirtschaftlichkeitsberechnungen. "Unsere Zusammenschau der relevanten Studien zur Kernenergie als Mittel zur Minderung von Treibhausgasemissionen hat gezeigt, dass Stromerzeugung aus Kernenergie vor allem außergewöhnlich teuer ist", erklärt Christian Breyer, Co-Autor der Studie. "Kernenergie war wirtschaftlich nie konkurrenzfähig und hat im Energiemarkt von Anfang an nur durch massive staatliche Finanzierung überlebt. Schon heute ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kostengünstiger als durch fossile und nukleare Technologien."
  • Hinzu kommt, dass Eile gefordert ist. Angesichts der Planungs- und Bauzeiten von zwei Jahrzehnten könne Kernkraft in den für die Bekämpfung der Klimakrise relevanten Zeiträumen von zwei bis maximal drei Jahrzehnten keine Rolle spielen. Die jüngst von Frankreich in die Diskussion gebrachte neue Generation von Atomkraftwerken (Small Modular Reactors) sei ebenfalls keine Option, da diese Technologie noch Jahrzehnte von einem möglichen kommerziellen Einsatz entfernt ist. Der notwendige, schnelle Umbau des Energiesystems geht in der erforderlichen Geschwindigkeit nur mit erneuerbarer Energie.
  • Die größte Herausforderung beim Aufbau einer zukunftsfähigen Energieversorgung liege in der Überwindung der Widerstände des heutigen, von fossilen Kraftwerken dominierten Energiesystems. Kernenergie sei nicht geeignet, diesen Transformationsprozess zu unterstützen, sondern blockiere diesen sogar: Das Übergewicht an Ausgaben für die Kernenergie engt die Entwicklung nachhaltiger Klimaschutztechnologien wie Erneuerbare, Speicher und Energieeffizienz ein. 
Im Fazit halten die Forschenden fest: Kernenergie sei keine Option für den Umbau des Energiesystems in Richtung Nachhaltigkeit. In den nächsten zehn Jahren würde ein Beibehalten der Kernkraft durch Weiterbetrieb oder Verlängerung der Laufzeiten nicht zu einer wesentlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen führen. 

Der vollständige Text der Studie „Kernkraft und Klima“ findet sich im Internet. 

Freitag, 29.10.2021, 14:06 Uhr
Peter Koller

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