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Energie & Management > Marktrückblick - Strompreise 2021 höher als in den letzten 20 Jahren
Quelle: Fotolia / Eisenhans
Marktrückblick

Strompreise 2021 höher als in den letzten 20 Jahren

Die Preise an der Strombörse 2021 waren die höchsten seit mindestens 20 Jahren. Einer der Haupttreiber war der Erdgaspreis, so resümiert eine Kurzanalyse des EWI Köln.
Wissenschaftler des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln untersuchten die Energiepreise des letzten Jahres und ihre Ursachen. Die Analyse von Eren Cam, Fabian Arnold und Konstantin Gruber basiert unter anderem auf dem frei verfügbaren EWI Merit-Order Tool 2022, mit dem die Einsatzreihenfolge konventioneller Kraftwerke anhand ihrer Grenzkosten abgebildet werden kann.

Im vergangenen Jahr kostete Strom im Großhandel Rekordsummen von 500 Euro und mehr pro MWh in einzelnen Stunden. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte traten Spitzenpreise auf. In der Kalenderwoche 51 betrug sogar der wöchentliche Mittelwert 293 Euro/MWh. Auch im Jahresmittel wurde für Strom an der Börse mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr bezahlt mit 97 Euro/MWh. Die Kurzanalyse beschäftigt sich mit den Ursachen dieses Preishochs.

Demnach kommt der Preissprung zunächst durch die stark gesunkenen Energiepreise im Jahr 2020 zustande. „Im Jahr 2020 war die Nachfrage nach Strom, Erdgas und Steinkohle in Folge der sich weltweit ausbreitenden Corona-Pandemie eingebrochen“, sagte Eren Cam. „Im Laufe des Jahres 2021 hat sich die Weltwirtschaft aber erholt, sodass die Brennstoffpreise sprunghaft angestiegen sind“, erläuterte Cam. Vor diesem Hintergrund und in Folge hoher CO2-Preise seien dann die Strompreise insbesondere ab Juli 2021 besonders stark gestiegen.

Hohe Strompreise vor allem Folge hoher Gaspreise

Haupttreiber waren vor allem die Rekord-Preise für Gas, wofür im vergangenen Jahr zeitweise mehr als 150 Euro/MWh bezahlt wurde. Dazu haben laut EWI unterschiedliche Entwicklungen des globalen Gasmarktes beigetragen. So war der Winter 2020/2021 lang und kalt, was die europäischen Gasspeicher im Frühjahr leerer als sonst zurückließ. Bis zum Beginn der Heizsaison wurden sie aufgrund der angespannten Marktbedingungen auch nicht aufgefüllt.

Gleichzeitig erholte sich die globale Gasnachfrage, vor allem in den asiatischen Märkten mit dem Ende des Pandemie-Lockdowns. Diese importierten einen Großteil des globalen Angebots für Flüssigerdgas (LNG). Hinzu kamen diverse Infrastrukturausfälle und -wartungen sowie weniger Lieferungen aus Russland als erwartet, die dazu führten, dass die Gaslieferungen nach Europa begrenzt blieben.
 
Tägliche Brennstoff- und CO2-Zertifikatspreise der Jahre 2020 und 2021
Quelle: EWI - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken

Steinkohlepreise erreichten ebenfalls neue Höchstwerte

Auch die Preise für Steinkohle stiegen im vergangenen Jahr deutlich. „Neben der wirtschaftlichen Erholung wurde die weltweite Steinkohle-Nachfrage durch die hohen Gaspreise gestützt“, sagte Fabian Arnold. „Wenn Gas besonders teuer ist, springen Steinkohle-Kraftwerke ein, sodass die Nachfrage steigt und somit auch der Preis“, erläuterte er.

Die weltweit hohe Nachfrage nach Steinkohle traf auf diverse Engpässe auf der Angebotsseite, verursacht etwa durch Starkregen in Indonesien, Überflutungen in China und schwere Stürme in Australien und den USA. Dazu kamen logistische Probleme durch technische Störungen an Bahnen und Verladehäfen. Auch Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verursachten Verzögerungen im Schiffsverkehr, was zu steigenden Transportkosten führte.

Steigende Preise auch im europäischen Emissionshandel

Auch die europäischen CO2-Preise trugen teilweise dazu bei, dass die deutschen Strompreise im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreichten. „Da Stein- und Braunkohlekraftwerke einen höheren CO2-Ausstoß haben als Gaskraftwerke, steigt mit einem Wechsel von Gas- auf Kohlestrom der Bedarf an CO2-Emissionszertifikaten“, sagte Cam. Die höhere Nachfrage in Verbindung mit der Verschärfung der europäischen Klimaziele und geringer Wind-Einspeisung führte zu Rekordpreisen von fast 90 Euro/t CO2.

Die durchschnittlichen Grenzkosten der Gas- und Kohlekraftwerke lagen im Jahr 2021 auf einem deutlich höheren Niveau als in vergangenen Jahren. Da der Preisanstieg für Erdgas den Anstieg der CO2-Zertifikatspreise und Steinkohlepreise überkompensierte, profitierten in der Einsatzreihenfolge der konventionellen Kraftwerke vor allem Kohlekraftwerke.

Ob die Strompreise kurzfristig auf diesem hohen Niveau bleiben, hängt maßgeblich von den Entwicklungen des Gasmarktes ab. Langfristig dürften darüber hinaus die weitere Stilllegung von Kern- und Kohlekraftwerken die Merit-Order der konventionellen Kraftwerke verändern, prognostizieren die EWI-Wissenschaftler

Die Kurzanalyse des EWI Köln steht im Internet bereit.

Donnerstag, 6.01.2022, 15:39 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Marktrückblick - Strompreise 2021 höher als in den letzten 20 Jahren
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Marktrückblick
Strompreise 2021 höher als in den letzten 20 Jahren
Die Preise an der Strombörse 2021 waren die höchsten seit mindestens 20 Jahren. Einer der Haupttreiber war der Erdgaspreis, so resümiert eine Kurzanalyse des EWI Köln.
Wissenschaftler des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln untersuchten die Energiepreise des letzten Jahres und ihre Ursachen. Die Analyse von Eren Cam, Fabian Arnold und Konstantin Gruber basiert unter anderem auf dem frei verfügbaren EWI Merit-Order Tool 2022, mit dem die Einsatzreihenfolge konventioneller Kraftwerke anhand ihrer Grenzkosten abgebildet werden kann.

Im vergangenen Jahr kostete Strom im Großhandel Rekordsummen von 500 Euro und mehr pro MWh in einzelnen Stunden. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte traten Spitzenpreise auf. In der Kalenderwoche 51 betrug sogar der wöchentliche Mittelwert 293 Euro/MWh. Auch im Jahresmittel wurde für Strom an der Börse mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr bezahlt mit 97 Euro/MWh. Die Kurzanalyse beschäftigt sich mit den Ursachen dieses Preishochs.

Demnach kommt der Preissprung zunächst durch die stark gesunkenen Energiepreise im Jahr 2020 zustande. „Im Jahr 2020 war die Nachfrage nach Strom, Erdgas und Steinkohle in Folge der sich weltweit ausbreitenden Corona-Pandemie eingebrochen“, sagte Eren Cam. „Im Laufe des Jahres 2021 hat sich die Weltwirtschaft aber erholt, sodass die Brennstoffpreise sprunghaft angestiegen sind“, erläuterte Cam. Vor diesem Hintergrund und in Folge hoher CO2-Preise seien dann die Strompreise insbesondere ab Juli 2021 besonders stark gestiegen.

Hohe Strompreise vor allem Folge hoher Gaspreise

Haupttreiber waren vor allem die Rekord-Preise für Gas, wofür im vergangenen Jahr zeitweise mehr als 150 Euro/MWh bezahlt wurde. Dazu haben laut EWI unterschiedliche Entwicklungen des globalen Gasmarktes beigetragen. So war der Winter 2020/2021 lang und kalt, was die europäischen Gasspeicher im Frühjahr leerer als sonst zurückließ. Bis zum Beginn der Heizsaison wurden sie aufgrund der angespannten Marktbedingungen auch nicht aufgefüllt.

Gleichzeitig erholte sich die globale Gasnachfrage, vor allem in den asiatischen Märkten mit dem Ende des Pandemie-Lockdowns. Diese importierten einen Großteil des globalen Angebots für Flüssigerdgas (LNG). Hinzu kamen diverse Infrastrukturausfälle und -wartungen sowie weniger Lieferungen aus Russland als erwartet, die dazu führten, dass die Gaslieferungen nach Europa begrenzt blieben.
 
Tägliche Brennstoff- und CO2-Zertifikatspreise der Jahre 2020 und 2021
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Steinkohlepreise erreichten ebenfalls neue Höchstwerte

Auch die Preise für Steinkohle stiegen im vergangenen Jahr deutlich. „Neben der wirtschaftlichen Erholung wurde die weltweite Steinkohle-Nachfrage durch die hohen Gaspreise gestützt“, sagte Fabian Arnold. „Wenn Gas besonders teuer ist, springen Steinkohle-Kraftwerke ein, sodass die Nachfrage steigt und somit auch der Preis“, erläuterte er.

Die weltweit hohe Nachfrage nach Steinkohle traf auf diverse Engpässe auf der Angebotsseite, verursacht etwa durch Starkregen in Indonesien, Überflutungen in China und schwere Stürme in Australien und den USA. Dazu kamen logistische Probleme durch technische Störungen an Bahnen und Verladehäfen. Auch Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verursachten Verzögerungen im Schiffsverkehr, was zu steigenden Transportkosten führte.

Steigende Preise auch im europäischen Emissionshandel

Auch die europäischen CO2-Preise trugen teilweise dazu bei, dass die deutschen Strompreise im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreichten. „Da Stein- und Braunkohlekraftwerke einen höheren CO2-Ausstoß haben als Gaskraftwerke, steigt mit einem Wechsel von Gas- auf Kohlestrom der Bedarf an CO2-Emissionszertifikaten“, sagte Cam. Die höhere Nachfrage in Verbindung mit der Verschärfung der europäischen Klimaziele und geringer Wind-Einspeisung führte zu Rekordpreisen von fast 90 Euro/t CO2.

Die durchschnittlichen Grenzkosten der Gas- und Kohlekraftwerke lagen im Jahr 2021 auf einem deutlich höheren Niveau als in vergangenen Jahren. Da der Preisanstieg für Erdgas den Anstieg der CO2-Zertifikatspreise und Steinkohlepreise überkompensierte, profitierten in der Einsatzreihenfolge der konventionellen Kraftwerke vor allem Kohlekraftwerke.

Ob die Strompreise kurzfristig auf diesem hohen Niveau bleiben, hängt maßgeblich von den Entwicklungen des Gasmarktes ab. Langfristig dürften darüber hinaus die weitere Stilllegung von Kern- und Kohlekraftwerken die Merit-Order der konventionellen Kraftwerke verändern, prognostizieren die EWI-Wissenschaftler

Die Kurzanalyse des EWI Köln steht im Internet bereit.

Donnerstag, 6.01.2022, 15:39 Uhr
Susanne Harmsen

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