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Für die Wärmewende und mehr Elektromobilität rechnet die Stromnetz Berlin mit einer Verdoppelung der Höchstlast bis 2033. Deshalb investiert sie eine Rekordsumme von 285 Millionen Euro.
Mit der nun beschleunigten Energie- und Wärmewende sowie den Entwicklungen im Bereich Mobilität und Digitalisierung steht Berlin vor einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Auf die damit einhergehenden Anforderungen an das Stromnetz und darauf bereitet sich Berlins Verteilungsnetzbetreiber intensiv vor. Dies erläuterte der Geschäftsführer Erik Landeck vor Journalisten am 4. April in Berlin. So werde die Investitionsoffensive mit einer neuen Rekordsumme von 285 Millionen Euro in diesem Jahr fortgesetzt. Im Fünfjahreszeitraum 2023 bis 2027 sollen insgesamt rund 1,7 Milliarden Euro Investitionen in das Berliner Stromnetz fließen.
Gute Bilanz 2022Die Bilanz des Jahres 2022 des landeseigenen Unternehmens fiel positiv aus. In seinem zweiten Geschäftsjahr nach der Rekommunalisierung hat die Stromnetz Berlin GmbH mit 82,7 Millionen Euro (Vorjahr: 46,2 Millionen Euro) ein gutes Ergebnis nach Steuern erreicht. Die Verdopplung sei darauf zurückzuführen, dass anders als im Vorjahr die Muttergesellschaft BEN Berlin Energie und Netzholding-Gruppe die Ertragssteuer abgeführt hat und weniger Kosten für die Ablösung vom Voreigner Vattenfall anfielen, erläuterte der Geschäftsführer. Das erwirtschaftete Ergebnis werde vollständig in das Stromnetz reinvestiert, sagte Landeck.
Die Umsatzerlöse des Unternehmens stiegen 2022 auf 1.263,0 Millionen Euro nach 1.131,5 Millionen Euro im Vorjahr. Hier hätten teilweise die höheren Strompreise des Krisenjahres geholfen. Wegen der Energiekrise hätten alle Kundengruppen gespart, sodass sich der Stromtransport durch das Berliner Netz temporär auf 12,523 Milliarden kWh verringerte gegenüber 12,607 Milliarden kWh im Jahr 2021. Die Konzessionsabgabe an das Land Berlin belief sich deshalb nur auf 137,5 Millionen Euro (2021: 143,2 Millionen Euro).
Verfünffachung der Ladeleistung für E-Mobile erwartet Erik Landeck kommentierte: „Angesichts der Bewältigung der Herausforderungen mit der Energiekrise, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, mit der Corona-Pandemie und der Wiedereingliederung in das Eigentum des Landes Berlin sind wir mit den erreichten Ergebnissen sehr zufrieden.“ Zugleich betonte Landeck aber auch, dass die zeitgleichen Veränderungen im Bereich Energie, Verkehr und Wärmeversorgung der Stadt eine Mammutaufgabe für das Berliner Stromnetz darstellen. „Wir haben heute eine Ladeleistung für Elektromobile von 92 MW im Netz und rechnen in zehn Jahren mit 500 MW“, umriss er.
„Als Netzbetreiber müssen wir immer schon vor dem Kundenbedarf da sein“, beschrieb Landeck das Prinzip der vorausschauenden Netzplanung. „Nach neuesten Last-Prognosen und Planungen gehen wir sogar von einer notwendigen Verdoppelung unserer Netzkapazität innerhalb der nächsten zehn Jahre aus“, so Landeck weiter. Dafür suche das Unternehmen auch nach Fachkräften und plane, das Ausbildungspotential zu verdoppeln. Etwa 200 Neueinstellungen sind bis Ende des Jahres geplant. Das Netz müsse erhalten, ausgebaut und digitalisiert werden für die 2,3 Millionen Anschlüsse.
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Der Geschäftsführer der Stromnetz Berlin GMbH, Erik Landeck, bei der Präsentation der Bilanz 2022 Quelle: E&M/Harmsen |
Schnelle Anschlüsse für Wärmepumpen und PVZu den Schwerpunkten des Unternehmens für das laufende Jahr zählt der Geschäftsführer Maßnahmen, um die Leistungsfähigkeit in allen Unternehmensteilen zu erhöhen. Dies soll insbesondere die Investitionstätigkeit unterstützen und alle Kundenanschlussprozesse zum Beispiel bei Photovoltaikanlagen, Ladeinfrastruktur und Wärmepumpen bei deren weiterem Hochlauf konsolidieren. „Wir sind derzeit bei einer Garantiezeit von 36 Tagen für den Einbau eines neuen Stromzählers für den Anschluss einer PV-Anlage. Das wollen wir weiter verkürzen“, so Landeck. Dafür werde das Online-Einspeiseportal weiter verbessert. Ein Bürgerbeirat unterstützt das Unternehmen als Spiegel für seine Maßnahmen und für die Kommunikation nach außen.
So bietet Stromnetz Berlin für Besitzer von Wallboxen für Elektroautos und Wärmepumpen einen besonderen Tarif an. Damit sparen die Kunden 80 Prozent der anfallenden Netzentgelte, wenn sie ihre Geräte netzdienlich steuern lassen. Das bedeute, so das Unternehmen, keinen Komfortverlust, verringere aber die Netzbelastung und den nötigen Ausbau. Da Berlin sich in einem Masterplan Solarcity vorgenommen hat, spätestens bis 2050 eine Leistung von 4.400 MW Photovoltaik zu installieren, regt die Stromnetz Berlin innerhalb der BNE an, Speichermöglichkeiten zu schaffen. „Wir können in einer Großstadt im Winter nicht alles mit Strom heizen“, sagte Landeck.
Dienstag, 4.04.2023, 14:07 Uhr
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