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Energie & Management > Strom - Studie sieht Strombedarf im Südwesten stark unterschätzt
Quelle: Fotolia / Mirko
Strom

Studie sieht Strombedarf im Südwesten stark unterschätzt

Die Netzentwicklungspläne sind Makulatur, zumindest was Baden-Württemberg anbetrifft - das ist das Fazit aus einer Studie zum Industriestrom-Bedarf im Auftrag eines Energieverbandes.
Der künftige Strombedarf der industriellen Heimat von Carl Benz und Robert Bosch ist bisher "deutlich unterschätzt und in dieser Größenordnung bisher in keinem Netzentwicklungsplan berücksichtigt" worden. Das ist die Konsequenz, die der Verband für Energie- und Wasserwirtschaft (VfEW) aus einer Studie zum Industriestrombedarf von Baden-Württemberg zieht. Der BDEW-Landesverband veröffentlichte die Auftragsstudie von Frontier Economics und Fichtner am 17. Februar.

Demnach wird allein das produzierende Gewerbe im Ländle bis 2045, wenn Deutschland klimaneutral sein soll, je nach Szenario zwischen 35 % und 70 % mehr Elektrizität benötigen.

In einem Elektrifizierungs- und Energieeffizienzszenario etwa steigt der Strombedarf des Verbrauchssektors nach den Annahmen der Studienautorinnen und -autoren gegenüber 2019 um 59 % bis 67 % auf 43 bis 45 Mrd. kWh 2045.

Wasserstoff würde Anstieg dämpfen

Bei Ergänzung durch grünen Wasserstoff und andereklimaneutraleGasen ist der Anstieg mit 30 % deutlich geringer: 2045 braucht die baden-württembergische Industrie dann 35 Mrd. kWh Strom. Bis 2030 stehe dem Ländle aber nach allen bisherigen Szenarien noch nicht genügend Wasserstoff zur Verfügung, sodass bis dahin fossile Energieträger durch zusätzlichen Grünstrom ersetzt werden müssten.

Zur Erinnerung: 2030 will Deutschland seit dem Klimaschutzgesetz von Juni 2021 den eigenen Treibhausgas-Ausstoß um 65 % gegenüber verringern. Im Ampel-Koalitionsvertrag steht zusätzlich, dass bis dahin:
  • "idealerweise" der nationale Kohleausstieg abgeschlossen sein soll,
  • 80 % des Stroms aus Erneuerbaren stammt, wobei von 680 bis 750 Mrd. kWh bundesweitem Verbrauch ausgegangen wird,
  • die Photovoltaik-Leistung auf 200.000 MW und Offshore-Wind auf 30.000 MW angehoben wird,
  • die Elektrolysekapazität für Wasserstoff auf 10.000 MW hochgefahren sein soll, um "Leitmarkt für Wasserstoff" zu werden,
  • hierzulande mindestens 15 Mio. vollelektrische Autos fahren, zugunsten eines "Leitmarktes E-Mobilität",
  • und 50 ​% des Wärmemarktes klimaneutral geworden sein sollen.

VfEW-Geschäftsführer Torsten Höck bekannte sich im Namen der Energiewirtschaft zu den Klimaschutzzielen, forderte aber eine sichere Energieversorgung als Basis für deren Akzeptanz.

Auch andere Sektoren sind stromhungrig

Bei Haushalten, Verkehr und Heizung geht der Verband ebenfalls von einem wachsenden Strombedarf aus, zusätzlich durch die Digitalisierung der Energiewende und den Aufbau einer Batteriezell-Produktion. Diese Sektoren waren aber nicht Gegenstand der Untersuchung.

Mitglieder des Verbandes "Unternehmer Baden-Württemberg" (UBW) hatten über Umfragen und Einzelinterviews zur Datengrundlage der Studie beigetragen. VfEW und UBW empfehlen Folgendes:

  • einen beschleunigten Ausbau Erneuerbarer,
  • einen beschleunigten Netzausbau,
  • den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur und den dafür erforderlichen Rechtsrahmen
  • sowie die Umstellung der Kohlekraftwerke auf Gasbetrieb mit Option auf grüne Gase.
Die gut 100 Seiten starke Studie von Frontier Economics und Fichtner im Auftrag des VfEW unter Mitwirkung des UBW steht im Internet zum Herunterladen bereit.

Donnerstag, 17.02.2022, 16:37 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Strom - Studie sieht Strombedarf im Südwesten stark unterschätzt
Quelle: Fotolia / Mirko
Strom
Studie sieht Strombedarf im Südwesten stark unterschätzt
Die Netzentwicklungspläne sind Makulatur, zumindest was Baden-Württemberg anbetrifft - das ist das Fazit aus einer Studie zum Industriestrom-Bedarf im Auftrag eines Energieverbandes.
Der künftige Strombedarf der industriellen Heimat von Carl Benz und Robert Bosch ist bisher "deutlich unterschätzt und in dieser Größenordnung bisher in keinem Netzentwicklungsplan berücksichtigt" worden. Das ist die Konsequenz, die der Verband für Energie- und Wasserwirtschaft (VfEW) aus einer Studie zum Industriestrombedarf von Baden-Württemberg zieht. Der BDEW-Landesverband veröffentlichte die Auftragsstudie von Frontier Economics und Fichtner am 17. Februar.

Demnach wird allein das produzierende Gewerbe im Ländle bis 2045, wenn Deutschland klimaneutral sein soll, je nach Szenario zwischen 35 % und 70 % mehr Elektrizität benötigen.

In einem Elektrifizierungs- und Energieeffizienzszenario etwa steigt der Strombedarf des Verbrauchssektors nach den Annahmen der Studienautorinnen und -autoren gegenüber 2019 um 59 % bis 67 % auf 43 bis 45 Mrd. kWh 2045.

Wasserstoff würde Anstieg dämpfen

Bei Ergänzung durch grünen Wasserstoff und andereklimaneutraleGasen ist der Anstieg mit 30 % deutlich geringer: 2045 braucht die baden-württembergische Industrie dann 35 Mrd. kWh Strom. Bis 2030 stehe dem Ländle aber nach allen bisherigen Szenarien noch nicht genügend Wasserstoff zur Verfügung, sodass bis dahin fossile Energieträger durch zusätzlichen Grünstrom ersetzt werden müssten.

Zur Erinnerung: 2030 will Deutschland seit dem Klimaschutzgesetz von Juni 2021 den eigenen Treibhausgas-Ausstoß um 65 % gegenüber verringern. Im Ampel-Koalitionsvertrag steht zusätzlich, dass bis dahin:
  • "idealerweise" der nationale Kohleausstieg abgeschlossen sein soll,
  • 80 % des Stroms aus Erneuerbaren stammt, wobei von 680 bis 750 Mrd. kWh bundesweitem Verbrauch ausgegangen wird,
  • die Photovoltaik-Leistung auf 200.000 MW und Offshore-Wind auf 30.000 MW angehoben wird,
  • die Elektrolysekapazität für Wasserstoff auf 10.000 MW hochgefahren sein soll, um "Leitmarkt für Wasserstoff" zu werden,
  • hierzulande mindestens 15 Mio. vollelektrische Autos fahren, zugunsten eines "Leitmarktes E-Mobilität",
  • und 50 ​% des Wärmemarktes klimaneutral geworden sein sollen.

VfEW-Geschäftsführer Torsten Höck bekannte sich im Namen der Energiewirtschaft zu den Klimaschutzzielen, forderte aber eine sichere Energieversorgung als Basis für deren Akzeptanz.

Auch andere Sektoren sind stromhungrig

Bei Haushalten, Verkehr und Heizung geht der Verband ebenfalls von einem wachsenden Strombedarf aus, zusätzlich durch die Digitalisierung der Energiewende und den Aufbau einer Batteriezell-Produktion. Diese Sektoren waren aber nicht Gegenstand der Untersuchung.

Mitglieder des Verbandes "Unternehmer Baden-Württemberg" (UBW) hatten über Umfragen und Einzelinterviews zur Datengrundlage der Studie beigetragen. VfEW und UBW empfehlen Folgendes:

  • einen beschleunigten Ausbau Erneuerbarer,
  • einen beschleunigten Netzausbau,
  • den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur und den dafür erforderlichen Rechtsrahmen
  • sowie die Umstellung der Kohlekraftwerke auf Gasbetrieb mit Option auf grüne Gase.
Die gut 100 Seiten starke Studie von Frontier Economics und Fichtner im Auftrag des VfEW unter Mitwirkung des UBW steht im Internet zum Herunterladen bereit.

Donnerstag, 17.02.2022, 16:37 Uhr
Georg Eble

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