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Energie & Management > Europa - Stromwirtschaft will in weniger als 20 Jahren CO2-frei produzieren
Quelle: Shutterstock, Lightspring
Europa

Stromwirtschaft will in weniger als 20 Jahren CO2-frei produzieren

Zwei Drittel des in der EU verbrauchten Stroms wurden 2020 ohne CO2-Emissionen erzeugt. Das geht aus dem jüngsten „Power Barometer“ des Dachverbandes der Branche Eurelectric hervor.
Die Stromerzeugung in der EU sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 % auf 5.090,3 Mrd. kWh. Die erneuerbaren Energien lieferten davon knapp 40 %(2017,4 Mrd. kWh, +4,2 %), die Kernenergie 25,8 % (1.260 Mrd. kWh, -4,5 %), Gaskraftwerke 17 % (877,7 Mrd. kWh, -8 %) und Kohle 13,5 % (690,9 Mrd. kWh, -5,5 %). Die CO2-Intensität der europäischen Stromerzeugung war mit 221 Gramm CO2 pro Kilowattstunde um 5 % geringer als 2019, so das Eurelectric Power Barometer.

Der deutsche Anteil an der europäischen Stromproduktion betrug knapp 17 % (854,3 Mrd. kWh, -2,1 %). Der Anteil der erneuerbaren Energien lag in Deutschland mit 45,9 % (391,9Mrd. kWh, -2,1 %) über dem europäischen Durchschnitt. Das Gleiche gilt für die Erzeugung aus Kohle mit 25,7 % (219,3 Mrd. kWh, -3,1 %). Gaskraftwerke trugen 11,4 % (97,6Mrd. kWh, +1,1 %) und Kernkraftwerke 12,7 % (109,15 Mrd. kWh, -5,5 %) zur Stromerzeugung bei. Die CO2-Intensität lag mit 305 Gramm/kWh deutlich über dem Durchschnitt der EU.

Am Klima-freundlichsten wurde Strom im vergangenen Jahr in Schweden (22 g/kWh) und in Frankreich (36 g/kWh) erzeugt, die höchsten Emissionen hatte Polen mit 721 g/kWh.

Die Elektrizitätswirtschaft sei „bereit und in der Lage“, das Ziel einer emissionsfreien Stromerzeugung schon zwischen 2035 und 2040 zu erreichen, sagte der Präsident des Verbandes, Jean-Bernard Levy, bei der Vorstellung des Power Barometers: „Wir haben die Technologie, wir haben das Know-how und wir haben die Ressourcen.“ Mehr Strom sei der Schlüssel zu einem klimaverträglichen Energieverbrauch.

Kürzere Genehmigungsfristen für neue Stromprojekte nötig

Generalsekretär Kristian Ruby forderte dafür bessere Rahmenbedingungen durch die Politik ein. Entscheidend sei es, „die richtigen Investitionssignale zu setzen“ und Hindernisse zu beseitigen. „Die Genehmigungsfristen für neue Stromprojekte müssen verkürzt werden.“ Im Durchschnitt der EU müssten gegenwärtig sechs Jahre für die Genehmigung eines Windrades, einer Leitung oder eines anderen Projekte veranschlagt werden. Dies sei unvereinbar mit dem Investitionsvolumen, das in den nächsten neun Jahren realisiert werden müsse.

Das Investitionsvolumen veranschlagt der Generalsekretär von Eurelectric bis 2030 mit 75 Mrd. Euro pro Jahr alleine für die Errichtung neuer Kraftwerke. Die Investitionen in das europäische Stromnetz müssten auf 55 Mrd. Euro pro Jahr verdoppelt werden. Hinzu käme ein massiver Ausbau der Speicherkapazität. Dies sei nur möglich, wenn die Politik „willkürliche Eingriffe“ in die Rahmenbedingungen für Investoren unterlasse. „Wir brauchen vorhersehbare und marktorientierte Rahmenbedingungen, einen funktionierenden Emissionshandel, eine Modernisierung der Netztarife und die richtige Regulierung für flexible Lösungen wie zum Beispiel Batteriespeicher.“

Ziel der Branche ist es, den „Elektrifizierungsgrad“ (den Anteil des Stroms am gesamten Energieverbrauch) von heute 23 % bis 2030 auf 33 % zu erhöhen. Das bedeute einen Anstieg der Stromerzeugung um ein Viertel und eine Verdoppelung der Erzeugung aus erneuerbaren Energien, sagte Ruby. Die Kapazität der verfügbaren Speicher müsse mehr als verdoppelt werden.

Ein entscheidendes Hindernis dafür liegt nach Ansicht von Eurelectric in den hohen Abgaben auf den Stromverbrauch. Den anhaltenden Anstieg (+29 % seit 2010) gelte es zu beenden, wenn sich die Verbraucher für „kohlenstofffreie Alternativen“ im Verkehr oder für das Heizen entscheiden sollten.

Das Absenken von Steuern auf den Stromverbrauch sei auch ein probates Mittel, um eine "Panik" angesichts der steigenden Energiepreise abzuwenden. Ruby sieht darin ein „vorübergehendes Ereignis“, gleichwohl dürfe die Politik die Entwicklung nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Der sozialliberale dänische Europaabgeordnete Morton Petersen bezeichnete den Energiepreisanstieg auf der gleichen Veranstaltung als „Gift“ für die anstehende Beratung der von der Kommission vorgelegten Klimagesetzgebung. „Viele Politiker fürchten sich vor dem Winter.“ Ein Vertreter der EU-Kommission räumte ein, dass höhere CO2-Preise zu den höheren Strompreisen beitrügen. Es sei jetzt Aufgabe der Mitgliedsstaaten dafür zu sorgen, dass auch sozial schwache Haushalte ihre Stromrechnung bezahlen könnten.

Donnerstag, 30.09.2021, 08:38 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Europa - Stromwirtschaft will in weniger als 20 Jahren CO2-frei produzieren
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Europa
Stromwirtschaft will in weniger als 20 Jahren CO2-frei produzieren
Zwei Drittel des in der EU verbrauchten Stroms wurden 2020 ohne CO2-Emissionen erzeugt. Das geht aus dem jüngsten „Power Barometer“ des Dachverbandes der Branche Eurelectric hervor.
Die Stromerzeugung in der EU sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 % auf 5.090,3 Mrd. kWh. Die erneuerbaren Energien lieferten davon knapp 40 %(2017,4 Mrd. kWh, +4,2 %), die Kernenergie 25,8 % (1.260 Mrd. kWh, -4,5 %), Gaskraftwerke 17 % (877,7 Mrd. kWh, -8 %) und Kohle 13,5 % (690,9 Mrd. kWh, -5,5 %). Die CO2-Intensität der europäischen Stromerzeugung war mit 221 Gramm CO2 pro Kilowattstunde um 5 % geringer als 2019, so das Eurelectric Power Barometer.

Der deutsche Anteil an der europäischen Stromproduktion betrug knapp 17 % (854,3 Mrd. kWh, -2,1 %). Der Anteil der erneuerbaren Energien lag in Deutschland mit 45,9 % (391,9Mrd. kWh, -2,1 %) über dem europäischen Durchschnitt. Das Gleiche gilt für die Erzeugung aus Kohle mit 25,7 % (219,3 Mrd. kWh, -3,1 %). Gaskraftwerke trugen 11,4 % (97,6Mrd. kWh, +1,1 %) und Kernkraftwerke 12,7 % (109,15 Mrd. kWh, -5,5 %) zur Stromerzeugung bei. Die CO2-Intensität lag mit 305 Gramm/kWh deutlich über dem Durchschnitt der EU.

Am Klima-freundlichsten wurde Strom im vergangenen Jahr in Schweden (22 g/kWh) und in Frankreich (36 g/kWh) erzeugt, die höchsten Emissionen hatte Polen mit 721 g/kWh.

Die Elektrizitätswirtschaft sei „bereit und in der Lage“, das Ziel einer emissionsfreien Stromerzeugung schon zwischen 2035 und 2040 zu erreichen, sagte der Präsident des Verbandes, Jean-Bernard Levy, bei der Vorstellung des Power Barometers: „Wir haben die Technologie, wir haben das Know-how und wir haben die Ressourcen.“ Mehr Strom sei der Schlüssel zu einem klimaverträglichen Energieverbrauch.

Kürzere Genehmigungsfristen für neue Stromprojekte nötig

Generalsekretär Kristian Ruby forderte dafür bessere Rahmenbedingungen durch die Politik ein. Entscheidend sei es, „die richtigen Investitionssignale zu setzen“ und Hindernisse zu beseitigen. „Die Genehmigungsfristen für neue Stromprojekte müssen verkürzt werden.“ Im Durchschnitt der EU müssten gegenwärtig sechs Jahre für die Genehmigung eines Windrades, einer Leitung oder eines anderen Projekte veranschlagt werden. Dies sei unvereinbar mit dem Investitionsvolumen, das in den nächsten neun Jahren realisiert werden müsse.

Das Investitionsvolumen veranschlagt der Generalsekretär von Eurelectric bis 2030 mit 75 Mrd. Euro pro Jahr alleine für die Errichtung neuer Kraftwerke. Die Investitionen in das europäische Stromnetz müssten auf 55 Mrd. Euro pro Jahr verdoppelt werden. Hinzu käme ein massiver Ausbau der Speicherkapazität. Dies sei nur möglich, wenn die Politik „willkürliche Eingriffe“ in die Rahmenbedingungen für Investoren unterlasse. „Wir brauchen vorhersehbare und marktorientierte Rahmenbedingungen, einen funktionierenden Emissionshandel, eine Modernisierung der Netztarife und die richtige Regulierung für flexible Lösungen wie zum Beispiel Batteriespeicher.“

Ziel der Branche ist es, den „Elektrifizierungsgrad“ (den Anteil des Stroms am gesamten Energieverbrauch) von heute 23 % bis 2030 auf 33 % zu erhöhen. Das bedeute einen Anstieg der Stromerzeugung um ein Viertel und eine Verdoppelung der Erzeugung aus erneuerbaren Energien, sagte Ruby. Die Kapazität der verfügbaren Speicher müsse mehr als verdoppelt werden.

Ein entscheidendes Hindernis dafür liegt nach Ansicht von Eurelectric in den hohen Abgaben auf den Stromverbrauch. Den anhaltenden Anstieg (+29 % seit 2010) gelte es zu beenden, wenn sich die Verbraucher für „kohlenstofffreie Alternativen“ im Verkehr oder für das Heizen entscheiden sollten.

Das Absenken von Steuern auf den Stromverbrauch sei auch ein probates Mittel, um eine "Panik" angesichts der steigenden Energiepreise abzuwenden. Ruby sieht darin ein „vorübergehendes Ereignis“, gleichwohl dürfe die Politik die Entwicklung nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Der sozialliberale dänische Europaabgeordnete Morton Petersen bezeichnete den Energiepreisanstieg auf der gleichen Veranstaltung als „Gift“ für die anstehende Beratung der von der Kommission vorgelegten Klimagesetzgebung. „Viele Politiker fürchten sich vor dem Winter.“ Ein Vertreter der EU-Kommission räumte ein, dass höhere CO2-Preise zu den höheren Strompreisen beitrügen. Es sei jetzt Aufgabe der Mitgliedsstaaten dafür zu sorgen, dass auch sozial schwache Haushalte ihre Stromrechnung bezahlen könnten.

Donnerstag, 30.09.2021, 08:38 Uhr
Tom Weingärtner

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