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Energie & Management > Österreich - Strommarktliberalisierung war
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Strommarktliberalisierung war "ausgesprochen großer Erfolg"

Laut dem Regulator E-Control sparten sich die Kunden seit 2001 rund 13 Mrd. Euro an Strom- und Netzkosten. Die Versorgungssicherheit verschlechterte sich ihm zufolge nicht.
Die vollständige Liberalisierung des österreichischen Strommarktes am 1. Oktober 2001 war ein „ausgesprochen großer Erfolg, der den Endkunden viele Vorteile gebracht hat“. Das betonte der Vorstand des Regulators E-Control, Wolfgang Urbantschitsch, bei einer Pressekonferenz anlässlich des 20. Jubiläums der Marktöffnung und der damit verbundenen Einrichtung seiner Behörde in Wien.

Urbantschitsch zufolge konnten sich die Haushalte insgesamt rund 13 Mrd. Euro an Kosten für die von ihnen bezogene elektrische Energie sowie an Netzgebühren sparen. Bei den Netzgebühren wirkte sich nicht zuletzt die Tätigkeit der E-Control selbst aus. Sie ist für deren Festlegung zuständig und senkte die Gebühren in den ersten drei Jahren nach der Liberalisierung um etwa 500 Mio. Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Heute belaufen sich diese auf etwa 2,3 Mrd. Euro jährlich.

Hinsichtlich der zuletzt massiv gestiegenen Strompreise konstatierte Urbantschitsch, er rechne mit einer Entspannung im kommenden Frühjahr. Zu dieser Zeit werde die saisonal bedingte Nachfrage nach Erdgas zurückgehen und sich bei den Strompreisen dämpfend bemerkbar machen. Jedenfalls seien die Endkunden gut beraten, ihre Strombezugsverträge zu prüfen: „Wenn es darin eine Preisgarantie bis zum Frühjahr 2022 gibt, sollte man jetzt abwarten und sich dann seinen Strompreis noch einmal ansehen.“ Manche Energieversorger hätten Preisgarantien bis Ende 2022 abgegeben. Wer über einen Floater-Tarif verfüge, der die Entwicklungen im Großhandel nachvollzieht, habe aber in der Vergangenheit von den niedrigen Strompreisen profitiert.

Wechselraten „ausbaufähig“


Urbantschitschs Vorstandskollege Alfons Haber ergänzte, im Zuge der Liberalisierung hätten sich die Auswahlmöglichkeiten für die Stromkunden massiv erhöht. Heute stünden einem Haushalt 58 österreichweit tätige Stromanbieter mit etwa 3.500 unterschiedlichen Produkten zur Verfügung. Mit ihrem Online-Tarifkalkulator helfe die E-Control, das passende Angebot zu finden.

Als „noch ausbaufähig“ erachtet die E-Control laut Haber die Wechselraten. Zwar wechselten bislang insgesamt etwa 40 % der Haushalte sowie 48 % der Gewerbe- und Industriebetriebe mindestens einmal ihren Versorger. Doch hätten etliche Haushalte ihren lokalen Versorger noch nie gewechselt, und manche seien wieder zu diesem zurückgekehrt. Unter Berücksichtigung dessen würden zurzeit etwa 79 % der Kunden vom jeweiligen lokalen Lieferanten beliefert. „Wir sehen hier schon noch ein großes Potenzial an möglichen Wechslern“, kommentierte Haber.

Versorgung weiter sicher

Keine Sorgen machen müssen sich die Kunden laut Haber übrigens bezüglich der Versorgungssicherheit. Entgegen mancher „Unkenrufe“ zu Beginn der Liberalisierung habe sich diese keineswegs verschlechtert. Im Zusammenwirken der zuständigen Behörden und der Energiewirtschaft habe Österreich kritische Situationen im Stromnetz in den vergangenen 20 Jahren ebenso gut bewältigt wie die Erdgas-Importeinschränkungen um die Jahreswende 2008/2009. Auch für den kommenden Winter seien keine Probleme zu erwarten. Die zur Versorgung der österreichischen Kunden nötigen Gasspeicher seien zu 66 bis 87 % befüllt. Und die Einspeichersaison dauere noch bis etwa Mitte November: „Wir sind gut gerüstet.“

Allerdings erhoben sich zuletzt kritische Stimmen, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der sogenannten Netzreserve. In deren Rahmen schließt der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) nach Genehmigung durch die E-Control Verträge mit den Betreibern von Kraftwerken. Diese werden in der Folge gegen Entgelt vorgehalten und im Bedarfsfall genutzt, um den sicheren Betrieb des Übertragungsnetzes zu gewährleisten.

Erstmals traten diese Verträge mit 1. Oktober in Kraft. Grundsätzlich können sie auf bis zu drei Jahre abgeschlossen werden. Das Problem: Die EU-Kommission beschränkte die Vertragslaufzeit zumindest dieses Mal auf lediglich ein Jahr. Nur im Falle eines einzigen (Gas-)Kraftwerks bewilligte sie eine zweijährige Laufzeit. Im Gespräch mit der Redaktion räumte Haber ein, es gebe Bedarf, sich diesbezüglich mit der Kommission abzustimmen und sie über die Notwendigkeit der Netzreserve besser aufzuklären.

Auf mittlere Sicht werde die österreichische E-Wirtschaft indessen zusätzliche Pumpspeicherkraftwerke errichten und damit die sicher verfügbare Erzeugungskapazität erweitern. Überdies würden auch Gaskraftwerke wieder rentabler als in den vergangenen Jahren.

Zu guter Letzt setze sich die E-Control für die Ertüchtigung und den Ausbau des österreichischen Übertragungsnetzes ein, betonte Haber. Dies werde dazu beitragen, notfalls Strom aus dem Ausland importieren zu können.

Dienstag, 5.10.2021, 14:08 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Strommarktliberalisierung war
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Österreich
Strommarktliberalisierung war "ausgesprochen großer Erfolg"
Laut dem Regulator E-Control sparten sich die Kunden seit 2001 rund 13 Mrd. Euro an Strom- und Netzkosten. Die Versorgungssicherheit verschlechterte sich ihm zufolge nicht.
Die vollständige Liberalisierung des österreichischen Strommarktes am 1. Oktober 2001 war ein „ausgesprochen großer Erfolg, der den Endkunden viele Vorteile gebracht hat“. Das betonte der Vorstand des Regulators E-Control, Wolfgang Urbantschitsch, bei einer Pressekonferenz anlässlich des 20. Jubiläums der Marktöffnung und der damit verbundenen Einrichtung seiner Behörde in Wien.

Urbantschitsch zufolge konnten sich die Haushalte insgesamt rund 13 Mrd. Euro an Kosten für die von ihnen bezogene elektrische Energie sowie an Netzgebühren sparen. Bei den Netzgebühren wirkte sich nicht zuletzt die Tätigkeit der E-Control selbst aus. Sie ist für deren Festlegung zuständig und senkte die Gebühren in den ersten drei Jahren nach der Liberalisierung um etwa 500 Mio. Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Heute belaufen sich diese auf etwa 2,3 Mrd. Euro jährlich.

Hinsichtlich der zuletzt massiv gestiegenen Strompreise konstatierte Urbantschitsch, er rechne mit einer Entspannung im kommenden Frühjahr. Zu dieser Zeit werde die saisonal bedingte Nachfrage nach Erdgas zurückgehen und sich bei den Strompreisen dämpfend bemerkbar machen. Jedenfalls seien die Endkunden gut beraten, ihre Strombezugsverträge zu prüfen: „Wenn es darin eine Preisgarantie bis zum Frühjahr 2022 gibt, sollte man jetzt abwarten und sich dann seinen Strompreis noch einmal ansehen.“ Manche Energieversorger hätten Preisgarantien bis Ende 2022 abgegeben. Wer über einen Floater-Tarif verfüge, der die Entwicklungen im Großhandel nachvollzieht, habe aber in der Vergangenheit von den niedrigen Strompreisen profitiert.

Wechselraten „ausbaufähig“


Urbantschitschs Vorstandskollege Alfons Haber ergänzte, im Zuge der Liberalisierung hätten sich die Auswahlmöglichkeiten für die Stromkunden massiv erhöht. Heute stünden einem Haushalt 58 österreichweit tätige Stromanbieter mit etwa 3.500 unterschiedlichen Produkten zur Verfügung. Mit ihrem Online-Tarifkalkulator helfe die E-Control, das passende Angebot zu finden.

Als „noch ausbaufähig“ erachtet die E-Control laut Haber die Wechselraten. Zwar wechselten bislang insgesamt etwa 40 % der Haushalte sowie 48 % der Gewerbe- und Industriebetriebe mindestens einmal ihren Versorger. Doch hätten etliche Haushalte ihren lokalen Versorger noch nie gewechselt, und manche seien wieder zu diesem zurückgekehrt. Unter Berücksichtigung dessen würden zurzeit etwa 79 % der Kunden vom jeweiligen lokalen Lieferanten beliefert. „Wir sehen hier schon noch ein großes Potenzial an möglichen Wechslern“, kommentierte Haber.

Versorgung weiter sicher

Keine Sorgen machen müssen sich die Kunden laut Haber übrigens bezüglich der Versorgungssicherheit. Entgegen mancher „Unkenrufe“ zu Beginn der Liberalisierung habe sich diese keineswegs verschlechtert. Im Zusammenwirken der zuständigen Behörden und der Energiewirtschaft habe Österreich kritische Situationen im Stromnetz in den vergangenen 20 Jahren ebenso gut bewältigt wie die Erdgas-Importeinschränkungen um die Jahreswende 2008/2009. Auch für den kommenden Winter seien keine Probleme zu erwarten. Die zur Versorgung der österreichischen Kunden nötigen Gasspeicher seien zu 66 bis 87 % befüllt. Und die Einspeichersaison dauere noch bis etwa Mitte November: „Wir sind gut gerüstet.“

Allerdings erhoben sich zuletzt kritische Stimmen, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der sogenannten Netzreserve. In deren Rahmen schließt der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) nach Genehmigung durch die E-Control Verträge mit den Betreibern von Kraftwerken. Diese werden in der Folge gegen Entgelt vorgehalten und im Bedarfsfall genutzt, um den sicheren Betrieb des Übertragungsnetzes zu gewährleisten.

Erstmals traten diese Verträge mit 1. Oktober in Kraft. Grundsätzlich können sie auf bis zu drei Jahre abgeschlossen werden. Das Problem: Die EU-Kommission beschränkte die Vertragslaufzeit zumindest dieses Mal auf lediglich ein Jahr. Nur im Falle eines einzigen (Gas-)Kraftwerks bewilligte sie eine zweijährige Laufzeit. Im Gespräch mit der Redaktion räumte Haber ein, es gebe Bedarf, sich diesbezüglich mit der Kommission abzustimmen und sie über die Notwendigkeit der Netzreserve besser aufzuklären.

Auf mittlere Sicht werde die österreichische E-Wirtschaft indessen zusätzliche Pumpspeicherkraftwerke errichten und damit die sicher verfügbare Erzeugungskapazität erweitern. Überdies würden auch Gaskraftwerke wieder rentabler als in den vergangenen Jahren.

Zu guter Letzt setze sich die E-Control für die Ertüchtigung und den Ausbau des österreichischen Übertragungsnetzes ein, betonte Haber. Dies werde dazu beitragen, notfalls Strom aus dem Ausland importieren zu können.

Dienstag, 5.10.2021, 14:08 Uhr
Klaus Fischer

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