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Baden-Württemberg muss seine Energieinfrastruktur im Zuge der Energiewende grundlegend umbauen, so eine Studie. Allein die erneuerbare Leistung müsse bis 2040 verfünffacht werden.
Bis 2040 müssen mit 50.000
MW fünf Mal mehr Leistung an Erneuerbare-Energie-Anlagen in Baden-Württemberg installiert sein. Das berechnet eine Studie der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (EE
BW). Dann würde der Strom zu 70
% aus Wind- und Sonnenenergie erzeugt. Dafür müssten deren Kapazitäten schnell und massiv ausgebaut werden, fordern die Autorinnen und Autoren. Außerdem sei der Neubau von Gaskraftwerken mit einer Leistung von 1.600
MW notwendig, die später auf erneuerbare Gase umzustellen seien.
Auch die erneuerbare Wärmeerzeugung müsse - bei gleichzeitig stark sinkendem Verbrauch – mindestens verdoppelt werden. Die Studie legt dabei einen auf das Jahr 2030 vorgezogenen Kohleausstieg zugrunde. Jörg Dürr-Pucher, Vorsitzender der Plattform EE
BW, erklärte: „Für Wärmenetze, Windenergie im Wald, Photovoltaik-Parkplätze und die Flächenverfügbarkeit für alle erneuerbaren Energien braucht es weitere Unterstützung, damit Anlagen tatsächlich entstehen.“
Klimaneutralität bis 2040 als ZielDer Landtag von Baden-Württemberg hatte vor gut zwei Wochen ein neues Klimaschutzgesetz beschlossen. Darin wurden auch ehrgeizigere Ziele zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase verankert. So soll das Land bis 2040 klimaneutral werden - bisher waren 90
% bis 2050 das Ziel. Am Dienstag erst hatte der grün-schwarze Ministerrat eine Taskforce beschlossen, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Das Gremium soll sich um kürzere Genehmigungsverfahren für Windräder kümmern, aber auch Photovoltaik, die Bioenergie, die Wasserkraft und die tiefe Geothermie in den Blick nehmen.
Technologien mit steuerbarer Stromerzeugung seien im Stromimportland Baden-Württemberg für die Netzstabilität von besonderer Bedeutung. So könnten die bestehenden Biogasanlagen mit ausgebauter Leistung flexibler Strom erzeugen. Auch die Tiefengeothermie werde neben der wichtigen Wärmeproduktion zur Stromerzeugung beitragen.Vor allem durch Modernisierung, aber auch durch den Bau neuer Kleinwasserkraftanlagen steigt im Szenario die Stromerzeugung durch Wasserkraft um etwa ein Sechstel an.
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Installierte Leistung zur Stromerzeugung in BW, fossil und erneuerbar, bis 2020 und laut Szenario bis 2040 Quelle: Plattform EE BW - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken. |
Steigender Stromverbrauch prognostiziertBis 2040 geht die Studie von einem Anstieg des Stromverbrauchs im Land von heute 69
Mrd. auf 92
Mrd. kWh aus. 40
% könnte Solarstrom abdecken, knapp 30
% die Windenergie. 12
% würden die nicht volatilen Erneuerbaren beisteuern, also Wasserkraft, Geothermie und Bioenergie. Rund 16
% müssten wie derzeit importiert werden. Erzeugung im Land und Import reichten laut Studie aus, um die prognostizierte höhere Stromnachfrage im Südwesten zu decken.
Unverzichtbar für den Ausbau der erneuerbaren Energien seien angepasste Rahmenbedingungen im Stromsektor. Die Plattform EE
BW schlägt daher eine praxisgerechte Ausgestaltung von Ausschreibungen und des Genehmigungs- und Planungsrechtes vor. So müssten feste Fristen definiert und eingehalten, Vorgänge digitalisiert und Artenschutzvorgaben vereinfacht sowie rechtssicher gestaltet werden. Besonders wichtig ist nach Meinung der Plattform EE
BW, auch ausreichend Flächen für den Ausbau der regenerativen Energien bereitzustellen, allein für die Windenergie 2
% der Landesfläche.
Die
Studie zur Energieinfrastruktur 2040 steht auf der Website der EE BW bereit.
Mittwoch, 27.10.2021, 12:29 Uhr
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