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Energie & Management > Gas - Studie: Die Erdgasbrücke abbrechen
Quelle: Shutterstock / Mike Mareen
Gas

Studie: Die Erdgasbrücke abbrechen

Forschende unter der Leitung von Claudia Kemfert sehen in dem fossilen Energieträger Erdgas ein erhebliches Risiko für die Energiewende. „Sauberes Erdgas“ gebe es nicht.
Die Forscherinnen und Forscher lehnen in einem Fachbeitrag für die Zeitschrift Nature den Einsatz von Erdgas für die Energieversorgung ab: Der Grund ist denkbar einfach: „Erdgas ist keine Brückentechnologie hin zu einem 100 Prozent erneuerbaren Energiesystem im Sinne des Pariser Klimaabkommens“, heißt es in einer Mitteilung.

Für das Forschendenteam um Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist klar: „Das zu lange Festhalten an fossilem Erdgas hat Deutschland in eine Energiekrise geführt.“ Nur entschlossenes Handeln hin zu einer Vollversorgung aus erneuerbaren Energien führe zu einer konsequenten Dekarbonisierung.

„Sauberes Erdgas“ werde gerne als Brückentechnologie bezeichnet auf dem Weg zu einer CO2-freien Wirtschaft. Diese Aussage ist für die Autorinnen und Autoren falsch. Erdgas habe eine schlechte Klimabilanz, vergleichbar wie Erdöl oder Kohle - zu diesem Fazit kommen sie in ihrer Studie. Vor allem das bei der Produktion und dem Transport in die Atmosphäre entweichende Erdgas beziehungsweise Methan (der "Methanschlupf") werde nicht ausreichend berücksichtigt. Methan ist mindestens 25-mal klimaschädlicher als CO2.

Lock-In-Effekte und Stranded Assests

So heißt es in der Studie: Die Einsparung von Treibhausgasen durch Erdgas statt Kohle hebe sich auf, wenn 3,3 % des produzierten Erdgases durch Leckage in die Atmosphäre entweichen, bevor dieses verbrannt wird. Die gesamte globale durchschnittliche Leckagerate werde auf 2,2 % geschätzt. Allerdings gebe es einen hohen Unsicherheitsfaktor. „Studien, die einzelne Gasfelder untersuchten, fanden sogar diffuse Emissionsraten von bis zu 6 % der gesamten geförderten Erdgasmenge“, so die Mitteilung.

Der Aufbau neuer Gashandels-Beziehungen und neuer Gasinfrastruktur, um die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren, wie ihn die Bundesregierung aktuell plant, sei nicht zielführend. Das würde nur die die Abhängigkeit von fossilen Energien und den sogenannten „Lock-In Effekt“ zementieren. Zudem würden diese neuen Anlagen für die fossile Energieinfrastruktur im Zuge der Energiewende einen vorzeitigen Wertverlust erfahren und bärgen daher die Gefahr von „Stranded Assets“ (Investitionsruinen).

Die Studie wurde unter der Leitung von Claudia Kemfert erstellt
  • von der Leuphana Universität Lüneburg,
  • der TU Berlin,
  • der Ruhr-Universität Bochum
  • und der Europa-Universität Flensburg.
Der ganze Artikel „The expansion of natural gas infrastructure puts energy transitions at risk“ kann auf der Webseite der Zeitschrift Nature nachgeschlagen werden.
 

Mittwoch, 13.07.2022, 14:05 Uhr
Stefan Sagmeister
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Gas
Studie: Die Erdgasbrücke abbrechen
Forschende unter der Leitung von Claudia Kemfert sehen in dem fossilen Energieträger Erdgas ein erhebliches Risiko für die Energiewende. „Sauberes Erdgas“ gebe es nicht.
Die Forscherinnen und Forscher lehnen in einem Fachbeitrag für die Zeitschrift Nature den Einsatz von Erdgas für die Energieversorgung ab: Der Grund ist denkbar einfach: „Erdgas ist keine Brückentechnologie hin zu einem 100 Prozent erneuerbaren Energiesystem im Sinne des Pariser Klimaabkommens“, heißt es in einer Mitteilung.

Für das Forschendenteam um Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist klar: „Das zu lange Festhalten an fossilem Erdgas hat Deutschland in eine Energiekrise geführt.“ Nur entschlossenes Handeln hin zu einer Vollversorgung aus erneuerbaren Energien führe zu einer konsequenten Dekarbonisierung.

„Sauberes Erdgas“ werde gerne als Brückentechnologie bezeichnet auf dem Weg zu einer CO2-freien Wirtschaft. Diese Aussage ist für die Autorinnen und Autoren falsch. Erdgas habe eine schlechte Klimabilanz, vergleichbar wie Erdöl oder Kohle - zu diesem Fazit kommen sie in ihrer Studie. Vor allem das bei der Produktion und dem Transport in die Atmosphäre entweichende Erdgas beziehungsweise Methan (der "Methanschlupf") werde nicht ausreichend berücksichtigt. Methan ist mindestens 25-mal klimaschädlicher als CO2.

Lock-In-Effekte und Stranded Assests

So heißt es in der Studie: Die Einsparung von Treibhausgasen durch Erdgas statt Kohle hebe sich auf, wenn 3,3 % des produzierten Erdgases durch Leckage in die Atmosphäre entweichen, bevor dieses verbrannt wird. Die gesamte globale durchschnittliche Leckagerate werde auf 2,2 % geschätzt. Allerdings gebe es einen hohen Unsicherheitsfaktor. „Studien, die einzelne Gasfelder untersuchten, fanden sogar diffuse Emissionsraten von bis zu 6 % der gesamten geförderten Erdgasmenge“, so die Mitteilung.

Der Aufbau neuer Gashandels-Beziehungen und neuer Gasinfrastruktur, um die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren, wie ihn die Bundesregierung aktuell plant, sei nicht zielführend. Das würde nur die die Abhängigkeit von fossilen Energien und den sogenannten „Lock-In Effekt“ zementieren. Zudem würden diese neuen Anlagen für die fossile Energieinfrastruktur im Zuge der Energiewende einen vorzeitigen Wertverlust erfahren und bärgen daher die Gefahr von „Stranded Assets“ (Investitionsruinen).

Die Studie wurde unter der Leitung von Claudia Kemfert erstellt
  • von der Leuphana Universität Lüneburg,
  • der TU Berlin,
  • der Ruhr-Universität Bochum
  • und der Europa-Universität Flensburg.
Der ganze Artikel „The expansion of natural gas infrastructure puts energy transitions at risk“ kann auf der Webseite der Zeitschrift Nature nachgeschlagen werden.
 

Mittwoch, 13.07.2022, 14:05 Uhr
Stefan Sagmeister

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